[Officium] Immobilienerwerbe und andere Wirtschaftlichkeiten

  • Mittlerweile befand sich Caesoninus mit seiner Familie schon eine ganze Weile hier in Syrien und in seiner spärlichen Freizeit hatte er während all dieser Zeit dafür gesorgt, dass die Gens Iulia hier auch dauerhaft bleiben würde, selbst nachdem er und die Seinen längst wieder nach Rom abgereist wären. Das Haus in dem sie momentan lebten, oder besser gesagt die syrische Domus Iulia, hatte Caesoninus' Agent Publius Pontidius Pollio von dem brundisischen Großgrundbesitzer Paullus Appuleius Barba ursprünglich bloß für ein Jahr von diesem gemietet, damit Caesoninus eine standesgemäße Bleibe hier hätte, solange er in der Provinz als Magistrat amtierte, doch schon noch in ihrer allerersten Nacht bei ihrer ersten Cena hier im Haus hatte sich Caesoninus so in das Objekt verliebt gehabt, dass er es vollständig kaufen und zur dauerhaften iulischen Residenz hier in Antiochia hatte machen wollen. Zugegeben, ein wenig Wein und die gelöste Stimmung hatten ihr übriges zu diesem Entschluss getan, doch da er es schon lange vor seiner Amtszeit im Sinn gehabt hatte in Syrien Wirtschaftsgüter und andere Immobilien zur Steigerung seines Reichtums zu erwerben, war das überhaupt nicht schlimm, im Gegenteil. Einen auf Repräsentation ausgelegten Wohnsitz in der Gegend seiner neuen Besitzungen zu halten mochte Vorteile mit sich bringen, auch abseits von politischen Pflichten, z.B. wenn es galt lokale Geschäftspartner zu empfangen und ähnliche Dinge. Jedoch gab es einen Haken, wie Pollio schon damals in der ersten Cena nach ihrer Ankunft angedeutet hatte. Im Mietsvertrag stand nämlich, dass die Monatsmieten vollständig für zwölf Monate zu bezahlen waren, jeden Monat eine und ein evt. Kaufrecht gab es erst nach Ablauf dieser zwölf Monate. So würde Caesoninus noch bis zum Ende seiner Amtszeit warten müssen, ehe er die syrische Domus Iulia vollständig in seinen Besitz überführen könnte. Bis dahin blieb Appuleius Barba der rechtmäßige Eigentümer.


    Doch Belange die dieses Haus angingen, würden heute nicht auf der Agenda stehen, bei seiner heutigen Unterredung mit seinem Agenten Pontidius Pollio würde es um andere Liegenschaften gehen. Gerade in diesem Moment ging auch schon die Tür auf und ebenjener kam herein. "Salve, Publius Pontidius, bitte setz dich." Der Pontidier grüßte ihn und kam seiner Aufforderung nach, sie konnten beginnen.

  • "Wie kann ich dir helfen, Iulius Caesoninus?", fragte Pontidius Pollio. Caesoninus hinter seinem Schreibtisch verschränkte die Fingerkuppen ineinander und begann: "Wir hatten zuletzt über die neulich erworbenen Obsthaine vor der Stadt gesprochen, heute geht es mir um Grundbesitz innerhalb Antiochias."

    "Was dies anbelangt, so sprachen wir ja schon davon, dass Appuleius Barba auf den bestehenden Mietvertrag für die Domus Iulia besteht. Er lässt sich nicht umstimmen, ich habe es bereits versucht." Caesoninus machte eine wegwerfende Geste und sprach: "Darum geht es mir jetzt nicht, soll er doch seinen Willen haben. Am Ende gehört mir die Domus Iulia schon noch, auf die eine oder andere Weise. Sorge dafür, verstanden?" Pollio nickte. "Verstanden Iulius Caesoninus."


    "Das worauf wir uns jetzt konzentrieren ist von anderer Natur. Ich möchte auch jetzt schon Grundbesitz in der Stadt haben, um das Bürgerrecht von Antiochia nach den Regeln meines zukünftigen Gesetzes für mich in Anspruch nehmen zu können. Einfach als zusätzlicher Türöffner für zukünftige Möglichkeiten, ich habe das Gefühl nach meiner Zeit als Quaestor Provincialis werde ich Antiochia noch häufiger sehen." Pollio verstand. "Gewiss ein kluger Entschluss, an welche Art Liegenschaften hast du gedacht?" "An ein weiteres kleines Haus und dazu ein Lagerhaus. Ein solches erscheint mir nützlich, vor allem, wenn später mal mehr landwirtschaftliche Fläche und zugehörige Betriebe in der Gegend mir gehören. Und das kleinere Haus als Ausweichstelle. Es muss nicht pompös oder groß sein, etwas kleines und unscheinbares in einem einfachen Viertel reicht mir schon. Veranlasse beides, kaufe sie und erledige die nötigen Meldungen an die Behörden." Caesoninus' Agent versicherte seinen Wünschen nachzukommen.


    "Schön, wie läuft es sonst mit meinen Unternehmen?" Pollio kramte eine Schriftrolle aus seinen Unterlagen hervor und begann vorzulesen: "Die Weingüter in Misenum haben zuletzt 300 Amphoren Falerner nach Rom geschickt. Der Weinberg in Ostia hat 150 Amphoren produziert. Die stillen Teilhaberschaften an den Keramikmanufakturen in Mediolanum, Arminium und Cremona, die von den kilikischen Goldminen und die neuen Ziegenherden vor Antiochia haben zusammen einen Gewinn von vier Millionen Sesterzen eingebracht." Eine stolze Zahl dafür, dass sie noch ganz am Anfang ihrer Investitionen standen. "Ich bin zufrieden, gut gemacht! Wenn die Zahlen auch weiterhin so kontinuierlich steigen, dann sollten die Wahlkämpfe für die Praetur und das Konsulat auch bald leistbar sein." Pollio lächelte verhalten. "Abwarten, alleine dreizehn gute Gladiatoren kosten zusammen gut neun Millionen und bei all den noch auszutragenden Spielen in deiner politischen Karriere fürchte ich wirst du noch weit über diese dreizehn benötigen. Nicht zu vergessen wilde Tiere und ausländische Sklaven, das Austragen von Pferderennen oder Brot- und Geldspenden an den Plebs. Die Praetur und das Konsulat sind noch weit weg und wir werden noch viel Geld verdienen müssen, um all diese Kosten bestreiten zu können, sehr viel Geld. Deshalb schlage ich vor wir gehen jetzt den nächsten logischen Schritt und intensivieren unsere Bemühungen im Fernhandel. Dort ist das meiste Geld zu holen hier in dieser Ecke der Welt." "Gut, was schlägst du vor? Fernhandel ist ein so viel unstoffliches und weniger greifbares Gewerbe als jetzt eine konkrete Manufaktur oder eine Goldmiene, ich denke daher nicht, dass wir auch hier mit stillen Teilhaberschaften arbeiten können und anders als mit solchen ist es ja nicht zu machen bei nichtlandwirtschaftlichen Gütern, wenn man die Lex Claudia de nave senatorum beachten will!"


    Pollio legte die Stirn in Falten und kratzte sich am Ohr. "Natürlich wollen wir die Lex Claudia einhalten, doch da wird sich schon etwas finden lassen. Den Fernhandel gehen wir am besten von Palmyra und nicht von Antiochia aus an, dort hast du schon einen halben Fuß in der Tür durch deine persönlichen Kontakte zu den Bene Mattabol, ich schlage vor wir intensivieren diese Beziehungen." Caesoninus hob eine Braue. "Nur einen halben?" Beide grinsten.