(Horreum) Kammer des Stallburschen

  • Verführung ist ein anfängliches Locken,

    das später in Macht ausartet.

    Esther Klepgen (*1965)


    Die Begegnung mit Marik hatte Yaris keine Ruhe gelassen. Auch dessen Blicke, welche er deutlich auf sich gespürt hatte, hinterließen in Yaris‘ Innersten ein merkwürdiges kribbeln, welches er sich nicht erklären konnte. Seinen Herrn würde er darüber jedenfalls nicht in Kenntnis setzen können. Cengiz ebenso wenig. Dies musste er mit sich selbst ausmachen und nötigenfalls müsste er den neuen Stallburschen einfach darauf ansprechen. Hah! Ganz klar. Der schüchterne Yaris sollte von sich aus den neuen Diener ansprechen. Bei diesem Gedanken schüttelte Yaris sich innerlich vor lachen und besann sich dann jedoch im nächsten Moment. Irgendwie musste er mit Marik in Kontakt treten. Nur wie? Gedankenverloren zermarterte sich der Perser sein Köpfchen, während er unruhig in seiner Kammer auf- und ab tigerte. Den Göttern sei gedankt befand er sich alleine in seiner Kammer. Denn Cengiz hätte seine nervöse Unruhe mit Sicherheit bemerkt und Ursachenforschung betrieben. Und genau das wollte Yaris unter allen Umständen vermeiden. Von seinem merkwürdigen Gefühlschaos, wenn man es denn unbedingt so nennen wollte, durfte niemand etwas mitbekommen. Cengiz nicht und sein Herr schon gar nicht. Den neuen Stallburschen musste er allerdings unbedingt danach fragen, wieso er sich in seiner Gegenwart so merkwürdig benommen hatte.


    Schließlich betrat Yaris die Culina der Casa Mongolia und begann einige Leckereien auf einem kleinen Teller zu verteilen. Diesen Teller würde er Marik bringen, denn dann hätten sie sogleich einen Gesprächsstoff. So stellte es sich der Jüngling zumindest vor. Auf dem Teller befanden sich neben einigen Obststückchen, auch kleine Küchlein, jene hatte Cengiz angepriesen und Yaris hatte aufmerksam zugehört. Mit dem Teller in seinen schmalen Händen verließ Yaris die Culina und machte sich auf den Weg durch die Gänge, bis er schließlich nach draußen gelangte. Sein Ziel war das Horreum der Casa Mongolia. Als er das Horreum betreten hatte, neigte Yaris seinen Kopf auf die Seite. Doch kein Geräusch war zu vernehmen. Vielleicht hielt sich Marik auch einfach in den Stallungen, bei den Pferden auf. Oder aber er verbarg sich geschickt vor seinem suchenden Blick.


    “Marik? Bist du hier?“


    Konnte man Yaris samtene Stimme nach einiger Zeit vernehmen. Hoffentlich würde ihm der neue Stallbursche antworten. Denn sonst hätte sich Yaris umsonst Mühe gegeben.

  • Einige Tage waren vergangen und Marik war sehr glücklich mit seiner neuen Arbeit. Sie war sehr angenehm, denn die Pferde waren angenehme und dankbare Geschöpfe, die seiner Aufmerksamkeit nicht jede Minute des Tages bedurften. Dennoch widmete er sich ihnen mit Hingabe, denn die Worte seines neuen Neb hatte er nicht vergessen: Für diesen waren die Tiere wie Familie und genauso sollten sie behandelt werden. Marik hatte sich also von Cengiz in deren Pflege einarbeiten lassen und wusste nun genau, wie er sich um sie kümmern musste.

    Doch wirkliche Vorfreude spürte er für die Tätigkeit, welche die fremdländischen Domini ihm für später zugedacht hatten: Ihnen bei der Herstellung ihrer kostbaren Seide zu helfen, sie verkaufen und auszuliefern. Er würde ein Handwerk lernen! Sicher würden seine Lese- und Rechenkenntnisse dabei helfen können.

    Ja, Marik war mit seinem neuen Leben sehr zufrieden.


    Er hatte eben die letzten Handschläge seines Tagwerks getan und das Balneum aufgesucht. Er mochte es, zivilisierten Männern zu dienen. Man schätzte Sauberkeit erst, wenn man sie einmal erfahren und dann verloren hatte. Mehr konnte er sich von seinem neuen Zuhause wirklich nicht wünschen. Gesäubert und getrocknet, hatte sich Marik ein Tuch um die nackten Hüften geschlungen und genoss ein wenig die kühle Luft, bevor er sich eine neue Tunika überziehen würde. Zuvor jedoch vernahm er Yaris‘ Stimme von unten im Horreum und blickte durch die Tür.

    „Hier oben!“, rief er und winkte den anderen Haussklaven hinein. „Kann ich helfen? Schickt der Dominus nach mir?“

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    Esther Klepgen (*1965)


    Als Yaris das Horreum betreten hatte, ließ er seinen Blick aufmerksam von links nach rechts gleiten. Der neue Stallbursche musste sich doch irgendwo hier aufhalten. In der Casa Mongolia hatte Yaris den ungefähr Gleichaltrigen zumindest nicht erblicken können. Und da das Aufgabengebiet des neuen Dieners die Pflege der Pferde umfasste, musste er sich fast hier aufhalten. Vielleicht aber erlaubte er sich auch einfach einen Scherz mit dem jungen Perser, in dem er sich im verborgenen hielt und sich innerlich kringelig lachte, nachdem Yaris bereits nach ihm gerufen hatte und keine Antwort erhielt.


    “Marik? Wo steckst du?“


    Ließ Yaris noch einmal seine Stimme erklingen, diesmal etwas lauter. Während er sich zugleich im Kreis drehte und seinen Blick in jedes Eck schweifen ließ. Doch auch jetzt konnte Yaris den Stallburschen nirgends entdecken und diese Tatsache ließ Yaris leise aufseufzen. Also hatte er sich umsonst die Mühe gemacht, dem Neuen die Ankunft in seinem neuen zu Hause schmackhaft zu gestalten.


    Mit diesem Gedanken in seinem Kopf wollte sich Yaris schon herumdrehen, um den Rückweg in die Casa anzutreten. Da erklang dann doch Mariks Stimme und Yaris spürte wie sein Herz vor Aufregung in seiner Brust sogleich schneller zu pochen begann. Doch von wo kam denn nun Mariks Stimme? Unwillkürlich legte der persische Sklave seinen Kopf in den Nacken und konnte den Stallburschen aus einer Türe winken sehen. Dort oben befand sich also seine Kammer? Dies mutmaßte Yaris, denn wieso sonst sollte sich der neue Diener in dieser schwindelerregenden Höhe aufhalten.


    “N..Nein. Der Dominus schickt nicht nach dir. Ich.. ich wollte dir mit diesen Süßigkeiten eine kleine Freude machen.“


    Jetzt lächelte Yaris verschämt und spürte wie die Röte in seine Wangen kroch. Genau das, was der Jüngling eigentlich vermeiden wollte.


    “Möchtest du herunterkommen oder.. soll ich zu dir nach oben kommen?“


    Nach diesen Worten musste Yaris unwillkürlich schlucken und bemerkte wie sein Herz noch schneller in seiner Brust pochte. Dies lag jetzt aber nicht nur alleine an der Tatsache, dass er sich mit Marik alleine befand.

  • Marik musste lächeln, als er da seinen Kollegen sah, wie er den Teller mit den Leckereien hochhielt. Er hatte das nicht erwartet. Wo kam es bitte vor, dass Sklaven derart verköstigt wurden? Er hatte selten etwas anderes als Puls bekommen, außer an Festtagen.

    „Wow“, machte er und musterte den Gast erfreut, ehe er zurücktrat, um Yaris Platz zu machen. „Komm nur herauf. Ich hoffe nur, ich halte dich nicht von wichtigen Arbeiten ab? Lass mich nur was anziehen.“

    Eine neue Tunika lag auf seinem Lager bereit, in die er hastig schlüpfte. Den so freigewordenen Platz bot er Yaris an.

    „Es ist nichts Besonderes“, gab er zu. „Aber ich habe das erste Mal eine Kammer für mich und das ist großartig!“ Und nun wurde ihm auch noch Essen ins Zimmer gebracht. Er war geradezu begeistert von diesem Haus.

    Er setzte sich ans Kopfende seines Lagers und klaubte sich vorfreudig etwas von dem Essen von dem Teller.

    „Erzähl doch etwas von dir. Wir kennen uns ja kaum.“

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    Das Herz des jungen Persers pochte noch immer viel zu hastig in seiner Brust und so versuchte Yaris durch spezielle Atemübungen, seinen wild gewordenen Herzschlag wenigstens etwas zu normalisieren. Normalerweise klappte dies auch gut. Doch in diesem speziellen Fall ließ sich sein Herzschlag einfach nicht beruhigen und diese Tatsache versetzte Yaris unwillkürlich in sichtbare Unruhe. Den Göttern sei gedankt ließ er den Teller mit den Leckereien nicht fallen. Seinen Kopf hatte Yaris in den Nacken gelegt, so konnte er zu Marik empor blicken, der ihn von einer Art Podest anblickte. Dort oben befand sich also seine Kammer, sein eigenes kleines Reich. Wenn der Jüngling da an seine Kammer dachte, die er sich mit Cengiz, dem Sekretär seines Herrn teilen musste. Aber dafür durfte Yaris in der Casa Mongolia schlafen und musste nicht in den Stallungen der Casa nächtigen. Alles hatte seine Vor- und Nachteile.


    “Nein. Du hältst mich nicht von wichtigen Arbeiten ab. Unser Herr und Cengiz haben sich in die Werkstatt zurück gezogen.“


    Erklärte Yaris sogleich, wo sich ihr gemeinsamer Herr und dessen Sekretär gegenwärtig aufhielten. Dann umfasste er den Teller etwas fester und kletterte im nächsten Moment, flink wie ein Wiesel, die Sprossen der Leiter empor. Schon im nächsten Moment streckte er seinen Kopf über die letzte Sprosse und lächelte erfreut an. Auch jene letzte Sprosse wurde von Yaris erfolgreich bewältigt, so konnte er Marik im nächsten Moment den Teller mit den Leckereien entgegen strecken.


    “Ich hoffe das schmeckt dir auch. Also mir schmeckt es definitiv. Das hat mir alles Cengiz gezeigt.“


    Plapperte der junge Perser einfach drauf los. Bis er seinen wasserfallartigen Redefluss bemerkte und sich hastig auf seine Unterlippe biss. Die Röte auf seinen Wangen mussten dem Aegypter deutlich entgegen leuchten. Das sich Marik, ohne beschämt zu wirken, direkt vor ihm umzog und in seine bereit gelegte Tunika schlüpfte, ließ stattdessen Yaris Blick suchend umher schweifen, bis er schließlich dann doch zu Boden starrte.


    Um überhaupt etwas zu tun, stellte Yaris das Tablett auf die schmale Bettstatt des Aegypters und setzte sich mit untergeschlagenen Beinen auf den ihm dargebotenen Platz.


    “Was willst du von mir wissen? Ich wuchs in einem Tempel in Čehel-menār, ähm… Persepolis auf. Meine Eltern kenne ich nicht. Die Geweihten des Tempels zogen mich groß und unterrichten mich in den Lehren des Tempels. Auf Grund meiner Jugend wurde ich jedoch nie zu einem Geweihten des Tempels.“


    Dann verstummte der junge Perser und griff sich etwas von dem Teller, was sich als Obststück herausstellte, welches Yaris gar genüßlich verspeiste. Dann schielte er aus dem Augenwinkel zu dem ungefähr Gleichaltrigen empor.


    “Es waren schließlich Banditen die den Tempel überfielen und uns Jungen und Mädchen gefangen nahmen. Schließlich gelangte ich in die Urbs Aeterna.“


    Das Latein des persischen Sklaven war zwar noch immer nicht flüssig und er vermischte tatsächlich noch immer Worte seiner Heimatsprache, mit der hiesigen Sprache. Aber der Unterricht mit Cengiz trug doch Früchte.

  • Marik musste lächeln, als Yaris plötzlich so viel erzählte wie seit ihrer ersten Begegnung nicht. Er hatte schon geglaubt, er mache dem fremden Jungen Angst, doch dem schien wohl nicht so zu sein. Erfreut nahm er sich eines der Häppchen und schob es sich in den Mund. Es schmeckte vorzüglich. Währenddessen lauschte er den Worten seines neuen Kollegen.

    "So, du bist also ein frommer Priester?", fragte er interessiert und bemerkte erneut, wie wohltuend es war, dieser samtweichen Stimme zu lauschen. Doch es tat ihm leid, als Yaris von dem Überfall erzählte. Ein jeder Sklave hatte seine eigene schreckliche Geschichte, wie es schien. Er hatte sich bei Yaris' folgsamer Art schon gedacht, dass er vielleicht in Sklaverei geboren sei.

    Langsam legte er dem Jungen eine Hand auf die Schulter, denn er nahm Anteil an der Geschichte, erinnerte sie ihn doch an seine eigene.

    "Aber jetzt sind wir beide unter Freunden, so scheint es", sagte er.

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    Es war beinahe so, als hätte Marik ein Ventil gefunden, welches Yaris ohne Punkt und Komma Worte über seine Lippen sprudeln ließ. Denn wahrlich konnte man die ruhige Stimme des jungen Persers nur in Ausnahmesituationen vernehmen. Nämlich dann wenn ihn sein Herr oder Cengiz direkt ansprach. Ansonsten war der junge Perser still, beinahe wie eine Statue und antwortete nur wenn man ihn direkt nach etwas fragte. Doch Marik wusste offenbar, welche Themen er ansprechen musste, um den Redefluss des Sklaven zu aktivieren. So wie in diesem Augenblick. Nachdem Yaris dann schließlich zu einem Ende gekommen war, wirkte er regelrecht atemlos, wobei seine Wangen sich gerötet hatten und seine Augen einen hellen Glanz gewonnen hatten.


    “N.. Nein. Ich bin kein frommer Priester. Ich wurde nicht in die Mysterien des Tempels eingeweiht.“


    Tatsächlich wirkte Yaris bei diesen Worten etwas nachdenklich, während seiner Stimme ein trauriger Klang anhaftete.


    “Ich wäre zum Priester geweiht worden, wenn es diesen Überfall durch die Banditen nicht gegeben hätte.“


    Schließlich verstummte der Jüngling und angelte nach einem weiteren Obststück, welches er sich zwischen seine Lippen schob und genüßlich das Obst verspeiste. Dabei blickte er Marik erwartungsvoll an. Denn nun wollte er auch dessen Lebensgeschichte hören. Jetzt, nachdem der Stallbursche die Lebensgeschichte des jungen Persers gehört hatte. So war es nur recht und fair.


    Als ihm Marik jedoch seine Hand auf die Schulter legte, verhüllte ein dunkler Glanz die Augen des jungen Persers, wobei er den Stallburschen noch immer nicht aus seinem Blick entließ.


    “Magst du mir auch deine Geschichte erzählen?“


    Wollte Yaris mit seiner angenehm warmen Stimme von dem Aegypter wissen, wobei er seine Finger ausstreckte, um Marik zart über den Handrücken und sein Handgelenk zu streicheln.


    “Wenn du möchtest, werde ich dein Freund sein.“


    Dabei verdunkelte sich der Glanz in den Augen des jungen Persers um einige Nuancen.

  • Nichts ahnend, bedauerte Marik die Geschichte von Yaris, den das Thema sehr mitzunehmen schien. Er bemerkte erneut, wie melodisch und angenehm die Stimme des Jungen neben ihm war. Und sein Eindruck aus der Nähe bestätigte die erste Wahrnehmung. Yaris war, soweit man einen Mann so nennen konnte, wirklich schön.

    "Ich erzähl dir gern von mir", sagte er, als Yaris ihm mit ganz veränderter Stimme zusprach, sein Freund zu sein.

    Marik fühlte sich seltsam. Er spürte ein Kribbeln im Nacken und er starrte verwirrt, aber auch gebannt zurück in Yaris' Augen. Die Hand des Jungen strich über seine eigene und er merkte, wie er den Griff um Yaris' Schulter unmerklich festigte.

    "Das... möchte ich", sagte er langsam.

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    Als Marik erwähnte, dass er nun seinerseits etwas über sich preis geben würde, wirkte Yaris aufgeregt. Schließlich vernahm er gerne Geschichten aus fremden Ländern und Gegenden, in denn er noch nie gewesen war und wohl auch niemals mit eigenen Augen sehen würde. Das der ungefähr Gleichaltrige dann jedoch nicht weiter sprach, sondern seinen Blick erwiederte, verunsicherte Yaris dann doch. Und so senkte er seinen Blick und biss sich verschämt auf die Unterlippe. War er zu forsch gewesen? Hatte er Marik mit seinen Worten überrumpelt, so dass sich der Aegypter in sein Schneckenhaus zurück zog?


    “Entschuldige. Ich wollte nicht.. also ich…“


    Verwirrt verstummte der Jüngling und atmete tief durch, wobei er außer Stande war seinen Blick von dem Dunkelhäutigen abzuwenden.


    “Ich würde gerne deine Lebensgeschichte hören. Hoffentlich war dein Leben erfreulicher als meines es gewesen war.“


    Ermunterte Yaris den Stallburschen mit einem Lächeln, nun auch seine Lebensgeschichte preis zu geben. Als sich dann jedoch Mariks Griff an seiner Schulter unmerklich festigte und es Yaris so vorkam, als wollte ihn der Stallbursche an Ort und Stelle behalten, schluckte der Perser kaum merklich.


    “Du.. du möchtest wirklich mein Freund sein?“


    Wisperte der persische Sklave mit leiser Stimme, wobei er die streichelnde Bewegung seiner Finger über das Handgelenk des Aegypters nicht unterbrach.


    “Deine .. Haut .. sie ist so weich. Mit diesem feinen Flaum. Weich wie das Fell eines jungen Kätzchens.“


    Jetzt lächelte Yaris verschämt und senkte errötend seinen Blick. Was plapperte er denn da für Blödsinn?

  • Marik wollte schon ansetzen, um seine Geschichte zu erzählen. Es gab ja doch einiges. Dennoch schwieg er fast schon ehrfürchtig, denn Yaris schien plötzlich ganz komisch zu sein. Ein wenig fand er es befremdlich, dass sich die Stimmung des Jungen so rasch gewandelt hatte. Gleichzeitig fand er es faszinierend. Und aus irgendeinem Grund stellten sich seine Nackenhärchen auf.

    "F-Findest du?", fragte er schüchtern und zeigte ein verlegenes Lächeln. "Du hast ja sehr blumige Vergleiche. Ich... kann aber nicht so schön schnurren." Oh Gott, was erzählte er da für dumme Sachen!?

    "Du hast dafür ne viel schönere Stimme."

    Oh je, es wurde immer peinlicher.

    "Äh... wusstest du, dass Katzen in meiner Heimat heilig sind?"

    Es wurde einfach nicht besser...

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    Mit einem sanften Lächeln auf seinen Lippen ließ Yaris seinen Blick auf dem Gesicht des Stallburschen ruhen. Denn der Gleichaltrige wollte ihm doch seine Geschichte erzählen und Yaris wollte Mariks Geschichte auch hören. Doch aus irgendeinem Grund versagte dem Stallburschen die Stimme oder er wusste auf einmal nicht mit was er erzählen wollte. Fakt war, Marik blieb stumm und diese Tatsache ließ Yaris Kopf kaum merklich auf die Seite neigen.


    “Wolltest du nicht gerade deine Geschichte erzählen?“


    Bei jenen Worten hatte sich Yaris Stimme leicht gesenkt, wobei sich seine Finger noch immer streichelnd über das Handgelenk des Stallburschen bewegten. Die weichen Härchen fühlten sich zauberhaft unter den Fingerspitzen des Sklaven an und so konnte er gar nicht aufhören, immer und immer wieder über den zarten Flaum auf Mariks Haut zu streicheln. Als Marik dann auf den Vergleich mit der Katze ansprang, musste Yaris leise lachen.


    “Du kannst bestimmt wunderschön schnurren.“


    Tatsächlich hatte sich Yaris bei diesen Worten näher gebeugt und blickte seinem Gegenüber tief in die Augen. Beinahe so als wollte er Marik herausfordern, für ihn zu schnurren. Als der Aegypter erwähnte, dass der Perser dafür eine viel schönere Stimme hatte, musste Yaris unwillkürlich seinen Kopf schütteln.


    “Katzen werden in deiner Heimat verehrt? Das bedeutet ja…“


    Das Ende des Satzes ließ Yaris offen. Denn jetzt war er von der Bettstatt des Aegypters gerutscht und hatte sich vor eben jene Bettstatt gekniet.


    “Ich muss dich verehren Marik.“


    Voller Ehrfurcht und purem Ernst sprach Yaris diese Worte aus und verneigte sich äußerst tief vor dem Stallburschen seines Herrn.

  • Marik war... baff. Als er Yaris vor sich knien sah, fühlte er sich ganz schön überwältigt. Er wusste nicht, ob ihn der Perser ganz überzeugend auf den Arm nahm oder es ernst meinte. Wobei er sich nicht erklären konnte, weshalb er den Mist ernst meinen würde.

    "Komm schon rauf!", rief er, halb lachend und halb hilflos und zog an Yaris' Ärmel. Wie der Bursche so ehrfürchtig zu ihm hinaufstarrte, Es machte ihn ganz nervös, gleichzeitig war das einfach ein Bild für die Götter.

    Marik legte den Kopf schief.

    "Ich bin doch keine Katze", kicherte er.

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    Für den jungen Perser war es nichts außergewöhnliches vor einer anderen Person zu knien. So verharrte der Jüngling auch für einige Wimpernschläge mit gesenktem Kopf und zählte dabei lautlos bis zehn. Dann erst hob er vorsichtig seinen Kopf an, und richtete seinen Blick auf das Gesicht seines Gegenübers. Dabei spürte er wie sein Herz abermals in diesem merkwürdigen Rhythmus in seiner Brust pochte und seine Wangen rötlich zum glühen brachte.


    “Gefällt dir das nicht?“


    Wisperte Yaris mit seiner samtweichen Stimme, als er spürte wie ihn Marik am Ärmel seiner Tunika zupfte und wollte das er sich wieder zu ihm auf dessen Bettstatt setzte.


    “Du hast so weiche Haut. Eben wie das Fell einer Katze. Deswegen der Vergleich Marik.“


    Lächelte der Jüngling zu dem ungefähr Gleichaltrigen empor und erhob sich schließlich in einer fließenden Bewegung aus seiner knieenden Position.


    “Gibs zu, dir hat das gerade eben gefallen, wie ich vor dir kniete.“


    Sprudelte es über Yaris Lippen, als er sich dann doch wieder auf der Bettstatt des Stallburschen niedersinken ließ. Diesmal nicht am entfernten Ende des Bettes, sondern äußerst nahe an Mariks Seite sitzend. Am liebsten hätte er sich an den Aegypter heran gekuschelt. Doch dies widersagte er sich und verkrampfte stattdessen seine Finger miteinander, die er in seinen Schoß bettete.

  • Nun musste Marik doch ein wenig grinsen, wenn auch äußerst verlegen. Er kratzte an seiner Wange und errötete leicht.

    "N-Naja, vielleicht ein bisschen", gab er zu, denn der Anblick hatte etwas gehabt... Natürlich war er es nicht gewohnt, dass Leute vor ihm knieten. "Ich war nur etwas... überrascht..."

    Er spürte die Körperwärme von Yaris, der neben ihm saß und keinen Abstand mehr zwischen ihnen zu wollen schien. FÜr ihn war unverkennbar, dass der schöne Junge mit ihm flirtete. Nun war Marik auf dem Gebiet nicht wirklich geübt. Es hatte da ein, zwei Liebeleien gegeben, aber das waren weiß Thot wirklich keine großen Dinger gewesen. Ihm hatte auch noch nie jemand gesagt, er habe schöne Haut...

    Ein wenig unbeholfen, wenn auch zärtlich, griff er nach Yaris' Hand und lenkte sie über seinen Oberarm, unter dessen Haut sich sanft definierte Muskeln abzeichneten.

    "Wenn... sie dir so gefällt...", sagte er schüchtern und ermutigte Yaris, ruhig ein wenig mehr auf Erkundungsreise zu gehen. Ob er sich seiner Tunika für den anderen entledigen sollte?

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    Als sich der Aegypter verlegen an der Wange kratzte, fragte sich Yaris innerlich, ob er bereits zu weit gegangen war und ob es nicht sinnvoller wäre, den Rückzug anzutreten. Jedoch widersagten ihm seine Füße die Ausführung eines Rückzugs und so blieb dem jungen Perser nichts anderes übrig als regungslos an Ort und Stelle zu verharren. Wobei ihm das Herz bis zum Hals pochte und er seinen Blick einfach nicht von Marik abwenden konnte.


    “Ich wollte dich nicht verunsichern Marik.“


    Versuchte Yaris dem ungefähr Gleichaltrigen die Sorge zu nehmen, wobei er Marik noch immer mit diesem sanften glühen in seinem Blick betrachtete. Denn etwas hatte sein Gegenüber an sich, was Yaris wie gefesselt dreinblicken ließ. Als es dann jedoch Marik war, der nach seiner Hand griff, neigte sich Yaris Kopf kaum merklich auf die Seite. Wobei er Marik ein ermunterndes Lächeln schenkte. Für den Jüngling war dies schließlich alles Neuland. Und dennoch würde er sich ausprobieren. Wenn Marik nichts dagegen hatte natürlich nur.


    “Wenn du nichts dagegen hast, dann würde ich wirklich gerne. Also ich….“


    Jetzt war es an Yaris, verschämt seinen Blick niederzuschlagen. Wobei Marik deutlich das zarte beben seiner Finger spüren konnte, denn diese lagen nun auf den wohl definierten Oberarmmuskeln des Aegypters auf.


    “Vielen Dank.“


    Raunte Yaris mit einem nun leichten schnurren in seiner Stimme, während er seine bebenden Finger zart über den Oberarm des Stallburschen gleiten ließ. Hinauf und wieder hinab bis zu dessen Handgelenk. Dies wiederholte er tatsächlich ein paar mal.

  • Die ganze Zeit über sah Marik wie gebannt zu. Es war wirklich einnehmend, den anderen Jungen dabei zu beobachten, wie er ganz fasziniert an ihm herumstreichelte und die Augen nicht von seinem Bizeps nehmen konnte. Es lockte ihn, auch mehr von Yaris zu entdecken, ihn nah bei sich zu haben. Doch im Augenblick war Marik noch viel zu vereinnahmt von der Bewunderung des anderen Jungen, die ihm so schmeichelte und ihn ganz verlegen machte. Von Yaris berührt zu werden, derart beachtet zu werden, war ein schönes Gefühl.

    "Jetzt schnurrst ja du", grinste er leise, fast flüsternd, bevor er sanft Yaris' Hand anhob. "Warte..."

    Nach kurzem Zögern zog er sich seine Tunika über den Kopf und ließ sie zu Boden gleiten. Mit einem schiefen Lächeln zeigte er sich Yaris nun vollkommen. Ein Lendentuch trug er wohl noch, es verbarg aber nur schlecht, wie groß er eigentlich war. Das war für ihn immer ein Grund zur Verlegenheit gewesen. Im Augenblick jedoch widmete er sich ganz dem Jungen, der selbst so schnurrte wie eine Katze, legte ihm ermutigend eine Hand auf den unteren Rücken.

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    Immer wieder ließ Yaris seine Finger zart über die Haut des Stallburschen gleiten, wobei er den Weg seiner Finger mit den Augen verfolgte. Unter keinen Umständen würde er Blickkontakt zu Marik suchen, denn dann würde dieser seine zart geröteten Wangen mit Sicherheit bemerken. Somit hielt der junge Perser seinen Blick abgewandt und konzentrierte sich stattdessen auf seine Finger, die er einfach nicht bei sich behalten konnte.


    Aus dem Augenwinkel jedoch warf Yaris dem Stallburschen seines Herrn immer wieder Blicke entgegen und ertappte sich dabei, wie sein Blick für einen kurzen Augenblick wie gebannt auf Mariks Lippen ruhte. Wie es wohl wäre von diesen Lippen geküsst zu werden? Diese Lippen auf seiner Haut zu spüren? Jetzt wirkte Yaris für einen kurzen Moment wahrlich abwesend mit seinen Gedanken. Denn er stellte sich gerade bildlich vor, wie es wohl wäre, wenn sich Marik aus seiner Tunika schälte und sich Yaris bebende Finger auf seinen Körper betten würde.


    Als hätte Marik die Gedanken des persischen Sklaven erraten, erhob sich dieser plötzlich und zog seine Tunika über den Kopf, welche mit einem leisen rascheln zu Boden segelte. Das Lendentuch verbarg noch den Unterkörper des Stallburschen und wölbte sich dennoch unwillkürlich. So dass Yaris leicht schluckte und sich dabei ertappte wie sein Blick auf Mariks Körpermitte ruhte. Plötzlich jedoch schlug der Jüngling seine Hände vor sein Gesicht und verbarg sich somit vor dem Aegypter. Bis zu dem Moment, als er spürte wie sich Mariks Hand ermutigend auf seinen Rücken niederlegte und dem Jüngling eine Gänsehaut über den Rücken rieselte.


    “Möchtest du mich.. also.. ähm.. ausziehen?“


    Bat Yaris nun mit leiser Stimme und blickte Marik diesmal direkt mit einem sanften Schimmer in den Augen an.

  • Marik musste einfach lächeln. Jetzt wo es ernst wurde, genierte sich Yaris plötzlich. Seine Hand wanderte ein wenig über den Rücken des Jungen, gleichzeitig setzte er sich Yaris zugewandt hin.

    "Wenn du willst?", sagte er nur und zog Yaris langsam auf seinen Schoß. Er hatte beschlossen, es jetzt einfach zu wagen. Mit seinen Händen legte er Yaris' Arme an seine Seiten und strich diesem dafür über seine Oberschenkel. Er war ja kein erfahrener Liebhaber, aber ein paar Geschichten waren da schon gelaufen und er hatte so eine Ahnung. Intuition.

    Nun, das glaubte er zumindest.

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    Das Lächeln des Aegypters ließ Yaris Herz vor Aufregung schneller in seiner Brust pochen und seine Wangen nur noch deutlicher röten. Am liebsten hätte er sich Marik in die Arme geschmiegt und seine Nähe genossen. So jedoch blieb der Perser wo er war und betrachtete den ungefähr Gleichaltrigen mit einem funkelnden Schimmer in seinen Augen. Ein Schimmer welcher sich intensivierte, als er spürte wie er von Marik auf dessen Schoß gezogen wurde. Bei dieser Geste hielt Yaris für einen kurzen Augenblick die Luft an und schluckte vernehmlich, wobei sein Blick gar liebkosend über das Antlitz des anderen Sklaven wanderte. Die zarte Berührung des Stallburschen, wie dessen Finger über seinen Rücken wanderten, hinterließ eine Gänsehaut auf Yaris Körper und jenes schnurrende Geräusch entwich erneut seiner Kehle.


    “Ich werde mich nicht wehren. Ganz gleich was du hier machst.“


    Konnte man Yaris Stimme im nächsten Moment mit einem belegten Klang vernehmen. So konnte Marik auch schon die Arme des Persers an dessen Seite betten. Wie bei einem kleinen Vogel, bei dem man die Flügel vorsichtig an den Körper drückte. Schweigend und mit jenem entrückten Lächeln auf den Lippen beobachtete Yaris, wie sich Mariks Finger streichelnd über seinen Oberschenkel bewegten. Das dabei die Tunika des Jüngeren empor rutschte, bemerkte Marik offensichtlich nicht und Yaris ebenso. Denn der Perser war viel zu aufgeregt und unglaublich nervös, als er diese zarten Berührungen des Stallburschen mit all seinen Sinnen wahrnahm.