[Außerhalb von Rom] Stallungen und Trainingsgelände der Factio Purpurea

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    Hier ist das Trainingsgelände und die Stallungen der Factio Purpurea. Es gibt eine einfache Rennstrecke, eine große Koppel, Stallungen und ein Wohnhaus für die Pferdeknechte und Verwalter der Anlage.

    Ius Trium liberorum
  • Diese Nacht hatte Varus nicht gut geschlafen. Wenn man sich etwas wünscht und dann bekommt man es, so kann es passieren, dass das Gemüt nicht zur Ruhe kommt. Gerade wenn es so etwas besonderes ist. Er ist nun Eques und wird auch sogleich die erste Stufe der ritterlichen tres militiae erklimmen. Und das am Wunschort. In der Provinz Syria. Natürlich hatte auch die Sache mit dem Schreibfehler in der Kanzlei und der Begegnung der anderen Art mit dem Primicerius zu seiner Aufregung beigetragen.


    So kam es, dass er nur mit einem sehr schnellen Frühstück im Magen in die kleine Sänfte gestiegen war ( die allerdings auch schneller durch die Straßen bewegt werden konnte, weil sie eher einem Tragstuhl glich) und hier heraus zu den Stallungen der Purpurea gekommen war, einmal mehr. Hatte er hier doch, auf freundliches Anraten seiner Cousine, seine Reitfähigkeiten wieder in Schwung gebracht. Faktisch hatte er sogar viel neues gelernt, was ihm wahrscheinlich noch zu Gute kommen würde in der Ala in Palmyra.


    Palmyra da war dieser Name wieder. Er würde noch einiges in Erfahrung bringen müssen über diese Wüstenstadt. Aber dafür wäre morgen und übermorgen noch Zeit und dann ginge es auch schon los. Heute, hier und jetzt, würde seine Cousine ihm ein Pferd schenken, so weit so gut, dass es kein Klepper war, davon war auch auszugehen, auch nicht wie er es gedacht hatte eines der Beistellpferde des Stalles, die ihm gute Dienste geleistet hatten und die ihm auch ein wenig ans Herz gewachsen waren. Mehr wusste Varus allerdings nicht, nur - dass es ein gutes Pferd sein würde.


    Als er ankam, schaute er sich um, ob er Axillas Sänfte erblickte, aber anscheinend hatte er seine Cousine, die schon vor ihm aufgebrochen war, unterwegs überholt.

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  • Nur einige Momente nach Varus kam auch Axillas Sänfte an. Unterwegs hatten sie einmal halten müssen, da der Stand eines Händlers direkt vor ihrer Nase zusammengebrochen war und es einen Moment lang weder vorwärts noch rückwärts ging. Es hatte gedauert, bis die Sänftenträger sich soweit Platz verschafft hatten, um drehen und in eine andere Gasse gehen zu können. Daher hatte Axilla leider nicht die Zeit, die sie für die Vorbereitung eigentlich hatte haben wollen, denn als sie Ausstieg, sah sie schon den ein wenig nervös wirkenden Varus.

    "Verdammt, jetzt muss ich dir wohl die Augen verbinden" scherzte sie und zupfte demonstrativ die in der Sänfte verrutschte Palla zurecht, während sie zu ihm hinüber ging. "Komm, wir gehen zur Koppel", forderte sie Varus auf und hakte sich ungefragt bei ihm unter. Zwar war der Weg hier vor der Stallgasse sehr eben und auch achteten die Stallburschen darauf, keine Pferdeäpfel lange herumliegen zu lassen, aber Axilla wollte noch ein wenig einfach die Nähe ihres jungen Vetters genießen. Allzu bald würde er mehrere hundert Meilen und mehrere Tage Reise von ihr entfernt sein, und so ganz gehen lassen wollte sie ihn immer noch nicht. Da war es einfach schön, sich noch ein wenig an ihm festzuhalten – wortwörtlich.


    "Bist du schon aufgeregt?“" fragte sie ihn und gab im Vorbeigehen dem Verwalter des Stalles mit einem kurzen Nicken zu verstehen, dass er die Überraschung gleich hervorholen und ihnen nachbringen sollte. Wirklich weit war es ja nicht bis zur Koppel.

    Axilla führte Varus zur Stutenkoppel, die von der der Hengste ein Stück entfernt war. Wann immer eine Stute rossig war, drehten die Hengste durch und fingen an, sich gegenseitig zu bekämpfen, um die Stute decken zu können. Da war es das einzig sinnvolle, die beiden Geschlechter voneinander zu trennen.

    Auf der Weide standen schon mehrere Pferde, ein Paar trugen wegen der allmählich winterlichen Temperaturen zum Schutz eine Decke auf dem Rücken. Axilla ließ Varus los und lehnte sich gegen den Holzzaun, um den Tieren zuzusehen. Es hatte etwas recht friedliches an sich. "Willst du raten?" fragte Axilla grinsend, wohl wissend, dass das Pferd, das sie ausgesucht hatte, noch gar nicht da war.

    Ius Trium liberorum
  • Er brauchte nicht lange auf sein "Cousinchen" zu warten. Sie stieg aus der Sänfte aus und mit einer unscheinbaren Geste zupfte sie ihre Palla zurecht, so dass sie in wenigen Augenblicken wie aus dem Ei gepellt vor ihm stand. Eine echte Matrona eben. Ein kleiner Scherz und schon hakte sie sich bei ihm unter und sie gingen zur Koppel. Ob er aufgeregt war? Einerseits wie ein kleines Kind vor den Saturnalien, ja, andererseits nein. Er musste es zugeben, die doch so oft kluckenhafte Übermutter Axilla, die er als Jugendlicher insgeheim sowohl verflucht wie vergöttert hatte, schon die würde ihm ein wenig fehlen. Aber diese neue Axilla, die sich ihm mehr und mehr als große Schwester und Freundin präsentierte, die ihm in diesen Tagen vor dem großen Aufbruch so viel Sicherheit gegeben hatte, die er gerade kennenzulernen begann, die würde er wirklich vermissen.


    "Wieso sollte ich aufgeregt sein, mit meinem Cousinchen an meiner Seite. Ohne Dich" - er hielt kurz inne und blieb stehen - "wird das ganz anders aussehen. Du hast mir viel Sicherheit gegeben in diesen Wochen. Und gleichzeitig hast Du den Kochlöffel mit dem Ratschlag getauscht. Aus der Ersatzmutter ist eine Schwester und Freundin geworden. Du bist wirklich eine tolle Frau." sagte er und schaute sie dabei dankbar an. Dann setzte er den Weg fort und sie erreichten die Koppel.


    Als Axilla ihn zum Raten einlud, schaute er sich die Pferde auf der Koppel genau an. Keines ragte heraus und die Fellfarben waren teilweise durch die Decken verborgen. Eines gefiel ihm dennoch besonders, ein graugescheckter Schimmel. Die Symbolik dieses Pferdes wäre sehr deutlich, mit ihm auf dem Rücken in der maßgefertigten Lorica. Roma victrix, das wäre schon, wie pflegte er zu sagen - episch: "Vielleicht die grauscheckte dort hinten?", sagte er deshalb.

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  • "Ich weiß" antwortete Axilla selbstironisch spottend auf das Kompliment mit einem Grinsen. "Aber wiege dich nie in Sicherheit. Der Kochlöffel ist nie weit entfernt, falls der Ratschlag nicht wirken sollte. Und notfalls kann ich den auch bis nach Syria werfen!" Sie würde zwar ein paar Boten brauchen und ein wenig Bestechungsgeld, aber das würde sie schon hinbekommen, dass sie irgendjemanden beauftragen konnte, um Varus einen Kochlöffel an den Kopf werfen zu lassen. Zur Not auch mitten im Gefecht mit den Parthern.


    Axilla besah sich das Tier, welches Varus sich ausgesucht hatte. Sie grinste. Es war hübsch, stimmte schon. Aber Varus hatte noch keinen Blick für Pferde. Woher auch? Axilla selbst hatte auch einige Jahre gebraucht, in denen sie hauptsächlich den Verwalter hatte machen lassen und zugehört hatte, worauf man aufpassen sollte. Natürlich war der Grauschimmel nicht schlecht, sonst stünde er nicht hier auf der Weide. Und er war noch jung und würde im Laufe seines Lebens noch reinweiß werden, wie alle Schimmel. Aber die Stute war grade tragend. Noch sah man es kaum, nur, wenn sie beim Fressen einen Schritt hier und da machte und sich dann das werdende Fohlen gegen den Bauch drückte, um die Bewegung auszugleichen. Schwer zu sehen.

    "Eine hübsche Stute, aber nein. Mach kurz die Augen zu. Mach mir die Freude, ja?"

    Axilla wartete, bis Varus die Augen schloss, und winkte dann schnell dem Verwalter, der an ihnen vorbei mit dem Pferd huschte und die Tür zur Koppel öffnete. An einem losen halfter führte er die Stute. Axilla gab das Signal "So, jetzt kannst du gucken" genau in dem Moment, als der Verwalter das Halfter löste und die Stute mit einem Klaps auf die Weide schickte.


    Es war ein prachtvolles Tier. Ein Falbe mit dunkelblonder Mähne. Hochgewachsen, schlanke Fesseln, kurzer Rücken, schöne, runde Kuppe. Jede einzelne Bewegung verriet die Kraft, das Spiel der Muskeln war wunderbar unter dem Fell zu beobachten, während die Stute einfach nur fröhlich auf die Weide galoppierte.

    Axilla stieß ihrem Vetter in die Seite und grinste, während sie das Tier beobachtete. "Na, was sagst du? Drei Jahre alt. Die Mutter gehört einem Lanista, der Gladiatoren-Eques ausbildet. Er wollte das Fohlen eigentlich auch dafür ausbilden, aber dafür ist sie viel zu schade." Axillas Grinsen wurde breiter. "Sie kennt Lärm, sie kennt Feuer. Sie kennt sogar den Geruch von Löwen und hat keine Angst davor." Axilla selbst war in dieses Tier verliebt. Sollte Varus es wagen, enttäuscht zu sein, sie würde es sofort selbst behalten.

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  • Kurz blitzte die alte Axilla wieder auf, wenn auch nur im Scherz, aber Varus verstand, dass beide sich erst einmal mit den neugefundenen Rollen aussöhnen mussten. Und so tat er ihr auch gerne den Gefallen wie ein Kind kurz die Augen zu schließen. Er schloss allerdings auch daraus, dass er das kleine Ratespiel gar nicht hatte gewinnen können und hätte beinahe den alten Trotzkopf ausgepackt und geblinzelt. Er tat dies allerdings nicht. Diese letzten Tage mit seiner Cousine wollte er einfach nur froh mit ihr verleben. Denn wenn gleich er ja nun gut vorbereitet war, Palmyra lag an der Grenze zum parthischen Reich und bei diesen Barbaren wusste man nie. Auch die Reise selbst könnte in diesen Tagen schon gefährlich genug sein. Es gab also eine gewisse Grundwahrscheinlichkeit, dass er nicht zurückkehrte.


    Also schloss er die Augen und selbst die spitze Bemerkung, die er sonst gemacht hätte, verkniff er sich. Als er dann die Augen wieder öffnen durfte, traute er denselben nicht. Es schien ihm, als ob die Zeit stehen geblieben war. Die Stute, die sich ihnen da im leichten Galopp präsentierte, war wunderschön. Vom Kopf bis zur Kruppe - ein Gedicht. Stärke und Anmut in vollkommener Verschmelzung. Es fiel im schwer sich auf Axillas Worte zu konzentrieren, und eigentlich störten sie diesen fast schon sakralen Moment. So legte er seinen Finger auf ihren Mund und ging dann zwei Schritte nach vorne.


    Nach einigen Momenten der Andacht löste sich sein Blick von der Stute und er schaute seine Base an: "Axilla, sie ist wunderschön. Und siehst Du das Muskelspiel. Klar siehst Du es, aber ich meine - episch. Bist Du Dir sicher, dass Du sie mir schenken willst? Ich werde sicherlich nicht nein sagen. Aber sie ist schon was besonderes, das sehe selbst ich."


    Dann schaute er wieder zurück zur Stute: "Hat sie einen Namen?"

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  • Hielt er ihr da einen Finger vor die Lippen? Axilla war mehr als versucht, reinzubeißen. Aber gut, dieses eine Mal ließ sie ihm das durchgehen. Ausnahmsweise. Offenbar hatte das Geschenk die erhoffte Wirkung erzielt und Varus war deshalb nicht ganz bei sich. Auf jeden Fall starrte er der Stute mit offenem Mund eine Weile hinterher, ehe er seine Sprache wiedergefunden hatte.


    "Ja, wenn du sie willst, gehört sie dir. Versprich mir nur, dass du mit ihr heil zurückkommst und vielleicht ein oder zwei Fohlen später an mich abtrittst."


    Axilla kletterte auf die untere Sprosse der Abzäunung und lehnte sich über die obere. Sie schnalzte ein wenig und versuchte so, die Stute etwas zu ihnen zu locken. "Ich wüsste nicht, dass sie einen Namen hat. Du kannst ihr also einen geben, wenn du möchtest. Du hast nicht zufällig einen Apfel mit?" Eines der Fohlen war inzwischen zwar gekommen. Zumindest solange, bis dessen Mutter gewiehert hatte und es so zurückbeordert hatte. Aber die Stute tat Axilla noch nicht den Gefallen, mit dem Laufen aufzuhören.

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  • "Du weisst, dass ich Dir das nicht versprechen kann. Ich werde mein bestes geben. Und mich nicht in Gefahr bringen, und wenn Gefahr im Verzug ist, dann wird mich .... diese Schönheit hier schon heil nach Hause bringen. Aber nur die Götter wissen, ob ich zurückkehren werde". Er sagte das, während Axilla auf den Zaun kletterte, wie ein kleines pferdebegeistertes Mädchen. Sie war jetzt genauso groß wie er, als er neben sie trat.


    "Nein, einen Apfel habe ich nicht dabei, ich werde noch viel über Pferde lernen müssen, als Subpraefect einer Reitereinheit. Aber mit..." schon das zweite Mal wollte er seiner Stute einen Namen geben, aber die Eingebung war noch nicht gekommen, "Deinen wunderbaren Geschenk hier, werde ich wohl einige Lektionen lernen können. Zum Beispiel heute die erste, ein Pferd rufen. Du bist die Expertin" sagte er und grinste.

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  • Axilla wollte rationale Überlegungen jetzt nicht hören. "Versprich es mir trotzdem", insistierte sie. Sie wollte es einfach hören. Dass er das Versprechen vielleicht nicht halten konnte, wusste sie selber. Aber dann wollte sie wenigstens wütend auf ihn sein können, dass er sein Versprechen gebrochen hatte. Wut war einfacher als Trauer.


    Lektionen zu Pferden wiederum, die waren noch einfacher. Sie kletterte nun über den Zaun, so dass sie darauf sitzen konnte, und guckte zu den Pferden. "Pferde sind einfach. Sehr viel einfacher als Menschen. Pferde haben keine Ansprüche an dich. Nur Bedürfnisse. Sie wollen einen warmen, sauberen Platz zum schlafen, wo sie kein wildes Tier angreifen kann. Eine schöne Hand voll Hafer. Hin und wieder einen Apfel oder eine Möhre. Gestriegelt werden, damit der Staub im Fell nicht juckt. Und dass du sie liebst. Das ist alles. Für ein Pferd sind wir Götter. Sie fürchten und lieben uns und wollen unsere Freunde sein."

    Als der Falbe wieder in die Nähe getrottet kam, versuchte Axilla es noch einmal. Sie streckte die Hand aus und machte ein paar schnalzende und klackende Geräusche. Diesmal hörte die Stute sie. Die kleinen Ohren zuckten und sie kam hergelaufen, in Erwartung einer Belohnung. Als sie nahe genug war, zeigte Axilla ihr die Hand und wollte sie streicheln, aber die Stute sah, dass es nichts gab und zuckte den Kopf weg. Axilla konnte regelrecht ihre Gedanken hören. Kein Fressen, kein Streicheln. Axilla lachte. "Ich glaube, ich sollte wirklich einen Apfel suchen gehen", meinte sie fröhlich. Aber wenigstens war die Stute jetzt ganz nah, so dass Varus sie einmal in ihrer vollen Pracht bewundern konnte.

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  • Varus kannte seine Cousine gut genug und konnte ahnen, warum sie ihm dieses unmögliche Versprechen abringen wollte. Und weil er tief in ihrer Schuld stand gab er klein bei: "Nun gut, versprochen Cousinchen."


    Die dunklen Gedanken, die ja kein Omen waren, sondern einfach nur normal vor einer solchen Reise, verflüchtigten sich sofort als Axilla ihm vom Pferd erzählte, also von Pferden und wie man sich um sie kümmern muss. "Das habe ich verstanden", kommentierte er den Vortrag über die Grundbedürfnisse, "aber jetzt mal ganz praktisch - auf der Überfahrt in den Osten. Das kann ich sie ja nicht bewegen. Wird sie da nicht unruhig?" Und er dachte nach darüber, dass laut seiner Cousine Pferde zu den Menschen aufschauen wie die Menschen zu den Göttern und er schaute wie zu seiner Stute, die offensichtlich einen sehr eigenen Sinn hatte und wusste, was sie wollte. Wer hier göttlich war, musste sich also erst noch heraus stellen und da begann sich ein Gedanke zu formen.. Die Stute war ein Falbe keine Frage, schön wie die safranfarbene Morgenröte. Und da wußte er welchen Namen, dieses Pferd tragen würde. Eos.


    Der Verwalter der am Ende der Koppel stand und anscheinend derjenige war, der Eos auf die Koppel geführt hatte, kam auf die Iunier zu - er hatte wohl deren Versuche die Stute anzulocken gesehen und - er brachte zwei Äpfel. Einen gab er Axilla und den anderen Varus.


    Er schnalzte und klackte mit der Zunge (wie Axilla es ihm vorgemacht hatte) und sprach: "Eos, schöne Göttin der frühen Morgenstunde, komm, hier hast Du einen Apfel." Aber bevor er ihn seiner Stute hinhielt, brach er den recht großen Apfel in der Mitte durch und hielt den Apfel dann seiner Stute hin.

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  • Mit dem Versprechen war Axilla dann auch wieder versöhnt für den vorangegangenen Finger, der sie zum Schweigen hatte bringen sollen. Sie nickte und nahm beiläufig den angebotenen Apfel entgegen. Während Varus den Seinen teilte und seiner Stute anbot, biss sie in den ihren einfach selbst hinein. Das Pferd sollte sich ja nicht mit ihr anfreunden, sondern mit Varus.

    "Seefahrten sind ein Problem für Pferde. Sie mögen es nicht, bewegt zu werden, ohne sich selbst zu bewegen. Aber da müsst ihr beide durch." Was half es denn, drum herum zu reden. Axilla hatte sich auf jeder ihrer beiden Schiffsreisen in ihrem Leben die Seele aus dem Leib gekotzt und gedacht, sie müsse sterben. Pferde konnten nicht kotzen, und für Varus hoffte sie, dass Seekrankheit nicht in der Familie lag.

    "Ich fürchte, ich kann dir in diesem Punkt nicht weiterhelfen. So viele Pferde hab ich noch nicht mit dem Schiff transportiert." Um genau zu sein: Noch kein einziges, soweit sie wusste.


    Eos sollte das Pferd also heißen. Axilla schmunzelte. Sie hätte auf irgendwas typisch männlich kriegerisches getippt. Aber ihr Vetter hatte wohl eine romantische Seite, sein Pferd nach der rosenfingrigen Göttin der Morgenröte zu benennen.

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  • Varus hatte sich noch keine Gedanken darüber gemacht, wie er die Überfahrt überstehen würde. Er hatte für vieles trainiert in den letzten Wochen, aber nicht für eine wahrscheinlich raue Seefahrt, zuerst nach Apollonia, dann Alexandria und erst dann schließlich Antiochia. Und die Herbststürme würden schon begonnen haben. Aber was soll's - Was einen nicht umbringt, macht einen nur noch härter. Und es wäre die perfekte Möglichkeit eine Bindung zu Eos aufzubauen. Also nicht perfekt, aber es war eine Möglichkeit.


    In diesem Moment fast unbemerkt hatte Eos sich seiner ausgestreckten Hand genähert und die Apfelhälfte geschlabbert und kaute mit mahlenden Bewegungen auf ihr herum. "Eos, das könnte der Beginn einer epischen Freundschaft werden." Und er bewegte seine Hand vorsichtig in die Halsregion und kraulte seinen neuen Liebling. Er vergaß dabei beinahe, dass Axilla ja auch noch da war. "Verzeih, Eos," sagte er "ich vergaß uns vorzustellen, dass hier ist Axilla, eine sehr resolute und doch freundliche Menschen-Dame, meine Cousine, und ich bin Appius - wir werden einige Abenteuer erleben und dann kehren wir gesund und munter wieder hierher zurück. Du und Deine Fohlen und ich mit einer großen Familie", dabei blickte er ohne das Kraulen aufzugeben, zu Axilla und zwinkerte ihr noch einmal keck zu. Sie zu necken würde er auch vermissen.

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  • Als Varus anfing, sie dem Pferd förmlich vorzustellen, musste Axilla lachen. "Du bist doch bekloppt!" lachte sie und biss fröhlich wieder in ihren Apfel. Jetzt im November waren sie noch knackig und süß. Allzu bald würden nur noch mehlig weiche zu haben sein, bis im nächsten Jahr der Sommer neue Äpfel brachte.

    Als er dann aber von seiner Rückkehr mit Fohlen und eigener Familie redete, zog Axilla eine Augenbraue nach oben und sah ihren Cousin streng an. "Nur, dass das klar ist: Ich werde höchstpersönlich nach Syria reisen und dich kastrieren, solltest du es wagen, dort unten einfach irgendeine unbedeutende Provinzielle zu heiraten und mit ihr Kinder zu zeugen, anstatt eine ordentliche Römerin." Axilla sah ihn mit einem Blick an, der andeutete, dass diese Absichtserklärung durchaus im Bereich der möglichen Konsequenzen liegen konnte, sollte Varus eine Dummheit begehen. "Du weißt, ich mag Sibel und liebe den kleinen Lucius, aber nochmal so einen Unfug wie bei Avianus mache ich nicht mit. Der nächste Iunius, der uneheliche Kinder zeugt oder weit unter Stand ohne Einverständnis der Familie heiratet, wird von mir höchst selbst zu unseren Ahnen geschickt, auf dass er ihnen erklären kann, wieso er auf ihren Namen pfeifft."


    Es musste doch wenigstens EIN iunischer Mann existieren, der den Ruf der Familie und ihre Rolle in der Gesellschaft stärken wollte!

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  • Lea war glücklich. Die Domina hatte sie mit zu den Pferden genommen. Sie hielt genug Abstand um das Gespräch nicht verfolgen zu können. Offen gestanden interessierte sie das auch nur wenig. Was sie wirklich interessierte waren die Pferde. Lea hatte beobachte, wie der Iunier eines der Pferde mit einem Apfel angelockt hat. Gut das war auch eine Methode. Lea versuchte jedoch ihre eigene. Sie fixierte einen Hengst. Offensichtlich so was wie der Anführer der Herde. Er war bei ihrem stechenden Blick den Kopf in die Höhe und schnaufte unwillig. Lea zuckte mit den schulter und wand sich scheinbar desinteressiert um. Wenn Mann Pferde kannte wusste man das dies Tiere von Natur aus neugierig waren und genau darauf spekulierte die Amazone. Und wie von ihr erholft regte sie die Neugier des Hengstes an. Ein machte ein paar Schritte in ihre Reichung und wieherte um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. Nur einen kurzen Blick gönnte Lea dem Tier um sich gleich wieder abzuwenden. Der Hengst wieherte erneut, dieses Mal erhielt er jedoch keine Reaktion. So musste er wohl notgedrungen näher ran. Nur noch ein paar Schritte fehlten bis zum Zaun. Ein erneutes Wiehern brachte keine Erfolg so dass er noch näher trat und die Frau am Zaun in den Rücken stupste. Nun er hielt er eine Reaktion. Lea drehte sich zu ihm um und hielt ihm ihre Hand hin. Leise sprach sie zu dem Tier. „Du bist aber ein schöner und so stolz.“ Ihr Stimme hatte einen melodischen Klang angenommen. Kurz nahm das Pferd ihren Geruch auf, bevor es den Kopf weiter in ihre Richtung neigte. Dies nahm Lea zum Anlass und strich ihm über Stirn und Nüstern. Sie ließ ihre Hand weiter zur Seite seine Kopfe gleiten. „Du bist wirklich ein ganz hübscher. Ich würde dich ja zu gern mal reiten. Aber leider geht das nicht.“ Sagte sie und legte ihre Stirn an die des Pferdes. Lea schloss für einen Moment die Augen und genoss diesen Moment der Nähe mit dem Tier. Es war einfach zu lange her, dass sie auf dem Rücken eines Pferdes gesessen und die Freiheit die man dabei spürte genossen hatte.

  • "Aber Cousinchen," lachte Varus, als sie ihm so vollständig auf den Leim gegangen war, "das war doch nur ein Scherz. Denn das kann ich Dir versprechen, ich werde nur eine Römerin aus zumindest ritterlicher Familie oder.... eine parteiische Prinzessin heiraten, um Frieden zwischen unseren beiden Völkern zu stiften. " und aus welchem Grund auch immer - wahrscheinlich weil das laute Lachen sie verschreckt hatte, wieherte Eos auf. "Siehst Du selbst Eos versteht den Spaß. Aber im Ernst: Ich werde mich benehmen, " sagte er und hörte mit dem Lachen auf "alles andere wäre auch wirklich undankbar."


    Und dann um das Thema zu wechseln, deutete er auf die Szene etwas abseits von ihnen: "Deine Sklavin kann aber auch ganz gut mit Pferden. Das solltest Du nutzen."

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  • Warum sollten sie ausgerechnet einen kleinen Tribunus Angusticlavus mit einer parthischen Prinzessin verheiraten? Axilla war sich sehr sicher, dass diese Frauengruppe relativ sicher war und eventuelle Avancen ihres Cousins wohl eher ein Kriegsgrund als ein Friedenspfand wären.

    "Das will ich dir auch wirklich geraten haben“" drohte Axilla noch einmal abschließend wie mit einem imaginären Kochlöffel. In jedem Fall wusste sie, was das erste Geschenk sein würde, was sie ihm nach Palmyra schicken würde, auf dass er ja nicht auf dumme Gedanken käme.


    Sie folgte seinem Blick und sah hinüber zur Hengstkoppel auf der anderen Seite des Geländes. Lea freundete sich da gerade mit einem der Hengste an. Ein schönes Bild. "Ja, mal sehen", antwortete sie Varus, obwohl sie genau wusste, dass es da nichts zu sehen gab. Nur sie und Silanus wussten von Leas Vergangenheit, von ihrem alten Leben und ihrem alten Namen. Axilla würde das Leben des Mädchens unter gar keinen Umständen gefährden, auch wenn das hieß, sie vor sich selbst schützen zu müssen und von dem zu trennen, was sie offenkundig liebte. Und eine reitende Sklavin erzeugte einfach zu viel Aufmerksamkeit an den falschen Stellen.


    "Mit der Kaiserlichen Kanzlei ist alles geklärt?" wechselte sie abrupt das Thema, um Varus nicht zu sehr auf dieses Thema zu versteifen. Der Junge sollte sich lieber auf seine Abreise konzentrieren und weniger auf junge Sklavinnen. Aber gut, er war ein Mann, und auch, wenn es Axilla schmerzlich an ihr eigenes Alter und ihre nun eine Weile zurückliegende Jugend erinnerte, Lea war hübsch.

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  • Der Themenwechsel verwirrte den jungen Iunier, und in den Bruchteilen einer Sekunde die er darüber nachdenken konnte, warum seine Cousine gerade jetzt so geschäftlich wirkte, kam er nur auf die sehr nahe liegende Idee, dass er ihr ja gerade versprochen hatte nicht unter seinem Stand anzubandeln und er direkt danach auf die durchaus attraktive Sklavin hingewiesen hatte. Ein Schelm der Böses dabei denkt. Da hatte ihn wohl ein Teil von ihm Lügen strafen wollen (sein Unterbewusstsein natürlich).


    Also akzeptierte er den Wechsel im Thema und in der Tonlage. "Ja ich hatte Dir eine Wachstafel in Dein Officium gelegt, aber die hast Du wohl nicht mehr gesehen. Es war nämlich so, dass ein gewisser Furius Saturninus, primicerius ab epistulis seines Amtes, vorstellig wurde noch gestern am späten Nachmittag und einen Fehler eingestand. Es geht natürlich nicht zur Legio XII sondern wie du wohl schon vermutet hattest zur Ala. Aber auch in Syrien, in Palmyra. Also alles in Ordnung. Und der primicerius ab epistulis schuldet mir nun einen Gefallen. Na wie findest Du das? Dein Cousin kann auch strategisch denken!" Und er grinste.

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  • Über den strategischen Mehrwert eines niedergestellten Kanzleibeamten ließ sich natürlich streiten. Aber Axilla sah keinen Sinn darin, eben das zu tun. Ihr Cousin machte grade die ersten Schritte als erwachsener Mann, da fing man klein an und arbeitete sich langsam hoch. Axilla selbst war auch mal nur einfach nur ein kleiner Schreiberling gewesen. Und wo war sie jetzt? Wahrscheinlich unter den vermögendsten und einflussreichsten 100 Römern. Und das als Frau. Man bedenke, was Varus als Mann wohl alles erreichen konnte, wenn er nur seinen Kopf richtig benutzte. Ein kleiner Kanzleibeamter, der einem einen gefallen schuldete, war für den Anfang also gar nicht mal so schlecht.


    "Sehr schön, dann scheint ja alles geklärt." Axilla bemühte sich, es leicht klingen zu lassen. Aber gleichzeitig war das natürlich auch ein weiteres Zeichen dafür, dass Varus schon sehr bald nicht mehr in Rom sein würde und sie nur noch per Brief mit ihm Kontakt halten konnte.

    Um keine schlechte Stimmung aufkommen zu lassen, ging Axilla aber in die Offensive. "Und was ist jetzt mit dir? Ich hatte gedacht, du kannst es gar nicht abwarten, dir einen Sattel zu schnappen und aufzusitzen. Eos will dir doch bestimmt zeigen, was sie alles kann." Natürlich musste sie dafür wieder aus der Koppel raus und am besten auf die kleine Trainingsrennbahn. Außer natürlich, Varus wollte sie gleich im Gelände testen und ins Umland reiten.

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  • Eine etwas enthusiastischere Reaktion auf seine ersten Schritte als Netzwerker, hätte sich Varus schon erhofft, aber von Axilla's Perspektive, hatte sie nicht sogar mit dem Kaiser diniert um ihn zum Ritter machen zu lassen, war ein primicerius kein besonders toller Kontakt, aber für Varus schon und der Furier war auch noch jung, man würde sehen, was daraus würde.


    Aber Varus hatte keine Zeit darüber zu grübeln, da seine Cousine ihn einlud, oder gar aufforderte Eos doch endlich zeigen zu lassen, was sie konnte. Und wahrlich, er ließ sich das nicht zweimal sagen. Er überkletterte den Zaun und ging zum Eingang des Koppel und lockte Eos dabei mit ihm zu kommen. Schnalzen, Kraulen und die andere Hälfte des Apfels waren dabei seine Hilfsmittel. Und es funktionierte einigermaßen, er war zwar noch kein Pferdexperte wie seine Cousine, aber mit Eos hatte er schon eine Basis. Sie folgte ihm also und an Ein-/Ausgang stand auch schon der Verwalter, der diesen kleinen Proberitt vorausgesehen hatte (oder: von Axilla schon instruiert worden war) und deshalb Sattel, Zaumzeug und alles nötige schon bereitgelegt hatte. Zusammen sattelten sie Eos sehr schnell auf und der Verwalter half dem jungen Iunier auch in den selbigen. Das war der Moment wo Iunius Varus realisierte, dass er zumindest einen Sklaven mit nach Palmyra nehmen musste. Oder eine Sklavin (sein Blick ging kurz zu Axillas Sklavin an der Hengstkoppel), nein das wäre definitiv keine gute Idee. Er sollte einen männlichen Sklaven mitnehmen, der sich um Eos kümmern, ihm beim aufsitzen helfen und ein paar der gutturalen östlichen Sprachen kannte, nur für den Fall, dass es Probleme mit den Einheimischen gab. Er würde mal auf dem Sklavenmarkt vorbeischauen, vielleicht gäbe es ja etwas, das seine Ersparnisse ihm erlaubten.


    Aber jetzt verlangte jemand anderes seine volle Aufmerksamkeit. Er saß im Sattel auf seiner Eos. Er flüsterte ihr leise etwas ins Ohr und dann deutete er leicht mit seinen Oberschenkeln an, dass es losgehen könnte. Und Eos verstand ihn, nur zu gut. Denn sie hielt sich nicht lange mit Schritt oder Trab auf, sondern galoppierte fast aus dem Stand los. Beeindruckend, vor allem weil es dennoch ein sehr geschmeidiges Reitgefühl war. Er überlegte kurz ob er auf die Trainingsrennbahn wollte, entschied sich aber dann anders, er bremste Eos ein wenig aus und kehrte zu seiner Cousine zurück, wo er kurz stoppte. Auch dies ging sehr gut. Eos war großartig. "Einfach nur - episch. Ich mache einen kleinen Ausritt in die Umgebung, wenn es Dir recht ist. Willst Du hier warten, oder kehrst Du in die Urbs zurück?"

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  • Dream on, little Broomstick Cowboy,

    Of rocket ships and Mars;

    Of sunny days,

    And Willie Mays,

    And chocolate candy bars.

    Dream on, little Broomstick Cowboy,

    Dream while you can;

    Of big green frogs,

    And puppy dogs,

    And castles in the sand.

    For, all too soon you'll awaken;

    Your toys will all be gone.

    Your broomstick horse will ride away,

    To find another home.

    And you'll have grown into a man,

    With cowboys of your own.

    And then you'll have to go to war,

    To try and save your home.



    Axilla hatte das richtige Stichwort gegeben, denn Varus griff den Vorschlag sofort begeistert auf. Er schwang sich über den Zaun und lockte Eos mit sich zum Eingang der Koppel, wo ein Stallhelfer beim Aufsatteln und Aufsteigen half. Sehr gut, so war der Junge beschäftigt und dachte nicht zu viel über Lea nach. Und Axilla ihrerseits hatte so auch die Möglichkeit, ein wenig nachzudenken.

    Doch anstatt wie erwartet loszureiten, kam Varus zu ihr noch einmal herüber, gerade, als Axilla vom Zaun mit einem kleinen Hüpfer wieder heruntergesprungen war. Sie lächelte und schüttelte den Kopf. "Jetzt reite schon. Genieß es. Ich bin schon groß und kann mich schon beschäftigen. Und wenn du für deinen Ritt länger brauchst als ich hier für meine Factio-Angelegenheiten, bin ich mir auch sicher, dass du den Weg zur Domus findest. Sei nur zum Abendessen zuhause." Und mit den letzten Worten gab sie Eos noch einen ermutigenden Klaps auf die Hinterflanke, damit das Pferd auch losging und ihr Vetter nicht auf die Idee kam, das ganze noch ausdiskutieren zu wollen.

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