So versetzet Berge, sie zu finden

  • <<<<<


    Jetzt waren sie schon so lange hier in Syrien und all die Wochen war es gut gegangen, selbst in der Zeit, als Caesoninus sich längere Zeit nicht bei seinen Sklaven im Lager aufgehalten gehabt hatte, wie bei seiner Mission nach Tripolis. Auch da war es seinen Sklaven stets gut ergangen und jetzt das. Iduna war weg! Caesoninus saß immer noch der Schreck in den Gliedern, die Buchstaben der Wörter von Angus' Nachricht vor seinem inneren Auge, während er durch das Lager eilte. Iduna gehörte zum iulischen Hausstand und damit war es Caesoninus' heilige Pflicht sie wiederzufinden und zurückzubringen und alles und jeden zu bestrafen, der mit ihrer Entführung in Verbindung stand, sollte es denn wirklich so gekommen sein. Derzeit konnte man das ja noch nicht sicher sagen, wo er von Angus' Nachricht her lediglich wusste, dass Iduna aktuell nicht auffindbar war, aber besser man ging gleich von Anfang an vom schlimmsten aus. Vielleicht hatte sie sich auch bloß verlaufen, doch in diesem Falle bezweifelte Caesoninus, dass ihn Angus wirklich in solch drängendem Tone darauf aufmerksam gemacht hätte.


    Auf jeden Fall wollte er sich nicht darauf verlassen, dass Angus sie finden würde. Caesoninus war Tribunus laticlavius einer römischen Legion und bei Pluto, er wollte diese Macht über mehrere tausend Soldaten auch verdammt nochmal einsetzen, um sein Gut wiederzubeschaffen! Ganz Antiochia sollten sie für ihn durchkämmen bis Iduna wiedergefunden wurde. Er brauchte nur noch den Sanktus des Legionsobersten für sein Vorhaben. So kam er schon wenige Momente nach Verlassen seiner eigenen Unterkunft vor der Principia und meldete sich zu einer kurzen Unterredung bei Legat Marcus Lacerius Crassus an.


    Nachdem er vor seinem Kommandanten stand, nahm er Haltung an und ergriff das Wort: "Ave, Legat. Ich bitte um dein Gehör."

    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.
    Magister (Luperci) Luperci
    Sodalis Factio Praesina

    Einmal editiert, zuletzt von Gaius Iulius Caesoninus ()

  • Der Legat Marcus Lacerius Crassus hatte gerade über ein paar Unterlagen über mögliche Kandidaten für eine Beförderung gesessen, als sein Tribun sich bei ihm anmelden ließ und kurz darauf auch persönlich erschien. Er verhielt sich ganz gemäß dem Protokoll, doch irgendwas musste da im Busch sein. Schon alleine wegen dieses höchst kurzfristigen Treffens. Auch die Art der gewählten Grußformel des Iuliers war Crassus aufgefallen. Er war gespannt was da jetzt kommen mochte.


    Der Legat machte eine Handbewegung, dass er bequem stehen durfte und sprach: "Ave, Tribun Iulius. Was führt dich zu mir? Gibt es Probleme in der Truppe?"

  • Idunas Verschwinden beschäftigte Caesoninus' Inneres doch mehr als er zunächst angenommen hatte. Trotzdem versuchte er nach außen hin eine ruhige Miene auszustrahlen. Als er das Zeichen bekam bequem stehen zu dürfen, folgte er dieser Aufforderung, konnte jedoch nicht umhin seine Brust immer noch etwas in gereckter Haltung verharren zu lassen, während er seine Hände hinter dem Rücken verschränkte.


    "Legat Lacerius Crassus, ich erbitte hiermit deine Erlaubnis die Legion für eine Suchaktion in der Stadt einsetzen zu dürfen! Meine Sklavin ist spurlos verschwunden!"

    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.
    Magister (Luperci) Luperci
    Sodalis Factio Praesina
  • Als sein militärischer Stellvertreter endlich seinen Grund für diese Unterredung nannte, hob sich sogleich eine Braue auf dem lacerischen Antlitz. "Tribun, wenn ich dich richtig verstehe... du willst meine Legion wofür einsetzen.. ?" Crassus machte eine kurze Pause, damit seine Worte ihre Wirkung entfalten konnten, dann sprach er weiter: "Es ist doch reichlich übertrieben gleich mehrere tausend Mann in Bewegung zu versetzen, nur weil einem, ihrer Kommandanten sein Eigentum abhanden gekommen ist, nicht? Ich lasse ja auch nicht alle Mann antreten, nur weil ich einmal meinen Helm nicht finden sollte!"

  • Die Worte seines Vorgesetzten waren wie ein Tritt in seine Magengrube. Caesoninus schluckte vor Unbehagen. Im Grunde hatte Lacerius Crassus ja recht. Caesoninus war ohne weiters darüber nachzudenken einfach so zu ihm in die Principia gestiefelt, um die Erlaubnis zu erhalten alle Soldaten der XII. in Bewegung zu versetzen, um seine Iduna wiederzufinden. Iduna gehörte zur Gens Iulia und es war eine Frage der Ehre alles dafür zu tun, damit sie wieder heil nachhausekam. Der vom Legat angesprochene äußere Umstand war Caesoninus nicht im entferntesten in den Sinn gekommen. Natürlich waren iulische Sklaven ihrer Herrschaft nicht gleich, sondern ihnen untergeordnet, jedoch pflegten die Iulier trotzdem eine relativ liberale Sklavenhaltung und betrachteten sie als Teil der Familie. Ein verschwundener Sklave war für Caesoninus fast genauso wie ein verschwundenes Familienmitglied. Man ließ nach beiden nach besten Kräften suchen, wo man als Patriarch auch für sie und ihr Wohlergehen verantwortlich war.


    Doch das Gesetz war strenger als die Gens Iulier was Sklaven anging. Sklaven waren demnach nur lebendes atmendes Sachgut, nicht besser als ein Tisch, oder eine Truhe. Wenn die eigene Schwester verschwand war es nur logisch, dass man alles unternahm um sie wieder zu finden, doch wenn der hauseigene Tisch verschwand mutete es eher seltsam an, wenn man Soldaten danach suchen ließ. Und rechtlich gesehen waren Sklaven Tische.


    Doch sei's drum, Caesoninus stand nun schon einmal vor Legat Lacerius Crassus, also musste er auch versuchen jetzt das beste aus dieser Situation zu machen. "Ich verstehe deine Bedenken, Legat, ich bitte lediglich darum, weil sie mir sehr wichtig ist. Sie ist Teil meines Hausstandes, ich bin für ihr Wohlergehen verantwortlich und ich möchte alles unternehmen um sie wiederzufinden! Ich bin ein Kommandant der römischen Legionen, also muss ich wenigstens versuchen auch diese Hilfsmöglichkeit auszuschöpfen, ansonsten würde Schande auf mich fallen, sollte meiner Sklavin Iduna etwas zugestoßen sein, nur weil ich nicht alle Mittel zu ihrer Aufspürung versucht habe! Ich verspreche ich werde dich danach nie wieder um etwas bitten, nur heute, nur jetzt. Lass mich die Legionäre der XII. Legion nach ihr suchen lassen, denn viele tausend Augenpaare sehen mehr, als nur ein einziges! Außerdem besitzt sie rotes Haar, also sollte sie leicht aufzuspüren sein."

    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.
    Magister (Luperci) Luperci
    Sodalis Factio Praesina
  • Der Legat hörte aufmerksam zu, danach schwieg er kurz und fuhr sich über sein Kinn. "'Ich finde es anerkennenswert, dass du dich so sehr für die dir Schutzbefohlenen einsetzt. Nun gut, du sollst deine Männer haben, aber nur eine Kohorte, nicht mehr. Und nur für das Gebiet von Antiochia und die nähere Umgebung bis auf eine Meile, außerhalb der Stadt, denn immerhin ist eine Legion nicht als persönlicher Finddienst da! Ich wünsche dir, dass sie hier irgendwo auffindbar ist, ansonsten wirst du sie wohl nicht mehr wiedersehen, realistisch betrachtet. Das wäre dann alles. Wegtreten."

  • Es war zwar nicht ganz die Größendimension die Caesoninus für seine Suche vorgeschwebt war, aber immerhin eine ganze Kohorte, 480 Mann! Damit konnte er schon einmal etwas anfangen. Wenn Iduna noch in Antiochia war, dann würde er sie finden, so viel war sicher!


    "Vielen Dank, Legat! Das werde ich dir nicht vergessen!", strahlte Caesoninus und verließ rasch das Arbeitszimmer und danach die Principia. Irgendwo würde sich schon ein passender Signalbläser auftreiben lassen, um einen Teil der Truppe antreten zu lassen und dann mit ihnen auszurücken, um seine Sklavin wieder aufzustöbern. Halte durch Iduna, Rettung naht!

    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.
    Magister (Luperci) Luperci
    Sodalis Factio Praesina
  • Da hatte man sich schon einmal auf einen angenehmen Tag im Lager eingestellt und dann das. Die Soldaten der VII. Kohorte waren unbeschwerten Gemüts ihrem Tagewerk nachgegangen, als da plötzlich ihre Cornicen das Signal zum Sammeln am Campus bliesen. Rasch war es mit der gemütlichen Lagerarbeit vorbei und 480 Mann liefen durcheinander in dem Bestreben möglichst rasch zu jenen Teilen ihrer Ausrüstung zu gelangen, die sie irgendwo in der Nähe abgelegt gehabt hatten, um dann die eigenen Schritte zum Tor hinaus und hin aufs freie Feld zu lenken. Nicht viel später und die VII. Kohorte der XII. Legion stand in Formation auf dem Campus, darauf harrend was wohl als nächstes käme. Die sechs Centuriones standen ganz vorne in einer Linie, um ja alle Worte ihres vorgesetzten Kommandanten gut verstehen zu können, um sie später in ihrer Einheit unmissverständlich weitergeben zu können, besonders für jene, die jetzt vielleicht zu weit hinten, oder zu weit seitlich standen.


    Nicht lange danach erschien Caesoninus, gehüllt in sein karmesinrotes Paludamentum. Nachdem er vor die Kohorte getreten war hob er an: "Milites! Meine rothaarige Sklavin ist verschwunden und ihr seid dazu abgeordnet sie wiederzufinden, sollte sie noch in Antiochia weilen!" Caesoninus hatte es nicht nötig Iduna näher zu beschreiben, immerhin kannte jeder von ihnen ihr Äußeres, nachdem sie jetzt wochenlang im Lager auf und ab gelaufen war. Eine weibliche Sklavin eines Stabsoffiziers im Lager war ja für sich genommen schon etwas so aufsehen erregendes, dass es sich die Legionäre gut merkten und wenn diese dann dazu noch rote Haare hatte, dann war sie umso unvergesslicher und besonderer. Somit war jeder sofort im Bilde.


    "Erste Centurie des ersten Manipel!" Der entsprechende Centurio rief seine Männer dazu auf Haltung anzunehmen. "Zwanzig von euch sind zur Torwache abkommandiert! Besetzt jeweils zu viert jedes der fünf Stadttore und kontrolliert jeden, der hinaus oder hinein will darauf, ob meine Sklavin bei ihm ist, offen oder versteckt! Bei Aufspürung von ihr, bringt ihr sie sofort zu mir und alle, die sich in ihrer Gesellschaft befinden! Wegtreten!" Der Centurio der angesprochenen Einheit brüllte seine Befehle und schon marschierten die ausgewählten zwanzig Soldaten von dannen. Damit war schon einmal ein wichtiger Schritt gemacht für den Fall, dass sich Iduna noch innerhalb der Stadt aufhalten sollte. So würde sie nicht die Stadt verlassen können, ohne dass Caesoninus davon erfuhr. "Zweite Centurie des ersten Manipel!" Wieder nahmen die Angesprochenen Haltung an. "Ihr schwärmt aus und durchsucht die Umgebung Antiochias in einem Radius von bis zu einer Meile! Vierzig Soldaten sollen sich Pferde nehmen, zwanzig reiten von Norden und zwanzig Soldaten von Süden her einmal um die Stadt und dass ihr mir ja jeden Strauch und jede Erdhöhle beachtet! Die restlichen vierzig Legionäre steigen ins Amanusgebirge hinauf! Alle Bergflanken bis eine Meile Entfernung von der Stadt! Sind die vierzig Reiter mit der Durchsuchung der Ebenen fertig steigt ihr ab und schließt euch ebenfalls dem Bergtrupp an! Wegtreten!" Auch diese Centurie setzte sich in Bewegung und ließ die übrigen vier hinter sich zurück. Antiochia grenzte im Osten direkt an das steil aufragende Amanusgebirge, welches ein natürliches Hindernis darstellte. Eben deshalb war sich Caesoninus sicher, dass er Iduna dort finden würde, denn wäre er selbst ein entflohener Sklave... oder ein Sklavenentführer, er würde die Route durch die Berge wählen, um erstens seine Spur zu verwischen und zweitens seine Chancen auf Flucht zu maximieren im Falle einer Verfolgung.


    Blieben noch 380 Mann übrig. "Milites! Ihr durchsucht das Stadtinnere nach der Vermissten! Bildet eine lange Kette über die ganze Stadtbreite hin so weit ihr reicht, Mann neben Mann und durchfegt jedes Haus und jede Straße wie ein kehrender Besen! Wegtreten!" Damit hatten auch die Verbliebenen ihre Befehle und marschierten nach Antiochia ab. Caesoninus atmete tief durch. Jetzt hatte er wirklich alles ihm möhliche in die Wege geleitet. Es wurde in Antiochias Umland, in den Bergen und in der Stadt selbst fast flächendeckend nach Iduna gesucht, er hoffte wirklich inständig, dass sie sich noch in der Nähe befand, ansonsten hätte Caesoninus keine weitere Idee wie er sie wiederfinden könnte. Oh Götter, hört mein Gebet! Lasst Iduna noch in Antiochia sein!

    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.
    Magister (Luperci) Luperci
    Sodalis Factio Praesina
  • Zwischenepisode: Was ist denn hier los?


    Sobald die Soldaten ihre Befehle hatten, ging die große Suche los. Die Anbefohlenen besetzten die Tore und durchsuchten die Ländereien rund um die Stadt bis auf die durch Legat Lacerius Crassus festgesetzte Entfernung. Auch in der Stadt selbst begann die Suche, beginnend von Norden her, was einiges Aufsehend erregte, als die Soldaten in der Stadt erschienen und ihre Fahndung begannen. Es dauerte daher nicht besonders lange und auch der syrische Statthalterpalast bekam Wind von der Sache.


    Legatus Augusti pro Praetore Faustus Abronius Dentatus hatte gerade ein Mahl mit hochstehenden Vertrauten der Provinzverwaltung gehalten, als ihn die Meldung der aktiv gewordenen Soldaten erreichte. Bei ihrer Vernahme wäre er im ersten Moment fast von der Kline gefallen. Seine Tischgenossen tauschten beunruhigte Blicke. Niemand von ihnen wusste immerhin warum die Legionäre plötzlich taten was sie eben gerade taten. War dies ein Staatsstreich? Waren sie in Gefahr? "Holt mir Legatus Legionis Marcus Lacerius Crassus hierher! Sofort! Sofort!" Statthalter Dentatus war fast hysterisch geworden, als er diesen Befehl brüllte. Auch er wusste nicht was los war und ob er damit beginnen sollte sich Sorgen um sein eigen Leib und Leben zu machen. An die im Raum anwesende Wache gerichtet befahl er: "Schließt die Tore der Neustadt! Lasst nur Palastangehörige und den Legat der XII. Legion durch, sollte er kommen!" Vorsicht war besser als Nachsicht. Welch ein Glück, dass sich die Neustadt Antiochias (oder auch die "Regio III - Vicus Nova", wie sie im Beamtenlatein hieß) vollständig auf einer Insel im Strom des Orontes befand, welche zudem komplett ummauert und nur über fünf Brücken mit dem Rest der Stadt verbunden war, jedes Ende von ihnen in ein verschließbares Tor mündend (auch wenn sie für gewöhnlich offen standen). Sollte es zu einer Belagerung kommen, wäre die Provinzregierung geschützt.


    Unruhig wartete Dentatus weitere Berichte über das Verhalten der Legionäre ab. Offenbar waren sie auf der Suche nach irgendetwas. Die Neustadt hatten sie bislang unbeachtet gelassen, alles erschien dem Statthalter von Sekunde zu Sekunde hin immer ominöser. Ein großes Schnaufen entfuhr ihm, als da endlich das Nahen von Legat Crassus angekündigt wurde. Zeitgleich mit dieser Nachricht erfuhr er auch, dass sich der Großteil der XII. Legion offenbar immer noch in ihrem Lager befand und nur ein paar hundert Mann aktiv geworden waren. Was taten diese jedoch, beim Pluto??! Waren es Abtrünnige?


    Der Kommandant der XII. Legion erschien vor dem Abronier und vollzog die Saluto romano. "

    Salve, Legatus Augusti pro Praetore, du wolltest mich sehen?"

  • RE: Zwischenepisode: Was ist denn hier los?


    Ganz so als wolle er ihn verspotten stand der Legatus Legionis seelenruhig vor dem syrischen Statthalter (so empfand dies Abronius Dentatus zumindest), als wäre tiefster Friede in Antiochia und nicht, dass in diesem Augenblick gerade Hundertschaften von Legionären durch alle Straßen und Gassen zogen. Dentatus versuchte sich drohend vor seinem Untergebenen aufzubauen und rief: "Was geht in meiner Stadt vor? Ich verlange eine Erklärung! Was machen diese ganzen Soldaten dort draußen?!"


    Auch wenn der Abronier in diesem Augenblick versuchte wütend und einschüchternd zu wirken, so konnte er seine übrigen Emotionen trotzdem nicht vollständig vor dem erfahrenen Blick von Lacerius Crassus verbergen. Dieser hatte Übung darin Menschen zu lesen, eine im Militär immer wieder höchst nützliche Fertigkeit und das was des Statthalters Verhalten ihn in diesem Augenblick verriet, unterschied sich doch sehr von seinem Gebaren. Dentatus war unsicher, verängstigt und hoch nervös. Alles an seiner Gestik, Mimik und Stimmlage deutete darauf hin. Legat Crassus blieb ganz ruhig und antwortete: "Es ist kein Grund zur Unruhe gegeben. Diese Soldaten führen lediglich eine Suchaktion nach einer vermissten Person durch, alles ohne jedes militärische Belang. All dies geschieht mit meiner Genehmigung."


    Auch wenn es eine sehr sachliche Antwort war, so war sie trotzdem Veranlassung genug, dass sich der Statthalter persönlich angegriffen fühlte. "Aber ohne die meine! Was fällt dir ein ohne meine Zustimmung Truppen in Bewegung zu setzen?! Ich könnte dich vor ein Kriegsgericht schleifen! Das ist Hochverrat!" Lacerius Crassus' Blick wurde düsterer, jedoch antwortete weiterhin ruhig: "Sofern mir bekannt hatte ich zuletzt das Kommando über die Legion aus der die suchenden Soldaten stammen und solange ich mich im Rahmen des römischen Gesetzes bewege, ist jede meiner Anordnungen als Legatus Legionis rechtens! Mir war nicht bekannt, dass ich für jede nichtmilitärische Aktionsveränderung meiner Einheit wie bei der Besetzung der Zollstationen, der Grenzpatroullien, oder Eskortdiensten oder... Suchaktionen die Genehmigung der Provinzverwaltung benötige, oder handhaben dies auch die von Antiochia weiter entfernten Garnisionen so? Kommen Offiziere aus Palmyra oder Zeugma extra zur Regia und bitten um Erlaubnis, falls sie einmal in ihren Gebieten jemanden suchen, oder die Pläne für die Zollstationsbesetzungen ausarbeiten?"


    Abronius Dentatus war dunkelrot angelaufen vor Wut, jedoch blieb er stumm. Natürlich hatte Legat Crassus Recht. Wenn z.B. die XXX. Legion ganz oben im Norden Syrias, in Samosata, nach einer Person fahndeten, taten sie das ja auch einfach und schickten nicht erst Boten nach Antiochia, denn dies fiel unter die polizeilichen Funktionen einer jeden Legion, welche natürlich auch die XII. Legion wahrnehmen durfte. Der einzige Unterschied zur XXX. in Samosata war der, dass sie mit Garnisionsort Antiochia direkt am Zentrum der lokalen Provinzgewalt saß, doch dies bedeutete nach den geltenden Gesetzen in Friedenszeiten natürlich keinerlei Beschneidung der Befehlsgewalt des Legatus Legionis der XII. über seine eigene Legion, sofern sie keine Gesetze verletzte, wie z.B. die Lex Iulia de maiestate.

    Polizeiliche Aufgaben lagen jedoch ganz in der Kompetenz von Legat Crassus. Wollte man ihn schon eines möglichen Fehlverhaltens bezichtigen, so vielleicht, dass er es verabsäumt hatte vorher rechtzeitig Statthalter Dentatus über die angeordnete Amtshandlung zu informieren, damit er sich nicht unnötig Sorgen über die auftauchenden Legionäre machte. Jedoch taten dies die anderen Legionen in den anderen syrischen Städten für gewöhnlich ja auch nicht. Jeder kümmerte sich um sein Gebiet und sorgte selbstständig dafür, dass die öffentliche Ordnung und die Geltung der römischen Gesetze aufrechterhalten blieb.


    "Vorsicht Legat, du vergisst wohl mit wem du hier sprichst. Wenn ich wollte, könnte ich mit einem Fingerzeig deine ganze Karriere ruinieren und dich des Amtes entheben! Also demonstriere gefälligst mehr Respekt gegenüber deines Vorgesetzten! Ich bin hier der Statthalter!" Der Legat nickte darauf nur und antwortete: "Ich zolle dir den Respekt, der dir gebührt. Nicht mehr und nicht weniger und natürlich ist es dein gutes Recht meine Karriere zu ruinieren und mich des Amtes zu entheben, jedoch verspreche ich dir, dass ich dich in diesem Falle vor Gericht anklagen werde, gleich nach Ablauf deiner Amtsimmunität und mir alles zurückholen werde, was du mir unrechtens genommen hast."

    "Soll das etwa eine Drohung sein?!"

    Der Lacerier nickte. "In der Tat."


    Abronius Dentatus sprang auf. "Ha! Das war es also! Hiermit hast du soeben dein eigenes Entlassungszeugnis aus der Armee unterschrieben!"

    Crassus legte den Kopf schief. "Ich fürchte ich muss dich korrigieren, Statthalter. Ich habe dich lediglich darüber informiert, dass ich im Falle eines erlittenen Unrechts die mir zustehenden juristischen Mittel und Privilegien als römischer Bürger ergreifen und ausschöpfen werde, um meine dignitas und mich zu schützen!"

    "Genauso wie ich! Ich werde... !"


    "Statthalter!" Lacerius Crassus hatte keinen Muskel verzogen, sondern lediglich die Stimme erhoben und doch verstummte Abronius Dentatus tatsächlich, während nun stattdessen der Legat weitersprach: "Sofern mir bekannt ist liegt hier vielleicht ein Missverständnis, aber keine illegale Tat vor. Ich schlage daher weiters vor diesen Disput zu vergessen. An den Grenzen unserer Provinz wartet ein ganz anderer Feind als bloß ein ungemütlicher Legat. Sofern nichts weiter ansteht nehme ich mir die Freiheit mit deiner Erlaubnis jetzt wieder zu gehen, Statthalter." Wenige Sekunden verharrte Crassus, doch als sein Vorgesetzter bloß unentschlossenes Mienenspiel, jedoch keine offenen Widerworte von sich gab, deutete er dies als das Zeichen gehen zu dürfen und setzte sich in Bewegung. Doch kurz vor der Saaltür ereilte ihn noch einmal ein abronischer Ruf.


    "Legat! Welcher Verbrecher bringt es fertig, dass eine ganze Kohorte Soldaten nach ihm sucht?"

    Crassus blieb stehen. "Kein Verbrecher, Statthalter. Eine rothaarige Sklavin." Dann wandte er sich wieder um und verließ entgültig den Raum, ehe ihn Dentatus noch einmal zurückrufen konnte.


    Diese Konfrontation würde für Legat Crassus bestimmt noch Folgen haben, da war er sich sicher, doch die heutige Auseinandersetzung hatte er gewonnen. Tribun Gaius Iulius Caesoninus schuldete dem Lacerier eine ganze Menge dafür, dass er sich für ihn so sehr gegen den ambronischen Löwen geworfen hatte. Sinnbildlich gesprochen natürlich, denn Crassus hielt den syrischen Provinzstatthalter bestenfalls für ein Mäuschen, was dessen Hausmacht in Rom anging.


    - Ende der Zwischenepisode -

  • Nachdem Caesoninus alle Männer der einzelnen Suchtrupps eingeteilt hatte, bestieg er sein prächtiges Streitross Bucephalus und beteiligte sich ebenfalls. Da der Campus ja sowieso schon außerhalb der Stadt lag, ritt er nach Nordwesten ein Stück um die Stadtmauer Antiochias herum und betrat die Stadt dann wieder von Westen her durch das Tor direkt südlich der Neustadt, um seine Suche in den inneren Straßen und Gassen fortzusetzen. Die Soldaten des Westtores meldeten ihn beim passieren, dass keine auf die Beschreibung passende Person in Sicht gekommen war. Immer wieder begegneten ihm die suchenden Legionäre, denn Caesoninus ritt ohne definiertes Konzept einfach kreuz und quer durch die Stadt. Rothaarige waren im Osten zum Glück rar gesät, das sollte die Sache schon um vieles leichter machen. Das und die Tatsache, dass fast 500 Leute an der Fahndung beteiligt waren.


    Eine ganze Weile ritt so Caesoninus umher ohne auf die Zeit zu achten, bis er der Meinung war in jeder Ecke der Stadt halbwegs gesucht zu haben, dann wendete er in der Nähe des Tempel des Pan und machte sich auf den Rückweg in die Castra. Dort ließ er sich auf der Via praetoria, einige Schritte hinter dem Lagertor einen etwas erhöhten Sitz mit Blick zur Porta praetoria errichten, um dort dann gleich als einer der Ersten die heimkehrenden Trupps zu empfangen und von ihnen ihre Suchergebnisse zu erfahren. Die Suche währte noch einige Zeit, doch nach einer halben Stunde nach Caesoninus' Rückkehr kamen die Soldaten aus dem Stadtinneren zurück. Niemand von ihnen hatte Iduna gesehen. Dann verging eine weitere Stunde, ehe Caesoninus beschloss Boten zu den einzelnen Soldaten bei den Stadttoren auszusenden, jedoch alle meldeten ein negatives Ergebnis. Noch beließ er sie wo sie waren für den Fall, dass sich Iduna außerhalb der Stadt befand und zwischenzeitlich zurückzukehren versuchte. Weitere Stunden vergingen, die Caesoninus auf seinem kleinen Hochsitz verbrachte und Nachrichten abwartete und eigene Überlegungen anstellte. Er hatte in all der Zeit auch nichts von Angus gehört, der ja auch vermutlich jetzt im Moment nach seiner Gefährtin suchte, hoffentlich hatte er mehr Glück.


    Bei Anbruch der Dämmerung kehrten auch nach und nach die Suchtrupps aus den Bergen zurück, ebenfalls alle ohne eine einzige Spur von Iduna. Ein niedergeschlagenes Gefühl machte sich in seiner Brust breit. Schön langsam konnte er es wohl nicht mehr verleugnen, dass Iduna sich nicht mehr in Antiochia befand, denn ansonsten hätte er längst ein Lebenszeichen von ihr erhalten. Er seufzte.


    Noch eine halbe Stunde verbrachte Caesoninus beinahe regungslos auf seinem Sitz, dann ließ er auch die Legionäre von den Toren abziehen. Die reguläre Stadtwache sollte von jetzt an die Aufgabe übernehmen es ihm zu melden, sollte doch noch irgendwo eine Rothaarige auftauchen. Nun war es ganz dunkel geworden. Caesoninus seufzte abermals, dann stand er auf und stieg die 4-5 Stufen seines Hochsitzes herab. "Baut ihn ab", trug er zwei gerade des Weges kommenden Legionäre auf, dann begab er sich zurück in seine Casa. Iduna war nicht mehr in Antiochia, doch wo war sie sonst??

    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.
    Magister (Luperci) Luperci
    Sodalis Factio Praesina
  • Gleich am nächsten Vormittag ließ Caesoninus Erkundigungen einziehen wo man in Antiochia jenes gewisse Klientel antraf, welches es sich zum Beruf gemacht hatte die verschiedensten, völlig vom Erdboden verschwundenen, Leute aufzuspüren und - tot oder lebendig - an den Auftraggeber auszuliefern. Sobald er erst einmal wusste wo in welchen Spelunken sich Antiochias Schmuggler, Söldner und Kopfgeldjäger herumtrieben, galt es als nächstes herauszufinden, wer von ihnen der Beste war. Kurz vor Mittag hatte er dann seinen Mann.


    Caesoninus saß voller Erwartung hinter seinem Schreibtisch im Tablinum, als sich endlich die Tür öffnete. Herein trat ein Legionär von der XII. der einen Fremden in den iulischen Arbeitsraum hereingeleitete. Danach sah er in Caesoninus' Richtung in der Erwartung weiterer Befehle. Er nickte ihm zu als Zeichen, dass er gehen und vor der Tür warten sollte. Caesoninus musterte den Fremden. Es war ein muskulöser, groß gewachsener Mann mit langen geflochtenen Haaren und einem kleinen Bart. Sein Antlitz wies parthische Gesichtszüge auf. Neben einer schlichten, zweckmäßigen Kleidung fielen Caesoninus insbesondere die Stiefeln und der Gürtel auf, dem man ansah, dass er normalerweise wohl eine Reihe Waffen beherbergte, die jetzt natürlich fehlten. Entweder trug er sie heute einfach nicht, oder falls doch, so waren sie ihm bestimmt von der Torwache der Castra für die Dauer seines "Besuchs" konfisziert worden. Stechende Augen blickten da den Tribun an. Caesoninus stand auf. "Salve"


    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.

    Kryton Šahryǎr, Kopfgeldjäger


    "Salve Tribunus laticlavius. Du verlangst meine Dienste in Anspruch zu nehmen?"

    "Du sprichst ein gutes Latein für einen Parther, das bist du doch, oder? Und ja das verlange ich."


    Der Kopfgeldjäger ließ keinerlei Regung dazu zeigen wie er Caesoninus' kleinen Seitenhieb aufgenommen hatte, viel mehr schien er Caesoninus' Mimik zu studieren.

    "Ich spreche so viele Sprachen wie es nötig ist um meine Beute zu finden. Du suchst deine rothaarige Sklavin?"


    Caesoninus nickte. "Mein Kontaktmann scheint dich schon etwas vorinformiert zu haben, sehr gut."

    Der Fremde schüttelte den Kopf. "Keine Vorinformation. Aber es erweckt Aufsehen, wenn römische Soldaten die ganze Stadt auf den Kopf stellen wegen einer rothaarigen Sklavin... und ich tags darauf von einem römischen Offizier gerufen werde."


    Der Mann verstand es also schon einmal Eins und Eins zusammenzuzählen, das registrierte er mit Wohlwollen. "Ich bin Tribun Gaius Iulius Caesoninus", stellte er sich jetzt noch einmal vor für den Fall, dass sein Kontaktmann dies verabsäumt haben sollte. "Kryton Šahryǎr, zu deinen Diensten" Er neigte leicht seinen Kopf, doch sein Blick blieb weiterhin in einer Weise auf Caesoninus' Gesicht verhaftet, als ob es dort die faszinierensten Informationen für ihn zu lesen gebe. Ein wenig störte ihn dies, sobald er diesen Blick voll registriert hatte, doch Caesoninus kommentierte es nicht weiter.


    "Ein interessanter Name für einen Parther. Der erste Griechisch und der zweite... ?"

    "... ist Persisch und bedeutet "Herr"."

    "Du nennst dich selber "Herr"?"

    "Das tue ich."


    Caesoninus war im ersten Moment versucht nach dem Grund dafür zu fragen, doch dann riss er sich wieder zusammen. Er war nicht hier um diesen Ganoven dort vor seinem Schreibtisch besser kennenzulernen, sondern ihm Idunas Wiederbringung aufzutragen!


    "Nun gut Kryton... Sarajas, ich möchte in der Tat, dass du meine verlorene Sklavin wiederfindest und lebend und unversehrt zu mir zurückbringst. Sie ist Germanin und trägt den Namen Iduna. Sie ist gestern irgendwo in der Stadt verschwunden, ich wurde per Brief darüber von einem meiner anderen Sklaven informiert. Die Suche in Antiochia, dessen Umland und in den angrenzenden Bergen hat keine Ergebnisse geliefert, weshalb wir annehmen dürfen, dass sie sich nicht mehr in der Nähe aufhält. Denkst du du kannst sie trotzdem finden?"


    "Wenn Elefanten aufstampfen, verschwinden die Mäuse in ihren Löchern. Es muss nichts heißen, dass deine Soldaten nichts gefunden haben, sie kann trotzdem noch hier sein, aber ja. Auch wenn sie das nicht mehr ist werde ich sie finden."

    "Gut, ich habe aber ansonsten keine näheren Spuren oder Anhaltspunkte für dich. Wie willst du es anstellen?"

    "Dies bleibt meine Sache. Reden wir besser über mein Honorar."


    Kryton Šahryǎr hatte mit augenscheinlich neutraler Stimme gesprochen und trotzdem war in seinen Worten etwas autoritäres, das Caesoninus nur unterbewusst mitbekam und trotzdem seine Meinung über den Mann hier vor ihm mitformte. Auch wenn er ihn nicht kannte und er nicht gerade den vertrauenserweckendsten Eindruck machte, Caesoninus hatte das Gefühl den richtigen Mann für diese Aufgabe gefunden zu haben.


    "Ich gebe dir 3000 Sesterze für..."

    "Nein."


    Caesoninus blinzelte. "Nein?"

    "10.000 Sesterze."

    "Keinesfalls! Das ist viel zu..."

    Kryton Šahryǎr zuckte mit den Achseln und drehte sich um, um wohl zur Tür zu gehen.

    "Moment, moment!" Caesoninus hatte bei seinem Ruf unwillkürlich eine Hand in die Richtung des Kopfgeldjägers ausgestreckt. Ein schmales Lächeln umspielte Krytons Lippen, als er sich umwandte und diese Geste der Besänftigung sah. Dieser Auftrag war ihm sicher, soviel wusste er jetzt schon.

    "Du wünschst noch etwas, Herr?"

    Kurz rang Caesoninus mit sich. "4000 Sesterze."

    "10.100"

    "4500 und keine Münze mehr!"

    "10.200"

    "Nun gut... 5000!"

    "10.500 Sesterze"


    Caesoninus fuhr sich über die Lippen. Er konnte natürlich diesen schamlos überteuerten Preis nicht annehmen, aber andererseits war es auch ungewiss, ob es andere in Antiochia gab, die Iduna aufspüren konnten. Andere als dieser Kryton Sar...irgendwas zumindest, denn seine selbstsichere Art und sein Auftreten sagten Caesoninus, dass er das Unmögliche vielleicht wirklich vollbringen und Iduna aus dem Nichts herbeizaubern konnte. Nur zu welchem Preis?


    "Nun gut, 8000, aber das ist wirklich mein letztes Angebot!"

    "Gib noch 2000 dazu und wir sind im Geschäft. Die erste Hälfte im Vorraus, die zweite nach Ablieferung der Beute."

    Es war zum Haare raufen, Caesoninus kam sich vor wie ein Bittsteller! Doch andererseits wenn dies der Preis für Idunas Rückbringung in den Schoß ihrer Familie war...


    Er seufzte und schloss kurz die Augen. "Gut... einverstanden..."

    Kryton Šahryǎr nickte. "So sind meine Talente dein. Du sagtest dein Sklave bemerkte zuerst ihr Verschwinden? Führe mich zu ihm."

    Caesoninus wackelte mit dem Kopf. "Das ist so eine Sache... mein Sklave ist aktuell auch nicht hier, ich vermute er sucht ebenfalls nach Iduna."

    Der Kopfgeldjäger zeigte wiederum keinerlei Reaktion auf diese Aussage, aber Caesoninus dachte so bei sich, dass er ihn wohl für einen ziemlich schlechten Dominus halten musste, wenn ihm alle Sklaven ungestraft einfach so davonliefen. Das machte ihn etwas ungehalten.


    "Beschreibe mir beide, ich werde sie finden, entweder ihn oder sie."

    Caesoninus versuchte sich ein Bild von Angus und Iduna vor seinem inneren Auge aufzubauen. "Nun, Iduna ist wie gesagt Germanin und hat rote Haare. Sie ist noch sehr jung, schlank und eher klein und hat blaue Augen und sie hat auch schon ein Kind geboren. Angus, so heißt der Sklave der mir die Nachricht schrieb, ist Kelte mit blonden langen Haaren und sehr groß und schmal gebaut. Seine Augenfarbe weiß ich nicht, aber ich schätze lange blonde Haare sind hier in eurer Gegend sowieso eher selten bei Männern."


    Kryton Šahryǎr hatte genug gehört. "Vielen Dank. Wenn du nun so freundlich wärst meine Bezahlung zu veranlassen, dann kann ich sofort mit deinem Auftrag beginnen." Caesoninus seufzte abermals, nickte und zog eine Lade seines Schreibtisches auf. Daraus holte er eine Wachstafel und schrieb auf ihr eine Zahlungsanweisung von 5000 Sesterzen an den Besitzer dieser Tafel. Er unterschrieb und siegelte sie mit seinem iulischen Siegelring, dann übergab er sie an Kryton. Dieser nahm sie entgegen und steckte die Tafel in seinen Gürtel.


    "Es ist mir eine Freude mit dir Geschäfte zu machen. Vale."

    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.
    Magister (Luperci) Luperci
    Sodalis Factio Praesina
  • Ich eilte aus der Stadt zurück, denn diese Neuigkeiten, die ich mit mir trug, durften nicht auf die lange Bank geschoben werden. Jede einzelne Minute zählte! Ich würde den Iulier darum bitten, mich sofort auf die Suche nach Iduna machen zu dürfen. Ich würde ihm alles erzählen, was Manal herausgefunden hatte. Mit etwas Glück und einer Karawane, der ich mich anschlißen konnte, würde ich sie wiederfinden.


    Als ich das Haus betrat, merkte ich sofort, das etwas anders war. Der Iulier war inzwischen zurückgekehrt und ein Legionär stand vor seinem verschlossenen Arbeitszimmer. Plötzlich beschlich mich die Angst, er könnte vielleicht meine Nachricht nicht gelesen haben und war nun im Glauben, das Iduna und ich geflüchtet waren. Andererseits wussten Aesara, Maahes und Clarissa was passier war.

    "Ich muss da hinein, zu meinem Dominus!" sagte ich ihm und wartete, bis er mir Einlass gewährte. "Das geht jetzt nicht. Dein Dominus ist in einer Besprechung." antwortete er und machte keinerlei Anstalten, um mich einzulassen. Mit dieser Antwort wollte und konnte ich mich aber nicht abfinden. Der Iulier würde sicher darauf bestehen, dass ich mit diesen Neuigkeiten sofort zu ihm kam. Also versuchte ich mich an ihm vorbeizudrängeln und die Tür zu öffnen. "Tut mir leid, aber ich muss sofort hinein!" Der Soldat griff nach meinem Arm um mich zurückzuhalten. Aber ich begann mich zuwehren. Er drückte mich gegen die Tür und wollte mich packen, damit er mich von der Tür wegziehen konnte aber ich wehrte mich mit meinen Händen und Füßen. Schließlich schaffte ich es, die Tür zu öffnen und stolperte fast in den Raum hinein. Der Legionär konnte mir nur noch nachschauen und machte eine entschuldigende Geste. Ich rappelte mich auf und stellte mich vor den Schreibtisch des Iuliers. Dem Mann, der sich noch in seinem Arbeitszimmer befand schenkte ich zunächst keine Beachtung.

    "Ich weiß, was mit ihr passiert ist, Dominus! Sie wurde entführt von Banditen. Ein gewisser Hakim hat sie und er ist mit ihr auf der östlichen Route !unterwegs!" Es passelte alles aus mir heraus. Alles was ich wusste. "Wir müssen sie finden! Ich muss sie finden! Jetzt sofort! Bitte Dominus!"

  • Kaum war Caesoninus mit Kryton Šahryǎr einig geworden seine beiden Sklaven wieder aufzuspüren, als sich vor der Tür plötzlich ein ordentliches Gepolter erhob. Der Kopfgeldjäger drehte reflexartig den Kopf in Richtung der Lärmquelle und legte seine Hand an den Gürtel, ganz so als ob er daraus ein Messer ziehen wollte, bis seine tastenden Finger sich neuerlich gewiss wurden, dass dort ja jetzt gar nichts zum hervorziehen war. Caesoninus hatte zufällig diesen Bewegungsablauf beobachtet und war sich jetzt umso sicherer, dass der Kerl normalerweise bestimmt auch mit einem Dolch unterm Kopfkissen schlief. Ehe er über die mögliche nähere Natur des Lärms vor der Tür nachdenken konnte, ging diese auch schon von selbst auf und hereinpurzelte... Angus.


    Genauer gesagt er und die Wache, die Kryton zuvor hereingeleitet hatte. Doch zu viel war sie wohl nicht nütze, wenn sie nicht einmal einen einfachen Sklaven davon abhalten konnte das Zimmer zu betreten. Das würde für sie noch ein Nachspiel geben. Doch zurück zu Angus. Dieser war nämlich nach seiner Bekanntschaft mit dem caesonischen Arbeitszimmerboden wieder aufgesprungen und hatte sich beinahe überschlagen in seiner hastigen Rede. Kurz versuchte Caesoninus mit ernstem Blick Angus' Worten zu folgen, dann hob er die Hand als Zeichen dafür, dass er still sein sollte. "Stopp! Ich habe kaum ein Wort verstanden. Hol erst mal Atem und beruhige dich und dann..."


    Caesoninus hatte noch nicht fertig ausgesprochen, als da der Kopfgeldjäger aus seiner Zimmerecke kam und sich zwischen Angus und Caesoninus stellte. Caesoninus verstummte unbewusst, als sich Krytons Rücken vor ihm schob und Angus hinter ihm verschwand. Kryton Šahryǎr überragte Angus um einiges. Auch wenn der Tribun es nicht sehen konnte, so studierte Kryton Angus' Antlitz mit genau dem gleichen eindringlichen Blick wie kurz zuvor schon seinen Herrn.


    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.


    Kryton Šahryǎr, Kopfgeldjäger


    "Angus der Sklave", stellte er fest.

    "Was weißt du über die Entführte und über den genauen Weg ihres Entführers?" fragte er ihn als nächstes. Caesoninus hatte es satt so ganz alleine und abseits des Geschehens hinterm Vorhang (bzw. hinter Krytons Rücken) herumzusitzen, weshalb er aufstand und um den Tisch herum kam und neben den beiden anderen zu stehen kam, sodass sie jetzt in einer Art Halbkreis standen. "Ähm, ja, also das hier ist Kryton Sar.. Sarajaharhar..."

    "Kryton Šahryǎr"

    "Ja genau, das was er gesagt hat. Kryton der Kopfgeldjäger. Ich habe ihn soeben engagiert um Iduna zu finden und zurückzubringen, also erzähle ihm alles was du weißt."

    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.
    Magister (Luperci) Luperci
    Sodalis Factio Praesina
  • Der Iulier hatte nur die Hälfte von dem, was ich von mir gegeben hatte, verstanden. Daher schnaufte ich noch ein zweimal tief durch, um ihm alles noch einmal verständlicher beizubringen, was gewiss auch besser war. Die kleine Auseinandersetzung mit dem Legionär hätte mir beinahe noch den Rest gegeben, denn die Neuigkeiten, die ich aus der Stadt mitgebracht hatte, waren so ungeheuerlich, dass ich bereits völlig von der Rolle war. Ich wusste nur, es durfte keine wertvolle Zeit verloren werden, sonst wurde die Chance, Iduna noch einmal zu finden immer geringer.

    Doch plötzlich rückte der Besucher des Iuliers in den Vordergrund, dem ich zuvor wenig bis gar keine Beachtung schenkte. Dieser Hüne mit den fremdartigen Gesichtszügen baute sich vor mir auf und musterte mich von Kopf bis Fuß. Der Kerl gefiel mir von Anfang an nicht! Aber der Iulier hatte ihn allen Anschein nach engagiert.

    Bereits an seiner Kleidung hatte ich erkannt, dass er sich in gewisser Weise von der hiesigen Bevölkerung unterschied. Der Iulier nannte mir seinen Namen oder zumindest versuchte er es.Allerdings ging es ihm wie den meisten Römern, die so ihre Problemchen mit fremden Sprachen, oder in diesem Fall mit fremden Namen hatten. Allerdings den Rest, den er mir mitteilte schockierte mich. Krypton der Kopfgeldjäger! Als ob Iduna geflohen wäre! "Dominus, Iduna ist nicht geflohen!" stellte ich klar. "Diese Dreckskerle haben sie geraubt, in einen Käfig gesteckt und aus der Stadt hinausgeschmuggelt. Wenn wir zu spät kommen und sie nicht rechtzeigt befreien können, dass werden sie sie irgendwo auf einem Basar verkaufen oder sie in ein noch ferneres Land verschleppen!" Doch ja, ich sollte noch einmal alles von Anfang an erzählen.

    "Iduna und ich waren auf dem partischen Markt. Nachdem wir alles besorgt hatten, nutzten wir die Gelegenheit noch, um ein wenig herumzustöbern - ich in einem Buchladen und sie an den Ständen der Stoffhändler. Als es Zeit war u gehen, war sie plötzlich nicht mehr da. Ich habe mehrmals alle Stände abgesucht, habe die Händler befragt und nach ihr gerufen. Doch ohne Erfolg. Niemand konnte oder wollte mir helfen. Iduna war weg. Wie vom Erdboden verschluckt. Dann lief ich zurück zur Castra, weil ich gehofft hatte, sie könne schon früher zurückgegangen sein. Doch auch hier war sie nicht. Schließlich ging ich zurück und traf die junge Frau wieder, die ich zuvor im Buchladen kennengelernt hatte. Sie erklärte sich bereit, mir zu helfen, denn sie wusste, dass ich diese seltsame Sprache, die die Leute hier sprechen, nicht verstand. Ihre Brüder und sie machten sich noch einmal auf die Suche und fragten jeden, den sie trafen. Schließlich kehrte sie mit der Information zurück, dass dieser Hakim und seine Banditen sie und ein paar andere Mädchen entführt hatten und dass man sie in einem hölzernen Käfig abtransporttiert hatte. Sie sagten, sie hätten die östliche Route durch die Wüste genommen." Ich hoffte, die Informationen genügten jetzt um endlich in Aktion zu treten. Mein Blick bewegte sich vom Iulier zu dem Kopfgeldjäger und wieder zurück zu dem Iulier. "Dominus, ich bitte dich, erlaube mir, dass ich mich auf die Suche nach ihr mache. Dieser Fremde hier kennt sie nicht. Er hat keine Ahnung, wonach er suchen muss!" Der Iulier würde hoffentlich so schlau sein, diesen Fremden nicht alleine loszuschicken. Ich musste unbedingt auf der Suche dabei sein, denn ich fühlte mich schuldig, dass Iduna nunfort war.

  • Einige Wochen später


    Caesoninus saß mit verdunkeltem Blick hinter seinem Schreibtisch im Tablinum des Domus Tribuni Laticlavii und lauschte der Geschichte jenes Mannes, der da vor ihm stand. Es war der parthische Kopfgeldjäger Kryton Šahryǎr, den er vor einigen Wochen zusammen mit seinem Sklaven Angus weggeschickt hatte um Iduna zu finden. Damals war er wieder ein wenig hoffnungsvoller abends zu Bett gegangen, nachdem er sein Gewissen damit beruhigen hatte können, dass er wirklich alles in seiner Macht stehende auch wirklich getan hatte. Er hatte die Legionen in Bewegung versetzt und die gesamte Stadt und das Umland absuchen lassen mit einer Geschwindigkeit wie er sie alleine niemals bewältigen hatte können und nachdem dies nicht gefruchtet hatte, hatte er Angus mitsamt eines "Experten" losgeschickt, um die Spuren Idunas hinter dem Horizont zu verfolgen. Er hatte alles in Gang gebracht, die Zeit danach war ihm nichts anderes übrig geblieben als zu warten. Er konnte nicht selbst losziehen um nach ihr zu suchen, da er den Pflichten seines Kommandos hier in Antiochia nachkommen musste. Dies war mit jedem Tag, der ins Land zog, quälender für ihn geworden und es war ihm mehr und mehr als ob er auf glühenden Kohlen säße.


    Der Dienst im Lager war schnell zur Routine verkommen und war ihm so ebenfalls keinerlei Ablenkung vom Fehlen seiner Sklavin. Anfangs hatten noch alle Zeichen darauf gestanden, dass es wohl Krieg mit Parthien geben und sie in den Einsatz nach Osrhoene kommen würden, doch nein, es kam kein Ruf aus Rom zu den Waffen, der König von Edessa wurde sich selbst überlassen und so endete die parthische Strafexpedition in einem Blutbad, während die Römer auf der anderen Seite der Grenze die Hände in den Schoß legten und dabei zusahen. So also verflüchtigte sich auch diese Chance auf Ablenkung und Erprobung auf dem Schlachtfeld und der Alltag eines jungen Tribun kehrte zurück.

    So ging es weiter bis eben zum heutigen Tag, als ihm plötzlich Kryton Šahryǎrs Ansuchen um eine Audienz erreichte. Sofort ließ Caesoninus alles stehen und liegen und eilte zurück zu seiner Wohnstatt und flux hinein zur Tür ins Innere seines Tablinum. Dort stand wirklich der Parther, doch was war das?

    Seine ganze rechte obere Körperhälfte war mitsamt des Arms bandagiert und er war alleine. Keine Spur von Angus oder Iduna!


    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.


    Kryton Šahryǎr, Kopfgeldjäger


    "...und so sah ich mich genötigt entgegen meiner sonst üblichen Art die Jagd abzubrechen und zurückzukehren, um mich bei dir meines Auftrags vollends zu entledigen", schloss Kryton Šahryǎr gerade. Caesoninus saß da und hätte sich liebend gern seufzend über sein Gesicht gewischt, doch wiederstand er dieser Versuchung. Stattdessen blickte er weiterhin mit umwölktem Blick und steifer Sitzhaltung den Parther an und sagte noch eine ganze Weile lang nichts. Nachdem Kryton Šahryǎr mit seinem Bericht fertig gewesen war, hatte auch er seinen Mund geschlossen und tat nichts weiter als den Blick des Tribun zu erwidern. Caesoninus versuchte die Mimik dieses Mannes zu studieren, er wollte herausfinden ob dort auf diesen Zügen noch irgendetwas anderes herauszulesen war, ein kleines zusätzliches Detail das Kryton bei seinem mündlichen Bericht verschwiegen, verdreht oder sonstwie außer der Art dargestellt hatte, doch da war nichts. Zu gut beherrschte er seine Miene die ein gähnendes Nichts war.

    Nun seufzte Caesoninus doch kurz. "Nun gut, du kannst gehen." Kryton Šahryǎr sprach kein weiteres Wort. Er nickte kurz mit dem Kopf, dann drehte er sich um und ging.


    Sobald Caesoninus wieder alleine im Raum war seufzte er noch einmal lange. Jetzt gestattete er sich auch auf der Fläche seines Schreibtischs ein wenig in sich zu sinken und sein Gesicht auf seine beiden Handflächen zu stützen, während er darüber nachdachte was diese jüngsten Informationen für ihn bedeuteten.


    Wenn die Geschichte stimmte, die er soeben gehört hatte, so waren der Kopfgeldjäger und Angus noch zusammen aus Antiochia aufgebrochen im Gefolge einer Karawane die nach Süden zog. Doch dann war ein schwerer Sandsturm aufgekommen in dem Angus und Kryton Šahryǎr getrennt worden waren. In weiterer Folge hatte er auf eigene Faust nach der Beute gefahndet, bis er in einer zwielichtigen Gegend von einem Halunken dessen Messer zu spüren bekommen hatte. Nicht viel später hatte er aufgrund seiner Verletzungen und dem Verlieren einer jeden Spur die Jagd für beendet erklärt und war nach Antiochia zurückgekehrt. Kryton Šahryǎr hatte nach seinem Vorschuss von vor dem Aufbruch jetzt kein weiteres Geld mehr von Caesoninus erhalten.


    Wieder seufzte er. Nun war also auch dieser letzte Versuch gescheitert Iduna zu finden. Nicht nur das, jetzt blieb auch Angus verschollen. Er musste sich wohl oder übel damit anfreunden, dass er beide Sklaven für immer verloren hatte. Nicht dass er dies deshalb traurig fand, weil er so eine tiefe emotionale Bindung an sie gehabt hätte. Das mit Sicherheit nicht, nein, doch ihnen war dieses Schicksal einzig und alleine nur widerfahren, da sie mit ihm nach Osten gesegelt waren, womit er, Caesoninus für ihr Schicksal verantwortlich war. Das war es was an ihm nagte. Doch bei den Göttern... sein Los war es von nun an damit leben zu müssen. So stand er auf und straffte die Schultern. Im Hinausgehen fing er sich wieder und versuchte sich auf den Rest des kommenden Dienstes heute zu konzentrieren. Es war vorbei, Angus und Iduna waren entgültig verloren.


    >>>>>