Das Thermopolium der Charis - Garküche

  • Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.


    Im Erdgeschoss befand sich eine Garküche, ein thermopolium. Das Thermopolium öffnete sich mit einer Mauerwerkstheke zur Stiegengasse hin. In die Theke waren Steingutgläser, die dolia, eingebettet, in denen getrocknete oder eingelegte Lebensmittel wie Nüsse, Datteln und Oliven aufbewahrt und verkauft wurden. Fresken mit Motiven von Obst und Gemüse leuchteten an den Wänden, und auf Bänken konnte man sitzen und einfache, aber sorgfältig gekochte Speisen genießen.

  • Sklavenmarkt >>>


    Bitte melden Sie sich an, um diesen Anhang zu sehen.Charis, die überaus üppige Vermieterin der gleichnamigen Insula, deren Name "Geschenk" und "Begabung" bedeutete, saß hinter dem Tresen auf einem Stuhl und beobachtete mit Argusaugen die Gäste.

    Saturninus trat mit Firas im Schlepptau ein, winkte ihr und rief über die Anwesenden hinweg: "Salve Charis, das ist Aias, mein neuer Diener. Präg dir sein Gesicht ein, damit du weißt, dass er hier rein und raus darf!"

    "Setz dich", befahl er Firas und zur Wirtin: "Zwei Portionen Puls mit gekochtem Gemüse und zwei Becher Posca, bitte!"

  • [...]


    Firas ließ sich seine Gedanken nicht anmerken, sondern lächelte freundlich und trat hinter seinem Herrn in das Gemäuer ein, welches sich als eine Garküche heraus stellte. Diese war auch regelrecht dazu angetan, die Sorgen fallen zu lassen, um sich nun auf die köstliche Gerüche konzentrieren zu können. Erst jetzt merkte er, dass sein Magen inzwischen leer gelaufen war und er auch einen gewissen Durst verspürte. Auf seine Vorstellung hin, lächelte er die Dame weiterhin an, welche ihn aus falkengleichen Augen beäugte und auch ein wenig den Kopf dabei neigte. Vielleicht hatte Herr Satruninus recht gehabt und so ein Schildchen, welches er ja um den Hals trug war recht gesund für einen Mann wie ihn. Auf Dauer und in den Straßen. Und auch beim Eintritt in diese Insula. Kurz konnte auch er seinen Blick nicht von der Frau abwenden, doch er folgte seinem Herrn an einen der Tische und sezte sich auf dessen Geheiß hin. Puls mit Gemüse und Posca klang auch gleich wie der Klang sphärischer Zimbeln in seinen Ohren. “Das verstehe ich nicht, Dominus. Gyas, Aias?“ wagte er dann etwas zaghaft zu sagen.


    “Meinst du nun, dass ich laufen kann wie der Lokrer, oder kämpferisch bin wie der Telamonier?“ Er grinste nun ein wenig scheu. Herr Archias hatte sich ja auch öfters Späße erlaubt, doch war sich Firas sicher, dass dieser auch einer entsprechenden Antwort nicht abgeneigt war. Bei Herrn Saturninus konnte er ja verständlicher Weise die Lage noch nicht recht einschätzen. Dann verzog er ein wenig verschmitzt den Mund. “Aber wenn du wünscht, werde ich hunderartarmig alles im schnellen Lauf erledigen und ein Held der Arbeit sein!“ Es war immer gut, ein wenig für sich zu werben. Natürlich in dem festen Glauben daran, dass die heimischen Räumlichkeiten des neuen Dominus isch nicht als eine Art Troja herausstellten. Dann nickte dem Römer entschlossen, aber leicht scherzhaft zu. “Ich werde mir die Tekmessa verdienen!“ Falls der Furier sich eine solche dann leisten konnte. Der Erwarb von Ophelia damals durch Herrn Archias war ja auch mehr ein Zufall gewesen. Aber ein schön. So schön wie Ophelia selbst. Fast hätte er unter dieser Erinnerung noch einmal geseufzt, doch das wollte er sich und anderen ersparen.

  • Saturninus stutzte ein wenig über die Begeisterung seiner Neuerwerbung über seinen Scherz, dass der junge Sklave ja noch da wäre, wenn ihn die Sehnsucht packte.

    Verstohlen musterte er ihn von der Seite. Ein ansprechender Jüngling war er. Ob er in Alex das Bett seines Vorgängers gewärmt hatte? Griechen, halt Da würde Saturninus ihn enttäuschen müssen.

    "War es nicht Gyas?", fragte er: " Oder Aias? Aber auf - as hat es geendet, daran erinnere ich mich. Wie heißt du nochmal?"

    Saturninus lächelte über die Scherze über die Mythologie. Aber dann sprach Firas - Firas war es! - von Tekmessa, und wieder wurde es ihm anders:
    Im Mythos war Tekmessa Kriegsbeute gewesen und Sklavin des Ajax. Er verliebte sich in sie und behandelte sie als Gattin, obwohl er sie nicht heiraten konnte. Ob Firas so etwas ähnliches andeuten wollte?

    Säuerlich lächelnd zitierte Saturninus Sophokles:

    " Gebieter Aias!....

    Jetzt bin ich Sklavin.

    Denn so hat es wohl Den Göttern gefallen und vor allem deiner Hand....."

    Sophokles: Davon muss ich ihn abbringen, dachte Saturninus.


    Da kam Charis, die sich trotz ihrer Körperfülle so flink bewegte, mit der Bestellung und sagte mit ihrer sagenhaft samtweichen Stimme:
    " Hier der Puls mit extra viel Butter und die Posca ist gekühlt. Wohl bekomms."

    Sie zwinkerte Firas kokett zu.

    "Iss erstmal, während ich rede!", sagte Saturninus und schob seinem Sklaven Puls und Becher hin.


  • Dass sein neuer Dominus ihn nun von der Seite bemustert hatte, hatte Firas nicht mehr wirklich mitbekommen, immerhin hatte er ja noch gehofft, dass es wirklich ein Scherz gewesen war, den der Römer hatte verlauten lassen. Liebschaften waren so etwas wie sein eigener Antrieb, jedoch bisher nur mit den Damen seines eigenen Standen. Wenn sie hübsch waren und ein wenig ansprechend und überhaupt nichts Burschikoses an sich hatten. Ach, Ophelia. Nun aber war es doch ersteinmal wichtiger in Erfahrung zu bringen, was der Dominus denn gemeint hatte, bis es Firas wie Schuppen von den Augen fiel, dass der Furier sich seines Names wohl nicht recht erinnern konne. Immerhin fragte dieser noch einmal danach. “Firas!“, bestätigte er also noch einmal nickend. “Das ist der Name, den man mir gegeben hatte!“, sagte er sicherheitshalber auch noch einmal. “Damals… nach meiner Geburt.“ Nur um obendrein noch einmal völlig sicher zu gehen. Wenn er schon auch sonst nichts hatte, seinen Namen hatte er dann doch stets behalten können.


    Ein wenig stutzte nun aber auch Firas innerlich, denn der Dominus machte mit einem Schlag einen sehr leicht nachdenklichen Eindruck, den er sich nicht erklären konnte. Lag es an den Scherzen seinerseits? Vielleicht sollte er diese dann doch besser unterlassen, bis er den Mann besser kannte und einschätzen konnte. Wissen konnte man ja immerhin nie. Am Ende wohnte dem Furieren wohl doch ein Despot inne… oder ein Mensch, mit dem nicht sonderlich gut auszukommen war. Zwar kannte Firas das nicht aus eigener Erfahrung, doch Schläge und dergleichen waren doch nichts, was er in seinem täglichen Leben brauchte. Eigentlich auch gar nicht! Zunächst aber kam die füllige Dame an den Tisch geeilt und brachte Puls mit extra viel Butter und den Posca. Das lenkte natürlich auch sogleich von den eigenen Gedanken ab, denn ein leerer Magen wog sehr viel schwerer als ein voller Kopf. “Wohl bekomm‘s!“ erwiederte Firas und ließ noch ein: “Vielen Dank! folgen. Sicher war sicher und Dankbarkeit war doch etwas, was einem meistens sehr gut zu Gesicht stand. Besonders wenn man gerade erst von einem Podest herunter gekommen war. Also nickte er nun und machte sich ans Essen, wobei er vor allem der guten Butter nachschmeckte, ehe er dann seinem Dominus wieder aufmerksam entgegen schaute. Dieser wollte reden. Und er würde zuhören. Ganz sicher.

  • Der neue Sklave freute sich offensichtlich über die dargebotenen Speisen, und Saturninus nutzte die Gelegenheit, ihm betont sachlich die Gegegebenheiten zu erklären, während er ihn essen ließ:

    "Ich habe die große Wohnung im ersten Obergeschoss. Wir sind noch an die Wasserversorgung angeschlossen, was bedeutet, dass es ein kleines Balneum und eine Latrine gibt, und du um das Leeren der Matella in das Urinfass unter der Treppe herumkommst.

    Aber leider ist Feuermachen in der ganzen Insula verboten, die strengen Antibrandgesetze verstehst du, so dass du warmes Essen immer bei Chjaris besorgen wirst, die dich ja jetzt kennt und alles anschreibt. Einmal im Monat wird mit der Miete abgerechnet.

    Kannst du rechnen? Dann übernimmst du das.

    Wie ich den Tagesablauf wünsche? Du stehst morgens auf, richtest die Badeutensilien und ein leichtes Frühstück und hilfst mir beim korrekten Anlegen der Toga.

    Während ich frühstücke, liest du mir etwas vor - oder kannst du rezitieren oder etwas deklamieren? Das ist auch nett. Manchmal hätte ich auch Briefe zu beantworten, dann könntest du dir Notizen machen.

    danach begleitest du mich eventuell zur Salutatio bei meinem Patron oder in die Kanzlei, dort hast du allerdings keinen Zutritt. Du kehrst nach Hause zurück und kannst baden, und danach das Bad gründlich reinigen. Dann räumst du auf und putzt die Wohnung. Wenn du Hunger oder Durst hast, bedien dich.

    Du wirst tagsüber viel allein sein, hast also eine Vertrauensstellung. Du darfst die Casa verlassen, wenn du alles in Ordnung gebracht hast. Du solltest täglich etwas Brot, Käse und Obst einkaufen, und denk auch an dich.

    Besuch wünsche ich aber nicht, wenn ich nicht zuhause bin....auch nicht von möglichen Liebchen oder....."

    Saturninus schluckte:

    ".....Liebhabern? "

    Saturninus fuhr fort:

    " Ich komme so in der hora nona wieder. Spätestens in der hora octa musst du also zu Hause sein. Hol bei Charis zweimal das Tagesgericht und Posca und erwarte mich. Du bedienst mich im Balneum - ich brauche jemanden, der mir den Rücken striegelt - und servierst dann das Essen. Du wirst dir einen Stuhl holen und darfst mit mir essen - ich unterhalte mich gerne bei der Cena. Danach mal sehen.

    Du bekommst oben ein Cubiculum für dich alleine, da du der einzige Sklave im Haushalt bist.

    Morgen gehen wir auf den Mercatus und kaufen dir noch zwei Tunikas zum Wechseln und dein eigenes Badezeug, kleine Wäsche erledighst du, große Wäsche wie meine Toga wird außer Haus gegeben.

    Ach ja, dein Peculium. Du erhälst für den Anfang fünf Sesterze im Monat. Je nach deinem Diensteifer kann das steigen.

    Diene mir gut, und du wirst gut behandelt werden.

    Enttäusche mich, und ich verkaufe dich an ein Bergwerk oder in die Arena.

    Das war es von meiner Seite, Firas. Deinen Namen darfst du übrigens behalten.

    Hast du denn Fragen an mich? Frag nur ohne Scheu."

    Saturninus war, wohl gesättigt und zufrieden, recht guter Stimmung.

  • Firas hörte aufmerksam zu, während er sich den Löffel immer wieder zum Mund führte und dabei versuchte nicht offensichtlich zu schlingen. Hunger hatte ja allemal, denn Rufus hatte sie des Öfteren schmoren lassen und nur das für das Essen ausgegeben, was unbedingt sein musste. Zum Glück war er nicht lange bei dem Händler gewesen und war von dem Römer ihm gegenüber gekauft worden. Als dieser aber nun von der Matella anfing – wobei die Wohnung in einem annehmbaren Stockwerk wirklich etwas Wunderbares war – senkte Firas seinen Löffel und versuchte gerade nicht an eine Matella beim Essen zu denken. Zum Glück ging es dann auch thematisch gleich weiter, hin zum Essen und er kaute wieder vollmundig. Dass kein Feuer gemacht werden durfte war auch besser. Ungern erinnerte er sich ja daran, wie der Herr Archias beinahe die Wohnung samt Insula nieder gebrannt hat, da er gerne das Geflügel hatte selber braten wollen. Danach gab es eine harsche Abmahnung und eine Woche nur Brot. Dann nickte er. Ja, er konnte rechnen und auch der Tagesablauf klang recht human. “Ja, ich äh…,“ entkam es ihm dann leicht unschlüssig, denn ob er rezitieren oder deklamieren konnte, wusste er selbst nicht recht. Mit dem Reklamieren jedoch war er vertrauter, da der Herr Archias ja öfters mal Einkäufe von minderer Qualität getätigt hatte, von denen er hinterher meinte, sie doch nicht gebrauchen zu können.


    Briefe und Notizen sollten jedoch kein Problem darstellen und auch der Weg in die Kanzlei – und da ja auch recht zügig zurück – hörte sich machbar an. Überhaupt schien das Leben, das ihn nun erwartete sehr annehmbar zu sein und es hätte ihn deutlich schlimmer treffen können. Einkaufen, putzen und ansonsten viel Freizeit klangen da doch vortrefflich, so lange der Besuch draußen blieb. Als sein neuer Dominus zaghaft mutmaßte, dass auch eventuelle Liebhaber draußen blieben musste, schaute Firas ihn wieder einen Moment an und ließ noch einmal den Löffel sinken, ehe er sachte den Kopf schüttelte. Sein Dominus sprach aber schon weiter, sprach von den Zeiten, in welchen er wieder daheim erwartet werden konnte, nach einem langen Arbeitstag und seinen Pflichten im Bad und im Haushalt bezüglich des Essens. “Natürlich…,“ bestätigte Firas das, lächelte bei der Information, dass er sogar ein eigenes Cubiculum und fünf Sesterze an Peculium haben würde und schluckte dann doch schwer, als er hörte, dass bei schlechter Dienstbarkeit die Minen oder die Arena auf ihn warteten.


    Das war schon immer sein Schreckensbild gewesen, weshalb er sich ja auch stets besonders bemüht hatte. Mal mit mehr, mal mit eher weniger Erfolg, doch bemüht war eigentlich immer. Wenn er nicht gerade schlief. Neben dem Verfassen von eigener Poesie, der Suche nach der Schönheit in Natur und in weiblichen Gesichtern und eben der Dienstbarkeit, war das Schlafen einer seiner größten Leidenschaften. Nun aber war mit dem Fragen dran, wobei es sehr gut war, dass sein Dominus satt und guter Dinge zu sein schien. “Also...“ Firas überlegte kurz und verschob seinen Mund ein klein wenig nachdenklich, ehe er tief durchatmete. Da das alles ja sehr annehmbar klang und er die Wohnung noch nicht kannte, geschweige denn den Tagesablauf aus eigener Erfahrung, war es nun schwer diesbezüglich eine Frage zu finden. Oder? “An welche Lektüre beim Vorlesen hast du denn gedacht, Dominus?“, wollte er dann wissen. Am besten man fing mit den Fragen vorne an. “Ich bin kein großer Kenner, würde aber selbstverständlich alles nachlesen und …. nun… ich schreibe ja auch selber gern Gedichte...“ Die letzten Sätze kamen etwas zögerlich, aber es würde natürlich gut klingen, zumal Poeten auch selten in Arenen endeten. Selbst wenn sie schlechte Lyrik verfassten. Es sei denn, die verbreiteten darüber hinaus noch irgendwelche Irrlehren oder stellten sich gegen Rom mit ihren Oden und Arien. Und das tat er ja gar nicht. Bei ihm ging es schließlich um die Liebe und eine solche war ja in Minen auch nur sehr schwer abzuschürfen. “Ich werde natürlich alles tun, was du wünscht!“ Das wollte er auch noch einmal klar stellen. Und eine weitere Sache gab es da dann wohl auch noch. “Ich mag Frauen!“ Sicher war sicher und irgendwie hatte Firas das Gefühl, sein Dominus hegte diesbezüglich die ein oder andere Befürchtung. Dann trank Firas an seinem Posca und wartete erst einmal ab.

  • Saturninus fiel fast der Löffel aus der Hand. Weshalb ergatterten die Furier immer solch ambitionierte Sklaven? Der eine in der Casa Furia hielt sich für einen Philosophen, und dieser hier war ein Poet. Wo waren die etwas schlichten Gemüter, die einfach nur ihren Dienst versahen und darüber keine Betrachtungen verfassten oder gar Gedichte schrieben? Nun ja, aber schlafen tat der junge Mann gerne, das war beruhigend.

    "Morgens ein Gedicht zu hören ist bestimmt eine nette Abwechslung.", sagte Saturninus: " Und einen bestimmten Schriftsteller bevorzuge ich nicht, denn es geht mir auch darum, mich fortzubilden und zu hören, was ich noch nicht kenne. Nimm einfach eine Schriftrolle aus meinem Cubiculum, eine Bibliothek gibt es nicht. Wenn du irgendwelchen Klatsch aus Roma hast, nur zu, das interessiert mich auch.

    Du musst übrigens nicht nur tun, was ich mir wünsche: Es ist auch gut, wenn Du selbst mitdenkst."

    Saturninus kam gar nicht auf die Idee, wie anspruchsvoll doch die Römer bei ihren Sklaven waren: Ein netter Anblick sollten sie sein, diensteifrig aber diskret, selbst mitdenken, aber nicht eigenmächtig, dem Dominus jeden Wunsch von den Augen ablesen, aber ihm nicht direkt in die Augen schauen,

    kein eigenes Leben haben und wenn es nottat, sich für die Herrschaft auch foltern und töten zu lassen - oder ihnen bei der Selbsttötung assistieren.

    Die Stellenbeschreibung erforderte sozusagen sämtliche soft skills der Oikumene, der bekannten, bewohnten Welt.


    "Du magst also Frauen?", sagte er ziemlich aus dem Zusammenhang.

    Das machte ihn noch vorsichtiger. Denn bei den Griechen und all den artverwandten Kreatuiren wusste doch jedes Kind, dass sie Schnecken UND Muscheln mochten, mal ganz metaphorisch gesprochen:

    "Nun ja, dafür hast du dein Peculium, damit du dein Mädel auch mal auf eine Posca einladen kannst.", sagte er. ( Oder ins Lupanar gehen, das sagte er aber nicht, das dachte er nur.). Ein bißchen neugierig war er doch:

    "So ein netter junger Bursche wie Du hat doch bestimmt schon eine Freundin oder gar mehrere?", fragte er jovial.

  • Sein neuer Dominus schien nun sichtlich erstaunt über etwas zu sein. Nur worüber war Firas im ersten Moment nicht ganz klar. Ging es darum, dass er noch einiges nachlesen musste? Über seine Gedichte? Nun hoffte er innerlich sehr, dass er nichts Falsches gesagt hatte, schließlich hatte der kleine Satz des Furiers, nämlich jener, in welchem die Minen und Arenen vorgekommen waren, nun doch einen kleinen Eindruck in ihm hinterlassen. Das waren nun wirklich keine schönen Orte, welche er von Nahem sehen wollte. Als Beteiligter schon einmal mehr nicht! Aber letzten Endes schien es ja nun doch in Ordnung zu sein, wie der Dominus sagte, denn ein Gedicht am Morgen wäre doch eine nette Abwechselung. Auch gab er keinem bestimmten Schriftsteller den Vorzug, was Firas nun wiederum beruhigte und ebenso ruhig an seinem Posca nippen ließ. Er durfte sich also an den Shriftrollen im Cubiculum seines Herrn bedienen und sogar den Klatsch und Tratsch zum Besten geben. Herr Archias hatte auf diesen nicht viel gegeben und ihn geflisstlich ignoriert. Vielleicht weil er des ofteren selbst darin vorgekommen war, aber das war nur eine Spekulation. Natürlich! Er aber sollte nun nicht nur tun, was verlangt war, sondern auch noch mitdenken. Auch dazu nickte Firas! “Natürlich!“, gab er bekannt. Er, Katander und Ophelia damals waren es beim Herrn Archis gewohnt mitzudenken, da dieser oftmals ansonsten nicht überlebt hätte in der Welt, welche ihn oftmals herausgefordert hatte. Mal mit diesem, mal mit jenem. Rom konnte eine Grube sein, in der nur der Beste überlebte.


    Firas seufzte nun leicht und schaute auf, als sein Dominus nun nachhakte, ob er Frauen möge. Aber ja. Das hatte er ja gesagt. Wieder folgte von Firas‘ Seite aus ein Nicken des Kopfes. War das auch ein Fehler gewesen? Wahrscheinlich. Nicht dass sein neuer Herr nun annehmen musste, er würde sich durch die Casca und Insulae graben, um nach Frauen Ausschau zu halten. So war das ja ganz und gar nicht! Aber genau das vermutete der Furius nun wohl doch, denn immerhin meinte er, dass er sein Peculium ja nutzen könne, um Mädchen einzuladen. Ob er schon einmal eine Freundin gehabt hatte? Er wäre ja ein netter Bursche. Diese Worte machten Firas nun doch ein wenig verlegen. “Nun ja…,“ begann er dann. “Ich hatte schon einmal eine Freundin. Fast auch eine Zweite….“ Nun seufzte er wieder schwer. “Ophelia war die schönste Blume im Garten meines Herrn!“ Auch wenn Herr Archias in Alexandria überhaupt keinen Garten gehabt hatte. Die Aelier in Rom aber allemal. “Leider verstarb sie nur allzu früh.“ Er senkte seine Blicke traurig auf die Tischplatte. “Aber ich habe einen Kaktus nach ihr benannt und diesen in den Hortus gepflanzt. Kakteeen widerstehen so vielem und ich hatte Sorge, dass eine allzu anspruchsvolle Pflanze dann doch zu früh eingehen würde. Es sollte ja eine Erinnerung sein!“


    Seine Worte waren völlig ernster Natur und zeugten auch vorn ehrlicher Trauer. Dann riss er sich aber wieder zusammen und lächelte erneut. “Und seitdem denke ich jeden Tag an sie und bitte sie, mir zu verzeihen, dass es auch andere Frauen gibt, die von großer Schönheit sind.“ Schon hatte seine Stimme einen enthusiastischen Zug angenommen. “Aber ich verehre sie lieber aus der Ferne!“, erklärte er weiter. “Als Anregung für meine Gedichte, auch wenn Thermopodia aus der Culina der Domus Aelia eine wirklich wunderbare und sehr schöne Frau gewesen war und ich mit ihr….“ Firas unterbrach sich nun und schaute seinem Dominus entgegen. “… gerne geredet und mich über Kräuter unterhalten habe!“ Mehr war ja auch gar nicht zwischen ihnen gewesen. “Verzeih‘ mir, Dominus. Ich rede zu viel…. Das macht… die Aufregung!“ Dann schaute er wieder auf die Tischplatte und gönnte sich noch einen Schluck aus dem Becher.

  • Saturninus staunte schon wieder, denn dieser Firas entpuppte sich gerade zu als ein Quell von Wundern. Ein Kaktus! Er hatte einmal in seinem Leben einen gesehen, den man unter Lebensgefahr aus dem tiefsten Africa von noch jenseits des Feuergürtels nach Alexandria gebracht hatte, Rhipsalis hatte die Pflanze geheißen. Sie war noch teurer gewesen als diese modischen Haustiere, diese heiligen Katzen aus Aegyptus.

    Und dieser Sklave hatte einen gepflanzt und nach einer verstorbenen Sklavin benannt. Sein früherer Dominus musste Denare wie Heu besessen haben:

    "Einen Kaktus kann ich dir vermutlich nicht kaufen.", sagte er: "Doch vielleicht tut es auch etwas anderes mit Stacheln: Eine Stechpalme etwa. Die hatten wir in Parthenope. Sie könntest du auch Ophelia nennen, wenn dir so viel daran liegt."

    Er lächelte:

    "So , wenn du ausgetrunken hast, geht es nach oben in meine Wohnung. Dann kannst du gleich anfangen, mir im Bad behilflich zu sein."


    >>> Saturninus' Wohnung

  • Firas seufzte noch einmal flüchtig seinen Erinnerungen nach, als das Bild der Opheilia wieder in ihm auftauchte. Die herrlichen fleischigen Blätter und die winzigen Stacheln daran. Vor allem die prächitge Blüte, welche sie ihm noch geschenkt hatte. Dann lächelte er leicht und schaute seinen Dominus an. “Oh nein, Dominus. Ich brauche doch gar keinen Kaktus!“, gab er dann von sich.

    “Obwohl Stechpalmen auch sehr genügsam sind. Der Kaktus… war aus den Gärten von Alexandria!“ Ein wenig Stolz klang seine Stimme nun schon, auch wenn er nicht zugeben würde, dass er heimlich den Ableger entwendet hatte. “Und es wird immer nur eine Ophelia für mich geben!“ Seine Stimme hatte einen schwärmerischen Unterton angenommen und kurz schaute er zur Seite, als würde sein Blick die Mauer des Thermoploiums durchdringen und vollends in der Ferne schweifen. Dann aber gab er sich einen Ruck, als sein Dominus nun in seine Gemächer wollte und ebenso meinte, dass er im Bad behilflich sein könnte. “Aber natürlich, Dominus!“, sagte er dann auch sogleich eifrig, stützte den Rest Posca hinunter und stand schon einmal auf. Dann folgte er seinem Dominus in dessen Wohnung.


    Ankunft im neuen Heim

  • tectumque providere - Obdach gewähren



    Mit gesenkten Kopf hastete Helia durch die römischen Straßen und achtete peinlichst auf jedes Geräusch das an ihr Ohr drang. Nicht auszudenken wenn sie entdeckt werden würde und dies von den falschen Leuten. Bei diesem Gedanken rieselte ein feiner Schauer über den Rücken der Weißblonden, so dass sie ihren Umhang, der auch schon bessere Tage gesehen hatte, enger um ihre schlanke Statur zog. Sie brauchte dringend ein Dach über dem Kopf und dies, wenn möglich, für mehr als nur eine Nacht. Den Lederbeutel mit den klimpernden Münzen presste die freigelassene Sklavin unwillkürlich enger gegen ihren Körper und presste sich im nächsten Moment gegen eine steinerne Hauswand, als ein Fuhrwerk rumpelnd durch die Straßen ratterte. Merkwürdig. Zu nachtschlafender Zeit. Nachdenklich blickte sie dem Fuhrwerk nach. Bevor sie sich auch schon besann, ihren Kopf schüttelte und ihre Schritte wieder aufnahm. Nein. Sie durfte keine Zeit verlieren. Denn wenn die Erben ihres verstorbenen Herren erst einmal ihre Witterung aufgenommen hatten, dann würden sie sie jagen wie Bluthunde und erst zufrieden sein, wenn sie blutend zu ihren Füßen lag. Bei diesem Gedanken huschte ein gar kämpferisches glitzern durch Helias Augen und ihre Finger ballten sich leicht zu Fäusten. Eh‘ sie auch schon ihren Kopf schüttelte. Schließlich wusste sie, dass sie gegen die verbrecherische Macht der Gens Accia kaum eine Chance haben würde.


    Mittlerweile hatte Helia den Esquilin erreicht und versuchte ihre Atemzüge wieder zu regulieren. Waren diese doch durch ihren hastigen Lauf etwas außer Kontrolle geraten und die Weißblonde somit etwas atemlos. Nachdem sie schließlich einige male tief durchgeatmet hatte, ließ sie ihren Blick höchst aufmerksam ihre nähere Umgebung fokussieren. Sie benötigte dringend ein Dach über dem Kopf. Und dieses Dach über dem Kopf, und sei es auch nur eine kleine Kammer oder eine Ecke in einem Zimmer, durfte nicht viel kosten. Denn die Münzen in dem Lederbeutel ihres verstorbenen Besitzers, sollten auch noch später reichen. Dies bedeutete somit, dass sie nicht gleich alles auf einen Schlag ausgeben sollte. Sie musste mit den Münzen haushalten und sparsam leben. Etwas was der Weißblonden nicht schwer fiel.


    Langsam ging Helia auch schon eine der Straßen entlang und versuchte ihr Glück an einer Türe, an der ein windschiefes Schild darauf hinwies, dass dort Zimmer zu vermieten wären. Doch auch nach mehrmaligen klopfen öffnete niemand und so drehte sich Helia mit einem leisen seufzen herum. Um ihre Schritte voran zu lenken. In einer Seitengasse wurde Helia abermals fündig und klopfte an eine verwittert aussehende Türe. Tatsächlich wurde ihr diesmal sogar geöffnet. Und auch hier musste Helia eine Enttäuschung hinnehmen. Denn der grobschlächtige Mann, der ihr öffnete, ließ seinen allzu offensichtlich lüsternen Blick über ihre schlanke Statur gleiten und wollte im nächsten Moment nach ihrem Oberarm packen, um sie in das innere der schmierigen Spelunke zu ziehen. Da wich Helia noch rechtzeitig zurück und hastete die Straße entlang. Erst als sie meinte ihr Herz müsste zerspringen, verlangsamte sie ihre Schritte. Unwillkürlich zog sie den Umhang enger um ihren Körper und versuchte sich so unscheinbar wie nur irgend möglich zu geben.


    Doch schließlich entdeckte Helia in einer kleinen Insula eine Garküche, aus deren Türöffnung es bereits köstlich duftete und die Weißblonde sogleich das knurren ihres Magens vernahm. Vorsichtig näherte sie sich nun eben jener Garküche und trat näher.


    “Salve? Ich suche ein Dach über dem Kopf und wollte hier mein Glück versuchen.“


    War schließlich Helias Stimme zu vernehmen, nachdem sie lange überlegt hatte, ob sie sich nicht doch nach einer anderen Bleibe umsehen sollte.

    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.

    Acciana Helia

    Libertus

  • Bitte melden Sie sich an, um diesen Anhang zu sehen.Claudiana Charis, Eigentümerin der Insula, römische Bürgerin in zweiter Generation und vielleicht die dickste Frau Romas hatte ihrer Tochter gerade einen kleinen Klaps auf den Hinterkopf gegeben. Charis minor saß an ihren Hausaufgaben und tat sich wirklich schwer, doch ohne ihr ein bisschen Bildung einzubimsen, wurde das nie etwas mit einer besseren Heiratspartie.

    Also schnüffelte Charis Minor beleidigt vor sich hin, und Charis drehte sich um. Abschätzend musterte sie die Besucherin - ein Mädchen, ein dünner Hänfling, eine Hungerleiderin. Und sie suchte... ein Dach über dem Kopf.

    "Salve, ich bin hier die Hausherrin", sagte Charis, und trotz ihrer unförmigen Figur war ihre Stimme äußerst sanft, süß und sinnlich, was schon so manchen verblüfft hatte:

    "Du suchst ein Dach über dem Kopf? Soll es denn für dich persönlich sein oder schickt dich jemand?"

    Das Mädchen trug keine Bulla, die sie als Sklavin ausgewiesen hatte, doch vielleicht kam sie ja in einem Auftrag.



    Charis minor schaute hoch. Alles war besser als Aufgaben, die sie nicht lösen konnte.

    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Sie saß an dem Verb "ire" und sollte alle seine Formen niederschreiben. Und zwar wirklich alle. Das war recht langweilig.

    Da versprach das dünne Mädchen mit dem Greisenhaar Abwechslung.

  • tectumque providere - Obdach gewähren


    Ihren Umhang noch immer eng um ihre schmale Statur geschlungen, verharrte Helia regungslos an Ort und Stelle und darauf das sie bemerkt werden würde. Was vielleicht niemals geschehen würde, denn diese Garküche wirkte regelrecht verwaist. Auch wenn an Helias Näschen ein wahrlich köstlicher Geruch wehte. So konnte sie doch nirgends den Koch oder die Köchin, geschweige denn Eigentümer oder Eigentümerin dieser Garküche entdecken. Vielleicht war ihr erster Gedanke gar nicht so falsch gewesen, dass sie sich doch nach einer anderen Bleibe umsehen sollte. Nur wollte Helia nicht länger als unbedingt nötig in den düsteren Gassen der Urbs Aeterna umhergeistern.


    Schließlich entschlüpfte der Weißblonden ein leises Seufzen. Als sie im nächsten Augenblick abrupt zusammen zuckte, nachdem eine fein gesprochene Stimme an ihr Gehör drang. Entschuldigend wandte sie sich in Richtung der Sprecherin und ertappte sich im ersten Moment dabei, wie sie mit großen Augen die Körperfülle der mächtigen Dame fokussierte. Den Göttern sei gedankt, hielt dieser starrende Blickkontakt lediglich wenige Wimpernschläge, da bemerkte Helia ihren faux-pas und senkte errötend ihren Blick.


    “Salve Domina. Ich suche eine Bleibe für mich. Mich schickt niemand.“


    Erklärte die Weißblonde und schielte aus dem Augenwinkel dann doch empor. Allzu offensichtlich würde sie nicht mehr starren. Denn dies war ihrem Gegenüber bestimmt mehr als unangenehm.


    “Ich habe kein Dach über dem Kopf und erbitte Obdach Domina. Ich bin mir nicht zu schade meine Hände schmutzig zu machen. Ich würde jede anfallende Arbeit erledigen.“


    Sprudelte es aufgeregt und mit leicht bebender Stimme über Helias Lippen. Dabei kollidierte ihr Blick mit dem der Charis minor und ein interessiertes funkeln trat in die Augen der Weißblonden. War diese junge Dame etwa die Tochter der offensichtlichen Eigentümerin dieser Garküche?

    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.

    Acciana Helia

    Libertus

  • Re: tectumque providere - Obdach gewähren


    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen. Charis musterte das Mädchen von oben bis unten, das konnte sie sehr gut und sagte: "Liebes Kind, weißt du denn, wo du bist? Dies ist eine hervorragende Insula, keine Spelunke. Wir haben nur die allerbesten Mieter. Bis vor kurzem hat hier sogar ein Mitarbeiter des Caesar Augustus gewohnt. Ich befürchte, du kannst dir nicht einmal die kleinste Dachkammer hier leisten. tut mir leid, versuch dein Glück woanders!"

    Ihre kleine feiste Hand machte eine wegwischende Handbewegung. Damit war für sie das Problem erledigt.




    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Charis Minor kam schon ein wenig nach ihrer Mutter, zwar nicht figürlich aber was den Charakter anging. Da ihre Mutter so sprach, erhob sie sich nun und sagte:

    "Und sie redet jeden mit Domina an! Vielleicht ist sie ja eine fortgelaufene Sklavin. Pfui, so was ist ja widerlich."






    "Richtig, meine Kleine, sie hat Glück, wenn wir nicht die Vigiles benachrichtigen!", antwortete Charis, die daran aber nicht dachte, denn Vigile bedeutete Brandschutzkontrollen und darauf legte sie keinen gesteigerten Wert:

    "Nun lass die Aufgaben mal für einen Moment, Chariton mea, und wisch mal lieber die Tische ab, die Gäste haben sie hinterlassen wie Sau!"


    Da kannte sie jedoch ihr Töchterchen gerade schlecht. Das hatte nämlich keine Lust, sich die Finger schmutzig zu machen. Nicht wo sie doch Seidenbänder um ihre Arme geschlungen und ein neues Kleid anhatte.

    "Nein, Mutter, ich mache mich nur schmutzig. Und ich bin noch nicht fertig.", sagte sie.


    "Mach schon...."


    Charis Minor wies auf Acciana Helia: "Soll die doch das machen, die Sklavin!", sagte sie:

    "Die trägt einen hässlichen Kittel, und schau mal mein Kleid, das ist hübsch nicht." Sie wiegte sich in den Hüften.



    Beide Frauen hatten über Acciana Helia so gesprochen, als sei sie gar nicht anwesend. Doch nun schwiegen sie und schauten die junge Frau erwartungsvoll an.

  • tectumque providere - Obdach gewähren


    Als die dickliche Dame mit ihr sprach, als wäre sie nicht ganz richtig im Kopf, wäre Helia ein frecher Kommentar entschlüpft. Diesen jedoch verbiss sie sich im letzten Moment und presste stattdessen ihre Lippen zusammen. Was dachte die dickliche Dame denn von ihr? Das sie eine Diebin oder Gaunerin war? Pha! Und dennoch umklammerte sie den Lederbeutel mit den Münzen fester. Schließlich hatte sie nur diese Münzen von ihrem verstorbenen Dominus. Und eigentlich wollte sie diese Münzen für tatsächlich schwere Stunden aufbewahren.


    “Ich habe Münzen Domina. Ich kann mir mit Sicherheit eine deiner Dachkammern leisten.“


    Sprudelte es auch schon über Helias Lippen, wobei es in ihren Augen aufblitzte. Das Ledersäckchen jedoch hielt sie noch immer wohlweislich verborgen und würde jenes erst hervorziehen, wenn es wirklich gar nicht mehr anders ging. Doch noch vertraute die Weißblonde darauf, dass sie die Besitzerin dieser Insula doch noch überredet bekam.


    Als dann auch noch die Stimme des Töchterleins an Helias Gehör drang, bildete sich eine steile Falte zwischen ihren Augenbrauen und ihr Kopf wanderte langsam in Richtung des Mädchens, welches sie langsam von Kopf bis Fuß musterte.


    “Ich bin keine entflohene Sklavin. Mein verstorbener Dominus hat mich freigelassen. Ich bin eine Libertina.“


    Erklärte die junge Frau, nicht ohne mit Stolz in der Stimme. Dabei reckte sie leicht ihren Kopf und blickte der jungen Charis Minor direkt entgegen. Zumindest für diesen Moment versteckte sie sich nicht und hielt ihren Kopf gesenkt, wie sie es eigentlich immer tat, wenn sie mit Höhergestellten sprach.


    Dem weiteren Wortwechsel zwischen Mutter und Tochter lauschte Helia mit gespitzten Ohren und einem aufmerksamen Schimmer in ihren Augen. Auch wenn kein Wort über ihre Lippen entwich. Was sollte sie daraufhin schon erwiedern, mh? Auch wenn sie die Information, dass die Vigiles benachrichtigt werden könnten, einen Schauer über Helias Rücken hinab rieseln ließ.


    Dann waren es auffordernde Worte die an Helias Gehör drangen und die junge Frau augenblicklich reagierte. Auf der erhöhten Theke hatte wohl eine der Beiden einen Lappen vergessen. Und diesen Lappen griff Helia mit ihren schlanken Fingern, um sich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, den Tischen zuzuwenden. Diese wollten nämlich ordentlich sauber gewischt werden. Daneben stapelte Helia die dreckigen Teller aufeinander, bevor sie mit dem Lappen drumherum wischte. Eine Tätigkeit die ihr nicht fremd war. Den Göttern sei gedankt.

    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.

    Acciana Helia

    Libertus

  • Re: tectumque providere - Obdach gewähren



    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Eine Freigelassene, die aber von ihrem ehemaligen Herren nicht unterstützt wird, dachte Charis. Oder - sie schaute genauer hin - das Mädchen war hübsch, eine ehemalige Sklavin, die zum Zwecke einer Heirat von ihrem Herren freigelassen wurde, aber nix mit dem alten Sack wollte und entwitscht ist... nun egal, mit Wohlgefallen sah sie, wie die Weißblonde anfing, den Lappen zu schwingen.

    Diese junge Frau sprach klar und deutlich und wirkte nicht dumm.

    "Eine Liberta also, so so", sagte sie laut:

    " Nun , arbeitsam scheinst du ja zu sein und auch zu wissen, wie man arbeitet. Vielleicht könnte ich tatsächlich eine Hilfe gebrauchen. Meine kleine Charis soll sich ja die feinen Fingerchen nicht im Wischwasser aufrauen."

    Charis minor sah zufrieden auf ihre kleinen pummeligen Finger.Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.

    Aber Claudiana Charis war auch ansonsten recht geldgierig, was ja auch der Grund war, dass sie von ihren Patronen verstoßen worden war:

    "UNd wieviele Münzen hast du denn in deinem Säckel...wie heißt du denn, Mädchen?", fragte sie.


    Charis Minor beugte sich zwischenzeitlich wieder über ihre Aufgaben und blickte Acciana Helia von der Seite an:

    "Kannst du schreiben?", fragte sie.

  • tectumque providere - Obdach gewähren


    Mit einem feinen Lächeln auf den Lippen begann Helia die Tische abzuwischen und das dreckige Geschirr fein säuberlich aufeinander zu stapeln. Bevor sie die Geschirrstapel an sich nahm und diese auf der Theke platzierte. Alles weitere lag nun in der Hand der dicklichen Dame, geisterte es durch Helias Köpfchen.


    Als die dickliche Dame einen merkwürdigen Unterton in ihrer Stimme mitschwingen ließ, spannte sich Helia unwillkürlich an und warf der Claudiana einen raschen Blick entgegen. Was war, wenn die Claudiana mit den Acciern unter einer Decke steckte und sie bei der nächstbesten Gelegenheit an die Gens ihres verstorbenen Herrn verscherbelte?


    “Ich würde jegliche anfallende Tätigkeit ausführen.“


    Beeilte sich die Weißblonde über ihre Lippen dringen zu lassen. Während sie den dreckigen Lumpen fest umklammerte und ihren Blick gesenkt hielt. Schließlich oblag es nun der Claudiana ob sie die weißblonde junge Frau als zusätzliche Hilfe in ihrer Insula arbeiten ließ oder sie wie einen räudigen Hund vor die Türe jagte.


    “Mein verstorbener Dominus hat mir einige Kupfermünzen gegeben.“


    Eine genaue Anzahl nannte Helia nicht. Schließlich war sie auch nicht auf den Kopf gefallen. Und sollte es der Claudiana einfallen ihr Ledersäckchen unbefugt an sich bringen zu wollen, wüsste Helia sich zu verteidigen.


    “Ich heiße Helia.“


    Stellte sich die junge Frau nun mit leiser, weicher Stimme vor und ließ ihren Blick kurzzeitig zwischen Mutter und Tochter hin- und her gleiten. Bevor sie ihre Hauptaufmerksamkeit abermals der Besitzerin jener Garküche widmete. Denn diese hatte hier das sagen.


    Zumindest so lange, bis Charis Minors Stimme an ihr Gehör drang und sich Helias Kopf langsam in ihre Richtung wandte. Nachdenklich wurde die Tochter der Claudiana gemustert. Bevor sie sich dem Tisch näherte, an dem Charis Minor offensichtlich über einigen Pergamentblättern brütete.


    “Mein verstorbener Dominus hat mich im rechnen, im lesen und schreiben unterwiesen. Ich habe für meinen verstorbenen Dominus die Buchhaltung seiner Tavernen verrichtet.“


    Erklärte Helia, nicht ohne leichten Stolz in ihrer Stimme durchklingen zu lassen. Nicht allzu viel. Schließlich wollte sie nicht als Aufschneiderin oder Angeberin gelten.

    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.

    Acciana Helia

    Libertus

    Einmal editiert, zuletzt von Acciana Helia ()

  • Re: tectumque providere - Obdach gewähren

    "Helia, hmmm", Claudiana Charis war nichts vom Gesicht abzulesen, obgleich sie dachte: Eine eierlegende Wolfsmilchsau fliegt einem nicht alle Tage ins Haus.

    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Sie dachte daran, das Mädel tüchtig auszunutzen.

    Sie wirkte so verlassen und zerbrechlich und wie jemand, der nicht wusste, wohin.

    "Buchhaltung kannst du auch? Na wir werden sehen." In Gedanken rechnete sie schon aus, wie viel sie sparen konnte, wenn sie den alten Mann entließe, der ihr bisher die Buchhaltung machte. Mit Entlassen meinte sie vor die Tür setzen. Ein unnützer Fresser weniger.


    Allerdings musste die Buchhaltung richtig gemacht werden, sonst gab es Ärger mit dem Aedilis Curulis, der Marktaufsicht.

    "Weißt du was, du arbeitest erstmal drei Tage zur Probe. Solange kannst du in der Küche schlafen. Trinken und Essen bekommst du von mir, und da du keine Unkosten hast, ist es nur recht und billig, wenn du mir dein Säckchen zur Aufbewahrung gibst. Sagen wir, du verdienst nach der Probezeit in der Woche zwei Sesterzen, aber natürlich muss ich dir für Kost und Logis auch etwas berechnen, sagen wir vier Asse. Von deinem Geld würde ich dir dann eine hübsche Tunika kaufen, damit du siehst, wie gut ich es mit dir meine.

    Dein Bündel kannst du auf die Bank in der Küche legen, da kommt nichts weg. Und wenn du willst, fang gleich an: Das Geschirr spült sich nicht von alleine.

    In einer Stunde brummt der Laden, denn dann kommen die Gäste: Heute gibt es gebackene Linsen mit Wurzelgemüse und dazu Fladenbrot, das ist billig und schmeckt. Du darfst servieren und für morgen gibt es: Pisum Vitellianam sive fabam* Kannst du das draußen auf die Tafel schreiben, damit ich deine Handschrift sehe? Und ja, bedienen kannst du gleich und nachher aufräumen, fegen und den Herd sauber machen. Na wie findest du mein Angebot?"


    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Charis minor war recht zufrieden, dass sie nicht arbeiten musste. Aber trotzdem musste sie ein wenig sticheln: "Aber Mama, Helias Kleid ist so hässlich, was werden die Gäste denken? So kann sie unmöglich hinter der Theke stehen."


    Charis tätschelte ihrer Tochter die Wange: "Gut aufgepasst, Chariton", sagte sie: "Natürlich nicht. Hole ihr doch eines deiner Kleider, das rosige, das wird ihr wunderbar stehen."


    Charis minor riss entsetzt die Augen auf: " Mama, das ist MEIN Kleid!", protestierte sie.

    "Du bekommst ein neues und viel schöneres", versprach die Eigentümerin der Insula etwas abwesend, und dieses Versprechen reichte ihrer Tochter, sich zu erheben und kurze Zeit später mit einer verwaschenen Baumwolltunika wieder zu kommen, die früher einmal kräftig rot gewesen war:

    "Da nimm!", sagte sie zu Helia.

    Da Charis minor trotz ihres jugendlichen Alters zur Fülle neigte, war die Tunika recht groß für Acciana Helia und auch recht ausgeschnitten, aber das war es gerade, was Charis wollte. Die Gäste sollten bei der Neuen was zu Gucken haben, wenn sie sich bückte.


    Außerdem schob Charis minor nun Helia ihre Wachstafeln hin: "Und mach auch meine Aufgaben!", befahl sie.





  • tectumque providere - Obdach gewähren


    Mit einem regungslosen Ausdruck auf ihrem Gesicht ließ Helia ihren Blick auf Claudiana Charis ruhen, als diese ihren Namen wiederholte. Sie würde wahrlich jegliche Tätigkeit erledigen, die ihr in die Hände fiel. Auch wenn dies bedeutete das sie in dieser Insula das dreckige Geschirr spülen würde. Tätigkeiten die sie bereits beherrschte und kein Neuland für die Weißblonde war.


    “Bitte. Ich werde jegliche Tätigkeit zu deiner Zufriedenheit ausführen Domina.“


    Wiederholte die Freigelassene mit ihrer ruhigen Stimme, wobei sie ihren Blick leicht gesenkt hielt. Und dennoch nicht allzu demutsvoll zu wirken. Schließlich war sie keine Sklavin mehr, sondern eine Freigelassene.


    Und dann kamen endlich die erlösenden Worte über Claudiana Charis Lippen. Die dickliche Insulabesitzerin würde es tatsächlich mit ihr versuchen. Probeweise für drei Tage. Einen Schlafplatz in der Küche würde sie auch erhalten, sowie Getränke und Nahrung.


    “Vielen Dank Domina. Das ist zu gütig.“


    Bedankte sich die junge Frau ehrerbietig und verstummte auch schon, nachdem sie ihren Blick niedergeschlagen hatte. Wobei sie ihre Ohren gespitzt hatte und den Worten ihrer neuen Arbeitgeberin aufmerksam lauschte.


    “Ich werde die morgige Mahlzeit auf die Tafel vor der Türe schreiben.“


    Erwiederte Helia und verließ mit gemessenen Schritten die Insula, um vor der Türe die kleine Tafel zu erblicken. Auf einem kleinen Sims und doch wohl verborgen vor allzu neugierigen Augen, entdeckte sie ein kleines Stück Kreide. Mit diesem Stück begann sie das morgige Essen auf die Tafel zu schreiben.



    Pisum Vitellianam sive fabam



    Danach kehrte Helia zurück in die Insula und bekam gerade noch mit, wie Claudiana Charis ihrer Tochter anschaffte, das rosige Kleid zu holen. Denn dieses würde Helia sicher gut stehen, so tönte es über Claudiana Charis Lippen. Das rote Kleid wirkte verwaschen und dennoch um Welten besser, als der dreckige Kittel, den man Helia gezwungen hatte zu tragen.


    “Vielen Dank Domina.“


    Bedankte sich die Libertina. Bevor sie sich allerdings der Küche zuwenden konnte, erschall Charis minors Stimme und Helia wandte sich in ihre Richtung.


    “Was sind denn deine Aufgaben?“


    Sprach’s, trat näher und setzte sich schließlich neben der jüngeren Ausgabe Claudiana Charis auf die hölzerne Bank.

    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.

    Acciana Helia

    Libertus