• Stella betrat das Triclinium und erblickte ihren Maiordomus, der auf sie wartete. Das Frühstück wurde schon serviert und Stella setzte sich auf eine Kline, liegen mochte sie nicht, auch weil sie immer noch Kopfschmerzen hatte.


    "Grüße dich , Tiberios, du kannst dich setzen und guten Appetit, der Tisch ist ja reichlich gedeckt, bediene dich ...", Stella selbst nahm ein Glas Honigwasser und etwas Obst, sie hatte sonst keinen Hunger.


    "Wie geht es dir? ... Gibt es irgendwelche Beschwerden?", Stella hat schon lange nicht mehr mit ihrem Maiordomus gesprochen und wollte nun wissen, ob er zufrieden mit seinen Aufgaben ist.


    "Ich wollte dich noch was fragen ... Vor kurzem wollte ich nachsehen, ob ein Brief für mich gekommen war, den ich erwartete, und habe dort eine Tabula gesehen, die einfach offen da lag und an dich adressiert war. Jeder konnte es lesen und ich lies es auch." Stella trank langsam ihr Honigwasser und sah dann Tiberios eindringlich an.


    "Es war von einer gewissen Morrigan, die dich treffen wollte im Aedes iste Laetitia am Rande der Subura"... dabei fühlte Stella, dass ihre Wangen langsam rot wurden, sie holte ihren Fächer und nahm ihn in Betrieb.


    "Nun, sag mir, aber ehrlich, hast du dich mit ihr dort getroffen und was hast du da gemacht?", ihre Augen immer noch auf ihn gerichtet. Tiberios war ihr Sklave und die Herrin hatte das Recht zu wissen, was ein furischer Maiordomus am Rande der Subura verloren hat!

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    Furia Stella

  • Glafira blieb hinter ihrer Domina stehen, um sie zu bedienen, zuvor drapierte sie den Schal auf das Kopfende der Kline.


    Tiberios verbeugte sich: "Salve Domina Stella", dann holte er den Hocker und setzte sich. Da er aufgefordert worden war, zu essen, lächelte er erfreut, nahm sich einen Teller mit etwas Brot und Käse und einen Becher Obstsaft. Alles sah gar so verlockend und schön angerichtet aus.


    Er sah auf: "Mir geht es gut, Domina Stella. Es gibt keine Beschwerden.", antwortete er.


    Die nächste Frage, da begann Domina Stella zögernd. Dabei konnte sie jeden seiner Briefe lesen, er hatte kein Recht auf Privatleben, aber er wusste auch, dass sie ihn für gewöhnlich frei in seiner Korrespondenz ließ. Seine Herrin hatte die Tabula von Morrigan gesehen.


    Tiberios errötete etwas - nicht wegen der Sinnesfreuden, damit hatte er kein Problem, sondern weil man derlei mit einer römischen Dame nicht besprach.

    Er hielt in seiner Bewegung zum Trinkbecher inne.

    Dennoch gab er offen Auskunft:

    "Morrigan gehört zu den Aureliern. Das Aedes iste Laetitia ist....", er sagte es mal lieber auf Griechisch: "Ein porneion. Und ja, ich habe mich mit Morrigan dort getroffen, Domina Stella "


    Und mit besagter Leandra. Was man da tat, musste er hoffentlich nicht ausführen.

  • Was man da tat brauchte der Grieche nicht zu berichten. Stella wusste über dieses Etablissement und, dass es einen sehr schlechten Ruf hatte. So gelassen, wie er darüber sprach, meinte er zweifellos, dass er Recht hatte und konnte tun und machen, was ihm gerade passt. Aber ein Sklave durfte niemals recht haben. Seine Herrin, die hatte immer Recht! Ob fair oder unfair.


    Bevor Stella weiter sprach schickte sie Glafira, für sie ein heißes Bad vorzubereiten. Das Gespräch war auch nicht für ihre Ohren geeignet. Tiberios blitzte sie aber kalt an,


    "Ich weiß über Morrigan mehr als du denkst! Die ist kein Umgang für dich. Was für dich selbstverständlich ist, ist für mich inakzeptabel. Ich werde nicht dulden, dass mein Maiordomus in seiner Arbeitszeit, also zu 6. Stunde, das übelste Freudenhaus besucht!"


    Stella musste nun noch ein Glas Wasser trinken, um sich etwas zu beruhigen. Es wurde ihr übel.


    "Wenn du Bedürfnisse hast, frag mal Andreas, er kennt sich da aus, wo es diskret und sauber ist und nicht für alle affichiert wird!"...


    Tiberios hat seine Domina sehr enttäuscht, sie hat ihm zu viel Freiheit gegönnt. Und wenn es so weiter geht, wird er entweder rebellieren oder in der Gosse landen, wie seine unglückliche Eireann. So naiv und unerfahren er ist und daher leicht zu verführen.


    "So, Tiberios, weil du sonst sehr gute Dienste geleistet hast, werde ich dich dieses Mal nicht hart bestrafen, wenn du dich in der Zukunft, wie ein braver Sklave benimmst, und Demut zeigst. Außerdem verbiete ich dir den Umgang mit dieser Sklavin, das musst du mir nun versprechen...."


    Stella schüttelte den Kopf und wartete nun auf Tiberios Reaktion, denn davon hing es ab, wie es mit ihm weiter gehen sollte.





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    Furia Stella

  • Glafira huschte mit einer kleinen Verbeugung nach draußen.


    Tiberios senkte den Kopf, er war blass geworden. Er hatte sich niemals widersetzen wollen, er hatte nicht damit gerechnet, dass seine Domina wütend auf ihn und enttäuscht von ihm sein würde. Das nahm ihm mit einem Schlag seine gelassene Haltung und stürzte ihn in jähes Unglück.

    Das verlockende Frühstück war vergessen.


    Morrigan war nur eine Freundin, die sich ihm gegenüber nichts anderes als freundschaftlich verhalten hatte. Er hatte auch seine Aufgaben nicht vernachlässigt.

    Aber das war ganz gleich; seine Domina wünschte es nicht, und was immer für Gründe da waren, das war auch gleich: Anstelle jeder Begründung stand ihr Wille, da er ihr Eigentum war. Das war die Realität, und alles andere war eine Illusion.


    Da Tiberios schon saß, konnte er sich schlecht hinknien. Doch er sprach schließlich leise und mit gesenktem Blick:

    " Ich bitte dich um Verzeihung, Domina Stella, weil ich deinen Unmut erregt habe. Ich werde nichts tun, was du nicht wünschst, und wenn es geschah, geschah es nicht mit Absicht."


    Seine Herrin hatte gesagt, sie wolle ihn nicht hart bestrafen, also ging er davon aus, dass er bestraft werden sollte, und weil das im Aufgabenbereich des Maiordomus lag, fügte er an:

    "Auf welche Weise soll die Korrektur stattfinden, Domina?"

    Er fragte sehr sachlich, als würde er über irgendeinen einen anderen Sklaven sprechen.

  • Die ganze Zeit hat Stella ihren Maiordomus mit ihren Augen fixiert. Er senkte den Blick und wurde blass. Seine Herrin dachte schon er fällt gleich in Ohnmacht. Das wollte sie aber natürlich nicht.


    "Nun, trink etwas Wasser, Tiberios ... , " Als er dann um Verzeihung bat und versprochen hat, das nicht mehr zu tun, was seine Domina ihm verboten hat, seufzte sie mit Erleichterung und überlegte nun über seine Bestrafung. Zuerst wollte sie Tiberios für zehn Tage unter Hausarrest stellen, nun aber, da er Demut zeigte, würde es fünf Tage auch reichen.


    "Tiberius, du bekommest als Strafe drei Tage Hausarrest und in dieser Zeit solltest du Frühjahrsputz organisieren und durchführen. Es ist die beste Zeit für die Großreinigung von Haus. Du persönlich bist für die Bibliothek verantwortlich. "


    Stella nahm einen Apfel und biss kräftig hinein, sie dachte kurz nach, "Ja, und der Garten soll natürlich auch wieder in Ordnung gebracht werden... darum kümmert sich dann Aischylos... und Sonnwinn kann auch helfen ..." , sie senkte ihren Blick und aß weiterhin ihren Apfel.


    "So, nun ich gehe baden und komme dann ins Officium, ich habe dir noch etwas Wichtiges zu sagen!", Stella stand auf, "Du kannst dein Frühstück nun ungestört weiter essen, Tiberios," und seine Herrin fuhr leicht mit den Fingern durch seine Locken, denn sie wusste, er wird wieder ein braver Junge sein.

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    Furia Stella

  • Tiberios war sehr erleichtert, weil seine Domina ihn nicht schlimmer bestrafen wollte. Der Frühlingsputz stand sowieso an, und das erste dabei war das Zusammenmischen aller möglichen Reinigungsmittel und Seifen, die Rezepte hatte Tiberios in seinem Officium.

    Gehorsam trank er einen Schluck Wasser:

    "Ja, Domina, ich werde drei Tage das Haus nicht verlassen.", sagte er ernst:

    " Wir werden heute noch mit dem Großreinemachen  beginnen.", sagte er dann. Die Bibliothek war noch in gutem Zustand, dort ging es nur um Putzen, und das würde er gerne übernehmen, damit den kostbaren Schriftrollen nichts geschah:

    "Bitte sag mir, welche Lektüre ich für dich zurechtlegen soll, bevor ich die Bibliothek wegen der Reinigung schließe, Domina", bat er:

    " Und ich gebe Aischylos und Sonnwinn Bescheid wegen der Gartenarbeit."

    Während die beiden Sklaven den Garten auf Vordermann brachten, musste ein anderer den Türdienst übernehmen, am besten Timon, denn das war eine Arbeit im Sitzen, und er wollte bestimmt umbedingt helfen, sollte sich jedoch nicht überanstrengen.


    Als Domina Stella aufstand, um sich ins Balneum zu begeben, fuhr sie Tiberios leicht durchs Haar, als sei er eine Katze, und er lächelte. Sie schien ihm verziehen zu haben.

    Er schaute auf seinen Teller. Ja, nun würde er gerne etwas essen. Und dann ans Werk. Wenig später würde seine Domina ihn aufsuchen, und er fragte sich, was sie ihm Wichtiges zu sagen hatte.

  • Stella stand schon an der Tür, als Tiberios noch sagte, dass er drei Tage die Casa nicht verlassen werde. Seine Domina nickte zufrieden. Die Strafe nahm ihr Sklave gelassen auf.


    "Gut, Tiberios, ich hoffe unsere Casa wird schon bald wieder strahlen! ... Nein, ich brauche keine Lektüre ..." Stella hatte ihre Lektüre, das Gedicht, das Sonnwinn für sie geschrieben hat und wollte nichts anderes lesen. Dann überlegte sie kurz,


    "Ich muss zuerst mit Lyda sprechen, dann komme ich ins Officium, baden werde ich dann danach ...", und mit diesen Worten verließ die Herrin das Triclinium.

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    Furia Stella

  • Der Besuch von Pompeius Atticus


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    Saturninus führte seinen Gast durch das Atrium zum Triclinium. Für ihn war der medius lectus, die mittlere Kline, als Ehrenplatz vorgesehen. Da sie aber nur zu zweit sein würden, war alles wesentlich informeller als bei einer Cena mit mehreren Gästen, und auch Pompeius Hund war gerne gesehen.

    Einer der jüngeren Sklaven stand als Mundschenk und Servierkraft bereit, ein anderer, dem Gast aus den Schuhen zu helfen.


    Saturninus wies auf die Klinen: "Mach dir's bequem", sagte er.

  • Saturninus ging Atticus entgegen. Er war in eine vestis cenatoria gekleidet, ein bequemes, grünes Gewand und trug Haussandalen. Zur Begrüßung nahm er Atticus Oberarm: "Salve Pompeius, ich freue mich, dich zu sehen", sagte er und winkte die Sklavin heran, die nun auf Grund, da der Hund bei ihrem Herren ganz brav blieb, sich auch traute.

    Saturninus bückte sich etwas: "Und salve Pontus, du Feiner", sagte er und hob die Hand hin, damit der Hund sie beschnuppern konnte. Er richtete sich wieder auf:

    "Wir sind heute unter uns und ganz zwanglos.", meinte er:

    "Begeben wir uns ins Triclinium"

    Solche Einrichtungen wie ein Sommer- und ein Wintertriclinium oder ein Biclinium für intimere Essen besaß die Casa Furia nicht; sie war nicht so weitläufig wie die prächtigen Wohnsitze der reichen Bürger. Man musste auch nur am Impluvium vorbei gehen, dann war man auch schon da.


    Atticus erwiderte den Händedruck in gleicher Art und Weise. "Salve, Furius. Es freut mich, hier zu sein. Ein schönes Haus", lobte er. Es war immer gut, mit einem kleinen Kompliment anzufangen, und das Haus war wirklich ganz ordentlich, zumindest das, was er sah.

    Pontus wedelte auch gleich freudig mit dem Schwanz und schnüffelte herum, leckte einmal über Saturninus’ Hand und wollte schon losstromern, als Atticus ihn mit einem kurzen "Kst!" wieder daran erinnerte, dass er sich benehmen sollte. Also hob er nur die Nase und roch herum, blieb aber ansonsten an Atticus’ Seite.


    Atticus zog natürlich im Vestibül seine Caligae aus und ließ sich Hausschlappen anreichen. Genagelte Schuhe auf glattem Boden machte sich nicht so gut, außerdem war es unhöflich, um Haus die Schuhe anzubehalten. Als das erledigt war, folgte er dem Hausherrn ins Triclinum, das quasi gleich um die Ecke war. Da sie nur zu zweit waren, war das ganze hier auch sehr viel informeller als üblich. Kurz schaute Atticus sich um, ob nicht noch irgendwo ein anderer Furier wäre. Saturninus hatte ja was von einer Cousine und heiraten gesagt, da konnte man schonmal möglichst unauffällig und vorsichtig gucken, ob hier wirklich ein Verkupplungsversuch stattfinden sollte oder keine Gefahr bestand. Aber es schien alles soweit unauffällig, und Atticus machte es sich auf seinem Platz bequem.

    Pontus schaute zwar einmal auf die Kline, aber er wusste, dass das kein Hundeplatz war. Er seufzte und brummelte einmal deutlich hörbar, drehte sich dann einmal im Kreis und ließ sich geräuschvoll seufzend dann einfach fallen, um sich am Fuß der Kline einzukuscheln. Na also, ging doch mit dem Benehmen!

    "Wir sind heute nur zu zweit, oder bin ich nur der erste?" fragte Atticus dann aber möglichst unauffällig doch noch einmal nach, wie denn die Planung für den heutigen Abend wäre. Er hatte nichts dagegen, wenn er der einzige Gast wäre. So ein Essen mit viel Gesellschaft war meistens recht anstrengend, und gegen ein wenig Entspannung war nun wirklich nichts einzuwenden.

  • "Wir sind voraussichtlich zu zweit; meine Cousine ist immer noch zur Sommerfrische in Brundisium.", ein Schatten der Sorge glitt über Saturninus Gesicht, als er an Stella dachte.


    Gerade noch hatte ihm Aischylos die Speisefolge dargelegt. zwei der Sklaven würden zusammen auftragen; Andreas und Gadir würden zerteilen und servieren, wobei jedoch nur der Jüngling Gadir das rechte Alter für einen ministrator vini, einen Mundschenk, der Ganymed verkörpern sollte, besaß:

    "Es freut mich, dass dir unser Haus gefällt"


    Er wies auf die Klinen, und da der Pompeius und er nur zu zweit waren, würden sie sie nicht teilen:

    " Die mittlere Kline habe ich als Ehrenplatz für dich gewählt, aber da genug Platz da ist, leg dich hin, wo du magst" , meinte er.


    Die kleine Chloe, sehr lieblich anzusehen mit einem frischen Blumenkranz auf dem dunklen Haar, kam mit gesenktem Blick, um dem Herren wohlriechendes unguentum und einen Efeukranz zu reichen. Sie war die nämliche Sklavin, die auch vorhin schon mit den Tüchern gekommen war und sich vor Pontus gefürchtet hatte..

    Saturninus hoffte, Atticus würde ihm seinen bescheidenen Bestand an Dienerschaft nachsehen.


    Sie wurden mit Wein, Wasser zum Mischen, und gewärmten Mulsum versorgt, da die Jahr schon weit fortgeschritten und zumindest die Abende schon kühl waren.

    Gadir wartete brav ab, bis ihm die Herren das Mischungsverhältnis andeuteten. Und Saturninus überließ es seinem Gast und würde sich aus Höflichkeit dann anschließen.


    Die Vorspeisen kamen: alles so hergerichtet, dass man es bequem aus der Hand essen konnte, nichts Prätentiöses, einfache latinische Küche:

    Frisches Brot mit grünem moretum, dazu ein Salat aus weissen, schwarzen und gescheckten Oliven und aufgeschnittene Lukaner Würste.


    Und einer der Serviersklaven brachte eine Schüssel Wasser für Pontus, die er ihm mit einer respektvollen Verbeugung hinstellte.

  • Das war wohl ein langer Sommer, wenn sie jetzt noch dort war. Atticus grinste ein bisschen schief, aber er war durchaus auch froh, dass so jeder Verkupplungsversuch ausgeschlossen war. "Dann muss es wohl schön sein in Brundisium", schloss er und machte es sich auf dem ihm zugedachten Platz bequem. Dass er Platz hatte war nun auch nicht das schlechteste, denn wie immer waren seine Beine zu lang für römisches Mobiliar, und so konnte er sich einfach etwas schiefer legen und alles passte.


    Und dann setzte Furius Saturninus so ziemlich alles daran, als Gastgeber zu beeindrucken. Er bekam Salbe und Efeu gereicht, was Atticus erst einmal dezent überforderte. Trotzdem sagte er artig "Dankeschön" zu der Sklavin und legte den Kranz erstmal neben sich. Mit Kranz auf dem Kopf käme er sich doch etwas albern vor, so wie Bacchus bei der Götterspeisung. Und er hatte jetzt nicht vor, sich zu besaufen, da reichte ihm noch das letzte mal mit Nero vollauf. Daher gab er dem anderen Sklaven auf Nachfrage auch Bescheid, dass er seinen Wein ordentlich verdünnt haben wollte. Er wusste ja nicht, wie lang der Abend werden würde und wollte vorsichtig anfangen.

    Als Vorspeise gab es Moretum und Brot, wo sich Atticus dann auch bediente, dazu Oliven, wo er sich anstandshalber ein paar Schwarze nahm, auch wenn er Oliven an und für sich eher weniger mochte, und Würste, die Pontus’ Nase zucken ließen. "Denk nicht mal dran", flüsterte Atticus seinem vierbeinigen Begleiter zu, der auch brav gleich wieder den Kopf auf die Pfoten legte und leise vor sich hinbrummelte. Betteln bei Tisch duldete Atticus nicht, das wusste Pontus. Er vergaß es nur manchmal.


    Eigentlich oblag ja dem Hausherrn die Wahl des Gesprächsthemas, aber Atticus war da nicht so sehr in den Normen und Gepflogenheiten gefangen. Also dachte er sich auch nichts dabei, einfach zu reden, was er dachte. "Hach, das ist herrlich. Die letzten Monate hab ich mich durch die verschiedensten Garküchen in der Umgebung der Castra gefuttert. Aber so gutes Brot haben die selten", meinte er anerkennend und biss auch herzhaft ab. Es ging nichts über frisches Brot.

  • Saturninus hob den rechten Zeigefinger seiner Rechten und vier Finger seiner Linken, womit er dem Mundschenk das Mischungsverhältnis Wein zu Wasser mitteilte, dachte aber auch, dass bei derlei zögerlicher Vorgehensweise der Kranz nicht nötig war, um ihn vor Kopfschmerzen am Morgen danach zu bewahren.

    "Gib Pontus ruhig von der Wurst", sagte Saturninus: "Wenn es dir darum geht, dass er nicht betteln soll, dann lass ich dir gerne einen Hundenapf von unseren Hunden bringen."

    Er freute sich über das Kompliment für das Brot und fragte: "So gehst du zum Essen nicht in die Casa Iunia oder Pompeia, wenn du frei hast sondern in die Garküchen?"

    Gleichzeitig hob der Furius seinen Becher und verteilte mit den Fingerspitzen einige Tropfen:"Für Bacchus -prosit"


    Dies war zunächst ein lockerer Gesprächsauftakt, schien es ihm , so wie sich überhaupt Reisen, Theaterstücke, die Spiele und Wagenrennen oder weibliche Schönheit anboten, um eine zwanglose Cena zu genießen:

    "Was machst du gerne in deiner freien Zeit, Pompeius? Ich weiß nicht viel über den Alltag der Vigiles, und wie weit ihr überhaupt so etwas habt. Die Brandgefahr schläft leider ja auch nie"

  • Auch Atticus brachte ein dezentes Trankopfer, als ihm der verdünnte Wein gereicht wurde. "Per Baccho", schloss er sich an und nahm dann noch einen Happen Brot. Und auch, wenn Saturninus keine Einwände gegen das Füttern von Pontus hätte, schüttelte Atticus vehement den Kopf. "Würste sind immer stark gewürzt, dann furzt der hier den ganzen Abend. Glaub mir, das will keiner." Nein, das würde wohl jegliche Folgeeinladung dann kategorisch ausschließen, denn da war man dann schon froh, wenn man das erste Mal überlebte. "Und er soll auch nicht betteln oder denken, dass das öfter so geht. Er kriegt schon genug Futter, keine Sorge. Ist sowieso schon nett, dass er mitdurfte und nicht draußen warten muss."


    Atticus streckte aber doch mal seine Hand nach Pontus aus und kraulte ihm am Kopf, auch wenn der nur weiter vor sich hinbrummelte. Aber Pontus war ja sein ältester Freund, er hatte ihn schon sein halbes Leben lang. Sie beiden verstanden sich da und wussten, was wann ging und was nicht.

    Nach der kleinen Streicheleinheit widmete Atticus sich aber auch wieder seinen Gastpflichten und beantwortete die Fragen. "Die Domus Pompeia liegt oben auf dem Aventin, das wär ein ganz schön weiter Fußmarsch jedes Mal. Und… naja, die Sklaven sind noch von meinem Vater dort und ich kenn die wenigsten eigentlich. Und auch zur Domus Iunia wäre es ein wenig weit. Da ist es praktischer, einfach in die Garküche um die Ecke zu gehen. Ich bin da nicht so wählerisch und zufrieden, solange es warm und einigermaßen frisch ist." Gab ja immerhin auch bei den Garküchen erhebliche Unterschiede und bessere und schlechtere. Er konnte es sich durchaus leisten, sich bei den besseren durchzufuttern, wobei an der Via Lata ja ohnehin nicht dieselben Köche wie in der Subura lebten und auch das Publikum ein anderes war.


    Bei der Freizeit musste Atticus erstmal grinsen. "Du meinst, wenn ab und zu nicht auffällt, dass ich mich hinter meinem Tabulaberg wegschleiche?", lachte er. "Also erstmal, ja, auch Vigiles haben freie Tage, und manchmal hab ich das Gefühl, die unteren Ränge auch mehr als die oberen. Aber kein Mann kann immer arbeiten. Ich weiß ja nicht, wie du es hältst, aber die meisten Menschen geben ja auch ihren Sklaven immer wieder mal einen Tag frei. Die Juden sind da ja auch ganz rigoros und machen dass wirklich an jedem Tag des Saturn." Und eben weil sie das so rigoros und regelmäßig machten, rechneten in der Zwischenzeit schon fast mehr Menschen mit der siebentägigen Planetenwoche als der ursprünglichen Nundiae. "Aber ich mach da ehrlicherweise nicht viel. Früher hab ich dann gerne ein wenig mit Schwert und Schild trainiert, das wollte ich jetzt wieder anfangen. Oder ich besuche freunde, oder genieße einen ruhigen Tag in den Thermen. Oder natürlich, ich kümmere mich um die Albata. Im Rennstall ist eigentlich immer was zu tun. Aber ansonsten fürchte ich, dass ich da ziemlich langweilig bin. Was machst du denn so, um dir die Zeit zu vertreiben?"

  • Der Mundschenk hob die Hand vor den Mund, weil er lachen musste. Aber Saturninus tadelte den Skklaven nicht, sondern lachte auch , als er sich den großen furzenden Hund vorstellte: "Dann muss Pomntus mit Wasser vorlieb nehmen", meinte er:

    "Wie lange hast du deinen großen haarigen Freund eigentlich schon?"


    Er unterbrach sich, weil nun der erste Gang aufgetischt wurde. Der Koch hatte sich in das Abenteuer "Hühnchen" gestürzt und gleich drei verschiedene Geflügelgerichte zubereitet: Es gab pullum frontonanium, Hähnchen gekocht in Rotwein mit Hirsepuls und Bohnen, pullum parthicum, Parthisches Huhn mit Pfeffer, Liebstöckel und ein wenig Wiesenkümmel, gekocht in Garum und Wein und ganz unprätentiös zubereitete knusprige Hähnchenschenkel und Flügel, gebraten auf dem Rost und nur mit grobem Salz verfeinert.

    Alles bis auf letzteres war mundgerecht klein geschnitten. Dazu wurde Falerner Wein serviert.


    Darüber, dass man nicht immer arbeiten konnte, hatte sich Saturninus noch keine Gedanken gemacht: "Die Regeneration der Arbeitskraft unserer Sklaven ist Sache unseres Maiordomus", gestand er:

    "Mich interessiert eigentlich nur, dass der Haushalt funktioniert. Aber es gibt ja genügend Feiertage, Festlichkeiten oder jetzt die Spiele, da geht hin, wer kann. Wenn ich das so ausrechne, komme ich fast auf ein Drittel vom Jahr.... Du bist Dominis Factionis der Albata? Da bist du bei der Konkurenz. Sag mal, fährst du selbst auch Wagenrennen?"


    Saturninus dilettierte als Bigalenker. Das diesjährige Oktoberpferd hatte er versäumt, aber beim nächsten wollte er wieder dabei sein. Mit den Venetaleuten zu trainieren war eine Sache; eine echte Wettbewerbssituation etwas anderes.


    .

  • "Lange", sagte Atticus und blickte nochmal auf den großen, schwarzen Hund, der langsam aber sicher um die Schnauze herum heller wurde. "Meine Mutter schenkte ihn mir, als ich noch ein Kind war. Da war er noch ein Welpe mit viel zu riesigen Pfoten. Jetzt wird er bald zehn Jahre alt..." Sein Blick verweilte einen Moment länger auf dem großen Hund. Bei dem Gedanken, ihn in zwei oder drei Jahren wohl schon zu verlieren, oder sogar eher, zerbrach ihm fast das Herz. Nein, daran wollte er lieber nicht denken. Und noch war Pontus ja robust und gesund. Solange er keine gewürzten Speisen bekam.


    Nun, das war kein passendes Thema, deshalb nahm Atticus einen Schluck seines verdünnten Weines und staunte dann nicht schlecht, als mehrere Variationen von Hühnchen aufgefahren wurde. Jetzt musste er doch lachen. "Das mit dem Hühnchen hast du aber sehr ernst genommen", meinte er lachend, freute sich aber durchaus über die Auswahl. Er nahm seinen Löffel vom Gürtel und freute sich schon auf die breite Auswahl. Er hatte definitiv vor, von allem zu probieren, auch wenn ihn die knusprigen Hähnchenflügel am meisten anlachten, wenngleich die wohl das unraffinierteste Gericht waren, das aufgetischt wurde. Er gab den Sklaven dementsprechend auch Zeichen, während die die Teller richteten.

    Dass der Furius ein eher distanziertes Verhältnis zu sienen Sklaven pflegte, überraschte nicht wirklich. So hielten es die meisten Römer. Aber Atticus war da anders erzogen worden, für ihn gehörten Sklaven nicht nur der Form halber zur Familia. Er kannte jeden Sklaven in der Domus Iunia mit Namen und wusste, woher derjenige stammte. Naja, oder zumindest von den meisten, und er vergaß nie, Bitte und Danke zu sagen. Daher hoffte er, der Furier nahm das folgende nicht als Tadel an seiner Haushaltsführung auf. "Naja, aber die Sklaven haben ja nicht an den ganzen Feiertagen frei, oder zumindest nicht alle von ihnen. Ansonsten hätten wir ja nicht so leckeres Hühnchen", meinte er und nahm einen Löffel von dem sehr lecker aussehenden Huhn. Und ja, es sah auch nicht nur lecker aus, sondern schmeckte auch gut. "Ich nehme an, dein Maiordomus wird als sicherlich tüchtiger Mann das ein oder andere System haben, wann er welchem Sklaven einen freien Tag erlaubt." Zumindest hoffte Atticus das für die furischen Sklaven.


    Das andere Thema war da aber ohnehin etwas heiterer. Rennsport war etwas, wofür sich halb Rom zu begeistern wusste. "Bitte sag nicht, du gehörst zur Praesina", meinte Atticus lachend und spielte auf die alte Feindschaft der beiden Rennställe an. Aber selbst wenn Saturninus Anhänger der Grünen wäre, würde Atticus das eben auch vergessen können und kein Drama daraus machen. Irgend einen Fehler musste ja jeder haben.

    "Und ja, ich bin Dominus Factionis der Albata. Bin da irgendwie in den Posten reingerutscht. Angefangen hab ich als ganz normaler Sodalis, aber dann ist mein Vorgänger überraschend zurückgetreten und… also, ehrlicherweise glaube ich, die wollten über mich an das Geld meiner Mutter kommen, als sie mich gewählt haben. So oder so aber bin ich da nun in der Verantwortung, und es läuft auch echt gut. Wir züchten auch selber Pferde und dieses Jahr haben einige unserer Stuten ein paar vielversprechende Fohlen geboren", erzählte er also freimütig. Ja, einige der Fohlen würden vielleicht im nächsten Jahr schon ihren ersten Auftritt haben, aber spätestens im übernächsten. Und dann konnte sich die Konkurrenz in Acht nehmen!

    "Aber ich selber fahre nicht. Als Auriga muss man am besten klein und dünn sein. Ich bin zwar nicht fett, aber trotzdem schwer. Die armen Pferde hätten bei mir sehr viel zu ziehen", scherzte er wieder. "Ich bin ein ganz passabler Reiter, aber mehr so für die Freizeit, nicht als Wettkampf. Und natürlich mit einem entsprechend großen Pferd." Sonst schleiften die Füße am Boden beim Reiten. Und natürlich gab es auch da wieder das Problem mit Atticus Größe und Gewicht. "Wär ja auch etwas peinlich, als Ritter nicht reiten zu können", plapperte Atticus weiter und merkte erst hinterher, dass er keine Ahnung hatte, ob sein Gastgeber denn reiten konnte. Vielleicht besser das Thema davon weglenken. "Aber wie schaut es denn momentan bei deinem Rennstall aus? Irgendwas, was du der Konkurrenz verraten darfst?"

  • Saturninus dagegen wäre es niemals eingefallen, sich bei einem Sklaven dafür zu bedanken, wenn er einfach nur seinen Dienst verrichtete. Das tat ein Centurio, der seinen Legionären Befehle erteilte, schließlich auch nicht. Etwas anderes war, wenn ein Diener etwas Besonderes leistete, dann bekam er ein Lob und eine Belohnung. So sein Firas, der ihn in Syria vor einem Attentat bewahrt hatte.

    Nun da Pompeius von freien Tagen redete, und Saturninus die Meinung seines Gastfreundes schätzte, obwohl er jünger war, aber er führte schon länger Männer, jedenfalls länger als der Furius, überlegte er:

    "Ich werde den Maiordomus danach fragen, wie er es hält.", sagte er schließlich. Ihm fiel ein, dass Maiordomus Tiberios zumindest selbst keinen freien Tag mehr besaß, seit er ihn sich für die Leitung der Mosaikwerkstatt ausgeliehen hatte. Nun ja, beschwert hatte sich der Grieche nicht, und er wirkte gesund und munter; daher dachte Saturninus nicht länger an ihn, sondern widmete sich den drei Sorten Hühnchen, die aufgetischt wurden:

    "Ja, ich dachte wenn du Huhn magst, schauen wir mal.", sagte er erfreut über das Lob des Pompeius. Auch er wollte von allem probieren, und blieb bei der schwachen Weinmischung. Es war auch vernünftiger, sich nicht die Birne zuzuhauen, wenn am nächsten Tag das Officium wartete. Auch wenn der Kranz schützen sollte, hatte der Furius mehr als einmal mit Kopfschmerzen bei der Arbeit gesessen.

    Dann kam das Thema auf den Wagenrennsport, und wie viele Römer, war Saturninus begeistert:

    "Ich bin bei den Blauen. Und nur ein gewöhnlicher Sodalis. Und nur aus dem Grund, weil mein früherer Patron, der sich aus der vita activa zurückgezogen hat, da auch dabei ist. Also es gibt keine furische Tradition oder so was. Wie steht es bei den Pompeii? Seid ihr schon immer Weiße gewesen?", sagte er:

    "Ich würde auch nie im Circus fahren. dazu bin ich viel zu schlecht. Aber es ist ein herrliches Gefühl, eine Biga unter den Sohlen zu haben, daher mache ich mir den Spaß. Ich war lange nicht mehr im Training, daher weiß ich gar nicht, ob und wie erfolgsversprechend unsere Fohlen sind. Ich werde nachfragen. Aber von unseren Lenkern sollte man sich Scorpus Secundus merken. Er ist im Gegensatz zum erfolgreicheren Gutta erst siebzehn, da gibt es noch eine Menge Luft nach oben, und er ist wirklich gut. "

    Saturninus lachte, dann horchte er auf, als Pompeius meinte, dass er nur zum Dominus Factionis gewählt worden war, weil man an das Geld seiner Mutter wollte. Da war man zwei Köpfe größer als der Durchschnittsrömer, und fühlte sich doch im Schatten einer bedeutenden Frau:

    "Ich würde dich ja bitten, dass du mir ein wenig berichtest, wenn das nicht als Spionage ausgelegt wird. Also wen hälst du für den kommenden Auriga in der nächsten Saison? Von welcher Factio?"

  • Ja, Atticus mochte Hühnchen. Und wie er Hühnchen mochte. "Ich bin grade im Elysium", bestätigte er nochmal und knabberte glücklich einen Hühnerflügel vom Fleisch frei. Da diese und die Schenkel nur gesalzen waren, aber nicht gewürzt, machte er etwas Fleisch von einem Schenkel vom Knochen frei und legte es vor Pontus’ zuckende Nase. Reines Hühnchen ohne alles durfte er, und er hatte nicht gebettelt. Da war dann auch Atticus etwas weichherzig, vor allem, da er das Alter des Hundes grade noch vor dem inneren Auge hatte.


    Dann aber beschränkte er sich natürlich auf das Tischgespräch, das mit dem Thema Wagenrennen gerade sehr angenehm war. "Veneta, also. Ich hatte mal einen guten Freund bei der Veneta, Duccius Callistus. Ist leider vor einigen Jahren verstorben." Das wie ließ Atticus bewusst aus. Saturninus schien ihm ein wenig abergläubisch zu sein, und über Tote sollte man nicht zu viel reden, das machte solche Menschen dann meist nervös. "Wir wollten immer ein Trainingsrennen zwischen blau und weiß organisieren, haben es aber nie hinbekommen. Und nein, hat keine Tradition bei den Pompeiern, ich bin da glaub ich der erste bei der Albata." Wenn Atticus ehrlich war, hatte er unter anderem diesen Rennstall ausgesucht, um seinen Vater zu ärgern, auch wenn der das in seinem Exil nie mitbekommen würde. Aber da ging es ums Prinzip. Er wollte so wenig wie irgendwie möglich mit seinem Vater gemeinsam haben. Aber auch das würde er Saturninus so nicht auf die Nase binden.

    Kurz musste Atticus überlegen. "Scorpus Secundus war vierter bei den Megalesia, nicht? Ja, das ist für sein Alter schon formidabel, definitiv. Aber bei deiner Frage, was soll ich da anderes sagen als Chares? Doch, wirklich, ich glaube, dieses Jahr wird für die Albata richtig gut. Chares ist 18 Jahre jung und eigentlich immer vorne mit dabei. So langsam sollte er genug Erfahrung auch haben, um uns die Siege dann zu sichern. Ich gehe zumindest fest davon aus, dass das nächste Rennen er gewinnen wird." Zumindest hatte Atticus alles in seiner Macht stehende für dieses Ziel getan. "Trotzdem könnten noch ein oder zwei Trainingsrennen sicher nicht schaden. Vielleicht schaff ich es ja mit dir, mal ein blauweißes Trainingsrennen hinzubekommen?" Atticus hatte keine Ahnung, wie viel Saturninus in seiner Factio zu sagen hatte und ob er das bewerkstelligen könnte.

  • " Ja, euer Chares ist saugut.", gab Saturninus zu:

    "Ein blau - weißes Übungsrennen ist eine hervorragende Idee. Scorpus Secundus gegen Chares. Dann hätte jeder die Chance, vom anderen zu lernen." Und seine Schwachpunkte kennen zu lernen, natürlich.

    "Da der jetzige Dominus der Factio Veneta sich aus dem aktiven Leben zurückzog, werde ich einmal mit ihm sprechen, ob er diese Last des Vorsitzes nicht von seinen Schultern genommen haben möchte.", schob Saturninus nach:

    "Dann wählen wir neu. Vielleicht habe ich dann mehr zu sagen." Er rechnete sich gute Chancen auf den Posten aus. Wie den meisten Römern war die Übernahme eines Amtes ihm eine Ehre:

    "Duccius Callistus, das war bestimmt vor meiner Zeit. Sein Verlust tut mir Leid.",

    vorsichtshalber opferte der Furius noch etwas von seinem Wein.


    Die lobende Worte des Pompeius ließen ihn lächeln; er war ein angenehmer Gast, der anerkannte, dass man sich für ihn Mühe gegeben hatte:

    "Und auch der Geschmack von Pontus wurde getroffen. Das freut mich. Ich fand es nicht schön, ihn eingeladen zu haben und ihm dann nur Wasser anbieten zu können."

    Saturninus hielt sich an das parthische Hühnchen, das fand er interessant, und er fragte sich, ob das Rezept wirklich von den Parthern stammte:

    "Ob einst die Beziehungen zwischen dem Imperium und dem Partherreich so gut waren, dass man Kochrezepte austauschte?", sinierte er:

  • Ja, Chares war wirklich gut. Da hatte Atticus auch hart für gearbeitet und ihn ohne Rücksicht auf Verluste bei jedem Rennen immer fahren lassen, ob er Chancen hatte oder nicht. Denn nur wer fuhr, konnte lernen und besser werden. Und da freute Atticus sich natürlich ehrlich, dass Saturninus die Idee eines Übungsrennens gefiel und er sich dafür einsetzen wollte.

    "Ach, nur zwei Fahrer auf der großen Bahn und die anderen schauen zu? Lass uns doch lieber drei gegen drei fahren, dann können alle lernen und besser werden. Und vielleicht geben wir auch noch ein oder zwei Neulingen auf dem Gebiet eine Chance, die sich erst noch einen Namen machen wollen. So hab ich es immer gehalten und letztendlich auch so Chares gefunden. Der war bei einem Trainingsrennen mit dabei und hat sich wacker gehalten, also dachte ich, ich geb ihm eine Chance." Atticus war ein großer Freund davon, junge Talente zu fördern, selbst wenn die dann am Ende für die Konkurrenz fuhren. Aber er war einfach jemand, der den Sport an sich liebte und nicht nur den eigenen Vorteil dabei suchte.

    "Es würde mich sehr freuen, wenn es klappen würde", fügte er noch an und ließ so ein bisschen offen, ob er damit Saturninus’ Wahl zum Dominus Factionis oder das Trainingsrennen meinte.


    Als er dann sein Beileid zu Callistus’ Tod aussprach, winkte Atticus ab. "Ist lange her", sagte er einfach nur. Aber in der Tat war die Trauerzeit schon lange ausgelaufen und es wäre ungebührlich, da jetzt noch in Trübsal zu verfallen.


    Pontus brummelte kurz schmatzend, als er seinen Namen hörte, und Atticus lachte leise. "Ach, der wäre auch mit Wasser zufrieden gewesen, keine Sorge. In der Statio wartet noch ein getrocknetes Schweineohr auf ihn, und wir müssen ohnehin auf unser Gewicht achten, nicht wahr, Dicker?" Das Letzte galt natürlich Pontus, der das Hühnchen nun verschlungen hatte, sich über die Schnauze leckte und erwartungsvoll aufblickte. Aber nein, jetzt bekam er von Atticus nichts.

    Die andere Frage war geradezu philosophisch, aber Atticus zweifelte ein bisschen daran, dass die Rezepte so friedlich getauscht worden waren. "Ich fürchte eher, die sind über den ein oder anderen Sklaven hier her gelangt. Wobei die Seidenstraße ja durch das Partherreich geht und sie da ordentlich Zölle für alles einfahren, was weiter nach Rom gelangen soll." Atticus zuckte die Schultern. Der parthische König könnte sicher Rom von allerlei Annehmlichkeiten abschneiden, wenn er es wollte. Aber diese Annehmlichkeiten füllten seine Kriegskassen auch nicht unerheblich, also war trotz diverser Kriege zwischen beiden reichen die Seidenstraße eigentlich immer höchstens kurzzeitig gesperrt.

  • "Noch besser", sagte Saturninus auf Pompeius Ratschlag hin: "Vielleicht machen wir die Grünen damit auch tüchtig nervös."

    Über Verbündete machte er sich keine Illusionen. Die factiones benahmen sich untereinander eher wie griechische Stadtstaaten. Kaum wäre das freundschaftliche Training vobei, würden sich wieder alle gegenseitig Fluchtafeln schreiben:

    "Ich werde tun, was ich kann."

    Er schaute zu, wie Pontus sein Hähnchen mampfte, und er verstand, dass etwas Friedliches und Unschuldiges im Wesen des großen Hundes lag. Pontus würde nie versuchen, jemanden zu übervorteilen oder seinen Gewinn zu ziehen oder auszunutzen.Da war er anders als viele, auch anders als er selbst.

    "Vermutlich war es ein parthischer Sklavenkoch, ja", stimmte er zu:

    "Die Parther haben kein Interesse am Verschwinden des Römischen Imperiums, glaube ich. Dazu verdienen sie zu gut daran. Aber nicht immer lassen sich Männer durch rationale Überlegungen leiten. Ich habe auf meiner Reise gehört, dass der neue König den griechischen kultuellen Einfluss bekämpft. "

    Griechisch kulturell hieß römisch politisch. Doch der Gedanke an eine bewaffnete Auseinandersetzung war zu düster für eine Cena. Also scherzte er:

    "Was immer dieses Volk vor hat, seine Küche ist in der Tat lecker. Du hattest vorhin gefragt, was ich gerne in meiner Freizeit mache? Ich hatte einmal vor, als ich herkam, ein Buch zu schreiben über das Staatswesen, welches Platons Politeia und Ciceros Res Republica ....nein, nicht übertreffen, an unsere Zeit anpassen sollte. Aber ich komme und komme nicht dazu. Vielleicht wenn ich mich eines Tages auf mein Land in Syria zurückziehe, unter einem Olivenbaum sitze und halb tattrig meinem Scriba diktiere. Sag, interessierst du dich für Philosophie? "


    Als Secundae brachten die Serviersklaven nun Dulcia Domestica, die beliebte lauwarme Nachspeise aus Datteln, Pinienkernen und schwarzem Pfeffer, die in Wein gekocht wurde, sowie verschiedenes Backwerk; alles noch warm und zur kühlen Jahreszeit passend.
    Saturninus mochte Süßes, und hoffte, dass auch Pompeius Atticus der ihm in der Tat ein angenehmer Gastfreund war, es mochte.