[Atrium] Toga-Probe

  • Ein Platz im Atrium unseres Hauses in der Nähe der Ecke, an der sich die beiden Säulengänge trafen, die vor den Cubicula bzw. am Triclinium vorbeiliefen - das war nach einer gewissen Eingewöhnungsphase in meinem neuen alten Zuhause mein Lieblingsplatz geworden. Aus einem der leer stehenden Cubicula hatten die Sklaven einen einfachen Stuhl herbeigeschafft und einen kleinen runden Tisch, auf dem neben einer Wachstafel mit Stilus nur noch ein Krug mit Becher Platz fanden.


    Hier hatte ich an den ersten Abenden nach meiner Rückkehr aus Ephesos oft gesessen und meinen Hals gestreckt, um noch einen Zipfel des Orontes zu erblicken, den man mit etwas Mühe von hier aus sehen konnte. Dann hatten meine Gedanken sich ein wenig beruhigt, die ansonsten noch ängstlich um meine ungewisse Zukunft kreisten und mehr noch um das vielleicht entscheidende Gespräch, das mir in einem Brief von der Stadtverwaltung gewährt worden war.


    "Die Toga ist jetzt fertig, Domine!"


    Ich wachte aus meinen Grübeleien auf und erblickte unsere alte Sklavin Safia, die den Säulengang vor den Cubicula entlang kam und auf ihren Armen das erwähnte Kleidungsstück wie ein rohes Ei trug. Seit der Ankunft des besagten Schreibens der Curia hatte ich auch die furischen Sklaven mit den Vorbereitungen für mein Vorstellungsgespräch auf Trapp gehalten. Safia selbst hatte sich dabei um die Reinigung und fachgerechte Trocknung einer nagelneuen und teuren Toga in einem dunklen Braunton gekümmert, die ich zu diesem Gespräch anlegen wollte.


    "Sehr gut, Safia!" Mit diesen Worten stand ich vom Stuhl auf. "Lass uns sofort in mein Zimmer gehen und die Toga anlegen!"


    Das Kleidungsstück hatte ich persönlich auf einem Markt in Antiochia gekauft, es in der heimischen Domus aber erst einmal nur provisorisch angelegt. Der eigentliche Test an meinem Körper stand also noch aus.


    "Die Farbe passt gut zu der Farbe Deiner Haare."


    "Du meinst also, ich kann so zu dem Vorstellungsgespräch gehen?"


    "Der dunkle Farbton der Toga sieht schon vornehm aus... - ja, auf jeden Fall kannst Du das tragen, Herr."


    Erleichtert ließ ich mir von Safia beim Auskleiden helfen, die das edle Kleidungsstück mit größter Behutsamkeit behandelte und für den entscheidenden Tag zurücklegte, auf den ich mich jetzt schon recht gut vorbereitet fühlte.