[Taberna] DRAXT Ī ĀSŪRĪG - Zur Ziege und der Dattelpalme

  • Als er sie an der Schulter berührte, um sie zu sich herumzudrehen, wehrte sich Iduna kaum merklich. Jedoch war diese Abwehrhaltung nicht der Rede wert und schließlich stand sie dem Blonden Auge in Auge gegenüber. Unfähig einen klaren Gedanken zu fassen, begann sie am ganzen Körper zu zittern. Bevor sie ihre Arme um Angus‘ Hals schlang und ihren Kopf regelrecht stürmisch gegen seine Brust presste. Dabei murmelte Iduna unverständliche Worte, welche mit schluchzenden Geräuschen untermalt waren.


    “Ich habe dich so vermisst. Wo hast du nur so lange gesteckt? Geht es dir gut? Wie bist du hierher gekommen? Bitte verlasse mich nie wieder.“


    Dann verstummte Iduna, nachdem ihre Wortsalve von einem Schluckauf beendet wurde und blickte mit tränenfeuchten Augen zu dem Kelten empor. Gelöst hatte sie sich jedoch noch immer nicht von ihm und würde dies wohl auch in nächster Zeit nicht gerne tun.

    Sie zitterte, als sie mich plötzlich vor sich sah. Doch das hielt nur kurze Zeit an, denn kurz darauf schlang sie ihre Arme um meinen Hals und schmiegte ihren Kopf ganz fest an meine Brust. Dann folgten einige Worte, die schier in einem Schluchzen ertrinken wollten, doch ich konnte mir zusammenreimen, was sie mir sagen wollten. Oh ja, ich hatte sie auch sehr vermisst. Ich war vor Angst fast gestorben! Nachdem sie verstummt war, sie zu mir auf. Ich wollte ihre Tränen abwischen und sie endlich in meine Arme schließen und sie küssen. So lange hatte ich mich danach gesehnt. Aber ich hatte meine Rechnung nicht mit dem Fremden gemacht. Phileas hatte er bereits eingeschüchtert mit seinem Dolch, den er aber dann doch nicht gezogen hatte. Der Grieche aber kauerte nun vor ihm wie ein Hund auf dem Boden.

    Dann aber berührte der große Blonde Iduna und drehte sie zu sich um, und Iduna schluchzte und schluchzte und stammelte unverständliches Zeug. Ich fasste mein Eigentum am Arm und zog sie mit einem Ruck hinter mich, um sie zu beschützen:


    "Wer bist du, dass du dich am meiner Sklavin zu schaffen machst?", knurrte ich den Fremden auf Griechisch an, ohne zu wissen, ob er mich verstehen würde.

    An Größe konnte ich es vielleicht nicht mit ihm aufnehmen, doch ich war von Kindesbeinen an wie alle Surena zum Krieg und zum Kampf erzogen worden, und ich traute mir zu, die Frauen verteidigen zu können.

    Und Idunah war meine Sklavin, nicht etwa die von Athenodoros, er hatte sie mir geschenkt.

    Der Kerl zog nun auch sie von mir fort, hinter sich, als wäre ich ein Monster, das sich über sie hermachen wollte. Dann knurrte er mir etwas Unverständliches zu, von dem ich rein gar nichts verstand. "He, lass sie los! Lass meine Frau los!" rief ich ihm zu und zeigte dem Kerl deutlich, dass ich vor ihm keine Angst hatte. Wer war er eigentlich? Doch nicht etwa dieser Bene Attar? Es hatte aber doch geheißen, er sei ein alter Mann. Dieser aber war jung! Mit ihm würde ich allemal fertig werden! Mit oder ohne Dolch!

  • "Der Brief ging an Pakūr Meherzad. Ich nahm ja an, dass es niemand mit diesem Namen gibt. Allerdings konnte ich nicht ahnen, dass er Jabel mit diesem Auftrag betraute. Der Brief wurde am gleichen Tag abgeschickt, an dem auch dein Brief abgeschickt wurde." Ich musste mir eingestehen, dass ich ganz außer Acht gelassen hatte, dass meine Gute Nilofer vielleicht schon längst enttarnt worden war und dass man in Ktesiphon wegen meiner Flucht schon ganz in Aufruhr war. Doch nein, daran durfte ich gar nicht erst denken! Nilofer lebte sicher noch ganz unbehelligt im Harem ihr zurückgezogenes Leben.

    "Ich habe Angst, dass Jabel schon bald zurückkommt... und ich habe Angst um sie!"Schon oft hatte ich mir Vorwürfe gemacht, dass ich so viel von Nilofer verlangt hatte. Wenn man herausfand, dass ich fort war, würde das ihren Tod bedeuten! Dieser Gedanke war so schrecklich!

    "Außerdem habe ich Alexander Ben Attar kennengelert. Er ist immer noch hier in Palmyra, in der Armee der Rhomäer. Vielleicht könnte er uns helfen, von hier fort zu kommen. Wir könnten ins Land der Rhomäer fliehen. Dort wird uns dann niemand mehr finden!" Ich ahnte bereits, dass Phraotes dieser Vorschlag nicht schmecken würde. Die Rhomäer waren unsere ärgsten Feinde. Doch welche Wahl hatten wir denn noch, wenn uns in der Heimat der sichere Tod drohte?


    Phraotes hatte den armen Griechen so sehr erschrocken, dass er nun aus Furcht vor uns kniete. Ich sah nun üer ihn hinweg zu dem anderen Fremden. Offenbar sprach er Idunahs Sprache und allmählich begann es mir zu dämmern, dass es sich um jenen Gefährten handelte, von dem sie so oft erzählt hatte. Auch sie hatte sich nach ihm so sehr gesehnt. Und nun wurde ihr die Gnade zuteil, dass er hier war, um sie nach Hause zu bringen, zu ihrem Kind. Zunächst aber hielt ich mich noch zurück, um zu hören, was dieser Fremde und Idunah zu sagen hatten.

  • An Größe konnte ich es vielleicht nicht mit ihm aufnehmen, doch ich war von Kindesbeinen an wie alle Surena zum Krieg und zum Kampf erzogen worden, und ich traute mir zu, die Frauen verteidigen zu können.


    Um dem sicheren Tod zu entgehen entschloss er sich kurzerhand den beiden Parthern vor die Füße zu werfen.

    "Ich bitte vielmals um Entschuldigung, despotes! Ich wollte euch nicht stören. Eigentlich wollte ich nur nach meinem Freund sehen." begann er sich zu rechtfertigen und wagte es nicht aufzusehen. Jedoch stellte er mit Erleichterung fest, dass kein parthischer Dolch ihn traf.


    Phraotes hatte den armen Griechen so sehr erschrocken, dass er nun aus Furcht vor uns kniete. Ich sah nun üer ihn hinweg zu dem anderen Fremden. Offenbar sprach er Idunahs Sprache und allmählich begann es mir zu dämmern, dass es sich um jenen Gefährten handelte, von dem sie so oft erzählt hatte. Auch sie hatte sich nach ihm so sehr gesehnt. Und nun wurde ihr die Gnade zuteil, dass er hier war, um sie nach Hause zu bringen, zu ihrem Kind. Zunächst aber hielt ich mich noch zurück, um zu hören, was dieser Fremde und Idunah zu sagen hatten.

    Anippe sah, dass Phileas sich zu Boden warf, und in diesem Moment konnte sie an nichts mehr anderes denken, als dass der Grieche in Gefahr war. Sie kannte despotès Phraotes nicht sehr gut, doch ihr eigener Herr ließ für gewöhnlich von ihr ab, wenn sie schrie und weinte und um Gnade bat.

    Auch sie warf sich nun auf die Knie, die Hände flehend erhoben. Ihre Augen füllten sich mit Tränen.

    "Oh nein, Herr, bitte tu ihm nichts, sieh doch, wir sind deine Sklaven und liegen zu deinen Füßen!", stieß sie hervor und weinte laut.

  • Zitat von Phraotes Surena

    Für Iduna wirkte dieser Augenblick, als würde sie im siebten Himmel schweben. Sie hatte Angus tatsächlich getroffen. Der Kelte stand leibhaftig vor ihr. Wie hatte er es nur geschafft sie hier zu finden? Wie nur? Fragend blickte die Rothaarige somit zu dem Blonden empor und versuchte in seinem Gesicht nach Antworten auf ihre gedanklich gestellten Fragen zu suchen. Und wieso blickte er sie nur schweigend an? Hatte sie etwas getan was seinen Unmut schürte? Etwa die Tatsache dass sie sich nicht selbst auf die Suche nach ihm begeben hatte? Wie aber nur hätte sie dies denn bewerkstelligen sollen? Alleine in einer fremden Umgebung, mit fremden Menschen und einer noch fremderen Sprache?


    Abermals wollten sich Idunas Lippen öffnen und Worte an Angus Gehör dringen lassen. Da spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter, wie ihr déspotes sie zu sich herumdrehte und sie schließlich hinter sich bugsierte. Warum? Diese Frage stand der Germanin deutlich ins Gesicht geschrieben.


    “Das ist Angus. Mein.. mein Gefährte.“


    Sprach Iduna an den Dunkelhaarigen gewandt und deutete dabei auf den Kelten. Das sich Angus dann jedoch so aufspielte, ließ Iduna innerlich aufseufzen. Wobei sie ihrem Gefährten einen warnenden Blick entgegen warf. Schließlich wusste sie nicht wie ihr Herr auf das Gebaren des Blondhaarigen reagieren würde. Hoffentlich nicht, in dem er Angus Bekanntschaft mit seinem Dolch machen ließ.

  • "Der Brief ging an Pakūr Meherzad. Ich nahm ja an, dass es niemand mit diesem Namen gibt. Allerdings konnte ich nicht ahnen, dass er Jabel mit diesem Auftrag betraute. Der Brief wurde am gleichen Tag abgeschickt, an dem auch dein Brief abgeschickt wurde." Ich musste mir eingestehen, dass ich ganz außer Acht gelassen hatte, dass meine Gute Nilofer vielleicht schon längst enttarnt worden war und dass man in Ktesiphon wegen meiner Flucht schon ganz in Aufruhr war. Doch nein, daran durfte ich gar nicht erst denken! Nilofer lebte sicher noch ganz unbehelligt im Harem ihr zurückgezogenes Leben.

    "Ich habe Angst, dass Jabel schon bald zurückkommt... und ich habe Angst um sie!"Schon oft hatte ich mir Vorwürfe gemacht, dass ich so viel von Nilofer verlangt hatte. Wenn man herausfand, dass ich fort war, würde das ihren Tod bedeuten! Dieser Gedanke war so schrecklich!

    "Außerdem habe ich Alexander Ben Attar kennengelert. Er ist immer noch hier in Palmyra, in der Armee der Rhomäer. Vielleicht könnte er uns helfen, von hier fort zu kommen. Wir könnten ins Land der Rhomäer fliehen. Dort wird uns dann niemand mehr finden!" Ich ahnte bereits, dass Phraotes dieser Vorschlag nicht schmecken würde. Die Rhomäer waren unsere ärgsten Feinde. Doch welche Wahl hatten wir denn noch, wenn uns in der Heimat der sichere Tod drohte?

    "Das Alexandros ben Attar noch am Leben ist, freut mich. Doch das seine Loyalität den Rhomäern gilt, freut mich nicht.", erklärte ich Nilofer. Die Rhomäer waren in der Tat unsere Todfeinde, und meiner Ansicht nach kannte ihr Expansionsdrang keine Grenzen. Das, was ich am Westen liebte, war die griechische Philosophie, doch die Rhomäer hatten die Hellenen versklavt, das herrliche Korinth dem Erdboden gleich gemacht und die Insel des Apoll, Delos, zu ihrem zentralen Sklavenmarkt degradiert. Ihrendein tumber römischer Soldat hatte einst einem Archimedes den Schädel eingeschlagen. Zum politischen kam bei mir also auch noch persönlicher Abscheu hinzu, vor ihrer Gier, ihrer Unkultur, ihrer räuberischen Mentalität.

    Allerdings wusste Alexandros wohl nicht, wer wir waren, und wenn es nach mir ginge, durfte er es auch nie erfahren:

    "Weshalb würde Athenodoros Sohn uns helfen wollen?", fragte ich.


    Anippe sah, dass Phileas sich zu Boden warf, und in diesem Moment konnte sie an nichts mehr anderes denken, als dass der Grieche in Gefahr war. Sie kannte despotès Phraotes nicht sehr gut, doch ihr eigener Herr ließ für gewöhnlich von ihr ab, wenn sie schrie und weinte und um Gnade bat.

    Auch sie warf sich nun auf die Knie, die Hände flehend erhoben. Ihre Augen füllten sich mit Tränen.

    "Oh nein, Herr, bitte tu ihm nichts, sieh doch, wir sind deine Sklaven und liegen zu deinen Füßen!", stieß sie hervor und weinte laut.

    In diesem Moment brach ein Tumult los, und während der junge Grieche vor mir kniete, tat Anippe es ihm gleich und flehte so herzzerreißend um Gnade, das man es bestimmt noch aus einer Meile Entfernung hören konnte. Ich hatte keinem Sklaven was tun wollen, und ich hob die Hände:

    " Kann jemand diese Frau zum Schweigen bringen!", stöhnte ich entnervt: " Alle aufstehen, hinsetzen, lass uns reden wie zivilisierte Menschen!", ich deutete auf den Tisch und machte ein grimmiges Gesicht, damit man mir gehorchte.


    “Das ist Angus. Mein.. mein Gefährte.“


    Sprach Iduna an den Dunkelhaarigen gewandt und deutete dabei auf den Kelten. Das sich Angus dann jedoch so aufspielte, ließ Iduna innerlich aufseufzen. Wobei sie ihrem Gefährten einen warnenden Blick entgegen warf. Schließlich wusste sie nicht wie ihr Herr auf das Gebaren des Blondhaarigen reagieren würde. Hoffentlich nicht, in dem er Angus Bekanntschaft mit seinem Dolch machen ließ.

    Iduna hatte mir zwar erzählt, dass sie aus einem Volk stammte, welches Cherusker hieß und dass sie geraubt worden war, doch von einem Gefährten wusste ich nichts, und hilfesuchend sah ich zu Nilofer hin. Sie kannte Iduna schon länger, vermutlich wusste sie mehr.

    Abermals wandte ich mich an den griechischen Sklaven und den blonden Galater:

    "Erzähle mir deine Geschichte und du übersetzt !", forderte ich beide auf: "Aber bitte eines nach dem anderen."


    Die anderen aus ihrer Gruppe und Anippe aus unserer Gruppe würden hoffentlich so lange den Mund halten, bis ich verstand, was überhaupt los war.

  • "Das Alexandros ben Attar noch am Leben ist, freut mich. Doch das seine Loyalität den Rhomäern gilt, freut mich nicht.", erklärte ich Nilofer. Die Rhomäer waren in der Tat unsere Todfeinde, und meiner Ansicht nach kannte ihr Expansionsdrang keine Grenzen. Das, was ich am Westen liebte, war die griechische Philosophie, doch die Rhomäer hatten die Hellenen versklavt, das herrliche Korinth dem Erdboden gleich gemacht und die Insel des Apoll, Delos, zu ihrem zentralen Sklavenmarkt degradiert. Ihrendein tumber römischer Soldat hatte einst einem Archimedes den Schädel eingeschlagen. Zum politischen kam bei mir also auch noch persönlicher Abscheu hinzu, vor ihrer Gier, ihrer Unkultur, ihrer räuberischen Mentalität.

    Allerdings wusste Alexandros wohl nicht, wer wir waren, und wenn es nach mir ginge, durfte er es auch nie erfahren:

    "Weshalb würde Athenodoros Sohn uns helfen wollen?", fragte ich.

    Ich hatte erwartet, dass Phraotes nicht sehr glücklich über meinen Vorschlag sein konnte, denn er hasste alles, was mit den Rhomäern zu tun hatte. Er wie auch ich waren als Kinder mit schlimmen Gräuelmärchen aufgewachsen, die man uns imm und immer wieder erzählt hatte, damit auch in uns der Hass gegen die Rhomäer aufkeimte. Die Rhomäer waren das grausame Volk, das Kinder und Frauen abschlachtete und das den kleinen Prinzen, der mit seinem Vater in die Schlacht gezogen war, mitgenommen worden war. Denn, so hieß es am Ende dieser Geschichte, hatte man nie seine Leiche gefunden! Als Kind hatte ich mich davor gefürchtet, einem Rhomäer zu begegnen, auch wenn im Harem die Chance bei null gelegen hatte. Phraotes aber, der als Junge auch im Kampf ausgebildet worden war, hatte einen potentiellen Feind gebraucht, gegen den man sich wehren musste.

    "Trotzallem war Alexandros sehr hilfsbereit! Ich habe ihn auf dem Sklavenmarkt kennengelernt, als ich Idunah kaufte. Da er auch die Sprache der Rhomäer beherrscht, konnte er mir beim Übersetzen behilflich sein. Und er will uns auch bei unserer Flucht helfen, weil er auf diese Weise seinem Vater schaden kann. "


    Kaum hatte ich der Grieche vor Phraotes geworfen, tat es ihm auch Anippe gleich und lamentierte lautstark, so dass ich mich nur noch wundern konnte. "Anippe, was ist los mit dir? Steh sofort auf und sei still! "rief ich mit einer Spur von Strenge in meiner Stimme. Ich hatte ja keine Ahnung, warum sie sich so sehr um das Schicksal des Griechen scherte!

  • Kaum hatte ich der Grieche vor Phraotes geworfen, tat es ihm auch Anippe gleich und lamentierte lautstark, so dass ich mich nur noch wundern konnte. "Anippe, was ist los mit dir? Steh sofort auf und sei still! "rief ich mit einer Spur von Strenge in meiner Stimme. Ich hatte ja keine Ahnung, warum sie sich so sehr um das Schicksal des Griechen scherte!

    "Despoina, verzeih mir!", rief Anippe erschrocken aus , kniete sich hin und schlug beide Hände vor ihren Mund. Sie wusste schon, dass Nilofer eine gute Herrin war, die ihre Dienerinnen nicht schlug, wegen ihr brauchte sie kein Spektakel veranstalten, doch mochten die anderen ruhig glauben, dass die Partherin voll streng war.

    Aber despotés Phraotes kannte Nilofer noch nicht so lange und gut, und einen Moment lang hatte sie tatsächlich um Phileas Leben gefürchtet. Außerdem sprach er mit Misstrauen von ihrem lieben jungen Herren Alexandros, den sie so gerne wie einen jüngeren Bruder hatte. Und Phileas hatte sie gerne wie.... ja, wie was denn eigentlich? Am besten gar nicht, denn er mochte sie ja auch nicht.


    Mit einem Seitenblick zischte sie dem Griechen zu: "Das eben hat nichts mit dir zu tun, bilde dir ja nichts ein. Ich mag nur nicht schon wieder blutbefleckte Kleidung auswaschen."


    Dann schwieg sie aber wirklich, denn der große blonde Galater, der mit Phileas zusammen aufgetaucht war, schien Idunahs lang ersehnter Gefährte und der Vater ihrer kleinen Tochter zu sein, soviel reimte sich die Alexandrinerin zusammen.


    Die Geschichte, die er zu erzählen hatte, war bestimmt gerade so spannend wie ein Theaterstück. Fehlte nur noch apò mēchanḗs theós oder wie die Rhomäer sagten: Deus ex machina, der alle Fäden entwirrte und das Schicksal der Sklavin Idunah zu einem guten Ende brächte.

  • Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Kaum hatte sich Phileas dem Parther vor die Füße geworfen, tat es auch Anippe ihm gleich. Lautstark begann die zu jammern und bat für ihn um Gnade. War das nur wieder einer ihrer Tricks oder meinte sie es diesmal etwa ernst?

    Glücklicherweise hatte der Parther etwas ganz anderes im Sinn, als unschuldige griechische Sklaven abzustechen. Er hatte ihn sogar als 'mein Freund' bezeichnet und gebeten, doch wieder aufzustehen. Dem kam Phileas dann auch nach ein paar verwunderten Blicken nach, denn es war tatsächlich alles sehr chaotisch gerade. Der Kelte verlangte nach seiner Frau, die der Parther vor ihm beschützen wollte. Despoina Nilofer rief ihre Anippe zur Ordnung und die Alexandrinerin hatte ihm kurz darauf eindeutig zu verstehen gegeben, dass wieder alles nur Scharade gewesen war, so dass sich sein Bild von der durchtriebenen Sklavin wieder einmal mehr bestätigt hatte.

    Der Grieche räusperte sich, nahm das Angebot des Parthers an und setzte sich.

    "Ich danke dir, Despotes! Ich werde dir gerne als Übersetzer dienen und kann dir auch berichten, was ich selbst über die beiden weiß." Dann wies er zu dem Kelten." Dies ist Angus, der auf der Suche nach Idunah ist. Er und sie sind beide Sklaven eines rhomäischen Offiziers, der zur Zeit in Antiochia seinen Dienst tut. Idunah wurde entführt. Er und die anderen, die drüben am Tisch sitzen, haben den weiten Weg durch die Wüste gewagt, um sie zu finden und wieder zurück zu bringen. Angus bittet dich nun, ihm wieder seine Frau zurückzugeben. Wobei Frau wohl hier das falsche Wort ist, denn de facto ist es auch römischen Sklaven nicht erlaubt, eine Ehe einzugehen und somit... äh, ja." Gerade noch rechtzeitig hatte der Grieche bemerkt, dass er vom eigentlichen Thema abschweifte.

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  • Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Ja, da war sie, Idu- nah, genau wie sie Angusmacdonal beschrieben hatte: Zierlich und mit Haaren wie Kupfer und mit milchiger Haut.

    Schluchzend hatte sie sich in Angus Arme geworfen. Sie gehörte zu ihm, und er gehörte zu ihr.

    Ein Letztes blieb, mit dem Manal Angus helfen konnte und wollte.

    Sie trat vor, neben Angus, und sie sagte auf Griechisch, da sie den Eindruck gewonnen hatte, dass das die Sprache war, die allen am geläufigsten war:

    "Ich bin Manal aus Antiochia, Tochter des Schulmeisters Sassan ben Euodios."

    Sie war eine freie junge Frau, und es fiel ihr nicht ein, auf die Knie zu gehen, auch wenn der Parther streng dreinsah:


    " Höre mich bitte an, Herr von Iduna: Ich bezeuge alles, was Angusmacdonal spricht. Aber außerdem möchte ich dir erzählen, was er auf sich genommen hat, um seine Frau wiederzusehen."


    Bevor Phraotes es ihr verwehren konnte, erzählte Manal wie schon vor dem Ben Ma'zin nun von ihrem Weg durch Wüste und Wildnis und wie Angus den bösen Sklavenhändler Zahak getötet und allen unrechtmäßig Geraubten die Freiheit verschafft hatte.

    Und damit Iduna sie auch verstünde, wiederholte sie noch einmal Wort für Wort in ihrem akkuraten Latein aus dem Lehrbuch.


    Dann senkte sie den Blick, aber nicht, weil sie sich ängstigte, sondern damit Iduna nicht in ihren Augen lesen konnte. Sie hatte gar nichts gegen die rothaarige Germanin, und sie dankte dem Herren, dass sich das Paar wiedergefunden hatte. Doch der Kelte Angus war Manals erste große Liebe, und er war ihr nicht bestimmt; deshalb lag in ihren dunklen sonst so fröhlichen Augen ein so tiefer Schmerz.

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  • Um mich herum war ein einziges Stimmengewirr. Mir schien es, als sei ich der Einzige, der gerade überhaupt nichts verstand. Alle sprachen Griechisch oder eine eine andere Sprache, von der ich nicht wusste, wie sie überhaupt hieß. Sogar Iduna schien ein wenig Griechisch gelernt zu haben. Ich hingegen bekam nur mit, dass man scheinbar über mich sprach. Denn immer wieder konnte ich meinen Namen heraushören. Ebenso den von Iduna.

    Schließlich mischte sich auch noch Manal ein, die zunächst auch Griechisch sprach, aber dann ins Lateinische wechselte, damit auch ich endlich verstand, was gesagt wurde.

    Manal erzählte von unseren Abenteuern in der Wüste mit Zahak und den Sklaven. Dabei nannte sie mich wieder den goldenen Löwen, hob mich förmlich in den Himmel und pries jede meiner Taten, so dass ich fast schon peinlich berührt davon war.

    "Also ja, das stimmt, was Manal sagt. Wir beide haben so einiges auf uns genommen, um endlich hier sein zu können. Aber ohne sie hätte ich es nicht geschafft!" Dafür war ich ihr sehr dankbar und ich bereute nicht, dass ich ihrem Wunsch nachgekommen war, als sie zu mir ins Zelt gekommen war, nach dem wir Zahak und seine Leute niedergemacht hatten. Ich hätte ihr gerne noch mehr gegeben, wenn ich gekonnt hätte. Doch konnte nicht geben, was ich nicht besaß. Als mein Blick in voller Dankbarkeit zu ihr ging, sah ich, wie sie ihren gesenkt hielt. Es schmerzte mich, sie so zu sehen, denn ich konnte in diesem Moment ihre Traurigkeit spüren.

  • Einst waren Nilofer und ich aus dem goldenen Käfig geflohen, weil wir erstens Freiheit und zweitens Liebe für uns wollten.

    Wer wäre ich, einem anderen menschlichen Wesen beides zu verwehren?

    Wie gut war es, dass mir Athenodoros Idunah geschenkt hatte als Trostpreis wegen Nilofers vermeintlichem Verlust. Denn ich war ihr Herr, und nicht der Palmyrener.

    Ich sprach also zu Idunah - und ich bat den Sklaven Phileas darum, alles genau in die Rhomäersprache zu übersetzen, damit sie und ihr geliebter Mann mich gut verstanden:

    "Idunah, meine Sklavin. Ich Phraotes Surena aus dem Hause Suren, ich schenke Dir hiermit die Freiheit.

    Du kannst gehen, wohin du möchtest, und du bist auch von jeder Dienstpflicht gegen die Meinen frei.

    Darum überlege ganz genau, Iduna, was meine Worte bedeuten."

    Ich blickte die junge Frau beschwörend an:

    "Du kannst in eine römische Provinz oder irgendwo anders hingehen und ein neues Leben anfangen als freie Frau. Oder du bleibst im Dienste der Dame Nilofer als ihre angestellte Dienerin." Mit was wir sie bezahlen würden, mussten wir noch sehen:

    "Oder, aber bedenke das sehr gut: Dein Mann Angus ist immer noch unfrei, denn ich entnehme seinen Worten, dass er seinem kyrios, dem Offizier die Treue hält und zu ihm zurückkehren will. Er hat sehr viel riskiert, um dich wieder zu bekommen. Wenn du mit ihm gehst, Iduna, wärst du also wieder eine Sklavin der Rhomäer, welche ein unerbittliches und räuberisches Volk sind. Wähle demnach weise."


    Selbst wenn Angus und Idunah Sklaven waren, hatten sie doch einander. Beide liebten sie sich. Ich sah der kleinen Syrerin an, die für Angus gesprochen hatte, dass sie den blonden Galater auch liebte, denn ihre Augen waren tränenfeucht. Und ich dachte daran, dass ich Nilofer nicht einmal einen Kuss stehlen und niemals in der Öffentlichkeit ihre Hand halten konnte, und dass wir in Palmyra unfreier waren als all die Unfreien.

    Meine kluge und schöne Prinzessin hatte recht, wir mussten von Athenodoros fort, bevor sich die Türen eines neuen Goldenen Käfigs für sie erneut schlossen.

    Nur mit Rhomē als Zielort, da haderte ich.


    Angus, der sich trotz seines niedrigen Standes als tapferer Krieger und Befreier von Unschuldigen erwiesen hatte, wollte auch ich ehren, und daher sagte ich zu ihm ( Phileas übersetzte das hoffentlich richtig!):


    "Und dir schwöre ich, dass ich deine Frau Iduna stets respektvoll behandelt und nicht entehrt habe. "

    Vielleicht war das bei seinem Volk wichtig. Für mich konnte ich sprechen, für Athenodoros freilich nicht.

  • Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Phileas tat, wie ihm geheißen. Er übersetzte Wort für Wort, was dem Parther über die Lippen gekommen war. Ihr Herr hatte ihr soeben die Freiheit geschenkt und zuvor hatte sie erfahren, was ihr Gefährte alles auf sich genommen hatte, um sie zu finden. Dabei musste er an ihr Gespräch bei ihrer letzten Begegnung denken, bei der sie so unglücklich und voller Zweifel gewesen war, da sie sich einreden wollte, niemand würde nach ihr suchen. Er war nun gespannt, wie Idunah wählen würde.

    Ebenso übersetzte der Grieche auch Angus jedes Wort. Insbesondere den letzten Satz, den er ihm persönlich mitgeteilt hatte. Schließlich konnte man ein Lächeln auf dem Antlitz des griechischen Sklaven erkennen, der sich einfach nur freute, dass sich alles zum Guten gewendet hatte. In der Tat, Tyche hatte sich heute als besonders großzügig erwiesen. Zumindest für Idunah und Angus.


    Kurze Zeit später warf Phileas noch einen Blick auf Anippe und er fragte sich, warum Frauen so kompliziert sein mussten. Seit ihrer letzten Begegnung hatte er viel nachgedacht. Eigentlich hatte er sie ja gemocht. Doch jedesmal, wenn sie aufeinandertrafen, gab sie ihm Anlass zu glauben, dass sie nur mit seinen Gefühlen spielen wolle und dass sie weit davon entfernt war, ihm gegenüber aufrichtig zu sein. Er hätte gerne einmal die echte Anippe kennengelernt, die ihm ihre wahren Gefühle offenbarte und nicht nur die Interessen ihrer despoina vertrat. Aber vielleicht hatte sie ja auch gar keine echten Gefühle für ihn.

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    Idunas Gedanken überschlugen sich fast. Sie hatte Angus tatsächlich gefunden. Sie stand ihm hier wahrlich Auge in Auge gegenüber. Ein Traum hatte sich erfüllt. Ihr Traum hatte sich erfüllt. Auch wenn Aislin nicht bei ihm war. Aber dafür hatte der Blonde mit Sicherheit eine einfache Erklärung. Zum Beispiel das es für ein Kleinkind nicht schicklich war, in einer Schenke gesehen zu werden. Bestimmt hielt sich Aislin bei den anderen Sklaven des Iuliers auf, die Angus begleitet hatten. Das hatten sie doch, oder? Musternd ließ Iduna ihren Blick über das Gesicht ihres Gefährten gleiten. Bis sie Manal registrierte, die sich auffällig an Angus herangeschoben hatte. Und plötzlich fiel es Iduna wie Schuppen von den Augen und sie wich etwas zurück. Energisch wischte sie sich die Tränen von den Wangen und versuchte ihrem Gesicht den Ausdruck einer Maske zu verleihen. Das sich Manal so an Angus herangeschmiegt hatte, konnte nur eines bedeuten. Die Felle des Kelten waren nicht kalt geblieben. Und Iduna konnte es ihm noch nicht einmal verdenken. Auch wenn sie es mit Sicherheit nicht gemacht hätte. So blieben ihre Lippen doch versiegelt, lediglich ihr Blick flackerte leicht.


    “Ich bedanke mich bei dir ..Manal.“


    Konnte man dann doch Idunas Stimme vernehmen, welche äußerst flach klang. Beinahe so als kämpfte sie verzweifelt mit ihren Gefühlen und gewann diesen Kampf. Hier würde es keine Tränen geben. Vielleicht später, wenn sie sich alleine wähnte. Aber nicht hier, wo doch beinahe alle Augen auf diese Szenerie gerichtet waren. Wieso Manal ihren Blick jedoch dann senkte wusste Iduna nicht.


    Bis sie die Stimme ihres despótes aus ihren düsteren Gedanken riss und sie den Dunkelhaarigen aus großen Augen anblickte. Wie bitte? Hatte er ihr mit seinen Worten soeben die Freiheit geschenkt? Sie wäre demnach eine freie Frau? Eine freie Frau in einem fremden Land. Wie unwirklich sich dieser Gedanke in ihrem Kopf anhörte. Und doch schien er der Wahrheit zu entsprechen.


    “Du .. schenkst mir die Freiheit? Aber wieso? War ich dir nicht eine gehorsame Dienerin?“


    Augenblicklich begann Iduna die Schuld bei sich zu suchen. So wie sie es immer getan hatte. Während ihre Augen nun erneut in Tränen schwammen. So viel was in diesem Augenblick über der Rothaarigen hereinstürzte. Zuerst die Begegnung mit Angus. Dann die Worte des Parthers.


    Doch schließlich atmete Iduna einige male tief durch und schluckte hart, um den Kloß in ihrer Kehle zu verdrängen.


    “Ich habe Angus gerade wiedergefunden. Ich werde mich nicht wieder von ihm trennen.“


    Ganz gleich was es mit dieser Manal auf sich hatte. Tz! Und so tastete die Rothaarige nach der Hand des Kelten und verwob ihre Finger mit denen des Blondschopfs. Hoffentlich würden sich Angus‘ Finger auch um die ihrigen schmiegen und er sie nicht von sich weisen.

  • Mein nächster Blick ging wieder zu Iduna, als sie sich bei Manal bedankte. Doch etwas in ihrer Stimme versetzte mir einen unerwarteten Tritt. War es denn so offensichtlich gewesen? Hatte mein Gesicht so viel verraten, als ich Manal betrachtet hatte? Iduna schien es förmlich noch riechen zu können, dass Manal und ich das Lager miteinander teteilt hatten. Dass ich es gewesen war, der sie zur Frau gemacht hatte. Dabei war ich doch für sie durch den Tartaros gegangen, nur um sie wieder in meinen Armen halten zu können, um sie wieder spüren zu können, um ihr wieder meine Liebe und meinen Körper zu schenken. Oh, wenn ich daran dachte, wie viele Nächte ich wachgelegen hatte und an diesen einen Augenblick gedacht hatte, sie wiederzusehen, mit ihr allein zu sein und sie erzittern zu lassen.

    Glücklicherweise sorgte der Grieche dafür, dass ich meinen Blick wieder von Iduna abwenden konnte, als er damit begann, mir nun die Worte des Parthers zu übersetzen. Ich staunte nicht schlecht, als er ihr einfach so die Freiheit schenkte, gleichwohl er nichts daran ändern konnte, dass sie noch immer im Besitz des Iuliers war. Auch wenn sich Iduna hier und jetzt für die Freiheit entschied, würde sie doch immer auf der Flucht vor den Sklavenjägern des Iuliers sein müssen. Doch nein, sie würde dieses kostbare Geschenk nicht annehmen. Letztendlich wartete unsere Tochter in Antiochia auf uns und hoffte auf unsere baldige Rückkehr. So war es dann auch. Sie würde mit mir zurückkehren und würden uns wieder unter das Joch des Iulier begeben.

    Was allerdings auch sehr tröstlich war, der Parther hatte sie nicht angerührt und sie geschändet, obwohl dies sein gutes Recht gewesen wäre.

    "Ich danke dir vielmals, Phraotes Surena! Für deinen Großmut und deine Aufrichtigkeit! Doch du wirst sicher verstehen, dass wir zurück nach Antiochia müssen. Alleine schon unserer Tochter wegen. Mein Dominus aber wird sich dir gegenüber bestimmt erkenntlich zeigen! Ich werde ihm berichten, dass Iduna bei dir in guten Händen war." Ich hoffte, der Grieche würde ihm alles ganz genau so übersetzen, wie ich es gemeint hatte, damit er auch wirklich wusste, wie dankbar ich ihm war.


    Nachdem sich Iduna entschlossen hatte, bei mir zu bleiben und mit mit mir zurückzukehren, spürte ich ihre Finger, wie sie sich mit meinen verwoben. Endlich wusste ich, dass sie mich immer noch wollte und auch in mir begann das Verlangen nach ihr zu sprießen. Meine Finger umschlossen ihre und ich zog sie wieder näher an mich heran. Oh, wie sehr mich ihr Duft betörte! Ob es in diesem Gasthaus auch noch Zimmer gab, die vermietet wurden?

    Nachdem der Grieche übersetzt hatte, nahm ich ihn zur Seite und fragte ihn: "Phileas, vermietet die Wirtin hier auch Zimmer? Ich glaube, ich würde gerne hier noch einige Nächte verbringen, bevor wir uns auf den Rückweg nach Antiochia machen."

    Außerdem konnte ich dann endlich mit Iduna alleine sein!

  • Bis sie die Stimme ihres despótes aus ihren düsteren Gedanken riss und sie den Dunkelhaarigen aus großen Augen anblickte. Wie bitte? Hatte er ihr mit seinen Worten soeben die Freiheit geschenkt? Sie wäre demnach eine freie Frau? Eine freie Frau in einem fremden Land. Wie unwirklich sich dieser Gedanke in ihrem Kopf anhörte. Und doch schien er der Wahrheit zu entsprechen.


    “Du .. schenkst mir die Freiheit? Aber wieso? War ich dir nicht eine gehorsame Dienerin?“


    Augenblicklich begann Iduna die Schuld bei sich zu suchen. So wie sie es immer getan hatte. Während ihre Augen nun erneut in Tränen schwammen. So viel was in diesem Augenblick über der Rothaarigen hereinstürzte. Zuerst die Begegnung mit Angus. Dann die Worte des Parthers.


    Doch schließlich atmete Iduna einige male tief durch und schluckte hart, um den Kloß in ihrer Kehle zu verdrängen.


    “Ich habe Angus gerade wiedergefunden. Ich werde mich nicht wieder von ihm trennen.“


    Was allerdings auch sehr tröstlich war, der Parther hatte sie nicht angerührt und sie geschändet, obwohl dies sein gutes Recht gewesen wäre.

    "Ich danke dir vielmals, Phraotes Surena! Für deinen Großmut und deine Aufrichtigkeit! Doch du wirst sicher verstehen, dass wir zurück nach Antiochia müssen. Alleine schon unserer Tochter wegen. Mein Dominus aber wird sich dir gegenüber bestimmt erkenntlich zeigen! Ich werde ihm berichten, dass Iduna bei dir in guten Händen war." Ich hoffte, der Grieche würde ihm alles ganz genau so übersetzen, wie ich es gemeint hatte, damit er auch wirklich wusste, wie dankbar ich ihm war.

    Wenigstens zwei Liebende konnten sich in die Arme fallen und ihr Wiedersehen feiern. Es rührte mich, und ich sagte zu Idunah:

    " Mach dir keine Sorgen, du warst mir eine gute Dienerin. Und nun hast du deine Zukunft gewählt. Ob deine Wahl weise war, kann ich dir nicht sagen."

    Die junge kupferhaarige Frau würde um der Liebe Willen in die Sklaverei der Rhomäer zurück kehren. Und außerdem hatte sie, soweit ich verstand, auch dort ein Kind. Ein Mutterherz ist etwas Sonderbares; fester als Ketten, größer als die Angst vor der Peitsche.


    Zu dem jungen blonden Kelten sagte ich:

    " Großmut, Liebe und Aufrichtigkeit sind nicht für Schwächlinge, sondern das, nach dem die Welt sich sehnt. Ich bitte Dich, dich an meine Worte zu erinnern, wenn es not tut."

    Ich dachte einen Moment lang an meinen Prinzen Phraates und seinen Traum von Heliopolis, der gerechten Welt. Phraates war schon lange tot, und die Welt war nicht gerechter.

    Angus mussten meine Worte sehr kryptisch vorkommen, und sehr orientalisch. Aber ich sagte sie, weil ich stark vermutete, dass Athenodoros seine junge Frau besessen hatte. Der Palmyrener war ein Geschäftsmann, er würde niemals etwas investieren, ohne eine Rendite daraus zu ziehen. Nilofer hatte zwar Iduna gekauft und nicht er, doch das Geld hatte sie von unserem Gastgeber bekommen.


    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen. Phileas


    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Thomalachis und ihre Mägde kamen nun, um noch mehr Essen beizubringen und da sie uns zusammen stehen sah, sagte sie zu Phileas: "Oh, ihr Herrschaften habt euch bekannt gemacht? Sollen wir die Tische zusammen schieben, damit ihr gemeinsam speisen könnt? Es gibt nichts besseres für neue Allianzen als ein gemeinschaftliches Mahl."

  • Thomalachis und ihre Mägde kamen nun, um noch mehr Essen beizubringen und da sie uns zusammen stehen sah, sagte sie zu Phileas: "Oh, ihr Herrschaften habt euch bekannt gemacht? Sollen wir die Tische zusammen schieben, damit ihr gemeinsam speisen könnt? Es gibt nichts besseres für neue Allianzen als ein gemeinschaftliches Mahl."

    Das fehlte gerade noch, mit Phileas an einem Tisch zu essen. Anippe war sich sicher, dass er bis zum Grund ihrer schwarzen Seele sehen und sie verachten würde, wenn er wüsste, wie sie wirklich war. Oder Moment, dass wusste er ja schon. Sie hatte keine Gelegenheit ausgelassen, Phileas zu zeigen, dass sie mies, lüstern, undankbar und durchtrieben war, denn ansonsten könnte er eine gute Meinung von ihr bekommen, und das war völlig unmöglich.


    Denn sonst könnte er sie vielleicht liebhaben. Völlig unmöglich, eben.

  • Das sich Manal so an Angus herangeschmiegt hatte, konnte nur eines bedeuten. Die Felle des Kelten waren nicht kalt geblieben. Und Iduna konnte es ihm noch nicht einmal verdenken. Auch wenn sie es mit Sicherheit nicht gemacht hätte. So blieben ihre Lippen doch versiegelt, lediglich ihr Blick flackerte leicht.


    “Ich bedanke mich bei dir ..Manal.“


    Konnte man dann doch Idunas Stimme vernehmen, welche äußerst flach klang. Beinahe so als kämpfte sie verzweifelt mit ihren Gefühlen und gewann diesen Kampf. Hier würde es keine Tränen geben. Vielleicht später, wenn sie sich alleine wähnte. Aber nicht hier, wo doch beinahe alle Augen auf diese Szenerie gerichtet waren. Wieso Manal ihren Blick jedoch dann senkte wusste Iduna nicht.

    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Manal gab sich einen Ruck, und ihre Augen waren groß und schimmerten noch feucht, als sie Idunas Hände in ihre nahm:

    "Liebe Idunah", sagte sie feierlich: "Bitte erlaube mir, dich so zu nennen. Ich freue mich für Dich und Angus, das musst du mir glauben, und Iesus Christos unser Erlöser ist Zeuge.

    Lass mich, solange Du in Syria bist, so gut zu Dir wie eine Schwester sein. Dein Glück soll auch mein Glück sein."


    Sie gönnte Iduna ihr Glück. Manal wollte ein guter Mensch sein, eine wahre Christin. Aber in diesem Moment log sie: Idunas Glück konnte nicht ihres sein. Angus nämlich war Idunas Glück.

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  • "Despoina, verzeih mir!", rief Anippe erschrocken aus , kniete sich hin und schlug beide Hände vor ihren Mund. Sie wusste schon, dass Nilofer eine gute Herrin war, die ihre Dienerinnen nicht schlug, wegen ihr brauchte sie kein Spektakel veranstalten, doch mochten die anderen ruhig glauben, dass die Partherin voll streng war.

    Aber despotés Phraotes kannte Nilofer noch nicht so lange und gut, und einen Moment lang hatte sie tatsächlich um Phileas Leben gefürchtet. Außerdem sprach er mit Misstrauen von ihrem lieben jungen Herren Alexandros, den sie so gerne wie einen jüngeren Bruder hatte. Und Phileas hatte sie gerne wie.... ja, wie was denn eigentlich? Am besten gar nicht, denn er mochte sie ja auch nicht.

    Die alexandrinische Sklavin besann sich wieder und entschuldigte sich. Zumindest schrie sie nicht mehr, als habe gerade den Verstand verloren. Doch sie kniete noch immer, als ob sie vor mir Angst oder Phraotes Angst haben musste. Ich konnte mir nicht erklären, weshalb sie das tat.

    "Nun steh endlich auf!" Schließlich hatte sich der -Grieche ja auch nach einer Weile erhoben und angeboten, Phraotes als Übersetzer zu dienen. Er war es dann auch, der endlich etwas Licht ins Dunkel brachte und erklärte, um wen es sich bei dem Blonden handelte und was er alles unternommen hatte, um nun hier zu sein. Es war tatsächlich jene langersehnte Gefährte, von dem Idunah so oft gesprochen hatte. Welch ein Wunder! Natürlich freute ich mich für die rothaarige Sklavin, die im nächsten Moment großmütig von meinem so geliebten Helden freigelassen wurde. Doch Phraotes hatte ganz richtig bemerkt, dass Idunahs Mann immer noch Sklave war, denn darüber hatte weder er noch ich die Gewalt. Er würde zu seinem rhomäischen despotes zurückkehren müssen. Denn hier konnten sie auch nicht bleiben. Wenn Phraotes und ich erst einmal geflohen waren, dann waren die beiden hier auch nicht mehr sicher.

    Ich legte meine Hand sanft auf die meines geliebten Phraotes, denn ich war ihm so dankbar und auch froh, dass auch er wieder zu mir zurückgekehrt war.

    "Liebster, dein Großmut kenn keine Grenzen. Dafür liebe ich dich so sehr! Ich bitte dich, vergiss deinen Gram, den du gegenüber den Rhomäern empfindest und lass uns dorthin fliehen. Weder Athenodoros noch mein Bruder werden uns dort vermuten, da sie sich nicht vorstellen können, wie groß unser Mut ist," sprach ich in parthischer Sprache zu ihm. Denn wer würde ernsthaft Zuflucht bei seinem ärgsten Feind suchen? "Lass und dort unser Leben leben. Auch wenn es ein einfaches Leben sein sollte. Solange du bei mir bist, habe ich alles, was ich brauche!"

    Auch Idunah schien ganz überrascht zu sein, vom Großmut ihres despotes und suchte sofort die Schuld bei sich. Dabei war es doch das größte Geschenk, das er ihr hatte machen können. Sie war den Tränen nahe vor lauter Glück. So war es dann auch kein Wunder, dass sie sich dafür entschied, mit ihrem Angus zu gehen.

    Als sie das sagte, kam mir die fixe Idee, sich doch den beiden anzuschließen, auf ihrem Weg nach Antiochia. Dann müssten wir nich alleine den gefährlichen Weg durch die Wüste wagen. Natürlich behielt ich dies erst einmal für mich, denn ich wollte den armen Phraotes ja auch nicht überfordern.


    Schließlich erschien dann auch noch die Wirtin, die erfreut feststellte, dass wir alle miteinander ins Gespräch gekommen waren. Dies veranlasste sie dazu, unsere Tische zusammenzustellen. So dass wir gemeinsam das Essen einnehmen konnten. Eine sehr treffende Idee, wie ich fand. Auch wenn ich lieber mit Phraotes allein gewesen wäre.

  • Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Phileas' Gedanken, ob Anippe wohl über wahre Gefühle für ihn verfügte, waren schnell beiseite gerückt, denn seine Sprachkünste waren wieder einmal gefragt, als er Angus' Worte und die von Idunah übersetzte. Schließlich fragte ihn Angus, ob Thomalachis über Zimmer verfügte, die sie vermietete. So viel er wusste hatte sie welche. Doch ob sie noch frei waren, konnte er nicht wissen.

    "Ich werde sie fragen!" antwortete er. Er musste auch gar nicht lange warten, denn schon kurze Zeit später erschien die Wirtin wieder, um nach dem Rechten zu sehen. Da nun fast alle miteinander im Gespräch waren, war es sicher am einfachsten, wenn man die Tische zusammenschob und miteinander aß und sich unterhielt. Nachdem der Vorachlag der Wirtin auf keinerlei Widerstand getroffen war, machten sich ihre Mägde an die Arbeit und schoben die Tische zusammen.

    "Ach äh Thomalachis, eine Frage. Der blonde Herr hier lässt fragen, ob du noch ein paar Zimmer für ihn und seine Gefährten frei hättest." Angus hatte großzügig Essen bei ihr bestellt, vielleicht hatte sie nun auch noch eine Bleibe für ihn und seine Begleiter.


    Als Pileas sich dann später an den Tisch setzen wollte, schien nur noch ein Platz übrig zu sein und der war ausgerechnet neben Anippe. Zunächst zögerte er, setzte sich aber dann trotzdem. Er musste ja nicht mit ihr sprechen, sondern konnte sie einfach ignorieren. Nachdem sie mir zuvor so "nett" zu ihm gewesen war, würde sie wahrscheinlich das Gleiche tun. Dabei hatte Idunah so gut von ihr gesprochen, als er sie und Anippe vor kurzem auf dem Markt getroffen hatte. Aber die Alexandrinerin mochte anscheinend eher diese Made Hylas. Der blöde Kerl hatte sich so verausgabt, dass er drei Tage nicht richtig laufen konnte! Aber vielleicht hatte Idunah ja wirklich recht und er sollte sich mit Anippe aussprechen.

    "Tja, so kommt man wieder zusammen," meinte er schließlich, weil ihm nichts besseres einfiel. "Leider kann Hylas nicht auch hier sein. Er ist mit unserem despotes unterwegs."

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  • Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Thomalachis nickte Phileas freundlich zu, sie schien ihn zu mögen: "Für Freunde von dir habe ich doch immer Zimmer frei.", sagte sie: "Ich nehme an, sie wollen ein domation für sich alleine?"

    Es war nicht unüblich, dass sich mehrere Menschen ein Herbergszimmer teilten, wenn sie wenig Geld hatten. Aber Phileas Freunde machten einen wohlhabenden Eindruck, und der Galater hatte das teuerste Essen bestellt.

    Sie nestelte von ihrem Schlüsselring, den sie am Gürtel hängen hatte, einen besonders großen eisernen Schlüssel und gab ihn gleich Angus in die Hand. Da sie auch manchmal Römer bewirtete, sagte sie zu ihm auf Latein: "Schlafen. Zimmer. Vier Assaria. Guter Preis:" und sie lächelte den Fremden an.


    Phileas zögerte, bevor er sich setzte und Anippe rückte ein Stück, damit er Platz hatte. So dick war sie nicht. Als er ihr sagte, dass Hylas unterwegs war, fiel ihr ein Stein vom Herzen:

    "Bei Isis, der mit den zehntausend Namen", sagte sie: "Ich bin wirklich nicht böse darüber, dass Hylas gerade nicht hier ist."

    Sie konnte nicht verhindern, dass sie puterrot wurde, und deshalb lenkte sie gleich auf ein anderes Thema:

    "Ist das nicht eine unglaubliche Geschichte, die hier passiert ist? Das Idunas Mann sie wieder gefunden hat? Da sie nun frei ist, kann sie mit ihm zurück nach Rom. Sie hat ihr eh die meiste Zeit nur rumgeflennt, wie sehr sie ihren Mann vermisst. Mein Herr fand Idunah sehr hübsch, aber das Jammern wäre ihm schnell auf die Nerven gegangen. Ich bin wirklich froh, nicht so ein Klageweib zu sein."

    Sie warf Phileas einen raschen Blick zu. Ob er ein Romantiker war? Ob er Angus lange Suche nach seiner Frau wohl herzzerreißend fand?