Die Tage plätscherten so dahin, fand Kara. Ashkans Wunden heilten, sie spazierten ein wenig im Garten und unterhielten sich, aber wirklich passieren tat nichts. Außer, dass ihre Laune immer mieser wurde und sie sich unausgeglichen fühlte. Seine Wunden verheilten gut, die Fäden waren nun auch gezogen, und Kara hatte angefangen, ihm das Lesen beizubringen. Er stellte sich nicht vollkommen doof an, auch wenn Kara wenig Geduld hatte. Aber nach ein paar Tagen verwechselte er nur noch ab und an die Buchstaben – zumindest die Lateinischen. Mit den Griechischen fing Kara noch gar nicht an, und an die Etruskischen dachte sie noch nicht mal. Erst, wenn er einigermaßen lesen konnte, fing sie an, den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen. Und so übten sie einfache, kurze Worte auf einer Wachstafel, schrieben mal eine Einkaufsliste für Stratonica oder schrieben einfach alle Gegenstände auf, die sie so fanden. Oder alle Namen der Sklaven hier. Solche Dinge eben. Es ging langsam, und Karas Laune war wenig hilfreich, aber es ging.
Dazwischen zeichnete Ashkan, und Kara fand, er machte das wirklich gut. Sie hatte seine Zeichnungen gesehen. Auch eine, von der sie glaubte, dass sie das sein sollte. Aber sie hatte nichts dazu gesagt. Wenn er ihr etwas davon erzählen wollte, konnte er das machen. Für sie war das mit einem “Die sind gut“ erledigt gewesen.
Heute hatte Kara schließlich seine Truhe in ihr Zimmer gezerrt, während er unten unterwegs war. Am Ende hätte er sonst selbst das Ding gezogen, und es war scheiße schwer. Kara hatte sämtliche bekannten Schimpfwörter auf dem kurzen Weg von nebenan bis in ihr Zimmer verbraucht und ein paar neue gleich hinzuerfunden. Sie brauchten dringend irgendwas leichteres für seine Schätze. Und etwas mit einem dickeren schloss dran wäre ihr eigentlich auch ganz recht.
Die zweite Truhe mit seiner Kleidung war dahingegen schon regelrecht leicht, aber auch hier fluchte und schimpfte Kara vor sich hin. Aber Hilfe holen? Niemals.
Und so stand sie dann auch da und sortierte nochmal seine Tuniken. Er brauchte dringend ein paar hübschere. Ganz, ganz dringend. Vielleicht sollte sie den Hausherrn fragen, ob sie mit ihm doch eine kleine Einkaufsrunde machen durfte, um ihn neu einzukleiden. Nichts übermäßiges, nur vielleicht zehn Tuniken und zwei neue Paar Schuhe. Höchstens drei. Da sie ohnehin mehrere Veteranen würden mitnehmen müssen, sollten die wenigstens auch was zum Tragen haben.