HOCHZEIts.- und FLUCHtVORBEREITUNGEN

  • Während die edle Nilofer und Phraotes; die Braut des Hausherren und sein nun nunmehr einfacher Angestellter, sich in der Taberna "Zur Ziege und der Dattelpalme"befanden, gingen die Hochzeitsvorbereitungen in der Prostas Bene Attar unvermindert weiter. Tiere wurden geschlachtet, so dass der süßliche Dunst von Blut über der Prostas lag; Naschwerk dekoriert; die Tore gingen auf, um die lange Reihe Gedungener einzulassen, die herbeitrugen, was man für ein großes Fest brauchte: Amphoren voller schweren Weines, Blumen, Gekochtes, Gebratenes. Flötenspieler und Tänzerinnen klopften an, und auch diejenigen Bene Attar, die normalerweise ein nomadisches Leben in der Wüste vorzogen, trafen allmählich ein.

    Dieser Trubel herrschte auch, als die beiden Parther, und Anippe wieder von ihrem Ausflug aus dem Zentrum zurückkamen.


    Anippe, die ansonsten gerne die oikonomē des Synhodiarches, die Maiordomus herauskehrte, war heute ziemlich still. Sie hatte zwar kein Wort von dem verstanden, was despoina Nilofer mit dem Herren Phraotes gesprochen hatte, aber sie konnte es sich denken. Herr Phraotes wollte sie nicht mitnehmen zu den Rhomäern. Warum sollte er auch? Es war ein weiteres Risiko, es war Diebstahl, und sie, Anippe... wer war sie schon?

    Es war wieder einmal, als würde sie eine einen Spalt geöffnete Tür sehen, durch die helles Licht drang. Eine sanfte Stimme - Nilofers Stimme? - sprach zu ihr: Trete ein, Kind. Und als sie die Tür mit den Fingerspitzen berührte, da fiel sie mit einem lauten Knall ins Schloss, und so sehr man daran rüttelte, war sie doch verschlossen, und sie, Anippe blieb zurück in der Finsternis; an ihre Herrin Alexandra gefesselt, was ihr Athenodoros als schlimmste Strafe zuweilen androhte, wenn er wütend auf sie war....


    Und so schwieg Anippe und wartete wieder einmal auf das, was andere über ihr Schicksal beschieden. Nicht einmal Iduna war heute bei ihr. Die Sklavin Idunah in der Prostas Bene Attar war Vergangenheit.

    Aber die Alexandrinerin erinnerte sich an ihren Vorschlag, und ganz gute Sklavin sagte sie: "Ich werde jetzt zu meinem despotés gehen, und ihn etwas ablenken, liebste Herrin Nilofer. So können der Herr Phraotes und Du vorbereiten, was sie vorbereiten müssen." Sie zwinkerte Nilofer zu und wiegte sich frech in den Hüften.

    Jetzt war sie wieder die unbekümmerte, schlaue Anippe, von der niemand wusste, wie es in ihrem Inneren aussah.

  • Nach der Rückkehr vom Markt war mir wieder bewusst geworden, dass wir nun wirklich keine Zeit mehr verlieren durften. Die Vorbereitungen für die Hochzeit lief auf vollen Touren. Außerdem war mir zu Ohren gekommen, das wohl Jabel in den nächsten Tagen in Palmyra erwartet wurde. Bis dahin mussten wir unbedingt fort sein, denn er würde den ganzen Schwindel aufdecken können, da er in Ktesiphon ja niemanden hatte finden können, der mein Vater hätte sein können. Er würde Phraotes und mich als Scharlatane enttarnen.


    Den Trubel, der im Haus herrschte, konnten wir uns zunutze machen. denn niemand würde uns größere Beachtung schenken und uns beobachten. Dass sich Anippe dann auch noch opfern wollte, um ihren despotes mit ihren körperlichen Vorzügen abzulenken, widerstrebte mir sehr. Doch ich ließ es geschehen, denn ich dachte an die Zeit, an der ich ihr alles wieder zurückgeben konnte, für dass was sie für mich und Phraotes getan hatte. "Ich danke dir, Anippe!", sagte ich und ließ sie gehen.


    Ich selbst wartete einen Moment und schlich mich dann aus meinem Zimmer. Inzwischen trug ich einen einfachen Chiton, so dass ich nicht sofort Aufsehen erregte. Inzwischen waren viele Fremde im Haus angekommen, die ich nicht kannte und die mich nicht kannten. So gelang es mir schließlich unbemerkt in Phraotes bescheidene Unterkunft zu gelangen.

    Einen Augenblick hielt ich mich noch zurück, nachdem ich hinter mir die Tür geschlossen hatte. Dann schritt ich auf ihn zu und schloss ihn endlich in meine Arme um ihn zu küssen. "Wir haben nicht viel Zeit, Geliebter! Wie du siehst, sind die Vorbereitungen für die Hochzeit in vollem Gange und wie ich hörte, wird Jabes Rückkehr in den nächsten Tagen erwartet. Bis dahin müssen wir von hier verschwunden sein! Wir müssen fliehen! Am besten morgen Früh schon, wenn noch alle im Haus schlafen!" Vielleicht konnten wir uns noch ein oder zwei Tage in der Stadt verstecken, bis wir uns gemeinsam mit Angus und Iduna gemeinsam auf den Weg nach Antiochia machen konnten.

  • Ich schloss meine Nilofer in die Arme. Wir waren solange getrennt gewesen. Zärtlich küsste ich sie: "Und wir werden fliehen!", sagte ich fest: "Gleich Morgen früh. Das ist der Vorteil an leichtem Gepäck. Schließen wir uns den Leuten an, die wir heute kennen gelernt haben. Antiochia ist eine Stadt der Rhomäer, das ist ein erstes gutes Ziel. . Aber sag mir, Nilofer, wie ist es dir während meiner Abwesenheit ergangen? ich meine - wirklich."

    Es war mir nie recht gewesen, sie in der Obhut eines Mannes zu lassen, der meinte, dass er alles auf der Welt kaufen konnte, und ich hatte nicht wenig Lust, ihm, falls er meiner Prinzessin zu nahe gekommen war, ihm die Eier abzuschneiden und sie ihm in den Mund zu stopfen. Doch der erste Impuls war nie ein guter Ratgeber, und schon gar nicht, da wir auf der Flucht waren.

  • Mein Herz sprang vor Freude! Nicht nur weil wir nun einen kurzen Moment für uns hatten und Phraotes mich nun endlich in seine Arme schließen und mich küssen konnte. Auch die Aussicht, dass wir morgen früh diesem Haus und seinem Besitzer endlich den Rücken kehren konnten, erfüllte mich mit Freude.

    Ich erwiderte seinen Kuss. "Ich würde dir gerne noch viel mehr geben, mein Geliebter! Doch wir müssen uns noch etwas gedulden. Sobald wir in Sicherheit sind, werde ich dir mich zum Geschenk machen, "raunte ich ihm zu. So kühn war ich nun doch nicht, mich Phraotes im Hause des Ben Attar hinzugeben. So sehr ich es auch mochte.

    Natürlich hatte es ihn brennend interessiert, was inder Zeit seiner Abwesenheit passiert war. Doch da konnte ich ihn beruhigen, denn ich hatte gewusst, wie ich mir Athenodoros vom Hals halten konnte.

    "Du meinst im Bezug auf unseren Gastgeber?" Ich begann zu grinsen, denn ich hatte es so genossen, wie ich meinen 'Verlobten' die ganze Zeit über hinters Licht geführt hatte." Oh, ich habe ihm erzählt, wie sehr ich mich nach ihm verzehre. Doch ich sagte ihm, dass ich mich nicht vor der Hochzeit ihm hingeben könne. Und die Hochzeit könne erst stattfinden, wenn mein Vater hier sei, damit ich mich wieder mit ihm versöhnen könne. Das hat geholfen, ihn mir vom Leib zu halten. Nun ja, außerdem habe ich von ihm verlangt, auch alle seine Sklavinnen bis zu unserer Hochzeit nicht zu behelligen. Das fiel ihm besonders schwer. Unglücklicherweise hat er sein Versprechen gebrochen und sich an Iduna vergriffen."


    Einen Moment dachte ich noch an die rothaarige Germanin und freute mich für sie, dass sie ihren Mann wieder gefunden hatte. Doch sie wusste auch, dass sie nun, kurz vor ihrer Flucht keine Fehler mehr machen durften. Besser war es, ihr Glück nicht überzustrapazieren!

    "Nun gut, Liebster! Morgen noch vor Sonnenaufgang werde ich zu dir kommen! Möge der Ewige dem Gelingen unserer Flucht gewogen sein!" Zum Abschied küsste ich ihn noch einmal, dann verschwand ich so unscheinbar, wie ich mich zu ihm gestohlen hatte.

  • Ich lächelte, o ja, meine Nilofer war listig.

    Sie hätte eine großartige Erste Gemahlin des Shahanshah abgegeben, wenn das denn ihr Lebensziel gewesen wäre. Nilofers Schönheit und Klugheit hätten Mithridates gewiss überzeugt und sein Herz erobert. Doch das war nicht das, was sie wollte: Ihr Ziel war die persönliche Freiheit, eine kleine Wohnung in Rhome mit mir, mir Kinder schenken, unser privates Heliopolis. Ich war von Ormuzd über alle Maßen gesegnet. Nilofer hätte die ganze Welt zu Füßen haben können; stattdessen wählte sie mich. Die kleine rothaarige Sklavin tat mir Leid; ich hatte sie nicht angerührt, aber sie war der Schändung nicht entgangen:

    "Athenodoros hat sein Versprechen gebrochen? So weißt du nun, was für ein Mann das ist und wie sein Charakter.", sagte ich erbost: " Ahura Mazda möge ihn strafen!" Unser guter Gott verabscheute die Lüge und jede Falschheit. Im Krieg durfte man lügen, und unter Feinden. Aber seine Braut zu belügen und sein Keuschheitsversprechen zu brechen, das war niedrig:

    "Ich hoffe, dass ihr Mann, der blonde Sklave, ihr vergibt." Ich war mir sicher, dass sich auch die Rhomäer schon an der kupferhaarigen Frau vergriffen hatten, selbst wenn sie einen Mann hatte und unwillig war. Ich dachte oft, dass eine Wölfin die ersten Männer vom Tiber nicht nur gesäugt, sondern auch geworfen hatte: Ihre Mütter waren keine Menschen, und dieses Volk hatte weder Herz noch Anstand. Und Waballat Athenodoros, der die Rhomäer bewunderte und ihnen treu war, eiferte ihnen nach.

    Da uns Anippe eine Atempause verschaffte, küsste ich Nilofer nun doch: "Morgen früh vor Sonnenaufgang", sagte ich.


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