[stallung] Die Morgenröte verblasst

  • "Wann hat das angefangen?", fragte Varus seinen nabatäischen Sklaven. Es ging um Eos, die sich seit einigen Tagen merkwürdig verhielt und nicht mehr so recht fressen wollte. "Hast Du eine Ahnung woran es liegen könnte? Vielleicht sollten wir den Arzt holen?"

  • Gemeinsam mit seinem Herrn stand Maliku in der Box der Falbstute und wirkte wahrlich betrübt. Eos golden strahlendes Fell hatte an Glanz eingebüßt und wirkte nun matt und stumpf. Ihren Kopf hielt sie auch nicht mehr stolz erhoben. Auch ihr Ohrenspiel war schon einmal lebhafter gewesen.


    “Ich glaube Eos hat Heimweh Herr.“


    Murmelte der Sklave, während er seine Finger zärtlich über Eos Hals gleiten ließ.


    “Sie frisst schon seid ein paar Tagen weniger. Und sie guckt so traurig.“

  • Das war keine gute Neuigkeit. Aber erstmal auch nichts tragisches. Sie würden den Pferdemedikus holen und weitersehen.


    Und so taten sie es. Aber auch vom dort gab es keine weitere Auskunft. Und so fasste Varus einen Entschluss, und rief Maliku nach ein paar Tagen wieder in den Stall. "Maliku, wir müssen Eos zurück nach Italia bringen. Es gibt in ein paar Tagen ein Schiff von Antiochia aus, Eos kann mitreisen, aber nicht allein." Und was er jetzt sagte, schmerzte ihn nicht wenig. "Also möchte ich, dass Du Eos begleitest. Und dass Du in Roma bleibst. Axilla wird Dich als Sklave annehmen. Es ist für Dich nicht gut hier so nah an Deiner Heimat zu sein. Und ich komme schon zu recht:" Er würde Maliku einen Brief mitgeben. Der zugleich der monatliche Brief an seine Cousine war.

  • Dem jungen Nabatäer pochte das Herz bis zum Hals, als sein Herr erklärte das der Pferdemedicus einen Blick uf die Falbstute werfen sollte. Sollte Eos tatsächlich unter Heimweh leiden?


    Nachdem der Pferdemedicus die Falbstute untersucht hatte, wurde Maliku von seinem Herrn erneut in die Stallungen gerufen. Diesem Befehl kam der Schwarzgelockte artig nach und erschien prompt in den Stallungen, genauer gesagt bei Eos Box. Dort wurde er auch schon von seinem Herrn erwartet.


    Bang blickte Maliku zwischen seinem Herrn und der Falbstute hin- und her.


    “Dann hat Eos wirklich Heimweh?“


    Murmelte der iunische Sklave und streichelte der Stute sanft über die Nüstern. Die nachfolgenden Worte seines Herrn ließen Maliku zusammen zucken und mit großen Augen zu Varus empor blicken.


    “Ich soll Eos nach Roma begleiten und soll in der Urbs Aeterna bleiben? Aber.. Herr? Was ist mit dir? Wirst du nachkommen?“


    Flehend blickte der Jüngling zu seinem Herrn empor und schloß im nächsten Augenblick seine Augen. Sein Herr schickte ihn fort. Dieser Gedanke schmerzte den Sklaven sehr, was man ihm auch deutlich ansah.

  • "Ja, das tut mir leid, Kleiner, wir haben uns aneinander gewöhnt und ich habe mein Leben so organisiert, dass Du vieles für mich erledigst, aber Eos braucht Dich und bis ihr in Rom seid, vergeht ja auch noch einmal Zeit und wer weiß, wann ich von hier abberufen werde. Wir hören dann von einander, wenn ich genaueres weiß, in Ordnung."


    Dass er auch glaubte, dass es Maliku nicht gut tat, hier im Osten zu leben und dass es auf Dauer vielleicht doch noch Probleme mit den Nabatäern in der Einheit geben würde, verriet ihm Varus nicht. Es war schon schwer genug für beide.


    "Bevor Du abreist gebe ich Dir noch den Brief... Bene?"

  • Der schmerzliche Ausdruck hatte sich bereits als gräulicher Schleier auf Malikus Gesicht gelegt. Und ließ den Jüngling nur noch betrübter und trauriger aussehen.


    “Ich werde dich vermissen Herr.“


    Gelang es Maliku schließlich über seine Lippen hervorzustoßen, ohne das seine Stimme zitterte. Seine Finger ließ der Sklave fahrig durch Eos Fell gleiten und wandte seinen Kopf zur Seite. So würde sein Herr die tränenfeuchten Augen seines Sklaven nicht bemerken.


    “Wann soll ich mit Eos aufbrechen?“


    Wisperte Maliku mit brüchiger Stimme. Wahrscheinlich so schnell wie möglich. Denn Eos sah wahrlich nicht gut aus und Maliku machte sich ernsthafte Sorgen um die Gesundheit der Falbstute.


    “Ich hoffe du lässt mich nicht zu lange alleine in der Urbs Aeterna.“


    Versuchte sich der Sklave an einem Witz. Bevor Maliku auch schon verstummte und tief durchatmete.


    “Ich werde dir in Roma keine Schande bereiten und Domina Iunia Axilla so dienen, wie ich dir gedient habe Herr.“