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    Carmentalia 884 A.U.C

    Ich war am frühen Morgen zu den Latrinen gegangen und schaute aus dem Fenster, um dem Sonnenaufgang zuzusehen; noch immer waren die steinernen Mauern und die Stille, die sie erzeugten, ab und zu merkwürdig für mich. Da sprach mich eine bekannte Männerstimme an: "Salve Solamico !", denn seit er um die Bedeutung meines Namens wusste, hatte er ihn in den hiesigen Dialekt überragen, und ich grüßte zurück: "Salve Fabricio, welch schöner Morgen, nicht?" Donna Tullas Gatte nickte: "Es riecht nach Frühling.", bestätigte er:

    "Und ich wollte nach dir sehen, und dich fragen, ob du mir heute hilfst beim Richten des Frühstücks und was noch so anfällt.", fügte er an. Nein, Fabricius war immer noch der Alte; für ihn hatte sich auch nach meiner Freilassung nichts geändert.

    Über sein Ansinnen war ich jedoch erstaunt: "Wo steckt Rhea?," normalerweise war das Aufgabe von Stellas Sklavin, und Donna Tulla stellte alles zurecht.

    Fabricius lachte: "Oh nein, heute haben wir Carmentalia, und keine Frau wird etwas arbeiten. ", ihm fiel ein, dass ich vielleicht nicht wusste, was für ein Tag das war:

    "Dieser Feiertag zu Ehren der Göttin Carmenta wird von den Frauen begangen, und sie halten Riten und Opfer ab, um Schwangere zu segnen, um eine leichte Geburt zu bitten und um Glück für ungeborene Kinder. Meine Frau ist schon dabei, alles im Hortus zu richten, und wir werden ihn heute nicht betreten. Dafür tun wir alles, damit sich unsere Damen wohl fühlen."

    Ich nickte eifrig, nein, es war bestimmt nicht in meiner Absicht, eine römische Göttin zu beleidigen. Jede Hilfe für meine Fridila war mir Recht, auch wenn ich von Carmenta nie gehört hatte.

    Fabricius verstand mein Nicken etwas falsch:

    "Doch nicht auf jede Weise wohlfühlen, Solamico.", sagte er und hob mahnend den Finger: " Die Frauen verweigern sich heute, verstehst du. Alles andere kränkt die Göttin."

    Ich verstand Fabricius hoffentlich richtig. Das hieß, heute keine Zärtlichkeiten mit meiner Stella.


    "Was soll ich also tun?"

    "Komm bitte mit in die Küche.", sagte Fabricius. Aber natürlich würde ich helfen. Ich nahm es genauso gut mit puls auf wie mit Räubern, zumal auch keine Küchenmagd zur Arbeit erschienen war.

  • Die Zeit der Frauen


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    Die Bediensteten der Villa waren nun doch mit ihren weiblichen Verwandten und anderen Frauen aus Brundisium gekommen, aber sie kamen nicht zum arbeiten. Keine Frau arbeitete heute, noch gab sie ihrem Mann nach.

    Die Frauen kamen um zur Carmenta zu beten und die Riten und die Opfer abzuhalten. Die Göttin würde Schwangere zu segnen, ihnen eine leichte Geburt gewähren und Neugeborenen eine heilsame Zukunft.

    Die Frauen und Mädchen trugen saubere Gewänder; ihre Gesichter waren erwartungsvoll, sie gingen barfuß, gegürtet waren sie mit Wolle. Nicht einmal Totes wie Leder durfte in Carmentas Nähe kommen.

    Das Opfer war daher kein Tier; jede der Teilnehmerinnen trug einen kleinen Krug Honigmilch.


    Carmentis, eine Stimme.

    Ähnlich wie die große Vesta wurde auch Carmenta nicht durch eine Statue dargestellt, ein Baum oder ein Pfahl aus Zypressenholz genügten.

    Und im Freien wurde ihr Ritus ausgeführt, nicht in einem Tempel, denn an diesem Tag verbanden sich die Frauen mit den heilsamen Kräften des Lebens und der Erde.


    Ein Zypressenbaum im Garten war reich geschmückt worden, und erinnerte an ihren heiligen Hain. Was die Mädchen an Schmuck besaßen, trug an diesem Tag die italische Göttin.


    Caeremonia Carmentalis,heiliges Tun in deinem Garten, sangen die Mädchen mit ihren hellen Stimmen: Wir bringen dir unsere Gaben...


    Alle Mütter, alle die es werden wollten, alle, in deren Leib sich ungeborenes Leben regte, waren eingeladen worden.



    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Donna Tulla, die Vilica, die selbst schon eine erfahrene Gebärende war, wartete auf ihre Freundin Furia Stella. Sie wusste, dass manche der Frauen dachten, die Göttin würde ihnen die Zukunft verraten, und das nur wegen der Ähnlichkeit mit dem Wort carmen*, aber sie selbst glaubte nichts davon. Carmenta beschützte die Mütter, das war es. Deshalb hielt sie es für wichtig, dass sich auch Stella, die guter Hoffnung war, der alten Göttin anvertraute. Donna Tulla hatte den Garten vorbereitet und während die Frauen die Baumrinde mit der Honigmilch salbten, sprach sie:

    "Da mihi hasce opes, quas peto, quas precor porrige opitula" - "Gib mir die Kraft, (Göttin) zu der ich bitte, zu der ich bete; leiste mir deine Hilfe."* *




    Sim-Off:

    * Lied, Zauberspruch ** nach Livius Andronicus, Equos Troianos

    Sim-Off:

    Alle Frauen in Brundisium und Umgebung sind herzlich zur Zeremonie eingeladen.

  • Stella begab sich in einer pelzbesetzten warmen Palla in den Garten, wo Donna Tulla sie bereits erwartete, um Caeremonia Carmentalis zu feiern und um eine leichte Geburt zu beten, denn die Göttin segnete die Frauen, die ein Kind erwarteten. Es kamen viele festlich angezogene Mädchen und junge Frauen aus der Umgebung und ein lieblicher Gesang erfühlte den Garten.


    Donna Tulla hat schon alles mit viel Liebe und Hingabe vorbereitet. Ein Zypressenbaum war herrlich geschmückt worden und sollte an Carmentis heiligen Hain erinnern. Stella begrüßte ihre Freundin und bewunderte das feierliche Ambiente.

    Sie brachte einen Topf Honig, opferte es Carmenta und bat um ihre Schutz. Auch betete sie zu ihrer Schwestern Porrima und Postverta, die über die Geburt wachten. Für die brachte Stella zwei goldene Armreifen und hängte sie an den Zypressenbaum.


    Dann sprach sie leise Donna Tulla nach: "Da mihi hasce opes, quas peto, quas precor porrige opitula" und senkte in Demut ihren Kopf...

  • Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Kein Mann würde heute die Frauen stören. Auch Rhea war, dabei und auch sie bat die Göttin um ihren Beistand. Dabei fühlte sich die Britannierin überaus römisch. Schmuck besaß sie keinen, doch ihr schönstes Haarband zierte den Zypressenbaum.


    Furia Stella war gekommen und brachte Diva Carmenta und ihren Schwestern zwei herrliche goldene Armreifen dar. Sie war nun schon sehr sichtlich guter Hoffnung, Rhea stellte sich neben ihre Herrin.


    Wieder sangen die Mädchen mit ihren hellen Stimmen, und die Mütter fielen ein; der Gesang erhob sich über die Bäume und stieg in den blauen Himmel über ihnen auf.


    Derweil hatten die Männer in der großen Eingangshalle Tische mit großen Platten von puls, gekochtem Gemüse und Süssigkeiten aufgestellt; doch auf Fleisch würde man verzichten. Die Männer, unter ihnen Sonnwinn, Furia Stellas Diener und Donna Tullas Ehegatte zogen sich dann gleich wieder in das obere Stockwerk zurück, als hätten sie eine gewisse Scheu, den Frauen zu begegnen.


    Heute war ihre Zeit, und sie schienen vom Geheimnis des Göttlichen umgeben.


    So geheimnisvoll war es für Rhea jedoch nicht. Ganz gleich, wie man sie nannte, Carmenta war die eine von Dreien, die Mutter; die kannte sie aus ihrer Heimat, und auch dort gingen die Frauen zu einem Baum, der inmitten der heiligen Steine stand, und brachten Opfergaben, um die Göttin zu bitten oder ihr zu danken.

    Rhea liebte diese heimischen Götter, Bäume und Felsen; die Hauptgötter Romas; Iuno und Iuppiter und wie sie hießen, waren ihr zu groß. Doch die Carmentalia, die verstand sie.


    Erst später würden die Frauen essen und dann auseinander gehen.

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  • Marcus Duccianus Sonnwinn

    Hat den Titel des Themas von „HORTUS - Carmentalia 884 A.U.C“ zu „[HORTUS]“ geändert.
  • dies iustricus >>>


    Wigelin aus Eisenholz

    Bäume waren wichtig bei uns Chatten, selbst die ersten Menschen wurden ja aus Esche und Ulme geschaffen. Ich suchte nach einer betula, einer Birke, aus der man traditionell die Wiegen machte, aber sie war ein gar zu nördlicher Baum und wuchs nicht im Lande Italia.
    Dafür stieß ich jedoch im Hortus auf eine ihrer hartholzigen Verwandten, eine Hagebucha.
    Im Chattenland wuchsen sie in Gruppen, und unsere Männer schlugen sie mit Äxten, um die Wehrhecken anzulegen – auch gegen die Römer. Doch diese Hainbuche wuchs einsam hier im Grünen, und nun bestimmte ich sie, dazu zu dienen, einen kleinen Römer oder eine kleine Römerin zu wiegen. Denn ja, noch vor Sonnmars Geburt fällte ich sie.


    Die Hagebucha war schwer und hart und von grauer Farbe. Im Gegensatz zu anderen Hölzern durfte man sie nicht zu sehr trocknen lassen, weil sie sich dann nicht mehr spalten ließ. Eisenholz nannten wir zuhause ihr Holz. Manche Axt wurde schartig, aber Fabricius schliff sie mir wieder oder brachte mir eine neue. Ich war sehr beschäftigt, während Stella noch guter Hoffnung ruhte, und sie dachte wohl, dass ich schwamm oder ritt, denn ich sagte ihr nicht, was ich sägte, spaltete, und endgültig polierte. Eisenholz nahm einen wunderschönen Schimmer an; und da half mir der alte Timon, bis die fertige Wiege glänzte, so dass man sich fast darin spiegeln konnte. Sie lief auf Rädern, um sie bewegen zu können, denn sie war schwer.


    An ihrem Fußende hatte ich die Eibenrune Eiwaz *geschnitzt, das war die stärkste Schutzrune, die ich kannte.


    Lyda und Donna Tullas Frauen hatten eine kleine Strohmatratze, einen Wiegenschleier und viele Wickelbänder gefertigt, so wie man es wohl in allen Teilen der Welt tat, und am dies iustricus, als ich Stella dorthin führen wollte, hatten sie die neue Wiege mit Weißdornzweigen gegen böse Geister geschmückt, auch diesen Brauch kannte ich, und wieder einmal war ich verblüfft, wie ähnlich uns römische Bauern waren – viel ähnlicher als die Leute in ihren ummauerten Städten.


    Die hellgraue, sanft schimmernde Wiege aber hatte ich in der Laube versteckt, und während unsere Hausgenossen sich an Wein und süßen Kuchen erfreuten, hatte ich Stella zugeflüstert, dass sie und Klein- Sonnmar mit mir kommen sollten.

    Ich führte sie durch den hinteren Ausgang bis in den Hortus und dort zu der Laube.
    Und dann wartete ich gespannt, was meine Fridila zu der wigelin für unseren Sohn sagen würde.



    Sim-Off:

    Eiwaz

  • Nach der ergreifenden Namenszeremonie tranken die eingeladenen Gäste und Freunde auf Sonnmars wohl und das Fest hat begonnen. Dann nahm Friudel Stellas Hand und fragte, ob sie und Sonnmar ihm folgen würden, er küsste seine Fridila und sagte er hätte eine Überraschung für sie. Stella lächelte ihren Friudel an, "Ich werde dir, mein Geliebter, überall hin folgen, sei es auch bis ans Ende der Welt!". Auf die Überraschung war sie aber gespannt!


    Er führte seine Frau mit dem Kind aber nur in den Hortus..., wo es noch ziemlich kühl war, obwohl der Frühling schon längst kommen sollte, und blieb vor der Laube stehen. Stella schaute zuerst etwas unsicher ihren Gatten an, und dann in die Laube und entdeckte da eine Wiege aus edlem Holz, die auf Rädern stand und im Licht der Sonne so glänzte, wie ein Spiegel! Sie war komplett ausgestattet mit allem, was dazu gehört und mit Weißdornzweigen gegen böse Geister geschmückt, am Fußende war ein Zeichen geschnitzt, das Stella nicht kannte. Das alles war so schön, dass ihr ein paar Tränen über die Wangen liefen.


    Fridila betrachtete ihren Friudel, der sie angespannt anschaute, voller Bewunderung, "Du hast es gemacht, nicht wahr, mein geliebter Germane, niemand sonst ist imstande so ein Kunststück, so eine wigelin, hervorzubringen...", Stella schüttelte den Kopf und fragte tief bewegt: "...Aber wann?..."


    Dann legte sie den kleinen Sonnmar in die Wiege auf die Matratze und bedeckte ihn mit einer warmen Decke, die auch dabei war. Der Kleine bewegte sich etwas, machte seine großen Augen auf, seufzte tief und schlief dann weiter. Es schien so, dass er sich in der Wiege, die sein Vater erkennbar mit sehr viel Liebe und Hingabe für seinen Sohn machte, wohl fühlte.


    Stella nahm Sonnwinns Hand und lehnte sich an ihn, "Es ist so eine schöne Überraschung, mein Liebster, so wunderschön, danke dir...", Sie vergrub ihr Gesicht in seinem langen, goldenen Haar, küsste seinen Hals, und sah ihn dann begehrensvoll an...

  • Ich schaute auf meine Hände und sagte: "Dies ist das Mindeste, was ich für Dich und Sonnmar tun kann. Ich habe es von ganzem Herzen und gerne getan. Jeder Schnitt war ein Gruß für Sonnmar, meinen lieben Sohn. Fabricius und Timon haben mir bei allem geholfen." Ich wusste ja, dass Sonnmar oder Caius, wie er in Stellas Volk hieß, in mir keinen Fürsprech oder jemanden haben würde, der ihm die Tore der stolzen Romaburg öffnete. Ich würde ihm nur einfache Dinge lehren können, wie man mit seinen Händen schöne und nützliche Sachen für die Familie herstellt und wie man ein Dach über dem Kopf bekam. Jagen und Fischen, und die Überlieferung der Skalden, soweit ich sie wusste. Aber ich sah, dass meine Fridila zufrieden war, und als unser Kind in seinem wigelin schlief,nahm sie meine Hand und lehnte sich an mich. Sie vergrub ihr Gesicht in meinem Haar, küsste meinen Hals, und ja, das ließ mich nicht kalt, und ich war mir sicher, dass meine Frau es merkte. Doch wie sollte es mich kalt lassen, wenn sich die schönste Frau Roms und Germanias an mich schmiegte? Ich schämte mich dessen nicht, sondern flüsterte Fridila ins Ohr: "Das wigelin ist aus Holz, doch ich nicht. Aber ich weiß ja, es ist zu früh...." Da hatte mir Medica Antiochis schön Bescheid gesagt, und auch wenn ich den Griechen nicht alles glaubte - über Stillen und das stramme Wickeln von Säuglingen hatten sie ihre eigene Meinung - das hatte die Medica Recht. Ich musste noch etwas warten, bis ich Stella wieder meine Liebe zeigen konnte.

    Aber küssen konnte ich mein Albenmädchen, das schadete weder Sonnmar noch ihr. Und sie in den Arm nehmen und ihre weiße Haut streicheln, und ihre Schultern mit meinen Lippen mit Küssen übersäen, solange unser Kleiner so friedlich schlief....

  • Stella nickte und schlang ihre Arme um ihren Sonnwinn, "... Du hast diese Wiege mit Herz und Seele gemacht, mein Liebster, für unseren Sohn wird das ein Wiegelin und ein Bettchen sein und, weil es auf Rädern ist, können wir auch unseren Sohn Spazierenfahren!", Stella lächelte vergnügt ...


    Und als sie sich an ihren Friudel schmiegte und ihn küsste, spürte sie seine Erregung und sie selbst sehnte sich nach ihm, nach seiner Liebe, aber es war noch zu früh, und als ihr Friudel seiner Fridila ins Ohr flüsterte, er sei nicht aus Holz, schaute sie ihn hingebungsvoll an, während sie seine Wange streichelte. "Ja, ich weiß, mein Geliebter, aber wir wollen noch ein bisschen warten, bis wir unsere Hochzeit vollziehen können..."


    Aber so lange der kleine Sonnmar in seiner Wiege schlief, nahm Sonnwinn seine Stella in Arm und die beiden tauschten ihre Zärtlichkeiten sanft aus ...


    Der kleine Sonnmar wollte aber nicht mehr schlafen, er wurde wach und begann zu weinen. Stella löste sich von ihrem Friudel und fröstelte gleich ohne seiner Umarmung. "Er ist hungrig, wir müssen zurück ins Cubiculum ...",


    Als er die Stimme seiner Mutter hörte, streckte Sonnmar die Händchen nach ihr aus und hat aufgehört zu weinen, "Ja, mein Kleiner, ich bin hier...", Stella nahm ihn aus der Wiege, streichelte leicht sein Köpfchen und sah dann Sonnwinn an,


    "Komm, Friudel, ich trage unser Kind und du das wiegelin ...", dabei lächelte sie ihren Gatten liebevoll an....

  • Ich trug das Wigelin nicht, ich schob es auf seinen Rädern, denn Eisenholz war sehr schwer. Um es in den ersten Stock zu bringen, würde ich die Hlilfe von Fabricius und einer seiner Söhne brauchen. Ich sah Stella vor mir, unseren Sonnmar auf dem Arm, und wieder wurde mir bewusst, wie freundlich die Nornen mir gesinnt waren mit meiner Frau.

    So gingen die Tage in Brundisium dahin. Jeder Tag war glücklich. Aber je mehr Zeit verstrich, desto mehr wusste ich, dass Entscheidungen anstanden; Entscheidungen, die Sonnmar betrafen, Stella und mich: Den Libertus Duccianus.


    >>> Cubiculum