Aber ALLES im Leben geht vorüber, und das gilt auch für diese schwierigen Zeiten.

  • Ich lachte leise. „Es muss ja nicht alles an einem Tag passieren. Man sagte mir Rom wurde auch nicht an einem Tag errichtet.“ Ihre nächste Frage stimmte mich nachdenklich. „Nun bisher habe ich zu jene Göttern gebeten denen wir geweiht wurden.“ Sie wusste das es die Götter der Unterwelt waren. „Aber ich habe das Gefühl ich sollte Fortuna ein Opfer bringen.“ Denn ja wenn ich es recht überlegte waren es die Götter der Römer zu denen ich wohl betete egal ob es die der Unterwelt waren oder andere. „Ich kann mich zwar ganz dunkel noch ein den einen oder anderen Gott aus meiner Kindheit erinnern, aber ich wüsste nicht wie ich zu ihnen beten muss. Ich habe so vieles vergessen...“ Denn ja ich war zwar wohl als Parther geboren, aber war ich überhaupt noch einer? Eigentlich nein. Bisher war ich Gladiator gewesen, aber was war ich jetzt... also abgesehen davon das ich ein Sklave war. Ich legte meinen Kopf etwas weiter in den Nacken und hielt die Augen geschlossen. „Weißt du es ist wirklich komisch. Viele meiner Brüder wollten gewinnen um frei zu sein. Sie hatten immer den drang wieder in ihre Heimat zu dürfen...“ begann ich leise zu reden. „...aber ich, nun ich hatte dieses Bedürfnis vielleicht ganz am Anfang, als ich noch einen Junge war. Ich wollte zu meiner Mutter und meinen Geschwistern zurück. Aber inzwischen ist so viel Zeit vergangen, dass ich weiß das ich mich in meiner Heimat nicht mehr zurechtfinden würde. Aber hier? Ich weiß auch nicht Hier wird man in mir immer den Parther sehen, den der gegen Rom gekämpft hat.“ Sagte ich und runzelte meine Stirn. „Es ist … oft hatte ich das Gefühl wie ein Baum ohne Wurzeln zu sein und ohne die Möglichkeit neue zu bilden.“ Ich wusste nicht ob sie mich verstand. „Aber du bist.. es ist als hätte ich mit dir diese Möglichkeit.“

  • Auch Kara lachte. “Ich meinte auch nicht, dass wir das alles an einem Tag ansehen. Wir werden ja nicht nur ein Mal rausdürfen. Wir haben jede Menge Zeit.“ Und das war ein so unglaublich schönes Gefühl. Einfach Zeit zu haben. Nichts, das wie ein Damoklesschwert über ihnen hing und sie außeinanderreißen würde. Nun, bis auf eines. Sollte Corvina nicht überleben, würde Kara zurück nach Athen müssen. Aber bis dahin waren es noch Monate, und vielleicht fiel Kara dann auch etwas ein. Oder Aurelius Corvus ließ sie frei, um seine Tochter zu ehren. Vielleicht, mal sehen. Aber erst einmal hatten sie Zeit füreinander und der Himmel war blau und die Sonne schien warm. Das war mehr Glück, als sie brauchten.


    Dass er die Götter seiner Heimat vergessen hatte, nahm Kara so hin. Sie hoffte nur, dass sie nicht böse wären, aber sie kannte die parthischen Götter nicht. “Vielleicht sollten wir einmal zum Pantheon gehen und dort opfern.“ Das Pantheon war schließlich für all jene Götter, die sonst vergessen worden waren, wo man auch opfern konnte, wenn man deren Riten nicht kannte.


    Ashkan erzählte weiter, von seinen Gefühlen. Baum ohne Wurzeln. Nun, was sollte Kara sagen? Sie war ohne Wurzeln geboren worden. Sie wusste nicht einmal, wer ihre Eltern waren, und würde es auch nie erfahren. Wie sollte sie also Wurzeln entwickeln, ohne dieses Wissen? Sie verstand also sein Gefühl auf die eine Art, und auf die andere wahrscheinlich doch nicht. Sie waren einander ähnlich, aber doch unähnlich.

    “Ich weiß nicht, ob ich die passende dafür bin, an einem Ort Wurzeln zu schlagen. Aber ich möchte es gern mit dir versuchen“ sagte sie sanft und schaute auch wieder nach oben in den Himmel. “Mit niemand anderem.“

  • „Pantheon?“ Fragte ich nach, denn das sagte mir so gar nichts. Für was opfert man dort? Denn ja ich hatte mal so gar keine Ahnung.

    „Weißt du ich denke du taugst sehr wohl dazu. Als ich noch jung war und mich mit den älteren Gladiatoren unterhalten habe. Ihn gesagt habe das ich mich heimatlos fühl sagte einer von ihnen zu mir. Deine Heimat ist immer dort, wo du von Menschen umgeben bist, die dich liebe und bei denen du dich sicher fühlst.“ Sagte ich und lächelte leicht. „Der Ludus war das nie. Aber seit ich dich kenne weiß ich endlich was er gemeint hat.“ Sagte ich und beugte mich vorsichtig zu ihr um Kara sanft auf die Stirn zu küssen. Langsam erhob ich mich, den ich wusste auch das Kara es nicht mochte wenn es gar all zu gefühlsduselig wurde. So blickte ich sie nur aus meine dunkeln Augen sanft an. „Und wollen wir die Treppen versuchen?“ Denn ja ich würde die Treppen heute bewältigen, denn ich wollte wieder neben ihr im Bett schlafen, neben ihr aufwachen und sie bei mir haben, sie in meiner Nähe wissen.

  • Er kannte auch das Pantheon nicht? “Das ist ein großer Tempel auf dem Marsfeld. Für alle Götter, die Rom nicht kennt und die hier keinen Tempel haben. Dort kann man auch jenen opfern, deren Namen man nicht mehr kennt. So wird kein Gott vergessen“, versuchte Kara zu erklären. Auf jeden Fall konnte er dort allen Göttern opfern, auch jenen, die nicht nur in Rom einen anderen Namen trugen.


    Er redete weiter und wurde wieder romantisch. Sie hatte ihm nie gesagt, dass sie ihn liebte, und doch sprach er davon. Kara lächelte unsicher und sah wieder in den Himmel, als er sich zu ihr beugte und sie auf die Stirn küsste. Zum Glück stand er gleich auf. Denn ja, sie mochte dieses romantische Gerede nicht. Stattdessen stand sie lieber auf und stellte sich kurz auf die Zehenspitzen, um ihn noch einmal kurz zu küssen. “Ja, lass uns die Treppen versuchen. Ich würde gern wieder mit dir in einem Bett schlafen.“

  • Ja ich kannte Kara inzwischen zumindest soweit, dass sie es nicht mochte wenn es agr zu romantisch wurde, aber sie es dennoch gern hörte. Wir gingen langsam in Richtung ihres – nein zu unserem Zimmer, also natürlich musste der Dominus dem noch zustimmen. Die Treppen nahm ich langsam und mit Bedacht. Denn ja gehen auf einer ebenen Fläche war etwas anderes als Treppensteigen. Es zog zwar an der Narbe am Bein, aber dennoch meisterte ich sie ohne Problem. So drehte ich mich oben angekommen auch zu ihr um. „Siehst du es geht hervorragend.“ Na gut hervorragend war etwas anderes aber ich denke in ein oder zwei Wochen würde ich auch hier keine wirklichen Probleme mehr haben. Acht Wochen pah, der Medicus hatte eine Knall. So lange würde der mich nie zu Zwangspause kriegen. Da würde ich verrückt werden. An ihren Zimmer angekommen, legte ich den Arm um ihre Hüfte und beugte mich zu ihr. „Wenn wir zusammen ziehen dürfen und ich wieder gesund bin, dann trag ich dich über die Schwelle.“ Denn ja ich wusste nicht allzu viel, aber ich wusste, dass dies einen Tradition war, das der Mann seien Frau über die Schwelle ins Haus trug, wenn er sie in seien Heim brachte. Und irgendwie gefiel mir diese Vorstellung.

  • “Na, hervorragend würde ich jetzt nicht sagen, aber für den Anfang ganz brauchbar.“ Kara war hinter ihm gelaufen, um zu sehen, wie es mit seinem Bein ging. Wenn er gefallen wäre, hätte sie zumindest versuchen können, ihn aufzufangen, auch wenn das aufgrund ihrer beider Gewichtsunterschied wohl ziemlich Aua gewesen wäre. Aber der gute Wille zählte.

    Sie gingen also zu ihrem Zimmer, und Ashkan beugte sich schon wieder. “Wenn du dich weiterhin runterbeugst, anstatt deinen Rücken zu schonen, dauert das aber“ sagte sie streng. Ja, es war durchaus ein gutes Zeichen, dass er sich ohne Schmerzen ein wenig beugen konnte, aber er sollte das trotzdem nicht machen, bis es besser verheilt war. Es waren noch nicht mal die Fäden raus! Gut, das dauerte nicht mehr lange, aber trotzdem.

    “Und gibt es sonst noch Bräuche, die du gerne durchführen möchtest?“ fragte sie dann aber doch, drehte sich zu ihm herum und spielte ein wenig mit seinem Bart. Es war irgendwie ein seltsames Gefühl. Sie waren Sklaven, sie konnten nicht so wirklich heiraten, aber fast. Sofern der Tiberier zustimmte. Und darüber zu reden war fast so, wie eine Hochzeit zu planen.

  • Ich schüttelte den Kopf. „Gibt es denn noch welche?“ Denn nein ich kannte keine weitere, also keine die mit Mann und Frau zu tun hatten. Sich kannte nur jene, die mich zum Gladiator gemacht hatte und mit denen ich den Unterweltgöttern geweiht wurden. Den Brauch des über die Schwelletragen hatte mir einer meiner Brüder mal erklärt. Ein Römer hochverschuldet, so dass er versucht hatte seine Schulden so loszuwerden. Er hatte drei Kämpfe überstanden. Im vierten jedoch wurde er tödlich getroffen. Aber seine Frau war nun wenigstens schuldenfrei gewesen.

    Ich stand nun also in ihrem Zimmer, in welchem wir wohl bald gemeinsam wohnen würden und sah auf sie hinab. „Wir müssen noch die Sache von unten aus dem Zimmer holen.“ Sagte ich denn ja ich musste mich ablenken sonst würde ich wohl doch noch.. ja ich weiß sie blutet und ich muss mich schonen verdammte Sch...

  • Ja, Kara musste sich immer wieder sagen, dass er von der Welt da draußen ziemlich wenig wusste. Also verkniff sie sich auch ein Lachen, denn er konnte da wirklich nichts dafür, dass er keine Ahnung hatte. “Ja, es gibt diverseste Bräuche. Die Patrizier sind ganz bekloppt. Demnächst heiratet die Schwester des Tiberiers, da bekommst du das alles dann hautnah mit. Bei denen muss sich die Braut auf einen riesigen Holzpenis setzen, und es gibt diverse Opfer an alle möglichen Götter. Furchtbar, ich sag es dir.

    Aber bei uns können wir machen, was wir wollen.“ Sie schwang ihre Arme um seine Hüften und sah zu ihm rauf. “Manche feiern ein kleines Fest, manche springen über einen Besen oder über ein Feuer, andere tanzen einen bestimmten Tanz miteinander, der in ihrer Heimat eine Bedeutung hat.“ Sie lächelte zu ihm hoch. “Ich brauch diesen romantischen Kram nicht unbedingt. Mir reicht es schon, dir zu sagen, dass ich dein bin und du mein bist.“

    Sie lächelte zu ihm hoch. “Und jetzt hör auf dich zu freuen, du musst deinen Rücken schonen“, meinte sie frech mit kurzem Druck gegen sein Becken, denn ja, sie merkte durchaus, was er wollte. Das schlimme war ja nur, dass sie eigentlich auch wollen würde, Blutung hin oder her. Verdammtes Gefühlschaos aber auch.

    “Und du legst dich jetzt erstmal ein wenig hin und ruhst dich aus, und ich frag mal den Hausherrn, was er davon hält. Und das dreckige Zeug von unten lassen wir genau da, wo es ist. Und aus deinem Zimmer hier nebenan holen wir nachher vorsichtig dein ganzes Zeug rüber und sortieren dann hier um. Und wehe, du kommst auch nur auf die Idee, irgendwas davon allein machen zu wollen oder schwere Kisten tragen zu wollen.“ Sie warnte ihn mit strengem Blick und erhobenem Zeigefinger.

  • Ich nickte. „Nun ähm.. meine Zeichnungen würde ich gern holen. Das bissen Papier darf ich schon tragen oder?“ Denn ja ich hatte mir die Langeweile vertrieben indem ich gezeichnet hatte. Tiere, Kämpfe in den Arenen, Gesichter. Es hatte mir geholfen nicht durchzudrehen, Ja wenn die Tür in einem zimmer geschlossen und ich allein war drehte ich förmlich durch, Ich wusste nicht warum das so war, aber es war eben so. „Meine Sachen könne wir auch holen, wenn ich wieder fit bin.“ Sagte ich, denn es musste ja nicht sein, das Kara meine Kram schleppte.

  • Der warnende Blick verfinsterte sich noch ein wenig und sie sah Ashkan streng an. “Wenn du dich überanstrengst, fessel ich dich ans Bett. Und zwar nicht auf die Art, die dir vielleicht gefallen könnte.“ Und ja, das war keine Drohung, das war ein Versprechen. “Wenn du dich ausgeruht hast und dich fit genug fühlst, dann kannst du deine Zeichnungen holen. Seit wann zeichnest du überhaupt?“ Das war irgendwie an Kara vorbei gegangen, er musste das gemacht haben, wenn sie nicht da war. Ansonsten hätte sie das ja mitbekommen.

  • „Ich überanstrenge mich nicht.“ Tat ich wirklich nicht. Aber ich konnte nicht schon wieder herumsitzen. Ich wurde noch irren wen ich weiter in einem Raum die Wände anstarren musste. „Ich ruhe mich aus und dann hole ich sie.“ Sagte ich und dann sah ich sie an und zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung im Ludus habe ich das immer im Sand getan, also gemalt, wenn ich Bettruhe oder eben Ruhetage verordnet bekommen haben. Nur Wände anstarren und Fliesen zählen ist auf Dauer scheiße.“ Sagte ich denn natürlich hatte ich mir damit einfach nur die Zeit vertrieben, während Kara was anderes zu tun hatte. Sie hatte ja schließlich noch andere Aufgabe, als einen mürrischen Verletzten zu betreuen.


    Später holte ich die Zeichungen und legte sie auf den Tisch. Oben auf lag zwei gerade fertig gestellte Bild.