[Sklavenmarkt] Iduna

  • Unauffällig beobachtete ich, wie die Sklavin hinüber zu dem Griechen ging, der nun noch der einzig verbliebene Konkurrent geblieben war. Zwar konnte ich nicht hören, mit welchen Worten Anippe den griechischen Sklaven betörte und somit von der Versteigerung ablenkte, doch das, was ich sah genügte voll und ganz, um es mir vorzustellen. Anippe war schließlich eine Frau, die es auf treffliche Weise verstand, ihr Gegenüber vom Offensichtlichen abzubringen und ganz anderen Gedankengängen zu folgen. Darin war sie meiner treuen Nilofer nicht ganz unähnlich gewesen. Mein letztes Gebot war gänzlich an ihm vorbei gegangen, was dazu führte, dass wohl kein weiteres Gebot zu erwarten war. Oder doch?

    Zur Sicherheit schaute ich mich noch einmal unauffällig um. Da waren noch immer diese Handvoll Soldaten, die mir schon vor einiger Zeit aufgefallen waren. Zum einen erregten sie mein Interesse, doch andererseits musste ich mir im Klaren sein, dass ich gut daran tat, nicht ihr Interesse für mich zu erregen. Schließlich waren die Beziehungen zwischen Parthern und Römern nicht gerade die Besten. Am Ende hielten sie mich noch für eine Spionin. Doch ich wurde das Gefühl nicht los, dass ich bereits bei einem von ihnen eben dieses Interesse erregt hatte. Bildete ich es mir nur ein, oder hatte er erst zu Anippe und dann zu mir geschaut? Ach was, sagte ich mir nach einer Weile. Wahrscheinlich sah ich schon Gespenster oder gar einen djinn, der meine Sinne trüben wollte.

    Schließlich fiel mein Blick auf den Sklavenhändler. Es war einer von der fragenden Sorte. Wie lange sollte dieses Schauspiel noch dauern? Wo blieb endlich der Zuschlag für mein Gebot? Denn der Grieche war ja ganz eindeutig mit anderen Dingen beschäftigt!

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    Nilofer

  • Der Maiordomus der Bene Mazin bot nicht weiter, und das Gebot der Dame stand. Der Sklavenhändler Ben Klaudias musste wohl oder übel zuschlagen, dabei gab er insgeheim Iduna aber auch Anippe Schuld. Weiber!

    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen." Eintausendsiebenhundert Sesterzen für die rothaarige Schönheit, und damit geht diese Sklavin in das Eigentum der...."

    Tatsächlich hatte er die Dame und ihre Sklavin noch nie gesehen. Sie musste von hohem Rang sein, aber niemand, der schon länger hier lebte.

    Er beugte sich hinunter.

    "Wie ist dein Name, edle Käuferin? "




    Sein Schreiber stand bereit, die Verkaufsurkunde auszufüllen und wartete.

    Ben Klaudias schnipste mit dem Finger, damit die Diener Kupferdach herbeibrachten.

    "Du hast eine neue Herrin.", sagte er: "Mach mir keine Schande, Füchslein, sonst geht es in ein Bordell. Da kannst du dir ausrechnen, was Wochen später von deiner Schönheit und Zartheit noch übrig ist."

    Er sprach Aramäisch, was seine Ware nicht verstehen konnte, doch sein bösartiger Blick und sein drohender Ton musste für die arme Iduna genügen.


    Laut sagte er dann zu Nilofer: "Möchtest du das Mädchen gleich mitnehmen oder soll ich es liefern lassen, edle Dame? Und wohin soll ich wegen der Bezahlung kommen?"

    Er rechnete nicht damit, dass eine Palmyrenerin von Rang eine solch hohe Summe mit sich umhertrug.


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    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Anippes Herz machte einen Sprung, da sie der despoina Nilofer so schlau und gut gedient hatte, aber gleichzeitig bedauerte sie es. Phileas gefiel ihr aufrichtig, und sie hatte ihn nicht hereinlegen wollen. Was würde er nun über sie denken?

    Ob er verstand, dass Anippe gar nicht anders konnte als so zu sein wie sie war? Sie war in einer Schlangengrube aufgewachsen. Sie war als einzige von dreien noch am Leben.


    " Ich muss nun gehen, Phileas.", sagte sie schnell: "Chairete. Meine Herrin braucht mich. Vielleicht sehen wir uns wieder."

    Ihre Stimme klang fröhlich, aber ihr Blick war einen Moment lang traurig und sehnsüchtig. Wie gerne hätte sie jemanden geliebt.

    Dann lief sie zu Nilofer.

  • Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Phileas nickte. Es war eine große Herausforderung, für den Haushalt und den Besitz seines Herrn verantwortlich zu sein. Doch diese Herausforderung nahm er jeden Tag von neuem immer wieder gerne an. Denn er wollte in den Augen seiner Mitskalven nicht nur als der Liebling seines Herrn und dessen Vater gelten. Schon als Kind hatte er gewisse Privilegien genossen, die den anderen Unfreien verwehrt waren. Böse Zungen hatten in der Vergangenheit immer wieder behauptet, der Grieche sei in Wirklichkeit der Bastard des alten Ben Ma'zin, dem er aus lauter Geiz die Freiheit verwehrt hatte. Inzwischen waren alle, die darüber hätten Auskunft geben können, tot. Natürlich hatte Phileas' Mutter wie andere Sklavinnen des Hauses immer wieder das Bett ihres Herrn geteilt, wenn dieser das von ihr Gefordert hatte. Doch hatte sie nie darüber gemutmaßt, dass ihr Sohn aus dem Samen ihres Herrn entsprungen war. Und selbst wenn es so gewesen war, sah der Grieche darin keine Veranlassung, sich Sonderrechte herauszunehmen. Er tat sein Bestes. Genau das war seine Bestimmung.

    "Ja, natürlich spreche ich Aramäisch", entgegnete er lächelnd. "Mein Herr und auch sein Vater legten und legen sehr viel Wert auf ihre Traditionen. Deshalb wird im Haus der Bene Ma'zin ausschließlich aramäisch gesprochen. Jedoch bedeutet das nicht, dass despotes Abdai keine der anderen Sprachen geläufig ist. In meiner Jugend genoss ich das Privileg, die gleiche Bildung zu erfahren, wie der junge Herr. So wie er beherrsche ich neben dem Aramäischen und dem Griechischen auch noch Latein," erklärt er ihr mit einer kleinen Portion Stolz.

    Bei dem Hinweis, dass Anippe nun auch am Lernen sei, um sich die aramäische Sprache anzueignen, begann er etwas zu schmunzeln. Die kleine Sklavin war wirklich allerliebst! "Wenn du möchtet, kann ich dir vielleit etwas beim Lernen helfen", bot er an und war danach doch etwas über sich selbst überrascht. Doch er hatte nicht wirklich Zeit, größer darüber nachzudenken, denn mit einer kurzen Bemerkung über heulende Sklavinnen und denen die begriffen hatten, was zu tun war, damit man auch als Sklave ein einigermaßen gutes Leben führen konnte, fragte sie ihn plötzlich, ob auch er persönlich rote Füchsinnen bevorzugte.

    "Oh nein! Ganz und gar nicht! Mir sind diese Barbarinnen zuwider. Es reicht mir, wenn ich während meines Dienstes mit ihnen zu tun habe. Ich persönlich mag dunkelhaarige Mädchen. Noch besser dunkelhaarige griechische Mädchen." So wie sie, dachte er und lächelte fast schon etwas verliebt weiter.


    Derweil hatte sich der Weltkreis weiter gedreht. Neue Tatsachen waren geschaffen worden und eine sklavenauktion war beendet worden, auch wenn der Sklavenhändler das Ganze noch in die Länge ziehen wollte, hatte er schließlich doch einsehen müssen, dass der Grieche scheinbar das interesse an der kleinen Füchsin verloren hatte.

    Phileas schien erst aus seinem lieblichen Traum aufzuwachen, als Anippe plötzlich erklärte, sie müsse nun zurück zu ihrer Herrin. Zunächst glaubte er noch, er habe sie zu sehr mit seinen Worten bedrängt. Doch dann drangen die aramäischen Worte des Sklavenhändlers an sein Ohr und ihm wurde nun schmerzlich bewusst, dass die Kleine ihn nur zum Narren gehalten hatte. Sie hatte ihn von seinen Aufgaben und Pflichten abgehalten! Dafür würde er sich vor seinem despotes verantworten müssen. Mit grimmiger Miene, ohne Anippe und deren Herrin noch eines Blickes zu würdigen, verließ er wie ein geprügelter Hund den Sklavenmarkt.

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  • Ja, der Weltkreis hatte sich weitergedreht. Und während der Sklavenhändler Palmyr Ben Klaudias noch darauf wartete, mit Unterschrift und Siegel den Verkauf der Iduna endgültig festzumachen, und die kleine Germanin nun in den Besitz der Partherin Nilofer überging, war Anippe zu ihrer despoina zurückgekehrt.


    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Ihr war elend zumute wie selten zuvor. Jetzt da sie Phileas nicht mehr sah, der ihr so freundlich, ja liebreich geantwortet hatte, der sie angeschaut und ihr gestanden hatte, dass er griechische dunkelhaarige Mädchen am liebsten hatte, standen ihr die Tränen in den Augen.

    Phileas könnte sie lieben, das fühlte sie. Oder vielmehr: Diesen Mann hätte sie lieben können, wenn sie ihn nicht betrogen hätte.


    Sie sah, dass der Grieche wortlos ging, wie ein geprügelter Hund. Es tat weh; niemals hatte etwas so wehgetan, nicht einmal wenn ihr Herr befohlen hatte, sie zu prügeln.


    Während ihr der Kummer das Herz schwer machte, schaffte sie es, auf ihre übliche unbekümmerte Art Nilofer zu zulächeln und ein Siegeszeichen zu machen.

    Und kaum hatte sie das getan, ging es ihr schon wieder besser.

  • Wer ich bin - das gilt nicht mehr


    Tatsächlich zog sich diese Verhandlung bereits ungehörig in die Länge. Natürlich würde Iduna solche Gedanken niemals hegen. Und so fokussierte die Rothaarige weiterhin die Bretter des Podestes, auf dem sie zum Verkauf angeboten wurde. Wie ein wertvolles Tier, geisterte es der jungen Iduna durch den Kopf. Fast so, wie damals, als sie in der Urbs Aeterna zum Verkauf angeboten wurde. Damals mit Angus. Hach Angus. Der Kelte musste doch bereits vollkommen verrückt vor Sorge und Trauer um sie sein. Und wie mochte es dann erst Aislin ergehen? Ihre kleine Tochter würde höchstwahrscheinlich gar nicht mitbekommen was geschehen war. Außer natürlich das ihre Mutter nicht mehr an ihrer Seite verweilte und sie von anderen, liebevollen Händen am Abend in den Schlaf gewiegt wurde. Was hoffentlich Angus als seine rechtmäßige Aufgabe ansah; zumindest solange bis Iduna wieder an seiner Seite verweilte. Als sich schließlich die jungen Soldaten mit ihren roten Umhängen in Bewegung setzten und dem Sklavenmarkt offensichtlich den Rücken kehrten, trat Iduna dann doch einen Schritt nach vorne und damit bedrohlich nahe an den Rand der Plattform heran. Doch ihr leises Stimmlein würde die Soldaten wohl nicht erreichen und so blieb die kleine Cheruskerin stumm, während ihr Blick für einen Augenblick länger als notwendig auf den wehenden roten Umhängen der römischen Soldaten verweilte. Zumindest hielt Iduna die Anwärter für Soldaten der römischen Armee.


    Als einer der Diener nach Idunas Arm griff und sie leicht schüttelte, hob die Rothaarige ihren Kopf an und fokussierte den Diener, dessen Finger sich fest um ihren Oberarm geschlossen hatten. Ohne sich zur Wehr zu setzen, ließ sie es zu, dass sie der Diener des Sklavenhändlers von dem Podest führte und sie geradewegs vor ihre neue Herrin gebracht wurde. Mit gesenkten Kopf und hinter dem Rücken verschränkten Fingern verharrte Iduna vor der jungen Frau, die ab sofort über sie verfügen würde.


    “Salve Domina.“


    Flüsterte die Rothaarige mit bebenden Lippen und leicht schwankender Stimme. Als würde sie jeden Augenblick in Tränen ausbrechen. Somit beschloss Iduna für sich im Stillen, ruhig zu bleiben und ihre aufwühlenden Emotionen unter Kontrolle zu bekommen. Immerhin sollte ihre neue Domina kein schlechtes Bild von ihr bekommen und zufrieden mit dem Kauf ihrer neuen Sklavin sein.

  • Endlich hatte Ben Klaudias ein Einsehen mit mir und letztendlich auch mit der Sklavin, als er endlich die Auktion beendete und ich den Zuschlag dafür erhalten hatte. Ein Lächeln der Freude zeichnete sich auf meinem Gesicht ab. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich selbst etwas gekauft. In diesem Fall sogar eine Sklavin. Allerdings würde ich sie nicht mit meinem eigenen Geld bezahlen können, denn in dem Punkt hatte die Sklavin und ich etwas gemeinsam: wir waren mittellos und auf das Wohlwollen unseres Gastgebers respektive Eigentümers angewiesen. Doch ich würde Athenodoros Ben Attar genügend Honig ums Maul schmieren, dass er gar nacht anders konnte, als mir diese Sklavin zu überlassen.

    Ich trat dann einige Schritte näher zum Podest des Sklavenhändlers, um einige Formalitäten zu klären. Gewiss würde ihm der Name Ben Attar genügen, wenn es um die Bezahlung ging. Eine so hohe Summe trug ich natürlich nicht bei mir. Doch der Händler würde schon zu seinem Geld kommen.

    Als der Händler nach meinem Name fragte, zögerte ich erst einen kurzen Moment. Dann antwortete ich freimütig auf seine Frage. "Nilofer Bat Meherzad ist mein Name. Ich weile derzeit als Gast im Hause der Bene Attar." Allerdings wollte ich auch nicht mehr als dies von mir preisgeben, denn ich hatte kein großes Verlangen danach, länger als nötig in der Nähe des Sklavenhändlers uns seiner schmierigen Gesellen zu bleiben.

    Mit ein paar drohenden Worten an die Sklavin gerichtet, übergab er mir die Rothaarige mit der überaus hellen Haut. Sie sah so ganz anders aus, als die Frauen, die ich vom Harem des Großkönigs her kannte. Doch ganz gleich, wo ihre Wurzeln lagen, eines hatte sie mit allen Menschen gemein, die sich in Unfreiheit befanden: von ihr ging eine große Traurigkeit aus. Wie sie so vor mir stand, mit gesenktem Kopf und dann dieses zarte Stimmchen erklang, welches zu mir in einer mir vollkommen unbekannten Sprache sprach, tat mir das Herz weh! Darum zögerte ich auch nicht lange und entschied mich dafür, die junge Frau sofort mitzunehem, damit sie keine Minute länger mehr in der Obhut dieses Mannes bleiben musste.

    "Ich werde sie sofort mitnehmen, wenn es genehm ist. Wegen der Bezahlung schicke jemand zum Haus der Bene Attar. Dort wirst du dann dein Geld bekommen." Ich hoffte nur, dem Sklavenhändler würde dies nun genügen. Wenn dann nun noch die Verkaufsurkunde fertig war, konnten wir endlich den Markt verlassen.


    In der Zwischenzeit hatte sich auch Anippe wieder zu mir gesellt. Leider hatte ich den Moment nicht mitverfolgen können, als sich der Grieche bewusst geworden war, dass er den Kampf um die Sklavin verloren hatte. Auch die Schwermut, die über Anippe gekommen war, hatte ich nicht sofort bemerkt. Bevor ich etwas hätte sagen können, lächelte sie wieder auf ihre unbekümmerte Art und war wieder ganz die "Alte".

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    Nilofer

  • Re:Wer ich bin - das gilt nicht mehr


    Die Bene Attar waren in Palmyra ein Begriff. Nun bekam der Sklavenhändler auch mit, dass die Bieter Vertreter der Vier Stämme von Palmyra gewesen waren, und er bedauerte es, nicht noch mehr Füchse zur Auswahl zu haben. Er würde seinem Lieferanten Hakim auftragen, künftig vermehrt nach Rothaarigen Ausschau zu halten. Ja, der geldgierige Ben Klaudias überlegte auch, ob die frisch verkaufte Sklavin nicht vielleicht eine Tochter hatte, die ihr ähnelte. Für ein kleines Mädchen, das man noch so ausbilden konnte, wie man es brauchte, würde man gewiss ihr Gewicht in Gold bekommen.

    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Seine unverhohlene Gewinnsucht war auch der Grund, warum die beiden Tirones  Shoadu und Apollodoros ihren Onkel hassten wie die Pest und ihren Kameraden Alexandros Ben Attar nicht hatten begleiten wollen.

    "Es soll alles geschehen, wie du es wünschst, edle Bat Meherzad.", sprach der Sklavenhändler.

    Mittlereweile hatte sein Schreiber eine Urkunde angefertigt, in der stand, dass eine junge Kerketin unbekannten Namens, die er der Einfachkeit halber "Kupferdach" genannt hatte, für den Kaufpreis von eintausendsiebenhundert Drachmen in das Eigentum der edlen Nilofer Bat Meherzad, Gast der phyle Bene Attar, übergegangen war.



    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Nilofer hätte mit sich zufrieden sein können. Sie hatte despotés Athenodoros gut gedient, denn er hatte ihr gesagt, dass Nilofer so viel Geld zur Verfügung haben sollte, wie sie nur wünschte und sehen sollte, wie angenehm ein sorgloses Leben unter dem Schutz der Bene Attar sein konnte.

    Das Nilofer gleich eine teure Sklavin kaufen würde, hatte er vielleicht nicht gedacht, aber Anordnung war Anordnung.

    Und despoina Nilofer hatte sie gut gedient, da sie ihr mit List geholfen hatte, an das gewünschte Objekt zu kommen.

    Was an ihr nagte, übertünchte sie mit der gewohnten Heiterkeit, die ihr anerzogen worden war.


    Nun sah sie Iduna an, und wie schon die persische Sklavin Shanase zuvor tat sie ihr Leid. Sie zupfte ihre Herrin an ihrem Gewand:

    "Despoina, das Mädchen braucht dringend Wasser, sonst kippt sie hier um." Den leeren Krug hatte sie ja noch:

    "Und geht bitte beide solange in den Schatten." Sie zeigte auf einen Platz unter einem Säulengiebel. Sie dachte nicht, dass die Neue versuchen würde zu fliehen, dafür wirkte sie zu erschöpft. Und wenn...Anippe war sich sicher, sie würde sie einholen.

    Die kleine Alexandrinerin besorgte Wasser, gab es aber nicht Iduna, sondern ihrer Herrin.

    Wenn Nilofer der Neuen zu trinken gäbe, würde die Barbarin hoffentlich schnell begreifen, wessen Wohlwollen sie brauchte, um hier in Palmyra zu überleben.

  • Wer ich bin - das gilt nicht mehr



    Die Stimme ihrer neuen Domina klang so fremdartig in Idunas Ohren. Und dennoch ertappte sich die Rothaarige dabei, wie ihr Blick unwillkürlich in Nilofers Richtung wanderte. Nur um im nächsten Augenblick ihre Augen hastig niederzuschlagen und den Sand zu ihren Füßen fokussierte. Die dunkelhaarige junge Frau, im Gefolge ihrer neuen Domina, wurde ebenfalls von Iduna mit einem vorsichtigen Blick aus dem Augenwinkel bedacht. Während der Sklavenhändler die Besitzurkunde ausstellte und Iduna vernehmlich schluckte.


    Was würde dies für ihre Zukunft bedeuten? Ab dieser Sekunde gehörte sie dieser fremdartigen Schönheit. Was aber war mit dem Iulier? Wenn der Römer sie schließlich fand? Nicht auszudenken. Und so schluckte die kleine Germanin vernehmlich. Was wohl auch als Zeichen für ihren Durst zu deuten war. Nur würde diese Bitte keinesfalls über ihre Lippen dringen. Zumindest nicht in diesem Moment. Stattdessen huschte Idunas Zungenspitze über ihre ausgetrocknete Unterlippe. Zugleich rieselte ein sachter Schauer über ihren Rücken und ließ sie ihre schlanken Finger im Stoff des vor Dreck starrenden Kittels verkrallen.


    Weiterhin schwieg die Rothaarige und hielt ihren Kopf gesenkt, währenddessen die Sonne erbarmungslos auf ihr gesenktes Haupt hernieder brannte und Iduna tatsächlich leicht ins schwanken geriet. Jetzt nur nicht das Gleichgewicht verlieren, mahnte sie sich erneut im Stillen. Und hielt sich tapfer auf ihren Füßen, die mittlerweile deutlich zitterten und ihre Fußsohlen vom heißen Sand brannten.


    Bei den Worten Anippes spitzte Iduna ihre Ohren und lauschte ihrer wohlklingenden Stimme. Auch wenn sie kein einziges Wort dessen verstand. Stattdessen beobachtet sie ihre Handbewegung, wie sie unter einen Säulengiebel deutete, der Schatten spendete. Doch zuerst war es an Iduna ihre Unterlippe erneut mit ihrem Zünglein zu befeuchten, als sie den Krug mit einem sehnsüchtigen leuchten in ihren blauen Augen betrachtete. Wasser. Was würde sie nicht alles dafür geben, einen winzig kleinen Schluck des köstlichen Nasses auf ihrer Zunge zu spüren. Diese Bitte schluckte sie jedoch hastig herunter und senkte erneut ihren Blick. Sie würde warten. Abwarten. Wie es sich für eine folgsame Sklavin gehörte.

  • Mein Blick fiel nun auf meine frisch erworbene Sklavin, die, wie sie ja bereits auf der Verkaufsfläche bewiesen hatte, sehr schüchtern war. Natürlich konnte dies daran liegen, dass sie kein Wort verstand, was um sie herum gesprochen wurde. Aber auch ihr Aussehen war äußerst exotisch. Eine Frau mit so heller Haut und rotem Haar hatte ich noch nie gesehen. Kein Wunder dass der Grieche und die anderen Männer, die der Versteigerung beigewohnt hatten ein solches Interesse an der Sklavin hatten! Doch nun hatte ich sie wohl vor einem frivolen Herrn bewahrt und sie musste nichts mehr befürchten, bereits vor Sonnenuntergang geschändet zu werden.


    Anippe bewies auch diesmal, dass sie ein geschultes Auge besaß. Denn sie hatte sofort gesehen, wie es um die Sklavin stand. Da ich ihr keinen Einwand gegen ihren Vorschlag entgegenbrachte, lief sie schnell los, um etwas frisches Wasser zu holen. In der Zwischenzeit ergriff ich die Hand der Sklavin und und zog sie mit mir in den Schatten, wo es wesentlich angenehmer war. Die helle Haut der Sklavin vertrug die Sonne nicht. An manchen Stellen sah sie bereits sehr gerötet aus, was gewiss recht schmerzhaft sein musste. Wahrscheinlich hatte man ihr auch schon länger kein Wasser mehr gegeben, was die Hitze für sie etwas erträglicher gemacht hätte. Überhaupt machte ihr Äußeres einen sehr schäbigen und abgerissenen Eindruck. Nein, so konnte meine neue Dienerin unmöglich herumlaufen! Sobald Anippe zurück war und die Sklavin sich etwas erfrischen konnte, würde ich dafür sorgen, dass sie etwas ordentliches zum Anziehen bekam.


    Die gute Anippe kehrte schon bald wieder mit einem Krug Wasser zu uns zurück. Sie reichte mir den Krug. In die Augen der Sklavin schien plötzlich wieder das Leben zurückgekert zu sein.Die Ärmste konnte es kaum noch erwarten, endlich etwas zu trinken. Unglücklicherweise hatte Anippe keinen Becher mitgebracht. Doch ich hatte eine Idee. Ich formte meine Hand zu einer kleinen Kelle, goß etwas Wasser hinein und hielt der Sklavin meine hohle Hand entgegen, damit sie trinken konnte. Ich kannte natürlich den Brauch, dass ein neuer Sklave nur aus der Hand seines Eigentümers Nahrung und Wasser erhielt, damit er lernte, wem er von nun an verpflichtet war und wer sich um sein Wohlergehen kümmerte.

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    Nilofer

  • Wer ich bin - das gilt nicht mehr


    Taumelnd folgte Iduna ihrer neuen Domina in den Schatten. Wobei sie noch immer ihren Blick gesenkt hielt. Erst als sie bemerkte wie sich die kleine Dienerin ihrer neuen Domina in Bewegung setzte, um zu einem nahe gelegenen Brunnen zu laufen, hob die Rothaarige für einen kurzen Augenblick ihren Kopf an. Ihre vor Dreck starrende Tunika konnte man mit Sicherheit nur noch als Putzlumpen verwenden. Obendrein musste die kleine Germanin vor Schmutz und Schweiß stinken. All‘ diese Gedanken geisterten durch den Kopf der Rothaarigen. Schließlich wollte sie ihre neue Domina unter keinen Umständen enttäuschen. Auch wenn sie mit ihrem roten Gesichtchen und den geröteten Armen und Beinen wohl kein besonders annehmbares Bild abgab. Und dies alles nur dank der sengenden Sonne, die unbarmherzig von einem wolkenlosen Himmel auf den staubigen Sand hernieder brannte. War es jemals in der Urbs Aeterna so heiß gewesen? In ihrer einstigen Heimat in Germania konnte sich Iduna an keine solche Hitze erinnern. Denn dort hatten Hügel und die hohen Bäume vor der Sonneneinstrahlung geschützt. Hach Germania.


    Als die Dienerin ihrer neuen Domina mit einem Krug in den Händen zurück kehrte, heftete sich Idunas Blick sogleich begehrlich auf den Krug und ihr Zünglein huschte über ihre ausgetrockneten Lippen. Und dennoch blieb Iduna stumm. Vielleicht diente der Inhalt des Krugs auch nur ihrer neuen Domina, damit sie sich ihre feinen Hände säubern konnte. Auch dies würde Iduna klaglos überstehen. Doch dann, konnte Iduna erkennen, wie sich die Hände ihrer Domina zu einer kleinen Kelle formten und etwas Wasser in diese entstandene Schale floss. Diese entstandene Schale wurde sogleich in Idunas Richtung gehalten und die Rothaarige verstand; unwillkürlich.


    “Danke Domina.“


    Hauchte die kleine Germanin mit leiser Stimme, da ihr mittlerweile jedes Wort in der Kehle schmerzte. So beugte sie sich schließlich über die ihr entgegen gestreckte Wasserquelle, hielt ihren Kopf tief und schlürfte mit ihrer Zunge das Wasser aus der hohlen Hand ihrer Domina. Zwar bemühte sie sich um Zurückhaltung, doch der Durst war allzu groß. So dass die Rothaarige regelrecht gierig anmutete, als sie wie ein Hund aus der von Menschenhand geformten Wasserschale trank.

  • Wäre Anippe aufmerksamer gewesen, wäre es ihr früher aufgefallen, aber da sie eben an andere Dinge gedacht hatte, fiel es ihr jetzt aufBitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.: Die neue Sklavin, die

    sie für ein weiteres Barbarenmädel, welches keiner zivilisierten Sprache mächtig war, gehalten hatte, sprach Latein.


    Anippe war sich ganz sicher, dass die Rotfüchsin schon zweimal "Domina" zu ihrer neuen despoina gesagt hatte.


    Auch wenn Waballats Sklavin in Alexandria diese Sprache nie systematisch gelernt hatte, konnte sie doch ein wenig davon. Ab und zu hatte ihr despotés römische Gäste empfangen, und wenn sie dann diensteifrig gewesen war, hatte sie zuweilen gute Trinkgelder ergattert. Auf diese Weise hatte sie ein wenig aufgeschnappt.

    Die neue Sklavin trank währendessen gierig aus den Händen von Herrin Nilofer.


    Anippe zupfte Iduna an ihrer schmutzigen Tunika und brachte an, was sie so sagen konnte:

    "Salve, ego Anippe sum. Quid est tibi nomen?"*



    Sim-Off:

    Salve, ich bin Anippe. Wie ist dein Name?


  • Auf meinem Lippen zeichnete sich ein Lächeln ab, als die Sklavin aus meiner Handn das Wasser trank. Sie war sehr durstig, weshalb ich ihr noch mehr zu trinken gab. Zischendurch gab sie immer wieder einige Worte von sich, die mir jedoch fremd waren. Ich hatte die Sprache nicht identifizieren können. Doch wie es schien, konnte Anippe mit den Worten der Sklavin etwas anfangen, was durchaus hilfreich war. Denn es würde schwer werden, sich mit der jungen Frau zu unterhalten, wenn sie nichts von dem verstand, was ich sagte.

    Die alexandrinische Sklavin sprach meine Neuerwerbung in jener unbekannten Sprache an. Gespannt beobachtete ich die Reaktion der Rothaarigen, ob sie verstanden hatte, was Anippe sie fragte.

    "Welche Sprache war das?" fragte ich interessiert. "Was hast du sie gefragt?"

    Vielleicht würde ich bald mehr über die Sklavin erfahren können. Woher sie kam und wessen Sklavin sie zuvor gewesen war.

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    Nilofer

  • Wer ich bin - das gilt nicht mehr


    Gierig trank Iduna das ihr dargebotene Wasser aus der hohlen Hand ihrer neuen Domina. Was wohl Angus dazu sagen würde, wenn er seine Gefährtin in diesem Augenblick sehen würde? Und ihr Dominus, der Iulier? Bei dem Gedanken an Gaius Iulius Caesoninus zuckte die Rothaarige leicht zusammen und wich einige Schritte zurück. Ihren größtmöglichen Durst hatte sie gestillt und allzu gierig wollte und durfte sie nicht erscheinen. Denn dies stand ihr als Sklavin ohnehin nicht zu.


    So verharrte die kleine Germanin mit gesenktem Köpfchen regungslos vor ihrer neuen Domina und der offensichtlichen Dienerin. Und eben jene Dienerin war es, die Iduna in lateinischer Zunge ansprach. So dass die Rothaarige ihren Kopf augenblicklich anhob und Anippes Blick suchte. Tonlos formten ihre Lippen Worte, die sie dennoch noch für sich behielt und stattdessen ihr Zünglein über ihre Unterlippe huschte. Ein deutliches Zeichen das Iduna nervös war und nicht wusste wie sie sich ihrer neuen Domina gegenüber verhalten sollte. Natürlich mit Respekt, Demut und Ehrerbietung. Aber was würde ihre neue Domina noch alles von ihr fordern? Immerhin befand sie sich in einem ihr vollkommen fremden Landstrich. Und vielleicht war es hier auch anders den hohen Herren und Damen zu dienen, als sie es bis dato gewohnt war.


    Das zaghafte zupfen an ihrer dreckigen Tunika war Iduna nicht verborgen geblieben. So wagte sie es doch, ihren Blick vorsichtig in Anippes Richtung gleiten zu lassen.


    “Salve, Iduna sum.“


    War Idunas leises Stimmlein zu vernehmen, wobei ihr Blick noch immer auf Anippes Gesicht ruhte. Bevor sie sich dann ob ihres faux-pas ertappte und ihren Blick rasch gen Boden senkte. Denn auch wenn Anippe eine Dienerin der höhergestellten Dame war, so stand sie doch im Rang über dem der rothaarigen Sklavin. Und dies wusste Iduna.


    “Ich gehörte einem Römer. Einem römischen Offizier aus dem Geschlecht der Iulier. Zusammen mit meinem Gefährten, unserer Tochter und einiger weiterer Sklaven sind wir mit dem Schiff nach Syria gereist. Auf dem Markt in Syria wurde ich von einem bärtigen Mann entführt. Er hat mich und einige andere Mädchen einfach mitgenommen. Und so bin ich auf diesem Sklavenmarkt gelandet.“


    Erklärte Iduna in lateinischer Sprache und biss sich leicht auf die Unterlippe.


    “Ich vermisse meinen Gefährten und.. und meine Tochter.“


    Wisperte Iduna mit erstickter Stimme und versuchte nicht in Tränen auszubrechen. Auch wenn ihr dies äußerst schwer fiel und ihre Augen bereits verräterisch schimmerten.

  • "Das war Lateinisch, despoina", sagte Anippe und versuchte, Iduna zu verstehen, doch sie verstand nicht viel, da die junge Sklavin sehr hastig redete und eine Menge Wörter benutzte, die sie noch nie gehört hatte. Daher versuchte sie, sich etwas zusammenzureimen:

    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen." Ich habe ihr nur gesagt, dass ich Anippe heiße, und sie gefragt, wie sie denn heißt. Sie heißt Iduna, und ihr früherer Besitzer war wohl ein Römer. Etwas von einer Tochter - vielleicht hat sie auch seiner Tochter gehört? Domina bedeutet Herrin. Mehr verstehe ich nicht, aber der junge Herr Alexandros hatte Unterricht bekommen, und er könnte...", sie presste ihre Hand auf den Mund und endete:

    "Das nützt nichts, er ist ja nicht hier nicht wahr.?"


    Sie sah auf Iduna, die mit den Tränen kämpfte, und sagte langsam: "Keine Angst, Iduna. Domina Nilofer - gut."

    Heimlich hoffte sie,. dass Iduna nicht solch ein Trauerkloß wäre wie die Perserin Shanase, eine von der Sorte reichte ihr, und sie wollte eine wirkliche Freundin, mit der man auch Spaß haben konnte.

  • Lateinisch, hatte Anippe geantwortet. Dies war also die Sprache der Römer! Sie klang in meinen Ohren so fremdartig und hart. Kein Wunder, dass sie unsere Feinde waren, wenn sie sich einer solchen Sprache bemächtigten! Ich versuchte, ein paar bekannte Begriffe aus dem, was die Sklavin sprach, herauszuhören. Allerdings sprach sie wohl sehr schnell, so dass mein Plan nicht aufging. Ich musste mich auf Anippes Übersetzungskünste verlassen.

    Die Alexandrinerin gab sich viel Mühe, mir die Worte meiner neuen Sklavin verständlich zu machen. Allerdings waren ihre Fähigkeiten begrenzt, wie sich herausstellte. Doch zumindest erfuhr ich etwas über ihre Vergangenheit. Offenbar war sie zuvor bereits die Sklavin eines Römers oder dessen Tochter gewesen und anscheinend war ihr Name Iduna. Auch dieser Name klang einfach nur seltsam!

    Ich lächelte Iduna wohlwollend zu. Schließlich hatte sie mich domina genannt, was nach Anippes Erklärung das Wort für Herrin war. Natürlich war nun meine Neugier geweckt. Ich wollte noch mehr über Iduna erfahren. Doch mit Anippes beschränkten Lateinkenntnissen würde ich nicht weit kommen.

    "Ach wäre doch nur dein junger Herr Alexandros hier! " seufzte ich Anippe zu. "Ich hätte so viele Fragen, die ich Iduna!"

    Ich begann zu überlegen, wie ich dieses Problem lösen konnte. Ob Phraotes Latein sprach? Aber ihn konnte ich nicht fragen. Ansonsten kannte ich niemand in Palmyra. Ich war selbst eine Fremde unter Fremden, genauso wie Iduna.

    Dann fielen mir wieder die jungen römischen Soldaten ein, die sich auch auf dem Sklavenmarkt aufgehalten hatten. Sie hätten bestimmt helfen können, obwohl ich eigentlich kein großes Verlangen danach hatte, römischen Soldaten in die Quere"" zu kommen.

    "Kennst du jemanden, der Latein spricht, Anippe?" fragte ich die Alexandrinerin." Oder weißt du, wo man jemanden finden könnte, der diese Sprache beherrscht und uns helfen könnte?"

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    Nilofer

  • Wer ich bin - das gilt nicht mehr


    Hastiges blinzeln Idunas verriet, dass die Rothaarige tatsächlich mit den Tränen kämpfte. Auch wenn sie verzweifelt darum bemüht war, ihre Emotionen unter Kontrolle zu halten. Denn als Heulsuse wollte sie garantiert nicht vor ihrer neuen Domina dastehen. Apropos ihre neue Domina. Wie sollte sie sich mit der jungen Frau verständigen, wenn diese doch kein einziges Wort der lateinischen Sprache verstand und diese noch weniger selbst sprach? Aber vielleicht wurde es von ihr auch gar nicht verlangt, dass sie sich mit der jungen Frau verständigen konnte. Bei diesem Gedankengang spürte Iduna wie ihr ein Schauer über den Rücken rieselte und sie ihre schlanken Finger unwillkürlich miteinander verkrampfte.


    Das wohlwollende Lächeln ihrer neuen Domina bemerkte Iduna aus dem Augenwinkel und hob überrascht ihren Kopf an. Denn mit dieser Gefühlsregung der ihr völlig fremden Frau hätte Iduna nie im Leben gerechnet. Obendrein spürte die Rothaarige wie ein Schweißtropfen über ihre Wirbelsäule rieselte und die kleine Germanin daran erinnerte, dass es doch äußerst warm in der Sonne war. So ganz anders als in ihrer germanischen Heimat und auch so anders als in der Urbs Aeterna. Ob sie sich jemals an diese sengende Hitze gewöhnen würde? Und wie machte das ihre neue Herrin? Denn die junge Frau wirkte so, als würde ihr diese Hitze ganz und gar nichts anhaben können. Und insgeheim beneidete Iduna ihre neue Herrin darüber.


    “Ich habe Angst Anippe. Hier ist alles so fremd. Und ich vermisse meinen Gefährten und meine Tochter.“


    Wisperte Iduna leise Worte an das Gehör der dunkelhaarigen Dienerin.


    “Meine neue Domina sieht nett aus. Auch wenn ich sie nicht verstehe.“


    Dabei huschte ein schüchternes Lächeln über Idunas Lippen, welches sie Nilofer schenkte.

  • Re: Wer ich bin - das gilt nicht mehr




    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Beinahe hätte Anippe Nilofer gesagt, dass Alexandros ben Attar ganz in der Nähe war. Aber sie beherrschte sich. Sie hatte ihrem jungen Herren Stillschweigen geschworen und daran hielt sie sich. Doch etwas anderes fiel ihr ein:

    "Diese jungen Rekruten der Ala, die können bestimmt gut Latein, da sie doch unter dem Adler dienen. Und hoffentlich finden wir einen, der eine vernünftige Sprache wie Griechisch spricht", sagte sie: "Wenn du möchtest, erkundige ich mich und bitte ich einen von ihnen her. Für ein kleines Trinkgeld hilft er uns bestimmt."

    Sie wartete ab, was despoina Nilofer entscheiden würde. Vielleicht hätte sie dann auch Gelegenheit, mit Alexandros zu sprechen und ihn zu fragen, wie es ihm ging. Anippe sah sich ein wenig wie seine große Schwester.

    Sie war neun Jahre alt gewesen, als er geboren wurde.


    Die rothaarige neue Sklavin hatte aufgehört, so bitterlich zu weinen. Wieder sagte sie, dass sie ....die Tochter vermisste? Anippe kam der Verdacht, dass sie vielleicht von ihrer eigenen Tochter sprach. Aber das spielte keine Rolle mehr, nichts was Iduna vorher gewesen oder wen sie geliebt hatte, war noch wichtig.

    Sie gehörte einer neuen Herrin, und für sie begann ein ganz neues Leben im Hause der Bene Attar.

    "Keine Angst", wiederholte Anippe ganz langsam. Dann war sie buchstäblich mit ihrem Latein am Ende.

  • Auch wenn ich keines von Idunas Worten verstand, klang dennoch Furcht und Trauer in ihrer Stimme mit, die ich sehr wohl wahrnehmen konnte. Was mochte sie alles erlebt haben? Wem war sie genommen worden? Um das herauszufinden richtete ich nun meinen hoffnungsvollen Blick aufdie alexandrinische Sklavin, die wie es schien den gleichen Gedanken gehabt hatte. Auch ihr fielen sofort die Rekruten ein, die uns womöglich behilflich sein konnten.

    "Oh ja, das wäre gut, Anippe! Geh und höre dich um. Ein Trinkgeld sollte kein Problem sein. Ich werde mich derweil nach einem neuen Gewand für Iduna unschauen." Dabei deutete ich auf einige Stände, an denen Stoffe und Kleider verkauft wurden. Dort würde ich bestimmt etwas für meine neue Sklavin finden.

    Wieder warf ich der rothaarigen Sklavin ein wohlwollendes Lächeln zu. "Du musst keine Angst vor mir haben, Iduna. Bei mir wirst du es gut haben. " Ich wusste, dass sie nicht von dem, was ich gesagt hatte, verstand. Doch zur Bekräftigung meiner Worte nahm ich ihre Hand und hielt sie mit meinen Händen. Dann versuchte ich ihr durch Gesten klarzumachen, dass sie nun neue Kleidung haben sollte. Dafür berührte ich ihre verschlissene Tunika und deutete dann auf meine. Ich hoffte, sie würde das nicht missverstehen.

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    Nilofer

  • Wer ich bin - das gilt nicht mehr


    Abermals verfiel Iduna in Schweigen und senkte ihr Köpfchen. So wie man es ihr beigebracht hatte. Und dies würde wohl auch ihrer neuen domina gefallen. Schließlich wollte die kleine Rothaarige unter keinen Umständen das ihre neue Herrin bereits in den Anfangsminuten böse mit ihr sein müsste. Zart wischte sie sich mit dem Handrücken über ihre tränenfeuchten Augen und hob anschließend ihren Kopf langsam an, um dem Blick Anippes zu begegnen. Da huschte doch tatsächlich ein schüchternes Lächeln über Idunas Lippen.


    “Keine Angst.“


    Wiederholte Iduna in lateinischer Sprache und verkrallte ihre schlanken Finger in ihrer zerschlissenen Tunika. Wie hässlich sie wohl aussah. Mit ihren nackten, zerschundenen Füßchen und dem vor Dreck und Schweiß stinkenden Kittel, den man sie gezwungen hatte zu tragen.


    Dem Wortwechsel zwischen ihrer neuen Herrin und Anippe lauschte die Rothaarige mit gespitzten Öhrchen; auch wenn sie nicht das geringste verstand. Die Handbewegung der Partherin bemerkte Iduna dagegen und folgte Nilofers Handbewegung in Richtung einiger Stände, an denen Stoffe zum Verkauf angeboten wurden. Wollte ihre neue Herrin neue Stoffe einkaufen? Oh. Die Rothaarige liebte es, über die Märkte zu wandeln und sich die bunten Stoffe der Händler genauer anzusehen.


    Als ihre neue Herrin so abrupt nach ihrer Hand griff, zuckte Iduna unwillkürlich zusammen. Während sie aus großen Augen zu der Partherin empor blickte. Bis die Rothaarige schließlich verstand und nun auch Nilofer ein schüchternes Lächeln geschenkt bekam.


    “Ich bekomme eine neue Tunika? Oh Herrin. Das ist wunderschön. Vielen Dank Herrin.“


    Plapperte Iduna aufgeregt hervor. Ihre Augen leuchteten auch in einem helleren Schimmer.

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    Anippe ging davon aus, dass Iduna weder eine Gefahr für despoina Nilofer darstellen noch abhauen würde, daher lief sie los und hielt Ausschau. Lieber hätte sie nach dem Griechen Ausschau gehalten, aber mit dem hatte sie es sich ganz und gar verdorben. Also suchte sie ihren kleinen Herren Alexandros, wie sie ihn immer noch bei sich nannte.

    Und sie fand ihn, er stand mit anderen tirones bei einer Schenke, sie hatten es sich gerade bequem gemacht und tranken.

    Wie in ihren Kindertagen stieß Anippe einen hellen Pfiff aus.

    Alexandros erkannte diesen Warnpfiff sofort, er hob den Kopf und sagte seinen Kameraden, sie sollen auf ihn warteten, dann stand er auf und kam auf Anippe zu.

    Er konnte seine Freude nicht verbergen, die Sklavin und Freundin wiederzuzusehen, er legte ihr die Hände auf die Schultern. Dann flüsterte er:

    "Schickt mein Vater dich?"

    Anippe schüttelte den Kopf. Sie sah Alexandros mit gewisser Bewunderung an. Er sah gut aus - sehr großgewachsen würde er nie sein, doch seine Gestalt war harmonisch, er war breitschultriger und muskulöser geworden, er hatte die Bräune eines Mannes, der sich viel im Freien aufhielt und seine dunklen Locken, von denen ihm eine widerspenstige Strähne ins Auge fiel, gaben ihm etwas Verwegenes. Die römische Uniform des Auxiliarsoldaten stand ihm gut.

    "Ich bin mit Herrin Nilofer hier. Dein Herr Vater weiß von nichts, junger despotés", antwortete sie.

    Alexandros lächelte grimmig und ließ dabei seine weißen Zähne sehen:" Nilofer? Ist das der Name derjenigen, die nun die Gattin meines Vaters ist?", fragte er.

    "Oh nein, junger Herr. Die Dame Nilofer ist nur ein Gast. Sie kam kürzlich mit ihrem Verlobten aus Ktesiphon.", formulierte Anippe alles so, dass es unverfänglich klang. Denn ja, Athenodoros warb um Nilofer.


    "Wir haben ein Problem.", fuhr Anippe schnell fort: "Die Dame Nilofer hat eine Sklavin gekauft, die aber keine vernünftige Sprache spricht sondern nur Latein. Ich dachte, du könntest uns helfen, sie zu verstehen. Sorge dich nicht wegen Nilofer. Sie ist gescheit und niemand, der andere verrät, möchte ich meinen. Und als sie aus Versehen die Tür zu deiner Mutter geöffnet hat, so sorgte sie sich um dein Schicksal."


    Alexandros schluckte und sah zur Seite, bevor er sein Kinn vorschob. Er war nun ein römischer Tiro, es war unpassend, wie ein Junge wegen seiner Mutter zu weinen.

    Er sagte:

    "Niemand außer ich selbst sorgt sich um mein Schicksal, Anippe. Ich werde dir helfen um der alten Tage unserer Kindheit willen. Aber nur deshalb"

    Er sagte Hairan und den Bene Klaudias- Brüdern Bescheid, die die Situation missverstanden und zu Anippe feixten: "Was hat Alex immer ein Glück! Mit der würde ich auch überall hin mitgehen!"


    Dann ging er neben Anippe her, bis sie wieder bei Nilofer und Iduna waren. Er sprach Nilofer in Griechisch an:

    "Chaire," sagte er:

    "Anippe berichtete mir, dass du ein Mädchen gekauft hast, welches nur Lateinisch spricht.Wundere dich nicht, dass ich Anippe kenne. Sie ist meine Dienerin."

    ""


    Nilofer war eine orientalische Schönheit mit schwerem Haar und dunklen Augen, gekleidet wie eine wohlhabende Palmyrenerin.


    Alexandros deutete einen Gruß an:

    "Mein Name ist Alexandros ben Attar, Sohn des Waballat oder Athenodoros, wie er auf Griechisch heißt, des Synhodiarchos der phyle Attar," stellte er sich vor.