Auch wenn die Villa Flavia über ein überaus luxeriöses Balneum verfügte, hatte sie es sich nicht nehmen lassen und den frühen Nachmittag in den Thermae Agrippae zu verbringen. Dort fand sie nicht nur Ruhe und Entspannung, sondern wurde auch über den neuesten Klatsch informiert, der momentan in ihren Kreisen die Runde machte. Meist waren es nur unwichtige Informationen, die auf diese Weise an ihr Ohr drangen. Manchmal aber waren es aber auch brauchbare Neuigkeiten, die eventuell noch nützlich sein konnten.
Nach ihrer Rückkehr hatte sie sich noch etwas der Literatur gewidmet und hatte sich dann von ihrer Leibsklavin Praxilla für die Cena ankleiden lassen. Es war eine einfache Tunika aus ägyptischer Baumwolle, die sie trug, als sie sich zum Triclinum begab. Sie erwartete heute keine Gäste. Lediglich ihre Cousine und ihr Neffe würden ihr Gesellschaft leisten, was ihre Vorfreude keineswegs minderte. Schließlich hatte sie es sich auf ihre Fahnen geschrieben, den beiden jungen Leuten zu helfen, wo es nur ging. Die Karriere ihres Neffen hatte dabei natürlich Priorität. Leider fehlte es dem jungen Mann noch ein wenig Elan, fand Domitilla. Doch mit etwas gutem Zureden würde sie ihn schon dazu bringen, ein wenig mehr Motivation an den Tag zu legen. Zunächst war es von Nöten, einen passenden Patron für den jungen Mann zu finden.
Der zweite Punkt auf ihrer imaginären Liste war ihre Cousine Marciana. Das arme Kind hatte ihr bisheriges Leben fernab in der Provinz gefristet und musste nun Rom und seine Bewohner erst noch kennenlernen. Außerdem musste für sie früher oder später ein passender Gemahl gefunden werden. Besser früher als später, wie Domitilla meinte. Schließlich war das Kind schon achtzehn Jahre alt! Wenn nicht jetzt, wann dann? Wer wollte schon eine alte Jungfer heiraten?
So begab sie sich zur mittleren Kline und ließ sich dort nieder. Ein Sklave reichte ihr einen stark verdünnten Wein, den sie genießen würde, bis ihre beiden Verwandten eintrafen.