Corvina hatte nicht wirklich gut geschlafen. Überhaupt schlief sie neuerdings immer schlechter und bemerkte ebenso, dass sie sich zunehmend über Kleinigkeiten echauffierte. Sie wollte gar nicht so sein, aber sie fühlte sich einfach zunehmend unausgeglichen. Und dieser Urlaub hier stellte sie wirklich auf eine sehr harte Probe. Nero war so lieb, so fürsorglich. Und so viel DA. Es war eine Sache, enthaltsam zu sein, wenn man sich ohnehin wenig sah und viel zu tun hatte. Es war aber eine völlig andere, ihn so nah bei sich zu haben, eine Berührung hier oder einen gehauchten Kuss dort zu bekommen und dennoch die Sehnsucht im Zaum zu halten.
Da half es auch nicht, dass Kara meinte, sie solle einfach mit ihm darüber reden. "Aber was soll ich ihm denn sagen? Ich möchte ja eigentlich nicht aufhören, Lucius zu stillen. Stillen ist wirklich wunderschön. Und ich glaube auch nicht, dass Lucius so einfach eine andere Brust akzeptieren würde. Und ich weiß auch nicht, ob ich dabei zusehen könnte, wenn eine andere Frau ihn anlegt. Du kannst das nicht verstehen. Stillen, das ist… als wären wir beide einfach eins. Ich wünschte mir nur einfach, dass beides ginge, dass ich mich nicht zwischen Nero und Lucius entscheiden müsste." Corvina seufzte und nahm ihren Sohn etwas weiter hoch in ihrem Arm, so dass er bequemer auf ihrer Hüfte saß, während sie ihn zum Strand trug. "Götter, ich höre mich wirklich wie die schlechteste Mutter auf der Welt an." Corvina resignierte hörbar. Aber es war eben kein einfach zu lösendes Problem. Doch die Ärzte waren sich sehr einig, dass es einen negativen Einfluss auf die Milch hatte, wenn die stillende Frau weiterhin sexuell aktiv war. Es wäre alles so viel einfacher, wenn das nicht so wäre. Gut, die Hebamme hatte auch gesagt, sie sollten am besten ein Jahr lang eine Schwangerschaft vermeiden.Aber das wäre ein lösbares Problem. Zumindest lösbarer als diese ständige, wachsende Sehnsucht und die zunehmend schlechte Laune.
Sie setzten sich auf die Decke, und Lucius gluckste gleich glücklich und aufgeregt. Corvina lächelte milde und sah etwas besorgt zu Kara, als diese sich setzte und dabei das Gesicht verzog. "Dein Mann sollte etwas zärtlicher sein. Ich glaube, er ist zu grob zu dir. Soll Nero einmal mit ihm darüber reden?" Corvina machte sich da wirklich Sorgen um die Freundin. Ja, ihr ging es meistens einen Tag nach einer gemeinsamen Nacht mit ihrem Mann auch etwas schlechter, weil sie leichte Schmerzen hatte. Wobei dies in der Anfangszeit ihrer Ehe häufiger vorgekommen war, später hatte Nero mehr den Bogen raus, wie weit er gehen und wie tief er stoßen konnte, ohne seiner Frau dabei Probleme zu bereiten.
Und da waren die Gedanken schon wieder. Corvina seufzte noch einmal und sah aufs Meer, während Lucius wild schaukelte und redlich probierte, sich zu bewegen, aber einfach nicht wusste, wie er es anstellen sollte. "Ich habe ja ein wenig Angst, je länger das alles andauert, umso mehr erlischt seine Leidenschaft für mich. Ich weiß ja, dass ich… er möchte es eigentlich härter und wilder, als ich in der Lage bin… das weiß ich, deshalb gestatte ich ihm ja auch, dieses Bedürfnis anderweitig zu stillen. Aber ich habe ein wenig Angst, wenn er sich daran so sehr gewöhnt, dass ihm alles mit mir ohnehin nur… langweilig und als Pflicht erscheint. Verstehst du?"