Fornacalia 884 A.U.C. - Zu Ehren der Göttin der Öfen und Bäcker

  • Die Fornicalia waren jedes Jahr ein herrliches durcheinander. Im Grunde war die Sache ja ganz einfach: Die Curien opferten der großen Göttin Fornax Getreide, jede Curie nach ihrem eigenen Ritus und ihren eigenen Formeln und Gebräuchen an einem vom extra dafür zuvor von der Curie gewählten obersten Priester, dem Curio Maximus, bestimmten Platz. Jetzt musste jedes Familie also nur zu eben jenem Platz gehen und das zuvor gewählte Getreide des Hauses dort opfern. So weit, so einfach.

    Das schwierige war nur: Die meisten Familien wussten nicht, zu welcher Curie sie eigentlich gehörten. In der frühen Republik, als die insgesamt dreißig Curien noch eine gewisse Macht hatten, hatte man dies stets gewusst. Doch dann waren je zehn Curien zu einem Tribus zusammengefasst worden. Später lösten neue Tribus die alten ab und weitere Tribus kamen hinzu. Und während für sämtliche urkunden und Unterlagen eben jener Tribus dauernd gebraucht wurde, war das mit der dazugehörigen Curie eben nicht so. Man brauchte sie eigentlich nur noch an diesem einen Tag, und gerade bei den neuen Tribus und wenn man selbst kein Patrizier war, der die eigene Familiengeschichte bis nach Troja zurück herunterbeten konnte,, oder aber bei allen eingebürgerten Familien war das dann durchaus eine Herausforderung, die passende Curie zu erwischen. Mit ein Grund, warum es eine Woche später noch die feriae stultorum geben würde, damit all diejenigen auch noch opfern konnten, die es in erster Instanz versaut hatten und zur falschen Stelle gegangen waren.


    Nun, die Iunier konnten ihre Familiengeschichte sehr, sehr, SEHR weit zurückverfolgen. Auch wenn Axilla dem plebeischen Zweig entsprang, der sich irgendwann einmal vor Urzeiten vom patrizischen Zweig gelöst hatte. Doch glücklicherweise änderte das nichts an der zuständigen Curie. Jetzt musste Axilla sie nur noch hier in diesem wilden Gewusel finden.

    Sie kämpfte sich durch die ebenfalls suchende Menge, verteilte hier und da, wenn nötig, einen leichten Kick mit dem Ellbogen und sah schließlich den lang ersehnten Schriftzug, der zu ihrer Curie gehörte. Erleichtert atmete sie durch und schaute erst einmal, ob das kleine Bündel mit dem Emmer noch da war. Das war es.

    Axilla trat die Stufen zu dem Gebäude hoch, das heute als Versammlungsort ihrer Curie dienen würde, und reihte sich bei den Opferwilligen ein, bis sie schließlich an der Reihe war.

    "Im Namen der Familie der Iunier überreiche ich zu Ehren der Fornax dieses Getreide", übergab sie den Beutel mit dem Getreide. Der zuständige Curienmeister nickte, nahm das Bündel entgegen und tippte unauffällig auf eine Schriftrolle. Axilla nahm den Wink auf und las den archaischen Text, der in ihren Ohren so überhaupt keinen Sinn ergab, aber wohl zu der Zeit, als die heiligen Formeln aufgeschrieben worden waren, gängige Sprache waren. Es stand ihr nicht zu, Kritik an den Vorvätern zu üben, sie musste nur dem Ritus folgen. Und als eben das geschehen war und sie noch mit Wasser besprengt worden war, reihte sie sich auch in die Reihe derer ein, die warteten, während ihr Getreide zusammen mit dem anderen vermahlen wurde und schließlich in den großen Feldöfen zu Brot gebacken wurde, zu Ehren der Göttin.

    Ius Trium Liberorum
    Dominus Factionis (Factio Purpurea)
  • So nach und nach wurde immer mehr Getreide eingesammelt, während einige Sklaven unter den rituellen Formeln des Flamen Quirinalis den Ofen anheizten. Der Flamen ging weiter zur nächsten Curia, um dort seinen Segen zu erteilen, während hier die Glut beiseite geschoben wurde und das Korn sorgfältig auf die steinerne Fläche des Ofens gebracht wurde, nie zuviel, aber auch nicht zu wenig, und nur lange genug, um angeröstet zu werden, aber nicht zu verbrennen. Denn genau dies war der Segen der Göttin Fornax: Dafür zu sorgen, dass das Brot im Ofen nicht verbrannte – oder auch alles andere, was man im Ofen zu backen wünschte.

    Sogleich wurde das geröstete Korn wieder herausgeholt und in einer Schüssel gesammelt, ehe es noch warm in die Mühle gefüllt und gemahlen wurde. Portion für Portion, Korn für Korn verwandelte sich so das einfache Korn zu Mehl, während der ältere Curio Maximus anfing, die Göttin anzurufen.

    "Oh Fornax, Herrin der Öfen und der backenden Glut! Du röstest das Korn und verleihst ihm Kraft! Du wandelst den weichen Teig zu nahrhaftem Brot, unserer notwendigen Nahrung! Du bewahrst das Korn vor dem Verbrennen und schützt unsere Öfen vor dem Bersten des Steins!"

    Nach und nach wurde so auch alles Korn geröstet und gemahlen, während der Curio Maximo weiter betete. "Wir opfern dir, große Fornax, wie der große Numa Pompilius in seiner Weisheit uns aufgetragen hat, jedes Jahr, auf dass du uns wieder für ein weiteres Jahr deinen segen zuteil werden lässt!"


    Schließlich war das ganze Korn geröstet und wurde so nach und nach gemahlen. Der Ofen wurde erneut angefeuert mit gutem Holz unter allerlei rituellen Inkantationen, bis auch hier die Glut für die nötige Hilte sorgte und sorgsam von den Sklaven beiseite geschoben wurde, die Asche auf dem boden mit einem Reisigbesen hinausgefegt.

    In der Zwischenzeit war das Mehl mit Wasser, ein wenig Weinsatz und Salz zu einem einfachen Teig verknetet worden, der nur wenig Zeit hatte, zu gehen. Geübte Sklavenhände formten daraus kleine Laibe, eher Fladen, und richteten sie auf einem langen Holzbrett an.

    Als der Ofen schließlich die richtige Hitze hatte, führ der Curio Maximus auch fort mit seinem Gebet, indem er einen der Teiglinge hochhielt und den Mitgliedern seiner Curie präsentierte.

    "Oh Fornax, Herrin der Öfen und der backenden Glut! Nimm unsere gerechte Gabe an, dieses Brot, bereitet aus dem durch deine Hitze gerösteten Korn! Segne uns ein weiteres Jahr, indem du Teig zu schmackhaftem Brot werden lässt, indem du es vor dem verbrennen schützt und die Öfen vor dem Bersten! Tue dies, dann werden wir dir gerechte Gaben geben, wie wir sie dir jedes Jahr geben seit den Tagen des Numa Pomilius!"

    Er legte selbst das erste Brot auf den Stein, ehe die Sklaven nun an den Ofen traten und in schneller Folge die Fladen in den Ofen brachten. Dazwischen holten sie immer wieder mit einem langen Holzschieber dasjenige Brot heraus, das fertig gebacken war, ehe es verbrannte, um es sogleich durch einen neuen Teigling zu ersetzen, solange, bis aller Teig und jedes bisschen gemahlenes Korn aufgebraucht war.

    Ius Trium Liberorum
    Dominus Factionis (Factio Purpurea)