[Meditrinalia]Weinfest OCT DCCCLXXXIV A.U.C. - Sklaven in der Culina

  • Viele der Gäste bringen ihre Sklaven mit sich, die sie auf dem Hin- und Heimweg begleiten. Diese können natürlich nicht so ungehemmt am Fest teilnehmen. Daher steht ihnen in der Culina ein gemütlicher Platz zur Verfügung, ebenso wie ein reichhaltiges Büffet an kleinen Köstlichkeiten, wo sie sich unter ihresgleichen ein wenig der Feierlaune hingeben können.

  • Es war schon ganz schön voll hier. Das nannte Alaric doch mal eine Feiergesellschaft. Alle lachten und waren froh, mal einen Abend nicht arbeiten zu müssen. Sie konnten sich untereinander amüsieren und schon bald herrschte hier unten eine großartige Stimmung. Ein paar Gesichter kannte er natürlich, darunter alle Sklaven der Aurelier. Doch einige waren ihm auch vollkommen neu, wobei er natürlich vor allem auf die weiblichen Neulinge neugierig war. Was da oben die Gladiatoren für Blicke ernteten, kam hier unten ihm zugute und das war in all dem Gewusel schon eine andere Hausnummer.

    Er für seinen Teil suchte sich etwas von dem Wein, schließlich sollte man an einem solchen Abend nicht nüchtern sein. War zwar kein Met wie daheim, aber er tat seine Wirkung schon.

  • Kara hatte sich in Schale geworfen, und diese Beschreibung war wohl eine Untertreibung. Wahrscheinlich wäre sie auch in der Hauptfeier höchstens durch außerordentliche Eleganz aufgefallen. Ihr Kleid war ein cremefarbenes Nichts aus Seide – eine Kreation von einer neuen Modeschöpferin, die sich Coco nannte – zeigte auffällig viel Bein und spielte mit ihrem Dekollete. Es wurde gehalten von einem perlweißen Gürtel, der gut zu den dezenten Armreifen aus Elfenbein passte. All das bildete einen passenden Kontrast zu Karas dunkleren Tein und den schwarzen Haaren, die heute modisch hochgesteckt waren. Und natürlich hatte sie sich die hellen Schuhe angezogen, die sie bei ihrer Shoppingtour mit Graecina erbeutet hatte und die ihr da so gefallen hatten. Und ja, sie hatte wirklich ein kleines Goldkettchen um die Knöchel daran befestigt, an dem kleine, weiße Schmucksteine glitzerten.


    Ja, Kara war sich sehr bewusst, wie edel sie gerade aussah. Sie hatte sich ja nicht umsonst in Schale geworfen. Ein ganz klein wenig hoffte sie ja darauf, sich vielleicht doch aufs Fest schleichen zu können, um einem gewissen Jemand ins Gedächtnis zu rufen, was er verpasste. Naja, zumindest inoffiziell, denn offiziell wären da wohl zwei Männer in ihrem Leben durchaus sehr dagegen. Und sie hoffte, dass die ihr heutiges Auftreten nur als das sahen, als was Kara es ausgab: Die erste Möglichkeit seit langem, Eindruck zu schinden.


    Erst einmal schindete sie den aber nur in der Culina. Sie machte es sich an einer Stelle am Tisch bequem, wo wenig Gefahr bestand, von einem der tollpatschigeren Sklaven mit Wein begossen oder sonstwie bekleckert zu werden, und begnügte sich damit, gut auszusehen. Immer wieder schaute sie, wer alles da war. Sie sah die rothaarige Sklavin von Rufio nicht, was sie irgendwie wurmte. Dafür aber diesen Alaric, der sie damals, als er in der Villa Tiberia gewesen war, so vollkommen ignoriert hatte. Ja, auch das wurmte sie.

    Kurz gesagt: Ihr Mann hatte heute wohl einen anstrengenden Abend vor sich.

  • Da ich ja schon im Vorfeld gewusst hatte, dass Kara sich heute in Schale werfen würde. Hatte ich mir auch eine neue Tunika organisiert. Natürlich hatte ich ihre verwunderte Blicke wahrgenommen. Aber he wenn sie nicht mit ihren Reizen geizte, dann würde ich das auch nicht tun. Zumal ich ja schon annahm, dass sie die unter anderem auch wegen einem gewissen Aurelier tun würde. Ja sie hatte mir gestanden, dass sie mit ihm geschlafen hatte. Fand ich das gut? Nein fand ich ganz und gar nicht. Meine Frau war eifersüchtig wie nur war und reagierte schon zickig, wenn einen Frau mich auch nur schief ansah. Ich baer teilte sie schon mit unseren Dominus und wollte ganz sicher nicht mit noch mehr Männern teilen müssen, nein das wollte ich ganz sicher nicht. Aber dennoch hatte ich die Herausforderung angenommen, denn ja inzwischen sah ich das so, Kara wollte Aufmerksamkeit und die würde sie in dem Kleid wohl auch bekommen, aber auch ich konnte mich sehen lassen und ich hatte immer noch den Bonus des ungeschlagenen Gladiators. Keiner hatte mehr Kämpfte in der Arena gewonnen als ich. Ja Rom vergaß normalerweise schnell, aber in meinem Fall war das eben anders, gerade weil ich diese Rekord hielt. Natürlich stand Kara bei mir immer an erster Stelle und sie bekam die Aufmerksamkeit, die sie einforderte und sicherlich auch von mir erwartete. Aber dennoch bemerkte ich den ein oder anderen interessierten Blick, der mir zugeworfen wurde. Ich nickte allen höflich zu und begrüßte Alaric dann mit einem festen Händedruck. „Schön dich mal wieder zu sehen. Wie kommst du mit dem Training voran?“

    Fragte ich ihn, als ich mich neben Kara setzt und ihr seinen Kuss gab. Ja ich kannte sie nur zu gut und wusste das sie Aufmerksamkeit brauchte. „Du erinnerst dich doch bestimmt an meine Frau Kara oder. Ich mein wie könnte man sie auch vergessen nicht wahr?“ Fragte ich den jungen Mann und legte ihm förmlich die Worte in den Mund, damit auch er Kara die nötige Aufmerksamkeit schenkte.

  • Unverhofft kam Flamma durch die Menge der Sklaven auf ihn zu und ergriff seine Hand. Ein Händedruck, den Alaric gern erwiderte.

    "Flamma, mein Freund! Ich freue mich, dich wiederzusehen! Hah, du weißt es ja, so ganz hört es nie auf. Ich wollte schon lange darum bitten, wieder mit dir trainieren zu können. Aber du weißt ja, so viel zu tun..."

    Und damit war nicht immer unbedingt Training oder Arbeit gemeint.

    Er hatte schon zuvor einen Blick auf sie erhascht, doch Flammas Worte waren gewissermaßen die Freigabe, dessen Frau anzustarren wie ein Wunder. Sie war unglaublich. Da wollte man sich gar nicht sattsehen.

    "Unvergesslich, in der Tat", gab der junge Nordmann zu und nickte eifrig. Verdammt, wie sollte er denn heute noch ne andere ansehen?

  • Flamma erhielt den Blick mit der hochgezogenen Augenbraue von Kara. Nicht, weil er sich wieder mit Alaric unterhielt wie mit einem alten Freund und es scheinbar gar nicht erwarten konnte, sich mit dem Kerl mal wieder zu prügeln, sondern eher, weil er den aurelischen Sklaven ja fast schon zu ihr schubste. Eigentlich sollte er mitbekommen haben, dass Karas erster Eindruck von dem Sklaven nicht unbedingt positiv war, und da Kara nachtragend war und Flamma das wusste, fragte sie sich schon ein wenig, was er da machte. Versuchte er jetzt grade einen wackligen Frieden zu verhandeln, weil er sich gerne mit Alaric über irgendwelches langweiliges Zeugs unterhalten wollte und dafür ihr Wohlwollen brauchte? Vermutlich.

    "Salve" grüßte sie also durchaus recht knapp, aber doch schon für ihre Verhältnisse freundlich. Dass sie, wenn sie Alaric gut hätte leiden mögen, mit ihm wohl geflirtet hätte, konnte der ja nicht wissen. Und abgesehen davon, dass er sie anschaute und über sie geredet hatte aber nicht mit ihr, war Kara sowieso sicher, dass er sich weit lieber mit Flamma unterhalten wollte.


    Aber da sie ja durchaus annahm, dass das auf Gegenseitigkeit beruhte und ihr Mann nur einen Vorwand brauchte, um zu fachsimpeln, stand sie auch auf. "Ich will mal sehen, ob ich mich ein paar Minuten auf das Fest schleichen kann", sagte sie zu ihrem Mann. "Immerhin gibt es Gladiatoren zu bewundern. Wer weiß, vielleicht ist ja Falk da", grinste sie ihn frech an, wohl wissend, dass sie ihn damit ein klein wenig eifersüchtig machte. Insbesondere, da Falk ja sein Freund war und beim letzten Treffen dezent mit ihr geflirtet hatte.

  • Marik hatte sich noch nicht wirklich eingefunden. Sein Meister hatte ihn mitgebracht und ihm auch eine schöne geschmückte Tunika gegeben, in der man sich vorzeigen konnte. Doch er kannte hier niemanden. Dabei war dies doch gerade eine Gelegenheit, ein paar Bekanntschaften zu machen. In Meister Jumshagins Haushalt gab es nämlich keine nennenswerten weiblichen oder männlichen Bekanntschaften und seine Arbeit hielt ihn zudem auch noch sehr beschäftigt, dass er auch Yaris kaum sah.

    Daher wirkte er nun auch ein wenig verloren, während er sich fragte, wen er ansprechen konnte.

    Er kam gerade an einer schwarzhaarigen Dame vorbei, die mit ihrem Kleid auch locker als einer der Gäste von oben hätte durchgehen können. Und Marik konnte nicht anders, er musste sie einfach ansehen. Sie wirkte etwas ungehalten, während sie mit einem blonden Schönling und einem ebenso schwarzhaarigen Mann sprach, aber der Schmollmund wirkte ihrer Schönheit in keinster Weise entgegen. Eher im Gegenteil! Er musste schlucken. Er wusste nicht, um was es bei der Unterhaltung ging, doch getraute er sich auch nicht, sie anzusprechen. Wenn sie schon die beiden Muskelberge abwies, hatte er selbst wohl kaum eine Chance, auch nur ein "Hallo" von ihr zu erhalten.

  • Oh verflucht, nun war Kara wieder so giftig. Was hatte er ihr nur getan?

    "Ähm... Ich... Äh, schade, dass du schon gehst. Ähm... Hab aber auf dich acht. Keiner wird die Blicke von dir nehmen können, wenn er dich sieht also bekommst du hoffentlich keinen Ärger."

    Götter, sagte er gerade was Dummes? Er sagte was Dummes, oder? Ja, definitiv.

    "I-Ich meine... äh, hat mich gefreut, Kara."

  • Ja meine Frau und Alaric, dass passte scheinbar einfach nicht. Auch wenn ich mich bemühte irgendwie Frieden zu schaffen, nun ja es war scheinbar vergebene Liebesmüh. Passte es mir, dass sie jetzt zu den Gladiatoren wollte? Nein natürlich nicht, aber ich kannte ja gerade schlecht einen Aufstand machen. So nickte ich auch nur, doch sie kannte mich und würde wissen, dass ich es nun ja nicht gut fand. Aber sie wusste auch, dass ich kaum was sagen würde. Auch wenn wir uns gut wieder zusammengerauft hatte, war ich immer noch vorsichtig denn ich hatte einen Scheißangst sie doch noch wieder zu verlieren. Kara verließ die Culina und ich wandte mich Alaric zu. „Nun sag was hast du getrieben in der ganzen Zeit. Ich hätte gedacht mal von dir zu hören oder zumindest eine Aufforderung für einen Rückkampf zu erhalten.“ Maiente ich grinsend, auch wenn es nicht so wirklich fröhlich war. Ich warf nochmal einen Blick zur Tür, bevor ich mich wieder ganz auf Alaric konzertierte. „Hast du denn dein Training weitergeführt?“ Ja wenn Kara schon zu den Gladiatoren ging, dann konnte ich auch fachsimpeln, was ich nicht getan hätte wenn sie hier gelbieben wäre, weil ich wusste das sie das herzlich wenig interessierte.

  • Graziös erhob sich Kara. Natürlich sah sie den Blick ihres Mannes, dem das nicht gefiel, aber ihr schlechtes Gewissen hielt sich in sehr überschaubaren Grenzen, denn er war ja derjenige, der mit Alaric über langweiliges Zeug reden wollte. Das konnte er jetzt ganz in Ruhe tun, und sie machte eben etwas, das ihr Freude machte.

    Alaric bekam zur Verabschiedung ein beiläufiges Winken mit der Hand, ohne hinzusehen. Der Mann hatte seine Chancen bei ihr gehabt, und beide Male hatte er grandios versemmelt. In der Villa Aurelia hatte er sie nicht einmal mit einer Antwort gewürdigt und sie vollständig ignoriert, und bei den Gladiatorenspielen – bei denen sie zugegebenermaßen gerade sehr schwanger gewesen war – hatte er lieber mit dem rothaarigen Ding von Rufio geflirtet und dann über Gladiatoren gefachsimpelt. Nein, da war sie einfach nachtragend, da änderte auch kein gestottertes Kompliment etwas, oder die Sorge, dass sie Ärger bekommen könnte. Sie glaubte nicht daran, Ärger zu bekommen, nicht mal wenn der Tiberier sie erwischen sollte. Sie machte ja nichts, sie wollte nur gucken und ein paar Komplimente einheimsen.


    Auf dem Weg noch zeigte sich gleich der Unterschied in ihrem Verhalten, ob sie jemanden mochte oder nicht. Denn ein jüngerer Sklave starrte sie geradezu hypnotisiert an. DAS war echte Bewunderung, keine, die erst aus Mitleid hervorgerufen werden musste oder von ihrem Mann mit einem Schubs forciert wurde. Der Junge dürfte ein paar Jahre jünger als sie gewesen sein, aber nicht zu viele, und konnte seine Augen nicht von ihr abwenden. Er bekam ihr bestes Lächeln und sie ließ einmal den Blick an ihm hinabgleiten, so wie er es an ihr getan hatte, und lächelte ihn dann noch einmal sehr offen mit einem kleinen Zwinkern an, als sie an ihm vorbeischwebte. Wie zufällig tanzten dabei ihre Finger einmal über seine Schulter, als sie an ihm vorbeiging, ganz wie man es unterbewusst manchmal an Möbeln im Vorbeigehen tat. Nur dass bei Kara so etwas nie zufällig war. Er sollte heute Nacht ruhig von ihr träumen. Die Vorstellung gefiel ihr.


    Aber erst einmal wollte sie nun los, sich auf dem Fest umsehen. Und vielleicht ein klein bisschen schauen, was Rufio so tat und ob er sie bemerken würde. Ein ganz klitzekleines bisschen.

  • Was auch immer diese Frau gegen ihn hatte, er verstand es einfach nicht. Man hätte meinen können, dass eine Frau eines berühmten Gladiators nicht auf die Bewunderung anderer angewiesen war, dennoch reagierte sie noch immer geradezu beleidigt, weil er sich bei einem Treffen mit Flamma eben eher mit Flamma als mit ihr unterhalten hatte.

    Alaric zuckte mit den Schultern. Ja, sie war hübsch, aber zunächst einmal war sie nicht seine und dann gab es hier noch mehr hübsche Frauen, die durchaus nichts gegen seine Gesellschaft hatten.

    "Sie ist immer noch unserer Kriegsgöttin ähnlich...", murmelte er.

    Sich wieder Flamma zuwendend, seufzte er.

    "Tut mir leid. Wir haben jetzt eine neue Domina im Haus und wenn sie ausgeht, begleite ich sie meist. Aber ich wollte ohnehin noch einmal fragen, ob ich dich wiedersehen kann. Es ist nicht so, als ob die anderen Männer im Haushalt viel Interesse daran hätten, mit mir zu trainieren." Aus unterschiedlichen Gründen. Ein paar hatten Angst und ein paar waren eifersüchtig. Und die, mit denen er sich verstand, waren eindeutig nicht zum Kämpfen gemacht.

    "Aber mein Training lasse ich nicht schleifen. Wenn ich nicht arbeite, trainiere ich. Nur sind Erfolge allein nicht wirklich zahlreich. Doch den Rückkampf kannst du haben. Ich muss die Blamage vom letzten Mal ausgleichen."

  • ...


    Marik stieg das Blut bis unter die Haarspitzen. Man sah es ihm dank seines Teints zwar nicht an, doch in dem Jungen kämpften Verlegenheit mit huldvoller Bewunderung, die sich durchaus zu einer kleinen Schwärmerei manifestierte.

    Das Mädchen - nein, die Frau! - war an ihm vorbeigetanzt wie eine Sagengestalt und hatte ihn sogar berührt und angelächelt.

    Leider währte der magische Moment nur unsäglich kurz und mit einer Mischung aus Sehnsucht und Glück sah er ihr hinterher, als sie die Culina verließ. Oh, hoffentlich bekam sie keinen Ärger...

    Marik selbst benötigte darauf erst einmal einen Wein. Da er hier niemanden kannte, wusste er noch nicht recht, wem er sich vorstellen sollte.

  • ....

    Ich grinste, denn ich konnte mir durchaus vorstellen was ihn ablenkte. „Nun ich denke gegen weitere Trainingseinheiten spricht sicherlich nicht. Deine Domina soll sich einfach mit meinem Dominus in Verbindung setzten.“ Ja das war wohl sicherlich kein Problem, gerade jetzt wo meine Dominus keine Amtszeit und dergleichen hatte. Ich sah einige der aurelischen Sklavinnen, die immer wieder zu uns rüber blickten und kicherten. „Verehrerinnen von dir?“ Fragte ich Alaric und konnte mir einen Grinsen nicht verkneifen. Es sah so auch, als wenn Alaric tatsächlich in Rom angekommen war und seien anfängliche Wut gegen alles und jeden abgelegt hatte. „Ich freu mich auf jeden Fall für dich und wenn du nicht mehr so abgelenkt bist durch deine Wut wird unser nächster Kampf wohl wirklich spannend werden.“ Ja der erste Kampf war eher geprägt davon, dass Alaric sich hatte von seiner Wut leiten lassen und damit hatte er sich selbst im Weg gestanden. Nun wenn er dies abgelegt hatte wurde er tatsächlich zu einem ernstzunehmenden Gegener. Genau das hatte ich ihm gesagt, er sollte sich nicht selbst im Weg stehen. Ich freute mich, dass er dies auch geschafft hatte.

  • Kara hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war. Aber sicher war es mehr als eine halbe Stunde gewesen, die sie weggewesen war, ehe sie wieder in die Culina zu den übrigen Sklaven kam. Einige schauten sie etwas komisch an, weil sie ja so vornehm gekleidet war und auch hier viele der Gastsklaven sie mit einem tatsächlichen Gast verwechselten. Kara nahm das mit einem Lächeln zur Kenntnis und bahnte sich wieder ihren Weg durch die anderen hindurch. Sie sah Flamma noch immer auf seinem Platz sitzen, noch immer im Gespräch mit Alaric. Sie wartete, bis er zu ihr aufsah, und winkte ihm nur einmal kurz zu. Zu ihm gesellen wollte sie sich nicht. Stattdessen suchte sie sich ein paar andere Sklaven, denen sie bei deren Gespräch einfach zuhören konnte.


    Ja, ein Teil von ihr hatte ein schlechtes Gewissen gegenüber Flamma. Deshalb ging sie jetzt auch nicht zu ihm und versuchte auch nicht, ihn zu umgarnen. Das wäre ihr dann doch verlogen vorgekommen. Aber auf der anderen Seite konnte sie kein schlechtes Gewissen haben, weil sie Rufio einfach seit Jahren liebte und sich daran an keinem Tag wirklich etwas geändert hatte, so sehr sie es auch versucht hatte. Und Flamma hatte sie verlassen, was einfach eine Narbe hinterlassen hatte. Auch wenn er seitdem so oft beteuerte, dass er sie liebte und nicht mehr verlassen würde, dieser Stich in ihrer Seele blieb einfach und sie wusste nicht, ob der jemals verheilen würde.

    Daher wählte sie also den Mittelweg, indem sie ihn wissen ließ, dass sie wieder da war, ohne sich ihm aufzudrängen. Und gleichzeitig lauschte sie, was es in anderen Haushalten alles so neues gab.

  • Ich kam erst recht spät hinunter in die Culina, als das Fest schon voll im Gange war. Ich hätte früher kommen wollen, aber auf der einen Seite hatte mich das alles ein wenig überfordert und erschreckt, und auf der anderen Seite… Mein ganzer Körper fühlte sich an, als hätte er Muskelkater. Es waren Muskeln verspannt, von denen ich nicht wusste, dass ich sie hatte. Aber sie waren es. Und ich war müde gewesen und erschöpft und war irgendwie oben noch einmal eingeschlafen, ehe es losging, und hatte wirklich lange noch geschlafen. Und als ich endlich aufwachte, war das Fest schon halb wieder vorbei.

    Trotzdem war ich jetzt hier, frisch gekämmt und gewaschen, und hatte keine Ahnung, was ich machen sollte. Ich schaute mich in der Culina um, die so voll besetzt war, wie ich es noch nie zuvor gesehen hatte. Überall waren fremde Leute, und dazwischen ein paar bekannte Gesichter. Alaric unterhielt sich mit dem großen Mann, mit dem er sich auch schon bei den Gladiatorenspielen unterhalten hatte und dessen frau mich nicht leiden konnte. Instinktiv sah ich mich nach ihr um, entdeckte sie aber in dem Gewühl erstmal nicht. Das beruhigte mich irgendwie, trotzdem blieb ich wachsam und angespannt und machte um die beiden erstmal einen kleinen Bogen, um der Furie zu entgehen, sollte sie doch irgendwo lauern.

    Ich drehte mich um und wollte in Richtung Kiki gehen, als ich sie anrempelte. Sie gab ein leises "Huch" von sich und verschüttete etwas in ihrem Becher, ehe sie sich zu mir umdrehte. Ich entschuldigte mich schon murmelnd und war auf wütende Blicke gefasst. Aber sie lächelte nur, nein lachte sogar. Auf ihren Wangen erschienen Grübchen dabei. "Das wäre beinahe schiefgegangen", sagte sie fröhlich, und ich schaute sie einfach nur an.

    Sie war wun-der-schön. Also wirklich schön. Nicht die Art schön, wie die Statuen es waren oder Gemälde, sondern auf ihre ganz eigene Art. Sie hatte blonde Haare, die sie im Zopf zusammengebunden hatte. Aber einzelne Strähnen widersetzten sich der Frisur und standen aus dem Zopf wild in alle Richtungen ab. Eine glatte Strähne fiel ihr ins Gesicht, und sie klemmte sie sich mit einer schnellen Bewegung hinters Ohr. Ihre Augenbrauen waren dunkel, was mit dem hellen Haar seltsam aussah, und besaßen einen feinen Schwung. Unter ihrem rechten Auge hatte sie drei kleine Leberflecken, einer davon größer als die beiden anderen, und in ihren blauen Augen waren golden-braune Sprenkel. Sie war weder so schlank wie andere, noch so kurvig wie andere, sondern irgendwo dazwischen, und zwischen ihren Schneidezähnen oben war eine kleine Lücke. Ich konnte nicht aufhören, sie anzusehen, und brachte keinen Ton heraus.

    "Alles in Ordnung?" fragte sie mich und ihre Züge wirkten besorgt. Erst da merkte ich, dass ich nichts gesagt hatte und sie nur angestarrt hatte. "Ja! Ja, natürlich, entschuldige. Ich hab mich nur so erschreckt und… das ist mein erstes Fest und ich bin noch nicht so lange in Rom."

    Mein Herz schlug mir so sehr bis zum Hals, dass ich sicher war, dass alle, wirklich alle es hören mussten. Vor allen Dingen sie. Ich hoffte nur, dass sie mich nicht total unheimlich fand, wie ich jetzt dastand und plapperte und versuchte, normal zu wirken.

    Aber sie lächelte nur. "Alles gut. Ist ja nichts passiert. Ich bin Astrid von den Canuleiern. Und du?"

    "Rhian", sagte ich und fand meine Stimme kratzig und rau. Ich schluckte. "Von den Aureliern."

    Sie lächelte nochmal aufmunternd. "Komm, gesell dich zu uns. Biarne hier wollte grade vom letzten Fest erzählen, wo sein Dominus am Ende nackt auf dem Tisch getanzt hat", lud sie mich ein. Ich nickte lächelnd und begrüßte auch die anderen. Aber so sehr ich auch versuchte, die anderen anzusehen und ihren Geschichten zu folgen, mein Blick driftete doch immer wieder ein wenig ab, vor allen Dingen, wenn sie lachte. Sie hatte ein wunderschönes Lachen.

  • Ich war immer noch mit Alaric im Gespräch, als Kara nach einer ganzen Weile zurückkam. Doch nicht wie sonst, wenn zahlreiche Frauen um mich herumstanden kam sie zu mir. Sie winkte mir zwar kurz zu, gesellt sich aber zu einer anderen Gruppen Sklaven. Als ich mich wieder Alaric und den umstehenden Frauen zuwandte, runzelt ich kurz die Stirn, das war ein Verhalten, dass ich von Kara so nicht gewöhnt war. Eine der Sklavinnen nutzte das auch gleich aus und drängte sich dichter an mich heran. Ich lächelte wie immer höflich und stellte den normalen Abstand wieder her. Ich war hin und hergerissen und wusste nicht ob ich mich zu Kara gesellen sollte oder nicht. Es dauerte einige Momente bis ich mich schließlich dagegen entschied und mein Gespräch weiterführte. Sie bekam ich auch noch mit, wie die kleinen rothaarige Sklavin des Aureliers eine andere anrempelte. Doch die Stimmung hier war gelöst, so dass es keinen Ärger gab, sondern die unsanft Angestoßene freundlich reagierte und Rhina einfach zum Gespräch einlud. Ich beantwortete derweil pflichtschuldig die üblichen fragen nach meiner Vergangenheit im Ludus, wie es war Gladiator zu sein und so weiter und so weiter. Ja ich hoffte immer noch, dass das irgendwann mal abklingen würde, aber es war wie es war und scheinbar himmelten mich immer noch nicht wenige an. Es lag wohl daran, dass die wenigsten Gladiatoren, die es aus der Arena leben herausschafften noch in Rom weilten.

  • Natürlich bemerkte Kara, dass sich immer wieder mal andere Frauen an Flamma annäherten, und natürlich schaute sie dann nicht gerade glücklich in seine Richtung, wenn sie das bemerkte. Aber sie wollte jetzt nicht rumzicken, also tat sie so, als würde sie es nicht mitbekommen und unterhielt sich stattdessen selbst mal hier und mal da mit dem ein oder anderen Sklaven.


    Irgendwann kam eine Sklavin, deren Name Kara vergessen hatte, zu ihr, um ihr zu sagen, dass Corvina über Nacht bleiben würde. Kara nickte und straffte ihre Schultern. Wollte sie über Nacht hier bleiben? Ja und nein. Sie konnte sich schöneres vorstellen, als Nachts durch die Straßen zurück zum Esquilin zu gehen, erst recht in diesen Schuhen. Diese armen Schuhe, die durchgelatscht werden würden, obwohl sie es nicht verdienten. Und so spät bekamen sie keine Sänfte mehr. Vielleicht eher ein Marktkarren auf dem weg aus der Stadt heraus, der sie mitnahm für ein paar Münzen. Nur hatte Kara natürlich keine mit. Wo hätte sie die in diesem Hauch von Nichts auch hintun sollen? Flamma aber vielleicht.

    Auf der anderen Seite wollte sie aber nachts sicher nicht hören, wie überall noch Pärchen übereinander herfielen, und daran denken, dass eine der stöhnenden Stimmen vielleicht Rufio gehören könnte. Ja, wahrscheinlich war ihre Eifersucht da gänzlich unangebracht und auch überhaupt nicht berechtigt, und sie wollte sie ja nicht einmal haben oder fühlen, aber was konnte sie schon dagegen tun, dass es sie ankotzte, nicht die zweite Hälfte der stöhnenden stimmen dann zu sein? Auch wenn es unfair Flamma gegenüber war. Auch wenn sie wusste, wie falsch es war. Auch wenn sie wusste, dass sie ihn nie für sich haben könnte, nicht mal dann, wenn die Götter wie in einer griechischen Komödie herabsteigen und erklären würden, dass sie eigentlich eine verschollen geglaubte Senatorentochter wäre.


    Es war kompliziert.


    Kara straffte also die Schultern und bemerkte erstmal den Rotschopf im Gespräch mit anderen Sklaven. Die Kleine war so konzentriert, dass sie Kara nicht zu bemerken schien. Diese rümpfte daraufhin missbilligend die Nase. Eines stand fest: Kara war um Welten hübscher als dieses… dieses… Kind!

    Sie bahnte sich ihren Weg zu Flamma und vertrieb eine ihn anhimmelnde Sklavin mit einem sehr niederschmetternden Blick. Als die frau sich trollte, nicht ohne Kara noch einmal böse anzufunkeln, setzte sich diese gewohnt lässig einfach auf das Stückchen Tisch direkt vor Flamma und beugte sich zu ihm, um über das Stimmengewirr der Feier hinweg mit ihm reden zu können. "Corvina und der Tiberier wollen hier über Nacht bleiben. Wollen wir dann allein heimgehen?" Das musste nicht unbedingt jetzt schon sein, aber Kara wollte es geklärt wissen, ob sie denn überhaupt dann heimgehen würden, oder ob Flamma auch hier bleiben wollte im Dunstkreis seiner Bewunderinnen, Alaric mit eingeschlossen.

  • Ich redete höflicherweise mit den Frauen die mich umlagerten. Mochte ich es? Nein tat ich überhaupt nicht. Aber zum einen war ich wohl zu höflich und zum andere wollte ich auch ganz sicher kein schlechtes Licht auf meinen Dominus bringen, indem ich mich unhöflich benahm. Dennoch war ich erleichterter, als Kara zu mir kam und die Frauen sich endlich ein anderes Ziel suchten. So legte ich wie selbstverständlich ihre meine Hände auf ihre Beine und sah ihr direkt in die Augen. Bevor ich ihr antwortete stahl ich mir allerdings einen Kuss, denn ich fand unser letzter Kuss war einfach zu lange her. Ich ließ meinen Blick über sie gleiten. „Nun ich würde schon lieber nach Hause gehen, aber... ich denke es ist wohl besser wenn wir hier übernachten.“ Ja sie war nicht wirklich für einen nächtlichen Spaziergang durch die Stadt angezogen. Nicht das ich Sorgen vor einem Überfall hatte. Ich würde sie beschützen können und Kara würde eh jeden potenziellen Angreifer in die Flucht schlagen. Aber ihre Schuhe waren wohl einfach nicht für einen langen Spaziergang geschaffen. „Nicht das ich was gegen einen abendlichen Spaziergang mit dir einzuwenden hätte.“ Meinte ich dann aber auch noch und sah sie an. Ich beugte mich etwas zu ihr. „Aber so die Villa fast für uns allein, das hätte schon was oder?“ Meinte ich und gab ihr einen kleine Kuss hinter ihr Ohr.

  • Kara lachte leicht. "Du meinst, für uns, plus so zehn Veteranen, zwanzig andere Sklaven und vier kleine Kinder, von denen eines unseres ist? Ja, quasi sturmfreie Bude", stichelte sie. Es war ja wirklich nicht so, als ob die Villa leer wäre, nur weil Corvina und der Tiberier hier schlafen würden.

    "Aber ich würde trotzdem auch lieber zurückgehen", sagte Kara und sah ihren Mann mit schiefgelegtem Kopf an. Wieder einmal wurde ihr bewusst, dass sie sich selbst wahrscheinlich am meisten sabotierte und was sie aufs Spiel dabei setzte, und es versetzte ihr einen Stich irgendwo in die Magengegend. Aber auch, wenn er anderes sagte, war sich Kara sicher, dass er sie eines Tages so oder so wieder verlassen würde. Er hatte es einmal getan, obwohl sie ihm gesagt hatte, dass sie ihn liebte und es nicht wollte. Was also sollte ihn in Zukunft davon abhalten? Und auch das schmerzte. Aber beides ließ sie sich nicht anmerken.

    "Hast du ein paar Münzen mit? Vielleicht würde uns ja einer der Marktkarren mit in Richtung Esquilin nehmen, dann müssten wir nur von hier bis zum Forum laufen und könnten uns von da die Via Sacra und Suburana fahren lassen?" Es war zumindest eine Möglichkeit und würde ihre Füße und noch mehr ihre Schuhe schonen.

  • Es wunderte mich zwar, dass Kara nicht hier bleiben wollte, zumal ich gedacht hätte, dass sie die Chance nutzen und sich mit den aurelischen Sklaven mal wieder so richtig austauschen würde. Aber ich hinterfragte nur selten Karas Beweggründe. So nickte ich auch leise lachend. „Ach die paar stören uns doch nicht.“ Meinte ich zwinkernd als sie sagte das ja sehr wohl noch wer in der Villa Tiberia war. Natürlich waren da noch die Veteranen und Kinder und andere Sklaven. Aber ich hatte auch gemeint, das wir mal wieder für uns allein waren, weil der Tiberii ja hier war und somit garantiert war, dass wir den Rest der Nacht für uns allein hatten. Kurz musste ich nachsehen, aber ja dann nickte ich. „Es sollte auf Jeden Fall reichen um einen Platz auf einen Karren zu bekommen.“ Sagte ich und beugte mich etwas vor um ihr einen Kuss zu geben und ihr dabei zuzuflüstern. „Ich trag dich aber auch bis nach Hause, allein schon um die Schönen Schuhe zu schonen.“ Ein weiterer sanfter Kuss. „Habe ich dir eigentlich schon gesagt, dass du heute die schönste Frau hier in der gesamten Villa bist?“ Ja das war sie, auch wenn ich nur wenige der weiblichen Gäste zu Gesicht bekommen hatte, hatte das doch gereicht um zu sehen, dass Kara ihnen in nichts nachstand eher im Gegenteil Sie wäre die Königin des Festes gewesen, wenn sie denn dort willkommen gewesen wäre.

    Ich gab ihr noch einen Kuss und erhob mich dann um meiner Frau die Hand zu reichen. „Wollen wir dann los?“