• "Es wäre gut, wenn du ein wenig leiser sprechen würdest", raunte Atticus Lea erst einmal zu. Musste ja nicht die halbe Statio mitkriegen, wessen Kind Lea war. Auf die Gerüchteküche konnte Atticus wirklich verzichten. Dafür, dass Lea immer wieder so geheimnisvoll tat, wenn sie von ihrer Vergangenheit redete, war sie wahnsinnig unbedarft bei allem, was ein Römer viel eher geheimhalten würde.

    Er ging wieder ein Stück in Richtung Pontus, damit keine lauschenden Ohren mithören konnten. Der Hund war zwar sehr lieb, wie auch die meisten Vigiles inzwischen mitgekriegt haben dürften, dennoch ließen sie ihn in Ruhe und so schaffte der Molosser einen gewissen freien Platz um sich herum.

    "Für Römer ist der Vater wichtig. Zumindest, wenn er einen anerkannt hat. Hat er bei dir ja nicht. Und die Familie, um die es geht, ist wohlhabend und einflussreich. Ich denke, dass da weder meine Mutter noch die Tiberii Gerüchte wollen würden, dass eine der ihren versklavt wurde." Atticus konnte es sich schon lebhaft vorstellen und auf irgendwelche herbeibeschworenen oder tatsächlichen Streitigkeiten deswegen innerhalb Roms konnte er dankend verzichten. Ein wenig wünschte er sich, er hätte die Idee mit der Säure nicht gehabt.

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  • Lea sah Atticus irritiert an und flüsterte nun auch. „Da wo ich herkomme sind Männer nicht wichtig. Es zählt nur wer die Mutter ist. Keine Frau bei uns hat dauerhaft einen Mann, es ist auch keine Seltenheit, dass einen Frau von mehreren Männern Töchter hat.“ sie legte den Kopf schief. „Und ob nun reich und einflussreich, das bedeutet für mich nichts. Ich bin Silanus bis in den Tod verpflichte und diese Bindung ist es die für mich zählt. Da ist es also schnurzpiepegal selbst wenn mein Vater der Kaiser persönlich wäre.“ Nun musste sie aber doch nachfragen. „Und macht es denn für dich einen Unterschied? Also ist es wichtig wer mein Vater..? Soll ich nicht mehr herkommen?“ Ja das war doch jetzt wohl die entschiedene Frage, denn immerhin hatte ihr das gefallen was sie gerade getan hatten und sie konnte es ja auch immer noch spüren. Und ja sie würde es tatsächlich bedauern, wenn er jetzt einen Rückzieher machen würde.

  • Machte es für ihn einen Unterschied? Atticus musste wirklich darüber nachdenken. Im Grunde war es jetzt ohnehin schon zu spät. Und wollte er wirklich deshalb darauf verzichten, sie noch öfter in seinem Bett zu haben?

    "Nein. Ja. Ach, es ist scheiße", schimpfte er vor sich hin. "Ich würde dich wirklich gern wiedersehen, Lea. Wirklich. Und vielleicht gibt es sogar nochmal eine Revanche mit dem Übungsschwert. Nicht hier in der Statio vor den Männern. Aber so... generell." Auch wenn er währenddessen ziemlich geflucht und geschimpft hatte, so rückblickend gesehen war es ja eigentlich ganz gut gewesen.

    "Aber es bringt mich wirklich in eine moralische Zwickmühle. Ich mein... willst du denn da irgendwas jetzt machen? Oder dass ich oder meine Mutter irgendwas macht? Oder ist das jetzt erstmal für dich einfach nur nett zu wissen und nichts weiter?" Atticus lehnte sich rücklings an die Häuserwand und sah Lea fragend an. Auch wenn es für sie scheinbar generell nicht wichtig war und ihr Volk eine sehr komische Einstellung zur Ehe zu haben schien, für ihn war es schon irgendwie wichtig. Und je nachdem, was sie mit dieser Information machen wollte, hatte das ganze mehr oder weniger Konsequenzen für ihn und seine Familie.

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  • „ He sie mal.“ stieß Verleihnix Gitiadas an. „ Da an der Schmiede. Na gucke schau. Unser Pärchen.“ Feras sah hinüber. „ Da sieht einer sehr zufrieden aus.“ Theondas kniff die Augen zusammen. „ Mhh, die Tunika vorhin war wesentlich mehr zerknittert und ausgebeult. Er hat eine frische an. Da sind noch die Falten zu sehen.“ jetzt wurde es interessant. „ Auf was du so alles achtest.“ meinte Verleihnix. „ Wette!!! Er hat sie genagelt!!“ Aristophilus kam verschlafen aus der Unterkunft. Fuhr sich durch die Haare. „ Waaas? Nageln? Wette?...Ich bin dabei!“ Wie bestellt kam Sextus dazu. „ Und? Was hast du raus bekommen. Was haben sie in der Rüstkammer gemacht?“ fragte Theondas. Sextus musste verschnaufen, er war das letzte Stück gerannt. „ He das waren 50 Meter, echt jetzt? Du bist aus der Puste?“ fragte Verleihnix erstaunt. Sextus winkte ab. „ Also Nummero Uno, sie waren nicht in der Rüstkammer.“ Sextus machte sofort ein Handzeichen, dass alle ruhig sein sollten. „ UUUNd Nummero Due, sie waren in seiner Unterkunft und nicht nur ein paar Sandkörner lang.“ Woher hatte er diese Erkenntnis? Sextus hatte den Vigil von der Rüstkammer gefragt und dann ist ihm sein Freund Gledas über den Weg gelaufen. Der hatte die entscheidenden Hinweise. „ Gledas hat da ein bisschen was mitbekommen. Er hatte heute die Aufgabe vor den Unterkünften die Wege zu kontrollieren, gegebenen falls zu säubern. Da kam ihm ein bisschen was zu Ohren, als er an der Unterkunft des Tribuns vorbei ist“ Ein einstimmiges „AAAAHHHHH.“ war zu hören. Theondas überlegte laut. „ Mhhh, junger Tribun, junge Frau, Mädchen. Egal.“ Er zog die Augenbraue hoch. „ Das erste Mal ??“ Spekulation. Sexstus brachte es auf den Punkt. „ Ähm, ich kenne das. Zu früh, zu schnell, unkontrolliert. Autsch, das war die Tunika.“ Alle fingen an zu lachen. „ Mist, damit ist die Wette hinfällig.“ schimpfte Aristophilus. „ Wer geht rüber fragen?“ fragte Verleihnix. Alle winkten ab und gingen wieder ihrer Arbeit nach. „ Mal sehen, wann sie wieder hier auftaucht. Dann hast du es mit Brief und Siegel. Er bringt ihr das Nageln bei.“ Wieder lachen in der Runde.

  • „Also, auf den Rückkampf freue ich mich jetzt schon.“ sagte sie und grinste. Wenn er sie auch wiedersehen wollte, war doch alles klar zumindest für sie. Es machte doch wirklich keinen Unterschied ob ihr Vater nun xyz war oder ein Tiberius. Weshalb sie auch mit der Schulter zuckte. „Was soll man den da unternehmen? Also was würde denn passieren? Ich bin was ich bin und ich glaube kaum, dass ein Römer sich freuen würde mich in der Familie zu haben.“ Sagte sie Achselzuckend. „Axilla also deiner Mutter würde ich es dennoch sagen wollen. Die weiß immer was zu tun ist, vor allem ob es vielleicht nicht besser ist das Ding nicht mehr zu tragen.“ Überlegte sie laut und umschloss den Anhänger mit der Hand.Irgendwie fühlte es sich merkwürdig an, dass Ding jetzt wieder umzuhängen, weshalb sie es lieber in der Hand behielt.“

    Den anderen Männern schenkte sie diese Mal keine Beachtung.

  • Von der Bewegung unter den Männern bekam Atticus nichts mit. Hier in der Statio war immer Bewegung und andauernd lief irgendwer irgendwohin und hatte irgendwas zu tun. Stattdessen hörte er einfach nur Lea zu und versuchte, Dinge zu erklären, die für ihn so selbstverständlich waren, dass er nie darüber nachgedacht hätte.

    "Das ist egal. Es würde Gerüchte geben in der halben Stadt und die Leute würden irgend eine Geschichte herbeifabulieren, wie die bösen Iunier den armen Tiberiern eine Tochter geraubt und sie versklavt hätten. Für die Wahrheit interessiert sich in dieser Stadt kein Schwein, solange nur genug Wahrheit im Gerücht enthalten ist. Die Tiberier hätten gar keine andere Wahl, als dagegen vorzugehen und meine Mutter und Silanus zu verklagen, damit du zu ihnen kommst."

    Wieder fuhr Atticus sich in einer hilflosen Geste durch die Haare. "Ganz ehrlich, wenn du es irgendwie kannst, würde ich es rein gar niemandem erzählen. Vor allen Dingen nicht meiner Mutter."

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  • Lea schaute ungläubig. „Im Ernst?“ Sie konnte es nicht fassen, was das für Auswirkungen haben konnte. „Aber... ähm das haben die Iunier doch gar nicht.. im Gegenteil..“ Oh zu gern würde Lea Atticus alles erzählen, aber sie durfte es nun mal nicht. Axilla würde ihr wohl mehr als nur den Kopf abreißen. „Nun ich.. also ich weiß nicht. Ich mein deinen Mutter ist gut darin Geheimnisse zu bewahren. Und.. nun ja ich habe vor ihr eigentlich keine Geheimnisse. Gut ich werde ihr nicht auf die Nase binden das wir....“ Sie zeigte zwischen sich und Atticus hin und her. „...du weißt schon was. Aber eigentlich würde ich ihr den Anhänger gern in Verwahrung geben. Wegwerfen möchte ich ihn nicht. Aber tragen, nachdem was du mir gerade erzählt hast auch nicht.“

  • "Ja, im Ernst" bestätigte Atticus grimmig. Ihm passte dieser Teil des Lebens im Rom wohl so wenig wie Lea, aber so war es nun einmal in Rom. Frustriert kickte er ein Steinchen mit seinen Caligae weg.

    Dass Lea es trotzdem seiner Mutter erzählen wollte, passte ihm auch nicht wirklich. Und was sie damit meinte, seine Mutter sei gut darin, Geheimnisse zu bewahren, wusste er auch nicht. Als sie dann noch meinte, dass sie nichts von ihnen beiden erzählen wollte, war ihm endgültig mulmig. "Wär auch besser, wenn du da nicht mal dran denkst, wenn du mit ihr redest. Wenn du unbedingt musst. Ich glaube, da wäre sie sogar noch weniger begeistert." Atticus hatte es zuvor ja schon einmal gesagt, dass das wohl schwierig würde, sollte seine Mutter davon Wind bekommen. Eigentlich sah er es ja genauso wie sie, dass man mit Sklaven besser keine Beziehungen anfing. Aber er und Lea hatten ja auch gar keine Beziehung. Und sie war hübsch. Und sie hatte damit angefangen. Und dann weitergemacht. Und sie hatte ja gesagt. Und es war schön gewesen. Und überhaupt, sie hatten ja keine Beziehung. Also war das was vollkommen anderes.

    "Es ist dein Anhänger. Wenn du ihn meiner Mutter geben willst, dann gib ihn ihr. Aber beschwer dich dann hinterher nicht, wenn sie wieder anfängt, irgendwelche Pläne zu schmieden und Entscheidungen zu treffen, ohne dich zu fragen. Das kann sie nämlich gut." Atticus ganzes Leben war einer ihrer Pläne, bei dem er nicht einmal nach seiner Meinung gefragt worden war.

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  • Lea nickte zustimmend. Ja sie kannte Axilla gut. „Oh glaub mir, wenn sie in der nähe ist werde ich einfach an gar nichts denken, also zumindest nicht an dich.“ Ja sie konnte sich gut vorstellen, das Axilla das sonst irgendwie rausbekommen könnte. Aber mit dem Anhänger lies sie sich nicht beirren. „Aber dieses Wappending werd ich ihr geben, bevor es noch in falsche Hände gerät.“ Legte Lea sich fest. Ja das war für sie einfach mal logisch. Und sie glaubte auch nicht das Axillla da großen Wind drum machen würde. Zumal es ihr ja auch bekannt war, das es ein Tiberius war, der ihren Tod gewollt hatte. „Aber ich denke ich sollte jetzt auch mal wieder gehen. Und ich würde dir ja einen Kuss verpassen, aber ich glaube dann würden deinen Männer dahinten, die uns die ganze Zeit beobachten dir das wohl wochenlang vorhalten.“ Sagte Lea mit einem frechen Grinsen und einem Knopfnicken zu den Männern welche sie die ganze Zeit anstarrten.

  • Worte, die jeder Mann gerne hörte: Keine Sorge, ich denk nicht an dich. Atticus kickte einen weiteren Stein weg.

    "Ach, mach wie du willst", brummelte er in den nicht vorhandenen Bart. Sie sollte hinterher sich aber nur nicht bei ihm ausheulen, wenn seine Mutter mit ihrer üblichen Ausquetscherei anfangen würde. Er hatte Lea ja nun wirklich ausführlich gewarnt.


    Bei der Erwähnung eines Abschiedskusses musste er selber aber doch Grinsen. "Ach, die wären nur neidisch. Aber wenn wir nicht gleich auffliegen wollen, wär es wohl besser, wir lassen das."

    Dass seine Männer ihn wirklich damit aufziehen würde, glaubte Atticus nicht. Untereinander, ja, sicher, aber ihm gegenüber wohl eher weniger. Er war schließlich derjenige, der die Männer zum Latrinendienst einteilte. Oder zur Nachtwache an der Cloaca. Oder ähnlich beliebte Aufgaben.

    "Dann sag ich mal vale. Und sag Bescheid, wenn du wieder Zeit hast..." Ja, Atticus würde sich darauf schon freuen.

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  • „Stimmt du hast recht, muss ja nicht gleich jeder wissen.“ Auch wenn Lea sich vorstellen konnte, dass wenn sie hier öfter auftauchte sich die Männer ihren teil dachte. „Vale Atticus und bis bald.“ Sagte sie noch konnte es aber nicht lassen ihm nochmal freundschaftlich an den Oberarm zu boxen und dann mit wiegenden Hüften davon zugehen. So ging sie auch an den Männer vorbei,zwinkerte ihnen zu. „Bis bald Jungs.“ und ging wieder nach Hause.