Vom Finden und Verlorengehen - Durch die Wüste

  • Es hatte eine Weile gedauert, bis ich mich an das Dromedar gewöhnt hatte. Vielleicht war es aber auch Manals Anwesenheit, die mich ablenkte und auf andere Gedanken brachte. Ich hatte sogar für eine Weile meine Sorge um Iduna ausblenden können.

    Die Schritte der Dromedare waren gemächlich, doch dafür ausdauernd. Nachdem die Karawane Antiochia den Rücken gekehrt hatte zogen wir zunächst noch an bewirtschafteten Feldern vorbei. Dann wurde die Landschaft um uns herum immer karstiger. Die Vegetation wurde zusehends weniger. Bald schon würden wir die Wüste erreicht haben.

    Ich bewahrte meinen vollen ledernen Wasserbeutel wie einen wertvollen Schatz unter meinem Mantel auf. Mit einem Gürtel trug ich ihn um meinen Leib. Ich hatte mir vorgenommen nur so viel wie wirklich nötig zu trinken, um mit meinem Vorrat zu haushalten. Nun da Manal bei mir war, würde ich mein Wasser mit ihr teilen müssen. Ein Grund mehr, noch sparsamer zu sein. Doch je weiter der Tag voranschritt, umso heißer brannte die Sonne auf uns herab. Meinen Vorsatz konnte ich nicht lange einhalten, denn mein Durst wurde immer größer. Wie sollte ich das nur die nächsten Tage und Wochen aushalten? Ich fragte mich, wie die Einheimischen danit zurecht kamen. Nach etlichen Stunden legte die Karawane endlich eine Pause ein...

  • So vergingen die Tage und ich gewöhnte mich, wenn auch nur langsam an die Umstände dieser Reise. Einzig die Umsorgung Manals lenkte mich von meinen Gedanken ab, ob diese Reise ihre Zwecke erfüllen würde. Ich hoffte darauf, dass wir auf eine Karawane trafen, die gen Antiochia reiste. Doch hier draußen in dieser Einöde waren die Kamele und ihre Reiter die einzigen Lebewesen, wie es schien.

    Tage später, wir hatten wohl die Hälfte unseres Weges nach Palmyra geschafft, lag etwas seltsames in der Luft. Wie jeden Tag bahnten sich die Kamele ihren Weg durch den heißen Wüstensand. Als gegen Mittag die Sonne am höchsten stand und unbarmherzig auf uns herabschien, spürte ich ein eigenartiges Vibrieren. Dass ich mich dabei nicht täuschte, schien sich im Verhalten der Tiere widerzuspiegeln. Sie waren störrischer als sonst und wirkten irgendwie bervös.

    Zu dem Vibrieren gesellte sich alsbald auch ein Rauschen, was mit der Zeit immer lauter zu werden schien. Schließlich bemerkte ich die aufgeregten Rufe einige der Kamelreiter, die vor mir ritten. Dann sah ich es auch und ich erschrak, weil ich so etwas noch nie gesehen hatte. Eine graue Wand bewegte sich zielstrebig auf uns zu. Die Karawane stoppte und die Reiter stiegen ab und liefen aufgeregt umhrer. Ich tat es ihnen gleich und half Manal beim absteigen. "Bei den Göttern... Was ist das?" fragte ich sie aufgeregt. Unsere Mitreisenden suchten alle verzweifelt mach etwas, was ihnen Schutz bieten könnte. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte, Zu allem Unglück flüchtete dann auch noch unser Kamel. "Komm! Bleib ganz dicht bei mir!" rief ich Manal zu. Das Rauschen und Heulen des herannahenden Sturmes wurde immer lauter un mir wurde Angst und Bang. Die Hoffnung, Iduna jemals wieder zu finden, sank mit jeder Minute, die verging. Schließlich hatte der Sandsturm uns eingeholt. Ich hatte Schwierigkeiten, zu atmen. Auch die Sicht wurde von mal zu mal schlechter. Doch umso fester wurde mein Griff, mit dem ich Manal festhielt. Ganz sicher, heute würden wir sterben! Davon war ich überzeugt.

    Arme Iduna! Niemand würde kommen, um sie zu retten. Arme Aislin! Dazu verdammt ein Leben als Sklavin zu fristen, weil ihr Vater zu unfähig war. Arme Manal! Warum hatte sie sich nur in dieses Abenteuer gestürzt, um einem wildfremden Menschen wie mir zu helfen? Nur wegen ihres Gottes, der tot war, nachdem sie ihn ans Kreuz genagelt hatten!

  • Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Manal war bisher artig in allem Angus gefolgt, da sie wieder gut machen wollte, dass Iduna entführt worden war, weil sie mit ihm geschwätzt hatte.

    Doch der nahende Sandsturm hatte eine verheerende Wirkung auf die junge Syrerin. Sie blieb stocksteif stehen und bekam große Augen, als sie die Wand aus aufgewirbeltem Sand auf sich zurauschen sah. Obgleich sie eine Tochter des Landes war, war sie ja zuvor nie aus Antiochia herausgekommen. .

    Manal fürchtete sich zu Tode, und das war ihr anzusehen.

    Als Angus sagte: "Komm!", konnte sie sich nicht vom Fleck rühren vor Angst. Sie schlang nur ihren Schleier um ihr Gesicht, wimmerte leise und wisperte: "Angusmacdonal verlass mich nicht...."Iesus Christu"

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  • Ich schob Manal vor mich her. Meinen Umhang hatte ich mir zum Schutz tief über das Gesicht geschoben. Um uns herum tobte der Sandsturm. Das arme Mädchen zitterte vor Angst. Ich musste ihr Schutz bieten, solange es mir möglich war. Das allein war es, was mich jetzt noch antrieb. Ich kauerte mich vor ein Hindernis, gegen welches ich mit meinem Fuß gestoßen war. Auch Manal zog ich mit mir hinunter und beschützte sie allein mit meinem Körper.

    "Brighid, große Mutter! Hilf uns!", rief ich in größter Not. Doch das Rauschen und Heulen des Sturmes war so laut. Wie sollte die große Göttin mich in dieser von allen Göttern verlassenen Gegend hören?

    Wenigstens bot uns das Hindernis, was immer es auch war, ein wenig Schutz. Vielleicht konnten wir hier ausharren, bis der Sandsturm vorbeigezogen war, ohne uns lebendig zu begraben und ohne uns die nötige Luft zum atmen zu nehmen.


    Ich kann nicht sagen, wie lange es dauerte, bis der Sandsturm vorübergezogen war. Für mich schien es wie eine Ewigkeit zu sein. Nachdem plötzlich wieder die Stille eingekehrt war, versuchte ich mich zu bewegen. Massen von Sand lag auf mir. Sofort begann ich mich davon zu befreien und Manal zu helfen. Nachdem wir uns vom gröbsten Sandmassen befreit hatten, sah ich mich um. Nichts war von der Karawane. Der Sand hatte scheinbar alles verschluckt.Meine Rufe, die ich in die Einöde hinausschickte, blieben unbeantwortet. Wo waren nur all die anderen Reiter? Hatte der Sand sie alle getötet oder waren sie im Sturm alle verstreut worden? Waren auch wir in die Irre geraten?

    "Geht es dir gut, Manal?", erkundigte ich mich. Dann fühlte ich nach, ob sich mein Wasserschlauch noch unter meinem Umhang befand. Den Göttern sei dank, war er noch da. Ich zog ihn hervor und stellte fest, dass er noch gut zur Hälfte mit Wasser gefüllt war. Das war nicht besonders viel, wenn man bedachte, dass das Wasser für uns beide reichen sollte. Diese Erkenntnis ließ ich unkommentiert, denn Manal wusste sicher auch, was dies bedeutete. Wir mussten Wasser sparen und uns in Bescheidenheit üben. Für jeden von uns bedeutete dies nur wenige Schluck Wasser am Tag.

    Ich sah mich um und hoffte, etwas zu unserer Orientierung zu finden. Doch um uns herum war nur Sand. Sollten wir hierbleiben und darauf hoffen, dass uns jemand fand bevor wir verdurstet waren? Oder war es besser, weiter zu gehen? Wenigstens so lange, wie uns die Füße trugen.

    "Komm, wir müssen weiter!" sagte ich schließlich zu Manal. Ich hatte für uns die Entscheidung getroffen und betete zu den Göttern, dass es die Richtige war. Schwerfällig waren meine Schritte durch den Wüstensand. Die Sonne schien erbarmungslos auf uns herab. Erst in der Dämmerung gönnte ich uns eine Pause. Bevor die Nacht kam und mit ihr die Kälte, die uns eng aneinanderschmiegen ließ.


    So vergingen einige Tage. Niemand konnte sagen, wohin wir gelaufen waren. Vielleicht hatten wir uns auch im Kreis bewegt. Unser Wasser war fast zur Neige gegangen und mein Gesicht war von der Sonne verbrannt. Ich hatte die Hoffnung bereits aufgegeben. Doch das hatte ich Manal nicht verraten. Vielleicht hatte ihr Gott ja doch noch Erbarmen mit uns. Ich hatte aufgehört, am Horizont Ausschau nach einer rettenden Karawane zu halten. Doch dann, als meine Kräfte endgültig schwinden wollten, sah ich etwas am Horizont. Zunächst glaubte ich, das Flimmern der Hitze wollte nur meine Sinne täuschen. Aber nein, das waren Menschen!

    "Sieh nur Manal, da sind Menschen!", rief ich meiner Begleiterin zu und begann dann wild mit meinen Armen nach ihnen zu winken. "Hilfe! Hier her!"

  • Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Manal spürte Angus Hände, und wie er sie beschützte, und die Tränen schossen ihr in die Augen. Wie gut der Kelte war! Auch wenn er eine seiner heidnischen Göttinnen anrief in diesem an Göttern nicht armen Land. Aber er wusste es ja nicht besser, obwohl er eine Seele war, die nach Erlösung rief. Alle Seelen und die ganze Natur weinten und stöhnten nach Erlösung. Manal jedoch weinte, weil sie eine heftige Liebe zu diesem Mann in ihrem Herzen aufkeimen spürte. Aber es durfte ja nicht sein. Er hatte eine Gefährtin, jene I-dunah und ein Kind mit ihr.

    So war jede Minute des Glücks nur geborgtes Glück, geborgt von jener jungen Frau aus dem fernen Germania.


    Manal schwankte zwischen Glück und Selbstverachtung. Sie war eine Sünderin in ihren Gedanken. Die Sünde umschlich sie wie eine hungrige Raubkatze, und Gott hatte ihnen den Sandsturm geschickt, um sie zu strafen. Aber dann beschützte der große blonde Mann sie mit seinem Körper, und aus der Strafe wurde wieder Glück. Ob Gott das wusste? Natürlich, er wusste alles. Zweifellos war alles eine Prüfung.


    "Mir geht es gut.", pipste Manal und strich sich mit der Hand die Sandkörner von ihrem Schleier. Gerne hätte sie einen kleinen Schluck Wasser genommen, nicht viel, denn sie wussten nicht, wie lange das Wasser reichen musste, aber Angus beschloss wohl, bis zur Dämmerung zu warten.

    Ihr Blick fiel über die bewegungslose Sandebene, über die die Sonne sich erhob als wäre der Sandsturm nur ein böser Traum gewesen.Auf Angus Rufen antwortete keine Stimme.


    "Wo sind die anderen?", fragte sie und mit großen Augen: "Sind sie alle....tot?" Keiner der Männer war freundlich gewesen. Aber so zu sterben, das erschien dem Mädchen über alle Maßen grauenhaft.


    Wie ein Automat wankte sie neben Angus her, bis sie in der Dämmerung rasteten und sich aneinander schmiegten in der Kälte. Manal wollte tapfer sein und Angus ihren Anteil am Wasser überlassen, doch ihr Durst war so überwältigend, dass sie trank, was sie bekam.


    Nach Tagen schien Angus Menschen zu sehen, und er winkte und rief:Hilfe! Hierher!

    Manal wollte helfen, doch sie stellte fest, dass ihre Lippen so aufgesprungen und ihre Kehle so ausgedörrt war, dass sie nur krächzte wie ein kleiner Vogel.

    Dafür aber nahm sie ihren Schleier ab und schwenkte ihn mit beiden Armen durch die Luft, als sei er eine Friedensfahne.

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  • Ich war froh, dass es Manal gut ging, obwohl die Umstände, in denen wir uns befanden, alles andere als gut waren. Mir war auch aufgefallen, dass sie es auf eine suptile Weise genoss, wie ich mich um sie kümmerte und sie beschützte. Einen kurzen Moment keimte in mir die Vermutung auf, dass sie sich wohl ein wenig in mich verliebt hatte. Sie war eben ein junges Mädchen, das wahrscheinlich bisher kaum mit anderen Männern, außer mit ihrem Vater, zu tun gehabt hatte. Nun ja, sie war ja auch nicht ganz unattraktiv. Ihr weiches dunkles Haar, die schwungvollen Lippen und die hübschen dunklen Augen - das war alles sehr verlockend für einen Mann wie mich, obwohl ich doch eher rothaarige Frauen favorisierte. Mit einer Ausnahme! Mein Rabenmädchen, das so fern war und dem ich wohl bis zum Ende meiner Tage nachtrauern würde. Dennoch gab es eine unsichtbare Schranke, die mich daran hinderte, in Manal mehr zu sehen, als das hilfsbereite Christianermädchen, das sie nun einmal war. Ich achtete sie und wertschätzte sie sehr. Sie war wie ein ungeschliffener Diamant, den man nicht einfach so aus Lust und Laune heraus preisgab. Ein Schatz, der nicht mir gehörte. Mein Ziel war es, sie wohlbehalten und vollkommen intakt ihrem Vater zurückzubringen. Allerdings waren die Aussichten darauf, dieses Ziel auch zu erreichen, rapide gesunken, seit uns der Sandsturm heimgesucht hatte.

    "Ich weiß nicht, wo die anderen sind, Liebes. Womöglich haben wir sie nur verloren, weil wir im Sandsturm vom Weg abgekommen sind und sie weitergezogen sind. Aber ja, vielleicht sind einige auch tot und wir hatten nur Glück, dass wir davongekommen sind." Es lag mir fern, ihr falsche Hoffnungen zu machen. Manal war nicht dumm, ihr musste genauso wie mir klar sein, dass unsere Überlebenschancen gleich null waren.


    Als ich mir nun sicher war, dass mich meine Sinne nicht täuschten und sich dort tatsächlich Menschen am Horizont bewegten, schienen auch ihre Lebensgeister noch einmal zurückgekehrt zu sein. Sie half mir beim Winken. Vielleicht hatte ja doch ein Gott Erbarmen mit uns. Vielleicht sogar der Gekreuzigte.

    Unser Winken und Rufen hatte Erfolg gehabt. Diese Leute hatten uns bemerkt. Zu meiner Freude begannen sie ihre Richtung zu ändern und kamen direkt auf uns zu. Meine Freude war plötzlich unbändig, so dass ich Manal unter den Armen nahm und sie vor Freude in die Höhe hob. Als ich sie wieder herabließ drückte ich ihr einen Kuss auf die Lippen und lachte. Dann wandte ich mich wieder unseren Rettern zu, die noch ein Stück näher gekommen waren. Einige von ihnen ritten auf Kamelen. Andere, der Großteil von ihnen, waren zu Fuß unterwegs. Gespannt wartete ich, bis sie noch näher gekommen waren. Je näher sie allerdings kamen und je genauer wir ihre Umrisse erkennen konnten, wich meine Freude einer beklemmenden Stimmung. Unsere vermeintlichen Retter waren Sklavenhändler! Die Reiter eskortierten etwa zehn bis fünfzehn aneinandergekettete bemitleidenswerte Kreaturen - Frauen, Männer und Kinder.

    Ich fasste Manal am Arm, wandte aber nicht meinen Blick von dem einen Reiter, der dieser Sklavenkaravane voranritt.

    "Sag ihnen, du seist die Tochter eines Kaufmanns aus Antiochia auf dem Weg zu deinem Bräutigam nach Palmyra, der dort ein wichtiger Mann ist! Sag ihnen, ich sei dein Sklave, der dir als Leibwächter mitgegenben worden ist. Sag es ihnen, Manal! Sonst sind wir beide verloren!" Das war unsere einzige Chance, nicht auch mit einem Eisen um den Hals zu enden. Sie war gering, doch vielleicht hatte ja wirklich ein Gott Erbarmen.


    Der Reiter, der in ein helles Gewand gekleidet war und einen Turban trug, stand schließlich vor uns. Die Haut seines Gesichtes war von Wind und Sonne ganz zerfurcht. In seinem Mund gab es kaum noch einen gesunden Zahn. In seiner fremden Sprache, die hoffentlich Manal verstand, sprach er uns an. Wahrscheinlich fragte er uns, wer wir waren und weshalb wir hier waren. Nun lag alles an Manal und an dem, was sie diesem Kerl erzählte. Ich hoffte nur, sie tat das Richtige!

  • Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Der Reiter, der den Elendsgestalten der Karawane vorausritt, war nun stehen geblieben. Sein scharfer kühner Blick taxierte Manal, die sich sofort verschleierte, um anzuzeigen, dass sie eine freie Frau war, doch der Mann grinste nur und spuckte so gezielt aus, dass der Spuckefetzen genau vor ihren Füßen landete.

    Auf Aramäisch fragte er:

    "Wer bist du, kleine Blume und wohin des Weges?"

    Manal hatte sich gemerkt, was Angus ihr gesagt hatte, und nun sprach sie :

    "Manieren hast du nicht für ein Kupferstück, oder? Aber da du fragst, will ich dich zuerst fragen: Wer bist du und wohin des Weges?"

    Sie stemmte die Arme in die Hüfte. Auf gewisse Weise wirkte das drollig, wie sie versuchte, größer zu wirken, aber der Reiter hatte wenn überhaupt, nur Sinn für bösen Humor:

    "Wir sind Sklavenhändler, meine Dame.", erwiderte er: "Und unser Weg führt uns dorthin, wo es lohnende Beute gibt. Du könntest eine solche sein."

    "Denk nicht einmal daran!", sagte Manal: "Ich bin die edle Manal Bint Euodios ho Antiochia auf dem Weg zu ihrem Bräutigam in Palmyra. Auch du hast bestimmt von den Heiligen Vier Stämmen gehört, und mein zukünftiger Gatte ist einer davon, gehört zu einem davon wollte ich sagen: Ein Beschützer der Karawanen, ein Kriegsherr mit hundert berittenen Kriegern.

    Der zerreißt euch in der Luft, wenn ihr es auch nur wagt , mich und meinen Leibwächter .", sie wies auf Angus:

    "schief anzusehen."

    Der Sklavenhändler pfiff durch die Zähne: "Der ist ja noch besser als du.", sagte er: "Solch blonde Kerls sind selten. Der würde sich gut in einer Arena machen, oder wir schnippeln ihn zu einem Eunuchen und verkaufen ihn teuer an die Parther, da kann er dann Dutzende von Schönheiten wie dich bewachen!"


    Angus verstand vermutlich kein Wort, doch jetzt wies der Reiter auf sein eigenes Glied und machte die Geste des Abschneidens, deutete dann auf Angus und feixte. Die anderen Reiter lachten.

    "Nein...", sagte Manal, doch der Händler schüttelte den Kopf:

    "Du lügst.", sagte er: "Du sagst, du kämst aus gutem Haus, aber wo sind deine Frauen, wo sind deine Truhen, wo sind die bewaffneten Knechte? Wir nehmen euch mit."

    Manal brach in Weinen aus: "Angus!", rief sie nun verzweifelt auf Latein: "Curre! Lauf!"


    Drei der Reiter sprangen ab. zwei von ihnen trugen die schweren parthischen Reiterlanzen, die beidhändig geführt wurden, der andere hatte Ketten über seine Schulter und um ihren Leib geschlungen. Sie waren groß, kräftig und genauso narbenzerfurcht wie der Reiter im weißen Gewand. Als das junge Mädchen nun weinte und nach Angus rief, lachten sie rau. Das Leid anderer Menschen war ihr tägliches Brot, davon zehrten sie, das machte sie satt.

    Das Mädchen würde ihnen nicht entkommen, aber zunächst würden sie sich den Blonden holen.


    Sie kreisten Angus fast schon gemächlich ein.

  • Diese Sprache war für mich wie ein Buch mit sieben Siegeln. Lediglich an Manals Gesten und denen des Sklavenhändlers konnte ich erahnen, was gesprochen wurde. Ich hoffte inständig, der Kerl würde Manals Geschichte abnehmen, auch wenn sie auf sehr wackligen Beinen stand. Als sie ihre Arme in ihre Hüfte stemmte entbehrte das nicht einer gewissen Komik. Ich jedoch verzog keine Miene, sondern schaute grimmig drein, als sie auf mich deutete. Zunächst glaubte ich, Eindruck auf den Kerl zu machen. Die eindeutige Geste, die er dann machte, ließ mich dann an allem plötzlich zweifeln. Verdammt! Wir saßen gewaltig in der Falle! Dass dem so war, bestätigten schließlich Manals bittere Tränen. Als sie schrie, ich solle laufen, war ich kurz davor das Weite zu suchen. Aber was wurde dann aus ihr? Nein! Das konnte ich nicht tun! Ich blieb bei ihr uns stellte mich schützend vor ihr auf.

    Drei der Reiter waren von ihren Kamelen gestiegen und bewegten sich auf sie zu. Zwei von ihnen trugen Lanzen. Es war reinster Selbstmord, sich mit ihnen anzulegen. Natürlich hatte ich den Dolch ziehen können, den ich bei mir trug. Doch noch bevor ich ihn hätte benutzen können, hätten die beiden mich schon durchbohrt. Also ließ ich ihn, wo er war.

    Die Drei umkreisten uns. Die Eisenketten, die der Dritte um sich geschlungen hatte, klirrten bereits verheißungsvoll. Diesmal gab es keinen Ausweg für uns. In der Wüste wartete der Tod, hier drohte die Sklaverei.

    "Nehmt mich, aber lasst sie gehen! Ich verspreche euch, auch fügsam zu sein!", rief ich auch wenn es völlig zwecklos war, denn wahrscheinlich verstand mich sowieso niemand. Langsang ging ich vor den Männern in die Knie und wartete darauf, bis der Kerl mit den Eisenketten bei mir war. Ich leistete keinen Widerstand mehr, so wie ich es versprochen hatte.

  • Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Der Reiter, der mit Manal gesprochen hatte, horchte auf, als er Angus rufen hörte und fragte ihn auf Latein: "Du benutzt die Zunge der Römer?" Neugierig sah er ihn an und hob die Hand, um seine Männer zurück zuhalten. Der Bursche und das weinende Mädchen, sie würden ihm nicht entkommen. Wohin sollten sie in dieser menschenfeindlichen Weite auch hin? Er tat sogar ein gutes Werk, da er sie nicht in der Wüste verdursten und verhungern ließ.

    Kurz befahl er seinen Leuten, die beiden Gefangenen zwar zu umringen, sie aber nicht anzugreifen, dann blickte er wieder von oben bis unten Angus an:

    "Ich spreche Latein.", erklärte er und spuckte aus: " Ihr seid in der Gewalt von mir, Zahak, dem Sklavenhändler, ich bin weit herumgekommen und spreche alle möglichen Sprachen. Bist du fügsam, so gibt es Wasser und keine Schläge. Bist du rebellisch, so gibt es kein Wasser und die Peitsche - das gilt auch für deinen kleinen Schatz aus Antiochia. Ich denke nicht, dass sie mehr als zehn Hiebe überleben würde."

    Er nahm von seinem eigenen Sattel eine lederne Wasserflasche und warf sie dem Kelten vor die Füße: "Trinkt! Und dann sagst du mir wer ihr wirklich seid und was ihr hier zu suchen habt. "

    Seine Männer murrten etwas, es hätten ihnen zweifellos Freude gemacht, den Blonden zu überwältigen und mit der jungen Frau noch anderes zu tun, aber ein weiterer Blick Zahaks brachte sie zum Schweigen. So machten sie Pause, ließen es zu, dass der Zug der erschöpften Sklaven sich niederließ, wo er gerade stand, und lagerten sich, während Zahak seine Beute befragte.

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  • Die Sekunden, die verstrichen, erschienen mir wie eine bleierne Ewigkeit zu sein. Nichts geschah. Ganz unverhofft sprach mich der Anführer unserer vermeintlichen Retter auf Latein an. Ich sah zu dem Reiter auf, vor dem ich inzwischen im Wüstensand kniete. Auf sein Geheiß hatten sich seine Männer vorerst zurückgehalten, auch wenn ein gedämpftes Murren unüberhörbar war.

    Er stellte sich mir als Zahak, dem Sklavenhändler vor, der von sich behauptete, ein sprachliches Multitalent zu sein. Mir persönlich genügte es, dass er mich verstand und ich ihn.

    "Wir werden uns beide fügen, das verspreche ich!" versicherte ich noch einmal auch in Manals Namen, für die ich meine Hand ins Feuer legen konnte, dass sie die Friedfertigkeit in Person war. Daraufhin warf Zahak mir lederne Wasserflasche vor die Füße. Dass sie noch gut gefüllt war, hatte ich hören können, als sie vor mir im Sand aufprallte. Wasser, endlich Wasser! Die letzten Tage hatten wir uns auf wenige Schlücke Wasser am Tag beschränken müssen, da meine Flasche schon fast leer gewesen war.

    Ich stürzte mich fast schon auf die Flasche, doch ich reichte sie erst Manal, bevor ich selbst davon trank. Schließlich sah ich es immer noch als meine Aufgabe, sie zu beschützen.

    "Danke!" Nach den ich getrunken hatte wandte ich mich dem Sklavenhändler wieder zu. "Mein Name ist Angus und ich bin der Sklave eines Römers, der in Antiochia lebt. Mein Dominus ist ein wichtiger Mann dort," begann ich und übertrieb natürlich. "Ich bin auf der Suche nach einer Sklavin, die ihm gestohlen wurde. Eine junge rothaarige Frau. Banditen haben sie einfach auf dem Markt entführt und verschleppt. Das Mädchen ist seine Lieblingssklavin. Er hat mich losgeschickt, um sie zu suchen. Ich hatte mich einer Karawane angeschlossen, doch vor einigen Tagen - ich weiß nicht, wie viele inzwischen verstrichen sind - gerieten wir in einen Sandsturm. Das Kamel, das uns trug, haben wir dabei verloren und auch die Karawane... wahrscheinlich ist sie ohne uns weiter gezogen. Manal ist eine freie Frau. Sie hat mir in Antiochia geholfen, mich zu verständigen. In ihrem jugendlichen Leichtsinn hat sie sich ohne mein Wissen der Karavane angeschlossen. Ich muss sie wieder wohlbehalten ihrem Vater zurückbringen!" Einen Moment blickte ich zu Zahak auf, dem Manal und ich nun auf Gedei und Verderb ausgeliefert waren. "Ich bitte dich, lass sie unbehelligt nach Antiochia zurückkehren! Stattdessen kannst du mich haben! Sieh her, ich bin ein starker kräftiger Mann, der harte Arbeit verrichten kann. Außerdem, weiß ich, wie man kämpft. Bevor ich versklavt wurde, war ich in Britannia ein wilder Krieger." Um meine Worte noch zu unterstreichen, begann ich, mich meines Umhangs zu entledigen. Ebenso meine Tunika, damit der Sklavenhändler meinen muskulösen Körper begutachten konnte. Dabei konnte er auch meine Tätovierungen sehen, die meine Geschichte sicher glaubhaft machte, auch wenn sie nicht ganz der Wahrheit entsprach. "Du kannst mich bestimmt für gutes Geld verkaufen! Oder noch besser, hilf mir die rothaarige Sklavin zu finden und bringe uns beide zu unserem Dominus zurück. Dann erhältst du eine reichliche Belohnung! Wenn ich ohne sie zurückkomme, ist mein Leben sowieso verwirkt!"

  • Als Zahak Angus Erzählung hörte, wusste er, dass der Kelte die Wahrheit sprach. Tatsächlich hatte er gehört davon, dass ein anderer Händler namens Hakim ein kupferhaariges Mädchen gefangen und nach Palmyra verschleppt hatte. Wer sie gekauft hatte, wusste er noch nicht; vielleicht einer der Herren der Bene Ma'zin oder Bene Attar, die sich derlei exotische Ware leisten konnten.

    Zahak verbarg aber, dass er das wusste, und nur ein genauer Beobachter hätte bemerken können, dass er die Augen zusammenkniff, als würde er gegen die Sonne blinzeln.

    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen."Mach dir keine Sorgen, junger Freund.", sagte er sehr sanft: "Hier seid ihr zunächst einmal in Sicherheit. Es wäre geradezu unverantwortlich von mir, euch in die Wüste zurück zu schicken. Ihr wärt ja beinahe verdurstet. Anderseits kann ich jetzt aber auch nicht wegen einer einzelnen Frau nach Antiochia zurück kehren. Ihr müsst wohl oder übel beide mit mir nach Palmyra kommen.

    Du siehst, ich habe Ware hier.", er deutete auf die Elendsgestalten:

    "Die kann ich schlecht wieder in die Hauptstadt bringen.

    Vielleicht hast du ja Glück, und dein Römer findet uns. Dann wirst du ihm sagen, dass ich euch geholfen habe. Oder du hast Pech, und dein Römer kommt nicht. Dann finde ich Käufer für euch beide in Palmyra. So oder so geht es Zahak gut dabei, verstehst du."


    Zahak spielte mit seinen Opfern wie eine Katze mit einer Maus. Als aber der Kelte nun seine Tunika auszog und seinen gestählten Körper der Öffentlichkeit preisgab, um ihn von seinen Vorzügen zu überzeugen, starrte er ihn mit unverhohlener Gier an. Zahak liebte kräftige Männer, und der fremdartige Blonde war äußerst begehrenswert:

    "Lohnende Beute" flüsterte er und leckte sich über die Lippen:

    "Bringt das Mädchen zu den anderen Sklaven, rührt sie aber nicht an, solange ich es nicht befehle! Dem Blonden aber gebt ein Pferd", rief er seinen Männern zu und sagte dann wieder auf Latein zu Angus:

    "Ich befahl, deine Begleiterin zu den Sklaven zu bringen. Keiner wird ihr etwas tun, solange du dich gut benimmst. Du aber sollst an meiner Seite reiten. Wie heißt du eigentlich? Wie viele Männer hast du getötet dort in Britannia? Warst du ein Gladiator?"


    Zwei Männer brachten Angus ein Pferd, einen großen grobknochigen Klepper. Zahak selbst reichte Angus die Zügel:

    "Steig auf", sagte er und fuhr ganz leicht mit dem spitzen Fingernagel seines Zeigefingers über das Handgelenk des Kelten.


    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Als man Manal wegschleppte, weinte sie verzweifelt und versuchte, ihr Gesicht zu bedecken. Sie hatte große Angst, von Angus getrennt zu sein. Die Männer hielten sich aber an den gegebenen Befehl, stießen sie nur vorwärts und schlossen sie an die Ketten der anderen an. Manal verstummte. Lautlos bewegten sich ihre Lippen: Iesu, Christos, Erlöser....erbarme dich unser

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  • Zunächst keimte etwas Hoffnung in mir auf. Vielleicht hatte Zahak doch ein Einsehen und verschonte wenigstens Manal. Doch nein, ich hatte mich von seinen beschwichtigenden Worten einlullen lassen und musste schließlich mitansehen, wie Zahaks Männer meine Begleiterin packten und sie unter Tränen zu den anderen Sklaven brachten. Mir blieb nur noch übrig, ihr hilflos hinterherzuschauen. Nun war all meine Hoffnung geschwunden. Iduna würde ich wahrscheinlich nie wieder sehen. Genausowenig Aislin, unsere kleine Tochter. Ganz zu schweigen von Manal. Zahak würde sie auf dem nächsten Markt verkaufen und auch sie würde ihren Vater nie wieder erblicken können. Wie ein geschundener Hund streifte ich wieder meine Kleidung über. Das war auch gut so, denn die heißen Strahlen der Sonne waren unerbittlich.


    Doch eines hatte meine Zurschaustellung wohl bewirkt. Der Sklavenhändler war neugierig geworden! Eben noch hatte ich fest damit gerechnet, genauso wie Manal mit eisernen Fesseln an die anderen Sklaven geschlossen zu werden, da überraschte mich Zahak, indem er mir ein Pferd bringen ließ, auf dem ich neben ihm herreiten sollte. Er hatte viele Fragen zu meiner Vergangenheit. In meinem Kopf begann es zu rattern, welche Möglichkeiten mir dieser Umstand bieten könne, der unsere Situation verbessern könnte. Natürlich war ich nicht so dumm, einfach davon zu reiten, sobald ich auf dem Pferd saß. Manal würde ich nicht in den Händen dieser Leute zurücklassen. Es musste einen anderen Weg geben. Nichts überstürzen, mahnte ich mich selbst. Also nickte ich Zahak gehorsam zu, als er mir andeutete, dass Manal nichts geschehen würde, solange ich kooperierte. Er reichte mir schließlich die Zügel. Dabei strich er ganz leicht mit seinem Fingernagel über mein Handgelenk. In all den Jahren, seit ich nun schon als Sklave leben musste, hatte ich viel erlebt, um diese kleine Geste deuten zu können. Zahak betrachtete mich als eine Art Kleinod, das nun ihm gehörte. Ich war begehrenswert für ihn. Auf welche Weise würde sich noch erweisen. Vielleicht mochte er nur gerne verwegene Abenteuergeschichten von fremden Barbaren oder glanzvollen Gladiatoren hören. Vielleicht aber war seine Begirde aber auch anderer Natur. Auch dergleichen hatte ich bereits erlebt. Roma war eben ein verkommener stinkender Pfuhl.


    "Ich werde dir keine Schwierigkeiten machen", versprach ich Zahak nochmals und ließ noch einmal meinen Blick zu Manal und den anderen Sklaven schweifen. Als ich dann fest auf meinem Pferd saß und die Zügel übernommen hatte, machte ich mich daran, die Fragen des Sklavenhändlers zu beantworten. "Mein Name ist Angus - Angus mac Donall. In Britannia war ich ein freier Mann - ein Krieger. Ich war Herr über ein Stück Land und ein paar Sklaven, die es mit mir bewirtschafteten. Mein Vater hatte mir schon in jungen Jahren das Kämpfen beigebracht, so wie es schon bei unseren Vorfahren Brauch war. Ich verteidigte meinen Besitz mit dem Schwert und war dem Oberhaupt meines Stammes treu ergeben." Ich verschwieg natürlich, dass wir eigentlich ein relativ ruhiges und friedliches Leben geführt hatten, bis zu jenem Tag, der mein ganzes Leben verändert hatte. Im Grunde waren aus uns Bauern und Handwerker geworden, die ihrem gewohnten Tagewerk nachkamen und regelmäßig ihre Steuern zahlten. Wir waren zwar keine übermäßigen Freunde der Besatzer gewesen, aber wir hatten auch keine Probleme mit ihnen. Einige Dinge, die sie mit ins Land gebracht hatten, waren ganz nützlich gewesen, die wir schließlich übernahmen.

    "Ich kann dir nicht genau sagen, wie vielen Männern ich schon das Leben genommen habe, denn ich habe sie nicht gezählt. Doch es waren einige! Nachdem ich in die Sklaverei geriet, diente ich meinen Herren als Leibwächter," fuhr ich fort und war ganz gespannt, was Zahak mir entgegnen würde, um Zahaks wahre Absichten zu ergründen.

  • Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Manal hatte zwischenzeitlich aufgehört zu weinen, da sie begriff, dass sie nicht sogleich in Gefahr war. Schließlich waren sie aus der Wüste errettet worden. Vielleicht würde ihr Gott auch ein zweites Wunder tun, und sie aus der Hand des bösen Zahak erretten. Bei Gott war nichts unmöglich, oder?

    Mittlerweile schob sich der Abend heran und die Nacht wollte auf sie hinunterfallen wie ein schwarzes Tuch. Die Karawane zog jedoch weiter bis der Mond unterging, da die Kühle das Reisen angenehmer machte. Erst weit nach Mitternacht gab Zahak das Signal zur Rast, und während seine Leute ein Feuer entzündeten, johlend einen in Todesangst blökenden Hammel schlachteten und sich dann hinlagerten, ließ sich die menschliche Ware fallen, wo es gerade ging.

    Eine dunkle Gestalt trug einen Korb herbei, öffnete einen Wasserschlauch und begann das kostbare Nass in die geöffneten Münder der angeketteten Sklaven zu gießen. Außerdem gab er jedem einen Fetzen Fladenbrot aus, das musste genügen.

    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Er näherte sich Manal, die wieder den Schleier um sich geschlagen hatte.

    "Shlomo", grüßte er auf Aramäisch: " Ich habe leider keinen Becher, wenn du also trinken möchtest, musst du den Mund aufmachen. Aber ein Stück Brot habe ich dir aufgehoben und Salz dazu. "

    Manal schaute ihn an. Die Stimme hatte harmlos geklungen. Tatsächlich war es ein junger Mann in einfacher Kleidung, der vor ihr stand.

    "Ja bitte.", sagte sie, und der Jüngling gab ihr Wasser. Dann aß sie und sagte:

    "Ich heiße Manal und du? Nimm es mir nicht übel, dass ich das sage, doch du scheinst netter zu sein als der Rest deiner Freunde."

    "Ich heiße Marspet Ben Iskandar.", sagte der junge Mann: "Und die hier sind nicht meine Freunde. Mein Vater hatte Schulden bei Zahak und hat mich in die Schuldknechtschaft geschickt. Du aber....Gelobt sei Iesus Christos. Ich habe dich vorhin beten hören."

    "In Ewigkeit - Amen.", erwiderte Manal und ihre Augen wurden groß: "Du bist ein Christianer ? Und dein Vater hat dich als Schuldsklave verkauft?"

    "Meine Mutter ist es, die Christianerin war. Zahak hätte uns sonst unser Land weggenommen."

    Manal schaute zu Angus hin, der immer noch in der Nähe des Sklavenhändlers war.

    "Warum ließ Zahak ihn an seiner Seite reiten?", fragte sie: "WAs hat er vor mit ihm?"

    Marspet senkte den Kopf:

    "Zahak ist ein Mann, der immer nur tut, was ihm in den Sinn kommt.", antwortete er schließlich: "Er scheint Gefallen an deinem Begleiter gefunden zu haben. Als ich vor vier Jahren in seinen Dienst kam, bin ich es gewesen, den er mit auf sein Pferd genommen hat. So lange bis er meiner überdrüssig war."

    Manal verstand nicht recht, von was Marspet redete, dazu war sie zu behütet erzogen worden. Aber sie merkte, dass Marspet unglücklich war.

    "Warst du traurig darüber, dass dein Herr dich nicht mehr an seiner Seite haben wollte?", fragte sie vorsichtig.

    Marspet schüttelte den Kopf: "Oh nein. Ich war sehr froh, als er mich endlich in Ruhe ließ. Würde ich kein Christianer sein, so würde ich Zahak aus tiefster Seele hassen. Aber Hass ist ja eine Sünde. "

    Einer der Reiter rief nach ihm: "Marspet! Marspet! Wo bleibt der Wein?" , der junge Mann eilte davon.



    "Ich werde dir keine Schwierigkeiten machen", versprach ich Zahak nochmals und ließ noch einmal meinen Blick zu Manal und den anderen Sklaven schweifen. Als ich dann fest auf meinem Pferd saß und die Zügel übernommen hatte, machte ich mich daran, die Fragen des Sklavenhändlers zu beantworten. "Mein Name ist Angus - Angus mac Donall. In Britannia war ich ein freier Mann - ein Krieger. Ich war Herr über ein Stück Land und ein paar Sklaven, die es mit mir bewirtschafteten. Mein Vater hatte mir schon in jungen Jahren das Kämpfen beigebracht, so wie es schon bei unseren Vorfahren Brauch war. Ich verteidigte meinen Besitz mit dem Schwert und war dem Oberhaupt meines Stammes treu ergeben." Ich verschwieg natürlich, dass wir eigentlich ein relativ ruhiges und friedliches Leben geführt hatten, bis zu jenem Tag, der mein ganzes Leben verändert hatte. Im Grunde waren aus uns Bauern und Handwerker geworden, die ihrem gewohnten Tagewerk nachkamen und regelmäßig ihre Steuern zahlten. Wir waren zwar keine übermäßigen Freunde der Besatzer gewesen, aber wir hatten auch keine Probleme mit ihnen. Einige Dinge, die sie mit ins Land gebracht hatten, waren ganz nützlich gewesen, die wir schließlich übernahmen.

    "Ich kann dir nicht genau sagen, wie vielen Männern ich schon das Leben genommen habe, denn ich habe sie nicht gezählt. Doch es waren einige! Nachdem ich in die Sklaverei geriet, diente ich meinen Herren als Leibwächter," fuhr ich fort und war ganz gespannt, was Zahak mir entgegnen würde, um Zahaks wahre Absichten zu ergründen.

    "Das du ein Krieger bist, habe ich gleich erkannt.", erwiderte Zahak und seine Augen glänzten: "Ich glaube nicht, dass ich dich an die Parther verkaufen werde. Sie würden dich beschneiden, andere Sklaven dulden sie kaum. Und es wäre ein Jammer, dir deine Männlichkeit zu nehmen.", er musterte ihn von oben bis unten.

    Als sie rasteten, pflockten sie die Pferde an, und entzündeten ein Feuer und während die Männer des Sklavenhändler ein Mahl vorbereiteten, und der Schuldsklave des Zahak, Marspet, die Sklaven versorgte und später noch aufwartete, wurde ein Teppich hingelegt; darauf ließ sich Zahak nieder mit gekreuzten Beinen und klopfte neben sich:

    "Setz dich, Angus, zu mir. Du sollst mit mir essen und trinken." Man brachte ihm Wein, der mit Opiumsirup versetzt war, er war dunkel und schwer im Becher wie Blut:

    "Hast du schon einmal probiert? Es löst deine Sorgen! Nephentes, Ohne - Schmerzen, nennen es die Griechen.", fragte er und hielt Angus einen Becher hin:

    " Trink nur.",

    er legte eine Hand auf Angus Knie:

    "Du sagtest, du hast viele Männer getötet? Das gefällt mir. Wie tötest du sie am liebsten, Angus?", fragte er, während seine Hand höherwanderte: "Schlitzt du ihnen die Kehle auf? Hast du Spaß daran? Mir kannst du es sagen, ich würde dich verstehen.
    Die Römer haben ihre Kreuzigung; wenn ich jedoch jemanden bestrafe, so wende ich eine Strafe an, die aus Persien kommt. Hast du schon einmal bei einem
    Skaphismos zugesehen?

    Pass auf: Zwei bootähnliche Schalen werden mit den Öffnungen aufeinander gelegt und haben eingeschnittene Löcher, so dass des Mannes Kopf, Hände und Füße außerhalb bleiben. Da hinein steckt man einen Mann. Dann gießt man solange Honig und Milch in seinen Mund bis er fast ohnmächtig wird. Und man zwingt ihn auch später dazu, viel davon zu trinken. Auch sein sein Gesicht, Hände und die Füße begießt man und setzt ihn der Sonne aus. Bald bekommt er Durchfall, schmort im eigenen Saft und wird von Würmern bei lebendigem Leib aufgefressen, während Fliegen und Insekten vom Honig angelockt, ihn quälen. Tage dauert das, bis er stirbt, und nie habe ich mehr Dankbarkeit gesehen, als in dem Moment, als der Tod endlich kam.

    Hätten wir länger Zeit, würde ich es dir das an einem Sklaven vorführen, aber morgen müssen wir weiter. Schade, es ist sehr anregend.

    Aber man kann nicht alles haben, nicht wahr?

    Er öffnete die Lippen und ließ eine durstige Zunge sehen. Er hatte mit seiner kleinen Geschichte Angus klar gemacht, was geschehen konnte, wenn er nicht willig war. Außerdem hatte er auch kundgetan, was er unter Vergnügen verstand. Und nun sagte er:

    " Und was erweckt in dir das Feuer deiner Lenden, mein schöner blonder Galater? Vielleicht kann ich dir etwas bieten, was dir selbst die Römer nicht geben konnten."


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  • Ja, meine Geschichte hatte Zahak gefallen. Das konnte ich an seinen Augen sehen, die wie bei einem kleinen Jungen leuchteten, der zu den Saturnalien das langersehnte Spielzeug geschenkt bekommen hatte. Hier nun war ich das Spielzeug und er hatte bereits den Wert dieses Spielzeugs erkannt. Ein Schicksal als kastrierter Sklave in Parthien würde mir wohl erspart bleiben. Solange ich interessant für ihn war, ergab sich vielleicht eine Gelegenheit zur Flucht für mich und Manal. Ohne Frage, würde ich sie nicht in den Klauen dieses Widerlings lassen!


    Als wir einige Zeit später für die Rast angehalten hatten und ein Lager aufgebaut worden war, setzte ich mich neben Zahak, der mir auf seinem Teppich einen Platz angeboten hatte. Ich sollte mit ihm essen und trinken, was ich aufgrund meines Hungers und Durstes sehr zu schätzen wusste. Zahak reichte mir einen Becher mit Wein. Eine fast schwarze Flüssigkeit befand sich im Becher, die in ihrer Konsistenz an Blut erinnerte. Ich setzte den Becher an und kostete davon. Der Geschmack des Weines übrwog, dennoch war da noch etwas anderes dessen Geschmack ich nicht richtig erfassen konnte. Schon nach dem ersten Schluck spürte ich seine Schwere. Während ich ein zweites Mal trank, spürte ich plötzlich Zahaks Hand auf meinem Knie. Was dies bedeutete, war mir bewusst, jedoch kümmerte es mich nicht groß. "Dein Wein hat einen außergewöhnlichen Geschmack, den ich so zuvor noch nie gekostet habe." Auch wenn der Wein mir mundete, wollte ich ihn doch nur in Maßen genießen, um einen klaren Kopf zu behalten. Zumindest sah so mein Plan aus.

    Der Sklavenhänder schien unser Gespräch, welches wir während des Reitens geführt hatten, fortsetzen. Er interessierte sich dafür, wie ich meine Opfer in die Anderswelt transportiert hatte. Tod und Gewalt gehörten eben zu seinen Lieblingsthemen. Also tat ich ihm den Gefallen und ließ mir ein paar gruselige Geschichten einfallen, als er mir seine favorisierte Hinrichtungsart erläuterte. Dass seine Hand dabei immer weiter nach oben wanderte, ignorierte ich dabei. Dieser Mann war wirklich krank! Oder tat er das nur, um mich einzuschüchtern?

    "Mein Volk fürchtet den Tod nicht, ganz gleich in welchem Gewand er daherkommt!" antwortete ich ohne dass sich in meinem Gesicht eine Regung tat. "Ja, ich habe es genossen, wenn ich meine Feinde niederstreckte." log ich und nahm noch einen Schluck. "Wenn ich ihnen die Kehle aufschlitzte und all ihr Blut aus ihnen herausquoll. Doch weißt du, was noch wesentlich anregender ist? Wenn du den Wanst deines Feindes der Länge nach aufschlitzt und er, bevor er diese Welt verlässt, mitansehen muss, wie all seine Gedärme aus ihm quellen und er nichts dagegen tun kann."

    Inzwischen war Zahaks Hand seinem Ziel unter meiner Tunika noch näher gekommen. Ich blickte auf seine Hand, dann in sein Gesicht und begann zu anzüglich zu lächeln. "Du willst wissen, was mein Feuer in mir erweckt? Nun, lass mich überlegen. Eine beherzte Hand, ein paar lustvolle Lippen und eine geschickte Zunge," antwortete ich ihm. Dann näherte ich mich seinem Mund, öffnete den meinen einen Spalt weit und küsste ihn leidenschaftlich.


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    Als der gefangene Kelte Zahak küsste, wusste Marspet schon, was kommen würde: Der Sklavenhändler würde sich den Sklaven nehmen; Sorgen machten ihm die rauen Reiter, die durch das Schauspiel aufgepeitscht, ebenfalls nach Opfern suchen würden. Er, Marspet, versteckte sich dann immer und kam auch nicht, wenn man nach ihm rief, am nächsten Morgen stellte er sich dumm und sagte: „Du hast gerufen, Herr? Verzeih, ich schlief schon.“. Auch wenn man ihn ohrfeigte, entging er damit anderem Übel.


    Aber den gefangenen jungen Mädchen und vielleicht darunter auch Manal, obwohl es den Befehl gab, sie in Ruhe zu lassen, würde es schlecht ergehen. Die Männer würden von Wein, Drogen und der Lust ihres Anführers berauscht alle Regeln missachten.

    Marspet wollte den Gefangenen helfen, und so eilte er zu den Vorräten, nahm sich einen Topf Honig, Wasser und Mehl, aus dem er normalerweise die Fladenbrote backte. Bevor ihn jemand fragen wollte, was er suchte, lief er zu Manal:

    „Manal, ich muss dich leider etwas verunstalten.“, flüsterte er ihr zu. Die junge Christin war zusammengezuckt, alls er sie berührte, dann er kannte sie ihn: „Marspet?“,

    „Sonst holen sie dich. So hoffe ich, dass sie dich in Ruhe lassen.“, sagte er.

    Manal nickte und begab sich vertrauensvoll in seine Hände. Der Jüngling begann mit einem Finger etwas Honig aufzutragen und Mehl, so dass die Masse aussah wie ein ekelerregender Ausschlag. Auch die Arme der jungen Frau behandelte er so, und dann ging er zu den jüngeren Mädchen, um sie ebenfalls auf diese Weise anzumalen. „Sagt den Männern, ihr seid krank, wenn euch eure Unversehrtheit lieb ist.“, flüsterte er ihnen zu.


    „Iesus Christo sei Dank“, flüsterte Manal: „Marspet - Bruder in Christo, ich danke auch dir. Ich weiß jetzt, dass der Herr seine schützende Hand über mich hält, denn er hat mir dich vorbeigeschickt. Bitte, geh zu Angus, das ist mein Reisegefährte und sage ihm, dass ich mich nicht mehr fürchte. Es war dumm von mir zu weinen. Er soll fliehen wenn er die Möglichkeit hat und daran denken, dass es mir gut gehen wird.“

    "Ja, das will ich gerne tun, Schwester." , sagte Marspet.

    Zu ihnen hin drang das Gröhlen der Reiter, das erste angstvolle Schluchzen und dann der Ruf: „Marspet! Marspet!“ und widerliches, enthemmtes Gelächter. Der junge Sklave drückte Manals Hand. Dann verschwand er in der Dunkelheit.


    Als die Männer lachend und Obzönitäten rufend mit Fackeln näherkamen, breitete Manal die Arme aus und die Ketten klirrten:

    „Bitte kommt nicht näher, gute Herren!“, rief sie kläglich: „Die meisten Mädchen und ich sind ganz plötzlich erkrankt, schaut nur!“

    Im Fackellicht sah die Mehlkruste auf ihrer weißen Haut aus wie grindiger Ausschlag.


    Die Männer wichen zurück, Angst und Abscheu in ihren Gesichtern. Ob die Weiber vielleicht sogar aussätzig geworden waren? So schnell ging das normalerweise nicht, doch bei all den bösen Geistern in der Wüste, die Krankheiten brachten, wusste man das nie. Morgen bei Tageslicht würde man besser sehen, jetzt aber war ihnen die Lust vergangen, die Sklavinnen zu schänden. In aller Frühe würde Zahak persönlich die Mädchen inspizieren. War es wirklich Aussatz, diese gefürchteste aller gefürchteten Krankheiten, würden alle Sklaven ausnahmslos getötet werden, selbst die, die keine Krankheitssymptome aufwiesen.

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    Zitat

    Er stützte das Kinn auf den Ellenbogen, streichelte Angus immer noch sich hebenden und senkenden Brustkorb:

    "Dir hat es Spaß gemacht, nicht wahr, mich zu unterwerfen?", flüsterte er: "Das habe ich an deinen Augen gesehen. Es war gut. Nur eines möchte ich dir sagen, mein Schöner, wage es nie, mich vor meinen Männern zu behandeln, als hättest du mir etwas zu sagen. Was in der Nacht geschieht, bleibt in der Nacht.

    Ich habe dir von dem Mann erzählt, den ich gestraft habe. Er war mein Herr und Geliebter des Nachts. Aber er glaubte, auch am Tag dürfe er mir befehlen."

    Zahak lachte heiser, küsste Angus weiter, betrachtete ihn liebevoll, als könne er sich an dem gestählten Leib nicht sattsehen.

    Während Manal in der Nacht nun einen Beschützer gefunden hatte, der sie vor den Übergriffen der Männer bewahrt hatte, hatte ich in dieser Nacht alles dafür getan, dass Zahak, der Sklavenhändler nie wieder von mir lassen wollte. Er war zärtlich zu mir und bat mich, iIch hatte einen festen Platz an seiner Seite gefunden: Tagsüber würde ich sein Sklave sein, doch des Nachts war ich der Herr über ihn, der ihm Befriedigung verschaffen oder ihn wie einen Wurm Staub fressen lassen konnte.

    "Ja, es hat mir sehr viel Spaß gemacht, Dominus! Du hast mir heute Nacht mehr gegeben, als jeder Römer mir hätte geben können. Dafür bin ich dir unendlich dankbar und daher werde ich mit Freuden dein Sklave sein. Gebiete über mich, Dominus. Ich werde alles tun, was du willst und solltest du einmal nicht mit mir zufrieden sein, dann strafe mich mit aller Härte," antwortete ich ihm, als ich wieder zu Atem gekommen war. Ich hatte seine Hand genommen, die mich zuvor noch gestreichelt hatte und küsste sie nun. Zahak sollte sich in vollkommener Sicherheit wähnen, dass ich ihm nun bedingungslos ergeben war. Dann wandte ich mich zu ihm hin und küsste ihn. "Dominus, ich habe eine Bitte. Ich möchte gerne ein Zeichen tragen, dass mich als dein Eigentum ausweist. Damit niemand es wagt, mich ohne deine Erlaubnis anzufassen. Vielleicht ein Halsband oder etwas ähnliches. Ich werde es dann voller Stolz tragen."


    Als er mich dann nach Manal fragte, was sie für mich bedeutete, lachte ich nur verächtlich auf. "Ihr Götter, nein! Wo denkst du hin? In Antiochia war sie meine Übersetzerin gewesen. Dann hatte sie sich in den Kopf gesetzt, mir undbedingt bei der Suche nach der rothaarigen Sklavin zu helfen. Warscheinlich hatte sie sich davon etwas versprochen. Ohne mein Wissen hatte sie sich meiner Karawane angeschlossen. Seitdem habe ich sie an der Backe." Ich wollte Zahak keinen Anlass dafür geben, auch nur den leisesten Anflug von Eifersucht zu verspüren. Ich ermpfand keine Liebe im erotischen Sinne für die kleine Christianerin. Es war lediglich nur agape, die wohlwollende Liebe, die auf keinerlei Gegenleistung aus war.

  • Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Noch bevor Aurora ihre rosigen Finger über den Horizont streckte, war Marspet beladen mit einem Beutel Waser mit Kamelmilch gemischt zu den gefangenen Sklavinnen gegangen und half ihnen, die ekle mittlerweile festgebackene Kruste wieder von Gesichtern und Armen zu waschen.

    "Tut so, als hättet ihr geschlafen und wüsstet von nichts .", riet er und verschwand dann.





    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Zahak hatte nach seiner Liebesnacht mit Angus, seinem goldenen Löwen, wieder seine Kleidung angelegt und dann tief und traumlos geschlafen, nun schlug er die Augen auf und erblickte die Gestalt seines Sklaven neben sich. Er konnte nicht an sich halten, verliebt küsste er ihn. Tagsüber gehörte er ihm ,und er musste ihm gehorchen, sobald sich die Nacht über die Wüste senkte, gehörte er, Zahak, jedoch ganz und gar dem anderen und ergab sich ihm. Niemals hatte er solch einen perfekten Gleichklang mit einem anderen Mann gefunden.

    Da er ihn gebeten hatte, ihn auszuzeichnen, zog er das Amulett der ihn beschützende bösen Daimons ab. Es war das goldene Bild der kranheitsbringenden Lamaschtu.* Ihr Oberkörper war der einer Frau mit hängenden Brüsten, und sie hatte einen Löwenkopf. Ihre Füße waren Adlerklauen. In ihren ausgestreckten Händen hielt sie jeweils eine Schlange, und sie ritt auf einem Esel.


    "Dies ist Lamaschtu, die Verderbenbringende, die am liebsten die Unschuldigen quält, mein Angus.", flüsterte er: "Sie soll das Zeichen meiner neuerwachten Liebe zu dir sein. Zeigst du das Bild meinen Männern, so soll es für sie sein, als würde mein Mund durch den deinen sprechen."


    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Dann kamen aber schon die Männer, und behaupteten, die Sklavinnen wären in der Nacht an Aussatz erkrankt, und er solle schnell kommen, selbst sehen, und ihnen den Befehl geben, die jungen Mädchen allesamt zu töten.

    Fluchend rappelte sich Zahak auf, um selbst zu sehen. Aber er fand nur reine Arme und reine Gesichter vor, und die jungen Frauen behaupteten alle, sie hätten tief und fest geschlafen.

    Überrall rotzten die Männer in den Sand, das Böse abzuwehren. Denn ein böser Geist hatte sie genarrt, und sie warfen Angus finstere Blicke zu. Was wusste man über den Fremden? Goldene Haare hatte er, und Zahak hatte er betört. War er vielleicht selbst ein Wüstendämon, der ein böses Spiel mit ihnen trieb? Noch schwiegen sie, doch sollten weiter seltsame Dinge geschehen, würden sie von ihrem Anführer verlangen, den Fremden ihnen zu überlassen, um ihn zu steinigen.


    Als Zahak nun nach den wundersam genesenden Sklavinnen sah, huschte Marspet zu Angus. Sie hatten keine gemeinsame Sprache, aber der Jüngling flüsterte: Manal, und zog die Mundwinkel hoch, und machte ein Zeichen, dass es ihr gut ging.


    Ungewöhnlich finster dreinblickend kam Zahak zurück. Er wollte Angus nicht hergeben, er wollte ihn behalten und allnächtlich die süße Erfüllung genießen, die der goldene Löwe ihm bot. Aber wenn Angus wirklich kein gewöhnlicher Mensch sein sollte, würde er ihn schweren Herzens seinen Reitern ausliefern müssen.


    Sim-Off:

    * Lamaschtu

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  • Ich hatte noch lange wachgelegen. Zahak lag immer noch neben mir, doch inzwischen war er eingeschlafen und schnarchte. Ich genoss die Ruhe, die inzwischen eingekehrt war und betrachtete mir den Sternenhimmel an dem abertausende von kleinen leuchtenden Punkten zu sehen waren. Mir wurde bewusst, wie lange ich schon nicht mehr gen Himmel geblickt hatte. Den Nachthimmel in Rom hatte ich anders in Erinnerung. Ebenso den in meiner alten Heimat. Mir wurde bewusst, dass meine Erinnerungen an gewisse Details langsam verblassten und irgendwann ganz verschwunden sein würden. Wusste ich denn noch, wie das Torffeuer in unseren Hütten roch oder wie das frische Wasser der Quelle bei unserem Dorf schmeckte? All das war unendlich weit weg und wahrscheinlich würde ich auch nie wieder meine Heimat sehen. Andererseits was hätte mich dort noch erwarten können? Aislin, meine Frau war tot, unser Dorf war niedergebrannt worden. Es gab dort nichts mehr, was mit meinem alten Leben zu tun hatte. Rom war zu meiner Lebenswelt geworden und wie es schien, würde es nun die Wüste werden. Nein, ich war zu müde, um mir zu überlegen, was mir dieses neue Leben bei dem Sklavenhändler noch bieten würde. Ich schloß irgendwann meine Augen und schlief endlich ein.


    Die ersten Strahlen der Sonne sorgten dafür, dass ich wieder erwachte. Das Erste, was meine Augen erblickten war Zahak, der mich ganz verliebt anblickte und mich dann küsste. "Guten Morgen, Dominus!" begrüßte ich ihn lächelnd. Dann griff ich nach meiner Tunika und streifte sie mir über, um bereit zu sein für mein neues Leben als Sklave des Sklavenhändlers Zahak.

    Er war meiner Bitte nachgekommen und hatte mir sein goldenes Amulett überlassen, das er trug. Bevor ich es anlegte, betrachtete ich mir die seltsame Gestalt jener Dämonin, die er Lamaschtu nannte. Mir waren solche Mischwesen nicht ganz unbekannt. Cernunnos, der Gott der Natur und der Fruchtbarkeit, den wir auch den Gehörnten nannten, wurde als Mann mit einem Hirschgeweih dargestellt. Doch diese Dämonin besaß mehrere Attribute von unterschiedlichen Wesen. Ihr Kopf war der eines Löwen, ihre Beine waren die Klauen eines Vogels und ihr Leib war der eines Weibes mit hängenden Brüsten, an denen sie Hunde uns Schweine nährte. In ihren Händen hielt sie Schlangen. Jeder der dieses Bildnis sah, würde zuerst einmal respektvoll zurückweichen. Ich dankte Zahak und legte es an. Doch bevor wir unsere Unterhaltung fortführen konnten, drangen aufgeregte Stimmen an mein Ohr. Zahaks Männer kamen aufgebracht auf uns zugerannt und riefen etwas, was ich nicht verstand.

    Ich lief meinem neuen Herrn und Gebieter hinterher als dieser sich aufgerappelt hatte, denn es schien etwas mit den Sklaven zu sein. Mein erster Gedanke galt Manal. Hoffentlich war ihr nichts geschehen!

    Zahak lief zu den Sklavinnen und und schaute sie sich an. Mir aber fiel nichts auf, was der Grund für die Aufregung gewesen war. Trotzdem klang das Murren der Männer immer noch sehr bedrohlich. Manche spuckten vor sich in den Wüstensand aus und bedachten mich mit ihren finsteren Blicken. Mir war nicht bewusst, warum sie das taten. Lag es vielleicht an dem Amulett, das mir Zahak gegeben hatte? Einer der Sklaven, der mir am Vortag schon aufgefallen war, weil er keine Ketten trug, näherte sich mir und sprach Manals Namen aus, dann lächelte er und machte ein Zeichen, was wohl so viel hieß, dass es ihr gut ging. Ich nickte ihm dankend zu und folgte dann wieder dem Sklavenhändler, der mir nun auch mit einen finsteren Blick zuwarf. Allerdings sagte er nichts, was mich noch mehr irritierte. "Dominus, was hast du? Habe ich etwas falsch gemacht?" Irgendwie hatte ich ein ganz mieses Gefühl, weshalb ich demütig vor ihm auf die Knie sank, so wie ich es schon in Antiochia ab und an bei Sklaven mit ihren Herrn hatte beobachten können.

  • Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen."Fürchte dich nicht, du hast nichts falsch gemacht.", sagte Zahak, und er konnte nicht widerstehen, nun die Wange des Kelten zu streicheln, der vor ihm stand und das Amulett der Lamaschtu, seiner Beschützerin, trug:

    "Gestern Nacht ist etwas Seltsames geschehen: Einige meiner Männer wollten die jungen Sklavinnen schänden, aber da waren sie bedeckt von Pusteln und Schwären und todkrank. Deine Manal war auch dabei, und flehte sie an, nicht näherzukommen. Natürlich hat sich keiner an ihnen vergangen, aber als man mich heute morgen rief, da waren alle Mädchen gesund, und sie behaupten, sie hätten tief und fest geschlafen, und sie wüssten von nichts. Meine Männer reden nun von bösen Geistern und behaupten, du hättest sie entweder ins Lager gebracht oder du wärst selbst einer. Ich selbst weiß ja, dass du die ganze Nacht in meinen Armen gelegen bist. Aber sag mir, mein Angus, hast du damit irgend etwas zu tun?"

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  • Ich sollte mich nicht fürchten, hatte er gesagt. Allerdings war das gut gesagt. Was der wahre Grund für seine schlechte Laune gewesen war, ließ er mich dann auch gleich wissen. In der Tat hatte sich etwas seltsames letzte Nacht im Lager abgespielt. Und Zahaks Männer vermuteten schon, dass böse Geister oder gar Dämonen am Werk gewesen waren. Allerdings wurde ich das Gefühl nicht los, dass sich gestern Nacht irgendjemand einen bösen Scherz mit ihnen erlaubt hatte. Das jedoch behielt ich erst mal für mich. Wichtig war nur, dass Zahak einen solchen Aberglauben nicht für bare Münze hielt.

    "Dominus, ich schwöre, bei allem was mir heilig ist, ich habe nichts damit zu tun. Ich bin selbst nur ein Mensch aus Fleisch und Blut und kein böser Geist. Wenn du willst, überzeuge dich selbst!" rief ich und sah zu ihm flehend auf. "Du weißt doch Dominus, ich habe heute Nacht an deiner Seite die schönste Liebesnacht seit langem erlebt. Vielmehr glaube ich, das etwas anderes dahinter steckt." Vielleicht war es ja der Geist seines ehemaligen Geliebten, der einen solch furchtbaren Tod hatte sterben müssen. Oder die Geister derer, die er und seine Männer ins Verderben geführt hatten. Kein Wunder, dass Zahalk ein solches Amulett am Hals trug. Unzählige Opfer musste er und seine Männer bereits auf dem Gewissen haben.