Corvina war nicht aus dem Bad gegangen, sondern geradezu geflüchtet. Ihr Herz war aufgewühlt, ihr ganzer Körper angespannt. Wie dumm sie gewesen war, ausgerechnet diese beiden zu fragen und sich Hilfe bei ihrem Problem zu erhoffen! Was hatte sie erwartet von zwei Sklaven aus dem Lupanar? Nun, wohl zumindest nicht das, was passiert war. Nun wusste Corvina nicht nur weiterhin nicht, was sie in der Hochzeitsnacht tun sollte, sondern viel schlimmer, sie wusste nun nur allzu deutlich, dass sie ihrem Mann nie das würde geben können, was anscheinend eine Lupa ihm geben konnte. Und mit niemals meinte sie wirklich: Niemals.
Dazu kam die erschreckende Erkenntnis, dass die Sache doch mit sehr viel Sauerei einherging, was Corvina so noch überhaupt gar nicht bedacht hatte. Sie hatte keine Ahnung gehabt, was sie hatte denken sollen, sie hatte ja schon gewusst, dass der Mann seinen Samen irgendwie in sie einbringen musste. Aber sie hatte nichts von Menge und Konsistenz des ganzen gewusst.
Kurz zusammengefasst, Corvina fühlte sich mehr als überfordert und verunsichert. Und wahnsinnig unzureichend und dumm. Was sollte sie denn jetzt machen? Was sollte sie tun, wenn Nero sie in der Hochzeitsnacht an sich zog und sie dann nicht wusste, was sie tun musste? 'Nicht verkrampfen' war die einzige Anweisung, die sie erhalten hatte. Und das war sogar noch viel schwieriger als das andere. Das war ungefähr so, wie wenn jemand sagte, man dürfe jetzt auf gar keinen Fall an rosa Elefanten denken. Natürlich verkrampfte Corvina jetzt schon beim bloßen Gedanken an die Hochzeitsnacht. Und dieses Gefühl, einen Stein mit sich herumzutragen, wurde nur immer schlimmer, je mehr sie daran dachte.
Als sie dann auch noch bei ihrem gang durch die Villa ein helles Stöhnen aus der Richtung des Zimmers ihres Onkels vernahm, war es gänzlich aus und vorbei und sie rannte hinaus. Einfach nur hinaus, ohne wärmende Palla oder feste Schuhe, einfach in den Garten, den feinen Kiesweg entlang bis hin zu der Laube, an deren stelle früher ein Stall gestanden hatte und wohin sie kurz mit Nero bei ihrem letzten Treffen entschwunden war, um einen Augenblick ungesehen und unbemerkt zu sein.
Dort warf sie sich auf eine kalte Steinbank und fing erst einmal an zu schluchzen und zu weinen. Sie war so dumm, so naiv und unzulänglich. Wie konnte sie nur annehmen, dass sie jemals genügen konnte?