[09/2022]Kandidatur zum Cursus Honorum - Publius Pompeius Pollio

  • An diesem Tage hatte der Senat sich zusammengefunden, um den Kandidaten des Cursus Honorum die Möglichkeit zu geben, sich der Senatorenschaft Roms vorzustellen. Der Reihe nach rief der amtierende Consul die anwesenden Candidati auf, ihre Wahlrede zu halten und sich den Fragen und Anmerkungen des Plenums zu stellen.


    "Es spricht zu euch nun: Publius Pompeius Pollio, der für das Amt des Vigintiviren kandidiert!"

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  • Ich hatte meine Rede aufgeschrieben, ich hatte sie geübt, ich hatte sie ein paar Sklaven vorgetragen und noch ein bisschen daran herumgebastelt. Und jetzt, als ich gerade nach vorne gerufen wurde, um sie zu halten, stellte ich noch etwas fest: Ich hatte sie vergessen. Ich war mir sicher, dass ich wusste, was ich hatte sagen wollen, doch während ich nach vorne trat, auf einmal, PUFF, alles weg. Verdammt nochmal. Ich hatte schon vor Publikum gesprochen, hatte eine entsprechende Ausbildung erhalten und neigte sonst nicht zu Nervosität, aber hier und heute war das schlimmer, als damals in der schule, wenn der Lehrer einen mit drohendem Rohrstock zur Rezitation der Ilias nach vorne rief.


    Zum Glück waren die Vigintiviri als letztes dran am heutigen Tag, so dass ich schon einige, sehr lange und ermüdende Reden mitgehört hatte. Und irgendwo erinnerte sich ein Restfünkchen doch noch an das, was ich in meiner Rede hatten sagen wollen. Ich räusperte mich also einmal und legte dann los.


    "Patres consripti!


    Mein Name ist Publius Pompeius Pollio, Sohn des Decimus Pompeius Strabo und Enkel des Senators Manius Pompeius Trimalchio. Mein Name wird euch nichts sagen, und viele werden sich wohl nicht an meine Familie erinnern, oder wenn, dann nicht unbedingt im besten Licht. Das ist mir sehr wohl bewusst, und ich will eure Zeit auch gar nicht lange verschwenden, indem ich versuche, es anders darzustellen.

    Ich wuchs in Epirus auf, nicht in Rom. Meine Familie hat keine sehr lange und glorreiche Senatstradition, auch wenn wir den Namen mit solchen Größen wie Cnaeus Pompeius Magnus, Quintus Pompeius Aulus oder Quintus Pompeius Rufus teilen. Der Bürgerkrieg hat meine Familie Ansehen und Einfluss gekostet. Das weiß ich.

    Und genau deshalb bin ich hier. Um zu beweisen, dass die Gens Pompeia noch Männer hervorbringen kann, die Rom mit Tatkraft zu dienen bereit sind.


    Ich erhielt eine Ausbildung bei den besten Gelehrten in Epirus. Hier in Rom hatte ich das große Glück, die Bekanntschaft von Aedil Tiberius Caudex schließen zu können, der so gütig war, mich als seinen Tiro aufzunehmen. Durch dieses Tirocinium Fori erhielt ich Einblicke in die wichtige und vielfältige Arbeit eines amtierenden Magistraten von Rom, und ich hoffe, ihm durch meine Tatkraft und Eifer eine Hilfe gewesen zu sein.


    Und heute stehe ich nun vor euch und bitte euch, werte Senatoren, mir die Chance zu geben, auch euch meinen Fleiß und meine Entschlossenheit zu zeigen. Wählt mich zum Vigintivir, und ich werde all mein Streben in die mir gestellte Aufgabe legen. Wenn ihr mich erhöhen wollt, dann gewährt mir meinen Wunsch, bei den tresviri monetales zu dienen. Aber auch wenn ihr mich zu etwas anderem ernennt, seid gewiss, dass ich überall denselben Elan zeigen werde."



    Ich hatte sicher die vielen, geschickten Wendungen, die ich mir zurechtgelegt hatte, alle vergessen und keine einzige eingebracht. Ich war mir nicht einmal sicher, was ich überhaupt gesagt hatte, als ich mich leicht in Richtung der Consulen verneigte und nur kurz wartete, ob jemand seine Zeit an mich tatsächlich mit einer Frage verschwenden wollte. Ich ging mal nicht davon aus. Wahrscheinlich waren alle anderen auch froh, wenn das hier vorbei war. Ich hoffte nur, dass ich genug Senatoren im Gedächtnis blieb, um für mich abzustimmen.

  • Natürlich hatte Nero sich mit einigen Senatoren im Vorfeld getroffen und diese mehr oder weniger dazu überredet sich für den Pompeius auszusprechen. Es gab zum Glück genug Gefallen die er hatte einfordern können, aber natürlich gab es wie immer auch das Gegenlager die lieber einen Verwandten auf den Posten sehen würden. Aber Nero hoffte das seine Bemühungen ausreichen würden.

    Nachdem Nero nun das Rederecht erteilt bekam erhob er seine Stimme um sich für den jungen Mann auszusprechen. "Werte Senatoren, ich habe Pompeius Pollio, als einen strebsamen Mann kennenlernen dürfen. Er ist ein tatkräftiger, junger Mann, von dem wir uns glücklich schätzen können, dass er seine Kraft zum Wohle Roms einsetzen möchte. Meiner Stimme kann Publius Pompeius Pollio sich darum gewiss sein, wiewohl ich einem jedem Senator in dieser Halle, welchem ebenfalls das Gedeihen Roms am Herzen liegt, nur nahelegen kann, es mir gleich zu tun!"

  • Nachdem alle Fragen gestellt waren und alle Argumente ausgetauscht, folgte am Ende des Tages die Wahl der Magistrate.


    Publius Pompeius Pollio wurde mit 87% der Stimmen zum Tresvir monetales gewählt.

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