Brot und Spiele Wagenrennen zum Wahlkampf des N. Tiberius Caudex

  • Nun war er da der Tag des Wagenrennens. Nero hatte keine Kosten und Mühen gescheut auch heute Morgen waren noch einmal wie jeden der vergangenen Tage Ausrufer durch die Stadt gelaufen um den Bürgern und Bewohnern der Stadt mitzuteilen, dass nun heute der Tag des Rennes gekommen war.


    Auf den Vorplatz des Stadions tummelte sich einen bunte Truppe aus Tänzern, Musikern und Gauklern, die hier schon alle auf das Rennen einstimmten. Etwas weiter dahinter wurde das Brot verteilt und auch die Händler die Tücher in den Farben der Fahrer anboten tummelten sich an den Eingängen und versuchten ein gutes Geschäft zu machen.


    Heute traten an Chares und Olophernes für die Albata, Publius Gutta und Scorpus Secundus für die Veneta, Archymelus und Gisco für die Purpurea und Corbis und Charilaus für die Aurata.


    Nero saß mit seiner Familie und ein paar Sklaven in der Loge des Ausichters und wartete, dass das Stadion sich füllte. Er ließ seinen Blick über die bereist schon gut gefüllten Ränge schweifen um zu sehen ob er das ein oder andere bekannte Gesicht erkennen würde.

  • Corvina hasste die öffentlichen Veranstaltungen, die so ein Wahlkampf mit sich brachte. Mehr noch als die privaten Essen und Gespräche, die sie hierfür führen musste. Da konnte sie sich wenigstens einigermaßen hinter ihrer Mauer aus Höflichkeit noch verstecken. Aber hier und heute wusste sie, wie viele Augen auf sie gerichtet sein würden. Und ja, auch auf ihren runden Bauch, der ihre baldige Niederkunft überdeutlich verriet.

    Corvina war froh, als sie sich in der Loge des Ausrichters setzen konnte und wählte absichtlich einen Stuhl, der etwas zurückgerückt war. Ihr Mann sollte sich vorne lieber mit jemand wichtigerem unterhalten können, so dass sie etwas im Hintergrund bleiben konnte. Dennoch lächelte sie natürlich dieses lang geübte Lächeln für die Öffnetlichkeit und beobachtete, wie das Stadion sich füllte.

    "Hast du jemanden zu dir eingeladen?" fragte sie dann auch gleich, damit sie wusste, ob noch jemand herkommen würde. Bestimmt hatte er es ihr gesagt, aber die Schwangerschaft machte sie so fürchterlich vergesslich. Außerdem hatte sie heute leichte Schmerzen im Kreuz und versuchte, sich abzulenken.

  • Ich betrat die Loge und bekam die Frage meiner Cousine gerade noch mit und so lächelte ich und beantwortete sie für ihren Mann. „Natürlich hat er die Familie eingeladen.“ Sagte ich und schritt auf Corvina zu. Ich nahm sie in den Arm und ab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Gut siehst du aus kleine Cousine.“ Sagte ich und verbarg sorgsam meine Sorge um sie. Ja auch mir steckte der Tod meiner Tante noch in den Knochen. Ja es war für mich nicht so tragisch wie für Corvina, die ja wirklich mit der Frau unseres Onkels befreundet gewesen war. Aber es hatte mich dennoch getroffen, zeigte es mir doch überdeutlich wie vergänglich das Leben war. Nun begrüßte ich auch den Tiberii. „Salve Caudex, danke für die Einladung. Ich soll dir von von meinem Onkel ausrichten, dass er nicht kommen wird. Du weißt Neutralität und so.“ Sagte ich und erklärte es nicht weiter. Der Tiberii wusste selbst warum meine Onkel nicht auftauchen würde. Ich nahm dann den freien Platz ein und machte Rhian ein Zeichen, dass sie mir was zu trinken besorgen sollte, bevor ich mich wieder an den Gastgeber wandte. „Nun ich hoffe wirklich, dass meine Jung heute die deinen schlagen werden.“

  • Als mein Herr mir offenbart hatte, dass ich ihn zu einem Wagenrennen begleiten sollte, war ich verwirrt, um es sanft auszudrücken. Ich verstand nicht, was er wollte, warum ich mit ihm mitkommen sollte. Ursprünglich hatte es geheißen, dass die Sklaven, die nichts zu tun hatten, an dem Tag eben frei bekämen, um das Rennen gemeinsam besuchen zu können. Ich hatte mir schon überlegt, den Herrn um Erlaubnis zu fragen, auf der anderen Seite hatte ich auch überlegt, ob es nicht besser wäre, die freie Zeit anders zu nutzen. Mit Angus gemeinsam, beispielsweise. Egal, ob beim Rennen oder… anders. Aber mein Herr war mir da irgendwie zuvorgekommen und hatte einfach gemeint, ich würde ihn begleiten.

    Ich verkniff mir gerade noch so eben die Frage, was mit seiner Frau wäre. Ich nahm ja nicht an, dass er mit ‘begleiten’ die Art von Begleitung meinte. Ich würde wohl kaum neben ihm sitzen sollen. Dafür kannte ich meinen Herrn inzwischen doch schon gut genug, und er war ein ziemlich eingebildeter Schnösel. Nein, der würde sich nicht mit einer Sklavin in der Öffentlichkeit zeigen, ausgeschlossen. Aber ich verstand trotzdem nicht, was ich dann sollte. Dachte er, das war sowas wie eine Belohnung? Und wenn ja, womit hatte ich die verdient? Er beachtete mich noch immer im Grunde gar nicht. Ich war mir nichtmal sicher, ob seine Frau inzwischen auch nur von meiner Existenz wusste. Manchmal bezweifelte ich, dass er von meiner Existenz wusste.


    Aber gut, was sollte ich machen? Ich begrub sämtliche Pläne, die ich vielleicht für den Tag gehabt hätte, und folgte ihm so unauffällig, wie irgendwie möglich. Er hatte auch einen Ehrenplatz in der Loge des Stadions. So nah und so exklusiv war ich noch nie bei einem Pferderennen gewesen. Überhaupt war ich noch nie wirklich bei Spielen gewesen und wusste nicht so richtig, was mich erwartete.

    Erst einmal aber war ich wie erschlagen von der schieren Größe dieser Rennbahn. Und so viele Menschen! Ich hatte ja noch überlegt, ob ich irgendwo beim Blick durch die Menge jemanden bekannten sehen könnte, aber bei allen Göttern! Wie viele Menschen konnten auf einem Platz sein?

    Ich stand noch da, als mein Herr eine blonde Frau begrüßte und anschließend mit einem ebenfalls blonden Mann zu reden anfing. Ich war gelinde gesagt erstmal etwas überfordert und bemerkte daher das kleine Zeichen nicht sofort, sondern starrte weiter in die Runde. Es war alles so… so… groß!

    Erst, als mich ein weiterer, etwas entnervterer Blick traf, zuckte ich zusammen und sah mich um, wo ich irgendwas für die Laune meines Herrn fand. Ich hatte doch keine Ahnung, wo hier was war. Woher denn auch?

    Aber zum Glück gab es hier auch andere Sklaven, die sich besser auskannten, und ich ließ mir einen Becher geben und mir erklären, in welchem der Krüge ich was fand, um meinem Herrn einen Wein anzumischen und zu bringen.

  • Corvina lächelte, als sie ihren Vetter erkannte. Sie versuchte noch, sich halb aus ihrem Stuhl hochzukämpfen, um ihn zu begrüßen, aber er war schneller und gab ihr so einen Kuss auf die Stirn. Sie ließ es sich aber nicht nehmen, ihn so im Sitzen leicht zu umarmen und ihm einen Kuss auf die Wange zu hauchen. "Danke, Faustus. Dir scheint dein Amt auch sehr gut zu tun", gab sie ein kleines Kompliment zurück und sah sich kurz um. Anstelle von Claudia Agrippina sah sie aber nur eine rothaarige Sklavin, die gerade ziemlich überwältigt von der Aussicht hier in der Loge zu sein schien. Corvina war sich sehr sicher, dass sie die Frau nicht kannte, aber wenn ihr Cousin sie mitbrachte, konnte sie wohl nicht eine der üblichen Sklavinnen sein, die in der Villa Aurelia häufiger einmal wechselten. Eine solche würde Faustus sicher nicht extra mitnehmen.

    "Agrippina kommt heute nicht?" fragte Corvina daher noch einmal nach. Aber ja, Rufios Frau war ein paar Wochen weiter als Corvina, die Geburt müsste wohl jeden Moment bei ihr bevorstehen. Selbst Corvina kam mittlerweile an den Punkt, dass sie keine Lust mehr hatte, schwanger zu sein, und bereit dafür war, dieses Kind aus sich herauszupressen, ohne Angst davor zu haben.

  • Ich lachte leise. „Danke für das Kompliment, aber ich muss ehrlich sagen, dass ich froh bin wenn die Amtszeit vorbei ist.“ Dann schüttelte ich meinen Kopf. „Nein sie kommt heute nicht. Ich weiß auch nicht ob ich bis zum Schluss bleiben kann, es kann ja jeden Moment so weit sein. Ich habe einen Sklaven eingeteilt, der mich informiert, wenn es heute so weit sein sollte.“ Ja wir rechneten jetzt jeden Tag mit der Geburt unseres Kindes. Dann blickte ich mich nach meiner rothaarigen Sklavin um, da sie doch recht lange brauchte um mir meinen Wein zu bringen. Endlich hielt ich ihn in den Händen. Ich deutete in den hinteren Bereich der Loge. „Von dort aus kannst du das Renne beobachte. Ich sag dir wenn ich etwas brauche.“

  • Dominus Rufio deutete in den hinteren Bereich der Loge. Von dort aus konnte man sehr viel weniger sehen als von hier vorne, wo ich bei ihm stand, aber natürlich beschwerte ich mich nicht. Ich würde mich halt auf die Zehenspitzen stellen müssen, wenn ich etwas sehen wollte, aber das machte nichts. Ich wollte ja auch gar nicht irgendwo vorne sein, wo alle Leute zu mir hinstarrten. Wenn mich keiner besonders beachtete, hatte ich die größte Freiheit. Und ich war wirklich nicht scharf darauf, von meinem Herrn sehr beachtet zu werden. So, wie es jetzt zwischen uns war, war es eigentlich ganz gut. Ich hatte zwar gebraucht, mich daran zu gewöhnen, mit seiner vollständigen Ignoranz umzugehen, aber so nach und nach schöpfte ich doch sowas wie Zuversicht.

    "Ja, Dominus Rufio", sagte ich es so, wie er angesprochen werden wollte und schlich mich möglichst leise nach hinten, um von dort weiter zuzusehen.

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    Da Saturninus auf Dienstreise war, vertrat Lucius Silius Damasippus ihn als sein Vicarius in allen Funktionen, und wie er es liebte, war er mit einem Pulk von Claqueuren aufgetaucht, die durch die Reihe weg gutaussehend, jung und in Blau gewandet waren. Er selbst trug eine seidene Toga in Blau. Aber sein etwas verweichlichtes Auftreten durfte niemand darüber hinweg täuschen, dass er ein begeisterter Wagenrennsportanhänger war und allgemein ein guter Kamerad.

    Heute würden Gutta und der von ihm protegierte Scorpus antreten , und wie an allen Rennentagen hatten sich alle Veneti entweder Blau angezogen, trugen etwas Blaues wie ein Stirnband oder einen Schal oder hatten sich Färberwaid ins Gesicht geschmiert; letzeres allerdings nur bei Männern geringeren Ranges, denn es sah sehr barbarisch aus, fast wie bei Keltenkriegern.

    In der Loge des Ausrichters saßen der Veranstalter Senator Tiberius, seine Gattin und der Vigintivir Aurelius, aber Damasippus, dessen Familie aus der italischen Provinz stammte, kannte sie im Gegensatz zu Furius nicht persönlich. Wie üblich gab es erst einmal Gaukler, und geschickte Jungen widmeten sich der ars desultoria, Kunststücken auf dem Pferderücken oder dem Wechsel zwischen trabenden Pferden. Einige der hoffnungsfrohen Nachwuchstalente kamen aus den Reihen der Veneta, aber was sie alle wollten, war eines Tages unter Beifallstürmen eine Quadriga zu lenken. Und was die Zuschauer wollten, war demn Besten zu applaudieren. So herrschte eine hochgestimmte Spannung in den Rängen des Circus Maximus.


  • Sollte Atticus irgendwie beleidigt sein, nicht von seinem Freund eingeladen worden zu sein? Vielleicht ein wenig. Tiberius Caudex hatte nicht einmal richtig zurückgeschrieben bislang. Atticus nahm aber zu dessen Gunsten an, dass der einfach grade so wahnsinnig viel zu tun hatte, dass er es vergessen hatte. Im allgemeinen war Atticus ja ohnehin nicht nachtragend oder irgendwie erpicht darauf, zur höheren Gesellschaft Roms gezählt zu werden.

    Überhaupt hatte er seit Pontus’ Tod recht wenig Lust auf irgendwas. Aber das Leben ging eben weiter, und er wusste selber, dass er aus diesem Loch wieder herauskommen musste. Auf Dauer war das einfach kein Zustand. Er brauchte eben nur irgendwas, was ihn ablenkte. Wie Wagenrennen.


    Er saß in den Reihen der Ritter und begrüßte hier und da mal jemanden. Weiter oben, auf den billigen Plätzen der einfachen Leute, war die Stimmung wesentlich freier und wilder. Die Albata-Anhänger hatten sich mit Schals und Tüchern bewaffnet. Einige hatten auch Trommeln mitgebracht und fingen an, sich langsam in die passende Stimmung zu bringen, indem sie lauthals ihre Gesänge anfingen.


    Ha! Ho! Heja heja he! Ha! Ho! Heja heja he! Ha! Ho!

    Heja heja he! Ha! Ho! Heja heja he!


    Die Albata ist unser Leben,

    denn die Albata regiert die Welt.

    Wir kämpfen und geben alles,

    bis dann der Siegeskranz zu uns fällt.


    Ja, Einer für Alle, Alle für Einen.

    Wir halten fest zusammen,

    und ist der Sieg dann unser,

    sind Freud und Ehr für uns alle bestellt.


    Ein jeder Gegner will uns natürlich schlagen,

    er kann’s versuchen, er darf es ruhig wagen,

    doch sieht er denn nicht,

    dass wir Freunde zusammen steh’n.


    Ja! Wir fahren immer, sogar bei Wind und Regen.

    Auch wenn die Sonne lacht und andre sich vergnügen,

    doch schön ist der Lohn,

    wenn wir Freunde zusammen steh’n.


    Die Albata ist unser Leben,

    denn die Albata regiert die Welt.

    Wir kämpfen und geben alles,

    bis dann der Siegeskranz zu uns fällt.


    Ja, einer für alle, alle für einen.

    Wir halten zusammen,

    und ist der Sieg dann unser,

    sind Freud und Ehr für uns alle bestellt.


    Ha! Ho! Heja heja he! Ha! Ho! He!

  • ...

    Corvina betrachtete die Sklavin noch einmal, als die Faustus den Wein brachte. Sie war noch sehr jung und wirkte irgendwie unschuldig, oder schüchtern. Corvina wusste nicht, was es war, aber sie wirkte ein wenig überfordert.

    Aber Faustus schien nicht geneigt, irgendwas zu erklären, was mit ihr zu tun hatte, sondern beschränkte sich auf Erklärungen zu seiner Gemahlin. "Nun, ich werde Diana ein kleines Opfer bringen, wenn wir wieder zuhause sind,d ass sie während der Geburt ihre schützende Hand über Aggrippina hält", sagte Corvina zunächst und meinte es wirklich ernst. Gerade Curtia Minors Tod hatte ihnen allen wohl sehr deutlich vor Augen geführt, wie schnell das Leben vorbei sein konnte.


    Trotzdem war Corvina auch neugierig und warf noch einen Blick zu der Sklavin, die sich nun in den Hintergrund begab, ehe sie wieder zu Faustus sah. "Und sie ist neu?" fragte sie also neugierig nach und hoffte, dass ihr Vetter sich nicht jede Kleinigkeit aus der Nase ziehen ließ.

  • Die Wagen, Pferde und Wagenlenker standen an der Startlinie. Die Pferde scharten unruhig mit den Hufen nur mühsam konnte man ihren Dran nach Bewegung zurückhalten. Alle Fahrer waren hochkonzentriert. So erhob Nero sich. Eine gespannte Ruhe legte sich für diesen einen kurzen Augenblick über das große Rund des Stadion. Nero gab das Startsignal und unter dem Jubel der abertausend Kehlen, die ihre Favoriten anfeuerten preschten die Pferde los.


    Alle kamen gut weg vom Start, so dass sie Kopf an Kopf in die erste Kurve kamen. Zwei Fahrer kamen sich bedenklich nahe, sonnten jedoch im letzten Moment einen Zusammenstoß verhindern, doch es kostete die beiden Fahrer Zeit, so dass die anderen nun eine halbe Wagenlänge Vorsprung hatten. Auf der lagen Geraden holten sie ein wenig auf und so bogen sie wieder alle Kopf an Kopf in die nächste Kurve.

    Sie kamen in folgender Reihenfolge das erste Mal über Start und Ziel:


                                                Chares

                                              Corbis

                                         Olophernes

                                      Gisco

                                   Charilaus

                                Publius Gutta

                               Archymelus

                            Scorpus Secundus

  • Nachdem die Brote verteilt waren und sie sich schnell von Morrigan verabschiedet hatten, konnten auch Kara und Flamma endlich in die Loge gehen. Kara zog Flamma regelrecht hinter sich her, damit er sich beeilte und sie vielleicht noch den Start mitbekommen würden. Wenn sie schon einmal im Leben einen guten Platz hatte und sich alles gut ansehen konnte, wollte sie wenigstens auch alles mitbekommen.

    Aber nein, der Start war gerade schon vorbei, als sie durch die Eingeweide des Circus wieder herauskamen und durch den kleinen Gang hier hereintreten konnten. Der Tiberier und Corvina waren natürlich schon da, und auch Rufio saß vorne. Karas Blick verfinsterte sich eine Nuance, denn die letzten Male hatte Rufio sie so wahnsinnig ignoriert, dass sie heute noch sauer deswegen war. Nein, heute war es schlimmer, denn heute war sie sichtbar schwanger und konnte ihn nichtmal damit reizen, dass sie gut aussah. Stattdessen war ihr Kleid vom Brotverteilen ein wenig staubig und nicht wirklich nach der neuesten Mode. Nein, heute war es schlimmer, eindeutig.


    Und um alles noch schlimmer zu machen, hatte er wohl auch die rothaarige Kleine mitgebracht, die ebenfalls hier herumstand und versuchte, etwas zu sehen. Karas Blick streifte die andere Sklavin einmal von oben bis unten, denn sie hatte noch gerade so eben Corvinas Frage mitbekommen. Die Kleine war hübsch, was Kara ärgerte, und jung. Jünger als Kara, wahrscheinlich. Und hatte schon verdammt rote Haare. Und eine makellose Haut und helle Augen. Sie wirkte süß und unschuldig. Kara hasste sie.

    "Ich wusste gar nicht, dass du auf rothaarige so stehst", sagte sie zwar leise, aber durchaus laut genug, dass Rufio es mitbekommen konnte. Aber sie schaute auch gleich schon wieder zum Rennen, als interessiere sie die Antwort auch gar nicht wirklich, und ließ es so wirken, als wäre es nur eine sehr beiläufige Bemerkung, um eben zu verkünden, dass sie jetzt auch da war und die Frage mitbekommen hatte. Nein, auch wenn es innerlich brodelte, Kara konnte durchaus schauspielern. Und grade wollte sie sich nicht anmerken lassen, was sie dachte oder dass sie irgendwie sauer war.

  • Ich wollte Corvina gerade antworten, aber da starte auch schon das Rennen. Ich verfolgte gebannt den Start und beobachtete wie die Fahrer sich in Bewegung setzten und das unseren Fahrer einen recht guten Start hingelegt hatten. Ich wandte mih nun Corvina zu und bekam gerade noch die Bemerkung von Kara mit. Nur ein kurzer Blick schweifte über sie. Dann sah ich lächelnd zu Corvina und winkte Rhian heran. „Sie ist ein Geschenk unseres Onkels an mich und gehört ganz mir. Unsere Onkel meint, dass ich jetzt langsam auch das Recht habe eigenen Besitz zu haben und mich um ihn zu kümmern. Das ist Rhian.“ Sagte ich, als sie langsam herankam. „Sie ist hübsch nicht wahr.“ Sagte ich allein schon um Kara zu ärgern, ergriff ich Rhians Hand und zog sie dichter zu mir heran. „Du kannst von hier viel besser sehen.“ Sage ich zu meiner kleinen Sklavin, die hoffentlich nicht gleich in Panik ausbrach. Schließlich hatte ich ihr bisher kaum Aufmerksamkeit geschenkt, so dass sie mit der jetzt plötzliche Aufmerksamkeit wohl kaum rechnete.

  • Als das Rennen startete, stellte ich mich auf die Zehenspitzen, um auch alles sehen zu können. Es war überwältigend, zu sehen, wie auf einmal alle zweiunddreißig Pferde da unten auf der bahn wie eines lossprangen und um die Wette rannten. Ich hatte das so noch nie gesehen, und ich fand es wirklich wahnsinnig spannend und aufregend! Dennoch wäre ich wohl lieber bei den anderen Sklaven oben irgendwo gewesen, auch wenn ich da sehr viel weniger hätte sehen können. Umso mehr, als die Gattin des Senators sich nach mir erkundigte und auch eine hinzugekommene Sklavin über mich sprach, als wär ich nicht da und würde es nicht hören.

    Noch viel schlimmer wurde es eigentlich nur, weil mein Dominus mich nun zu sich winkte und vorführte. So etwas hatte er bislang noch nie getan, und ich fühlte mich irgendwie in ein Spiel hineingeraten, dessen Regeln ich nicht kannte. Und ich fühlte mich maximal unwohl dabei. Aber was sollte ich tun? Natürlich musste ich nach vorne kommen und mich von meinem Herrn an der Hand greifen und näher zu sich ziehen lassen. Und natürlich durfte ich nicht protestieren oder irgend etwas tun, das ihn beleidigen könnte.

    Dass er mit einem Mal sagte, ich sei hübsch, ließ mich doch kurz einmal aufsehen, denn bislang hatte er sowas noch nie über mich oder gar zu mir gesagt. Ja, ehrlicherweise hatte ich angenommen, ich wäre für ihn bestenfalls wie eine der Zimmerpflanzen, denn so behandelte er mich meistens und sah mich auch eigentlich immer so an. Nur grade jetzt fühlte ich mich irgendwie von seinem Blick…. Naja, nicht ausgezogen, das wäre doch zuviel. Aber gemustert. Als würde er mich jetzt erst wirklich bemerken und feststellen, dass ich eine junge Frau war. Und irgendwie gefiel mir das nicht. Aber das konnte ich weder zeigen, noch sagen.

    Und dass ich jetzt so nah bei ihm bleiben sollte, war die nächste Sache, mit der ich nicht gerechnet hatte und von der ich nicht wusste, was ich davon halten sollte. Ich schaute nur einmal kurz zu ihm, und wahrscheinlich konnte ich meine Verwunderung auch nicht aus meinem blick verbannen, sah dann aber doch wieder ziemlich starr zur Rennbahn, damit man mir sonst nichts anmerkte, was mir negativ ausgelegt werden könnte. "Danke, Dominus Rufio, das ist sehr großzügig von dir", sagte ich leise, wie man es erwarten konnte, aber sicherlich nicht so, wie Hedwig oder viele andere Sklavinnen auf diese Nähe reagiert hätten.

    Ich hoffte nur, dass damit das Spiel auch beendet war. Vielleicht schickte er mich ja auch wieder zurück nach hinten, wenn ihn meine Reaktion nur genug langweilte. Römer waren da mitunter sehr wechselhaft.

  • Nun, dass Onkel Sextus die Sklavin verschenkt hatte, war jetzt nicht unbedingt die ausschlaggebende Neuigkeit für Corvina. Dass er es als Belohnung für Rufio verstand, eigenen Besitz zu haben, war da eher interessant, denn das hieß, dass Corvinas Vetter es geschafft hatte, sich das Vertrauen von Onkel Sextus zu erarbeiten mit seinem Tun. Was aber Corvinas Augenbrauen ein wenig nach oben wandern ließ, was Rufios Aussage, Rhian sei hübsch.

    Nun, die Sklavin war hübsch, ohne Frage. Sie hatte ebenmäßige Proportionen, war nicht zu groß und nicht zu klein, sah sauber und gepflegt aus und ihre Haare waren ungewöhnlich mit diesem hellen Rotton. Auch als Frau sah Corvina durchaus, dass sie hübsch war. Das war nicht die frage. Aber dass ihr Vetter es hier und jetzt extra erwähnte, und das, wo seine Frau nicht anwesend war, das war… seltsam. Und noch seltsamer, dass Rufio sie nun bei sich vorne stehen ließ, so dass halb Rom sie an seiner Seite würde sehen können.

    Corvina fand das ein wenig ungehörig und nicht so respektvoll Claudia Agrippina gegenüber, die ja nun zuhause war, hochschwanger, und auf den Beginn der Geburt wartete.Corvina hoffte nur, dass das hier keinen Tratsch nach sich ziehen würde, den die junge Claudia würde weglächeln müssen, denn Corvina wusste, dass so etwas schon verletzend sein konnte. Natürlich konnte man als Frau nichts machen, wenn ein Mann sich eine Sklavin als Bettgefährtin aussuchte. Sie hatte ja auch nichts gegen Dede damals sagen oder tun können und hatte es akzeptiert, weil das Leben in Rom nun einmal so war. Aber sie wusste nicht, wie sie reagiert hätte, hätte Nero die Nubierin der Öffentlichkeit einmal an seiner Seite präsentiert.

    "Onkel Sextus scheint sehr großzügig zu sein", sagte Corvina daher aber nur, denn es war nicht an ihr, ihren Vetter zu kritisieren oder seine Entscheidungen infrage zu stellen. Höchstens Nero könnte etwas sagen, als ihr Ehemann, als Senator und als Ausrichter der Spiele. Aber nicht seine kleine, schwangere Frau.

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    Damasippus stiegen fast die Tränen auf, als sein erklärter Liebling Scorpus Secundus als Letzer in die Runde kam, aber weiterhin feuerten die Veneti ihn und Gutta an, obgleich sie einen eher schlechten Start gehabt hatten:


    VENETA VICTRIX!!!! Ob Purpur, Gold ob Weiß, Blau gewinnt den Preis! Via Scorpe!!! Via Gutta!

    Und dann sangen sie den Namen von Guttas Leitpferd, das auch ihr Star war: Invictus Invictus Invictus


  • Karas Blick folgte der Rothaarigen, als Rufio sie zu sich winkte und näher an sich zog. Sie konnte sich ein Augenverdrehen nicht verkneifen. Sie war sich sehr sicher, dass er das mit Absicht ihretwegen machte. Aber bitte, wenn er sich unbedingt wie ein Arsch benehmen und ihr weh tun wollte, wusste Kara nur wieder einmal, woran sie bei ihm war. Nein, er war es sicher nicht wert, dass sie ihm auch nur eine Träne nachweinte, wenn er sie so ersetzte und ihr das auch noch so dermaßen vorführen musste, nachdem er sie nun schon fast ein Jahr lang ignoriert hatte. Oder war es sogar länger? Auf jeden Fall eine verdammt lange Zeit. Und Kara sollte es eigentlich in der Zwischenzeit auch mehr als deutlich gelernt haben, dass er sie nur einmal ins Bett hatte bekommen wollen und sie jetzt nur noch nervig fand und ärgern wollte.


    Demonstrativ lehnte sie sich leicht an ihren Mann und fasste ihm kuschelnderweise um die Taillie, während sie zum Pferderennen schaute und den blöden Idioten ignorierte. Sie hatte nicht vor, sich von ihm die Laune verderben zu lassen. Auch wenn ihr Blick dann und wann doch einmal zu ihm glitt und sie die kleinen Stiche der Eifersucht tief in sich nicht so sehr ignorieren konnte, wie sie es eigentlich gern wollte.

  • Nero, der sich nach dem Start des Rennes auch wieder gesetzt hat, wendete sich nun an Rufio und Corvina. Der jungen Sklavin wirft er nur kurz einen Blick zu. „Sie ist wirklich hübsch.“ Sagte er ergreift aber gleichzeitig die Hand seiner Frau. „Tritt wieder zurück zu den Anderen.“ Sagte er, denn nein er wollte nicht das einen Sklavin hier in der Loge neben ihnen stand und das falsche Botschaften sendete. Nicht jetzt so kurz vor der Wahl. „Wie geht es deiner Frau?“ Fragte er daher nun auch Rufio und warf ab und an einen interessierten Blick in Richtung der Wagen und ihrer Lenker.

  • Ich seh den Tiberii kurz an, nicke dann aber. Ich gebe Rhian einen Wink, damit sie zurücktritt. Dann erst wende ich mich dem Tiberius zu. „Ihr geht es gut, wie ich Corvina schon sagte, wir erwarten jetzt jeden Tag unser erstes Kind.“ Ja unserer erstes eines von vielen weiteren. Auch ich warf immer mal wieder einen Blick zu dem Rennen und schließlich wand ich meinen Blick ganz auf das Rennen.

  • Der Senator beendete dieses Spiel für mich. Er warf mir nur einen kurzen Blick zu, bestätigte, dass auch er mich hübsch fand, und gab mir den Befehl, wieder zurück zu gehen. Natürlich wagte ich nicht, zu widersprechen oder gar zu zetern, zumal ich ja sowieso gar nicht hier vorne bei dem Aurelier sein wollte, aber ich konnte auch nicht einfach seinen Befehlen gehorchen. Immerhin gehörte ich nicht Senator Tiberius, sondern Dominus Rufio. Und so blickte ich auch nur schüchtern zu ihm, auch wenn er mich nicht mehr wirklich beachtete, und wartete, dass er meine Hand losließ und einwilligte.

    Als er mir den kleinen Wink gab, musste ich mich beherrschen, nicht erleichtert zu wirken. Ich nickte nur kurz in einer ehrerbietigen Geste und trippelte so schnell wie möglich wieder zurück an meinen Platz im Hintergrund, ohne dass es nach Flucht aussah. Zum Glück war ich damit nicht nur aus seinen Augen, sondern gleichfalls aus seinem Sinn, wie es schien, denn er blickte nicht einmal in meine Richtung, sondern widmete sich nun ganz dem Rennen.


    Ich stand noch immer völlig angespannt da und versuchte, möglichst klein und unsichtbar zu werden. Die andere Sklavin, die dazugekommen war, beachtete mich scheinbar nicht, der große, dunkle Riese an ihrer Seite wirkte für mich einschüchternd. Und überhaupt wollte ich grade am liebsten einfach nur woanders sein und nicht das Spielzeug eines Patriziers, der mit mir ein Spiel spielte, das ich nicht kannte. Nur ganz langsam wich die Anspannung, und ich rieb mir über die Arme, damit diese nicht zitterten. Auch wenn es heute schon sehr warm war, war mir grade irgendwie fröstelig.