[Taberna] DRAXT Ī ĀSŪRĪG - Zur Ziege und der Dattelpalme


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    Zart umspielten Idunas Finger die Handinnenfläche ihres Gefährten. Wobei sie Angus verstohlene Blicke aus dem Augenwinkel entgegen warf und sich am liebsten in seine Arme geschmiegt hätte. Diese Regung versagte sie sich jedoch. Schließlich waren sie hier nicht in der Urbs Aeterna und so etwas gehörte sich in diesen Teilen des Landes mit Sicherheit nicht. Somit zügelte sich die Rothaarige und biss sich auf die Unterlippe. Wobei sie unter gesenkten Wimpern dann doch immer wieder in des Kelten Richtung schielte.


    “Ich habe mich für mein Herz entschieden.“


    Konnte man dann doch Idunas leise Stimme vernehmen, als sie ihren Kopf anhob und in Richtung Phraotes Surenas blickte, um auf dessen Worte zu antworten.


    Dann jedoch ließ sie ihren Blick abermals gen Boden sinken. Zumindest bis zu dem Moment, als Manal nach ihren Händen griff und sich Idunas Blick auf die junge Frau konzentrierte. Leicht zitterten ihre Hände, jedoch zog sie diese nicht fort. Sondern hörte sich Manals Worte an. Die junge Frau freute sich für sie und Angus? Konnte sie ihren Worten trauen, wo sie doch dem Kelten mit Sicherheit mit ihrem Körper Zuneigung geschenkt hatte? Es musste so gewesen sein. Anders konnte es sich die Cheruskerin nicht vorstellen. Und dennoch würden keine Worte darüber über ihre Lippen entfliehen. Zumindest nicht hier, in diesem Moment. Vielleicht wenn sie mit Angus alleine wäre. Wenn sie mit dem Kelten alleine wäre.


    “Du darfst mich Iduna nennen Manal.“


    Erlaubte die Rothaarige und neigte leicht ihren Kopf auf die Seite.


    “Du sprichst kryptisch Manal? Wie kann mein Glück, auch dein Glück sein?“


    Schließlich war Idunas Glück doch Angus und Aislin. Was also wollte Manal mit ihren Worten bezwecken?

  • Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Thomalachis nickte Phileas freundlich zu, sie schien ihn zu mögen: "Für Freunde von dir habe ich doch immer Zimmer frei.", sagte sie: "Ich nehme an, sie wollen ein domation für sich alleine?"

    Es war nicht unüblich, dass sich mehrere Menschen ein Herbergszimmer teilten, wenn sie wenig Geld hatten. Aber Phileas Freunde machten einen wohlhabenden Eindruck, und der Galater hatte das teuerste Essen bestellt.

    Sie nestelte von ihrem Schlüsselring, den sie am Gürtel hängen hatte, einen besonders großen eisernen Schlüssel und gab ihn gleich Angus in die Hand. Da sie auch manchmal Römer bewirtete, sagte sie zu ihm auf Latein: "Schlafen. Zimmer. Vier Assaria. Guter Preis:" und sie lächelte den Fremden an.

    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Phileas nickte der Wirtin zu. "Ich glaube schon," meinte er und grinste. Angus und Idunah hatten sich sehr lange nicht gesehen. Da wollten sie sicher ihr Wiedersehen in einem intimeren Rahmen feiern und für sich ein domation für sie alleine nehmen.

    Thomalachis zögerte nicht lange und überreichte dem Galater einen Schlüssel für ihr Zimmer. Dabei gab sie auch noch ihre Lateinkenntnisse zum Besten. Für das Zimmer verlangte sie 4 Assaria, was wirklich sehr günstig war.

    "Das ist ein günstiges Angebot!" meinte er dann zu Angus. "Ich habe der Wirtin gesagt, dass ihr beide ein Zimmer für euch alleine wollt. Ich nehme an, das war auch in eurem Sinne. Oder?" Phileas grinste ihn an. Er gönnte es den beiden, nach allem, was sie erlebt hatten. Erst recht nachdem Idunah verkündet hatte, dass sie sich für ihr Herz entschieden hatte.

    Zart umspielten Idunas Finger die Handinnenfläche ihres Gefährten. Wobei sie Angus verstohlene Blicke aus dem Augenwinkel entgegen warf und sich am liebsten in seine Arme geschmiegt hätte. Diese Regung versagte sie sich jedoch. Schließlich waren sie hier nicht in der Urbs Aeterna und so etwas gehörte sich in diesen Teilen des Landes mit Sicherheit nicht. Somit zügelte sich die Rothaarige und biss sich auf die Unterlippe. Wobei sie unter gesenkten Wimpern dann doch immer wieder in des Kelten Richtung schielte.


    “Ich habe mich für mein Herz entschieden.“

    "Dann werdet ihr also nach Antiochia zurückkehren?" fragte er Angus. "In ein paar Tagen werde ich mich einer Karawane der Bene Ma'zin anschließen und auch nach Antiochia reisen. Ich werde dann im Auftrag meines despotes, also meines Dominus nach Rom reisen, um einige Geschäfte für ihn zu erledigen. Wenn ihr wollt, könnte ihr euch mir gerne anschließen. Na, was meinst du?"


    Phileas zögerte, bevor er sich setzte und Anippe rückte ein Stück, damit er Platz hatte. So dick war sie nicht. Als er ihr sagte, dass Hylas unterwegs war, fiel ihr ein Stein vom Herzen:

    "Bei Isis, der mit den zehntausend Namen", sagte sie: "Ich bin wirklich nicht böse darüber, dass Hylas gerade nicht hier ist."

    Sie konnte nicht verhindern, dass sie puterrot wurde, und deshalb lenkte sie gleich auf ein anderes Thema:

    "Ist das nicht eine unglaubliche Geschichte, die hier passiert ist? Das Idunas Mann sie wieder gefunden hat? Da sie nun frei ist, kann sie mit ihm zurück nach Rom. Sie hat ihr eh die meiste Zeit nur rumgeflennt, wie sehr sie ihren Mann vermisst. Mein Herr fand Idunah sehr hübsch, aber das Jammern wäre ihm schnell auf die Nerven gegangen. Ich bin wirklich froh, nicht so ein Klageweib zu sein."

    Sie warf Phileas einen raschen Blick zu. Ob er ein Romantiker war? Ob er Angus lange Suche nach seiner Frau wohl herzzerreißend fand?

    Phileas war etwas erstaunt, als sie Derartiges aus Anippes Mund hörte. Bei ihrem letzten Treffen schien sie sich doch hervorragend mit Hylas vergnügt zu haben. Also warum sollte sie nun über seine Absenz erfreut sein? Aha?!, machte er kurz, als er sie flüchtig ansah und schnell wieder seine Blickrichtung wechselte. Dabei war ihm allerdings nicht die Röte in ihrem Gesicht entgangen. Und als Bestätigung, dass es ihr unangenehm war, über Hylas zu sprechen, lenkte sie sofort ab und redete plötzlich wie ein Wasserfall.

    "Ja, es ist wirklich eine unglaubliche Geschichte!" bestätigte er nach einer Weile auf recht sachlicher Weise, als sein Schweigen fast schon peinlich wirkte. "Nur, wenn sie mit ihm nach Rom geht, wird sie nicht frei sein! Sie ist immer noch die Sklavin ihres römischen despotes. Und auch ihr Gefährte ist und bleibt ein Sklave." stellte er richtig. Auf ihre letzte Äußerung ging er nicht ein. Als Klageweib konnte er sie sich auch schwerlich vorstellen. Darum schien es besser zu sein, als einfach weiter belangloses Zeug daherzuplaudern. "In den kommenden Tagen werde ich auch verreisen. Zuerst werde ich mich der Karawane meines despotes nach Antiochia anschließen und von dort aus mit dem Schiff nach Rom reisen. Ich habe den beiden angeboten, mit mir zu reisen."

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  • Zitat von Anippe


    Zitat von Iduna


    Die Wirtin lächelte freundlich und reichte mir einen Schlüssel, den ich dankend entgegennahm. Vier Assaria wollte sie für die Nacht. Ich nahm an, dass es sich dabei um vier römoische Asse handelte. Aber auch wenn schon, war es egal, denn wir schwammen sozusagen in Geld. Der Grieche erklärte mir dann auch noch, dass der Preis gut sei, was ich nicht bezweifelte. Und, was noch viel wichtiger war, Iduna und ich hatten das Zimmer für uns allein. "Ich danke dir Phileas! Ein Zimmer für Iduna und mich, das ist wunderbar!" entgegnete ich auf seine Frage und lächelte. Am liebsten wäre ich sofort mit meiner Liebsten dorthin verschwunden. So lange hatte ich sie entbehren müssen. Dass ich sie nun hier wieder an meiner Seite hatte, war ein Geschen der Götter!

    Doch zunächst aß ich ein paar Bissen. Das Essen war schmackhaft und auch das Cervisia war nicht zu verachten.

    Als Phileas mich fragte, ob wir nun wieder zurück zu dem Iulier gehen würden, nickte ich. Hierzu gab es leider keine andere Option, denn unsere Tochter befand sich noch immer in seiner Obhut. "Ja, das müssen wir wohl." Mein Lächeln war aus meinem Gesicht gewichen. Nach all dem, was ich erlebt hatte, würde ich mich wieder zurück in die Sklaverei begeben müssen. Doch ja, für meine Tochter brachte ich dieses Opfer nur zu gerne. Vielleicht würde er sie dann freilassen, wenn ich ihm Iduna zurückbrachte.

    Dann aber bot Phileas mir an, sich ihm anzuschließen, wenn er in einigen Tagen nach Antiochia aufbrach. Diesmal war ich etwas erfahrener, was Karawanen anging. Noch einmal würde ich bestrimmt nicht verloren gehen. Diesmal hatte ich ja auch etliche Begleiter bei mir. "Ja gerne! Dein Angebot nehme ich gerne an, wenn es keine Umstände macht," antwortete ich ihm erfreut.


    In der Zwischenzeit, während ich mit dem Griechen gesprochen zu haben, hatte Iduna das Gespräch mit Manal gesucht. Ich hatte schon von Anfang an gespürt, wie sehr sie sich an Manals Gegenwart störte. Ich kannte Iduna und ich wusste, wann sie eifersüchtig war. Und ja, Iduna kannte auch mich und ahnte bestimmt schon, was zwischen Manal und mir geschehen war.

    Auch ich blickte nun zu Manal und mein Blick musste mitleidig wirken. Doch eines konnte ich vielleicht für sie tun. Ich konnte sie von Idunas Gegenwart befreien.

    "Mein Herz, die Wirtin hat ein Zimmer für uns. Komm lass uns dort hingehen", raunte ich Iduna zu und küsste ihr Handgelenk. Kaum hatte ich das gesagt, erhob ich mich auch schon und zog sie mit mir. "Bitte entschuldigt uns, wir haben uns so viel zu erzählen!", meinte ich zu der Gesellschaft am Tisch. Sie würden sicher Verständnis für uns haben.

  • Dann jedoch ließ sie ihren Blick abermals gen Boden sinken. Zumindest bis zu dem Moment, als Manal nach ihren Händen griff und sich Idunas Blick auf die junge Frau konzentrierte. Leicht zitterten ihre Hände, jedoch zog sie diese nicht fort. Sondern hörte sich Manals Worte an. Die junge Frau freute sich für sie und Angus? Konnte sie ihren Worten trauen, wo sie doch dem Kelten mit Sicherheit mit ihrem Körper Zuneigung geschenkt hatte? Es musste so gewesen sein. Anders konnte es sich die Cheruskerin nicht vorstellen. Und dennoch würden keine Worte darüber über ihre Lippen entfliehen. Zumindest nicht hier, in diesem Moment. Vielleicht wenn sie mit Angus alleine wäre. Wenn sie mit dem Kelten alleine wäre.


    “Du darfst mich Iduna nennen Manal.“


    Erlaubte die Rothaarige und neigte leicht ihren Kopf auf die Seite.


    “Du sprichst kryptisch Manal? Wie kann mein Glück, auch dein Glück sein?“


    Schließlich war Idunas Glück doch Angus und Aislin. Was also wollte Manal mit ihren Worten bezwecken?


    In der Zwischenzeit, während ich mit dem Griechen gesprochen zu haben, hatte Iduna das Gespräch mit Manal gesucht. Ich hatte schon von Anfang an gespürt, wie sehr sie sich an Manals Gegenwart störte. Ich kannte Iduna und ich wusste, wann sie eifersüchtig war. Und ja, Iduna kannte auch mich und ahnte bestimmt schon, was zwischen Manal und mir geschehen war.

    Auch ich blickte nun zu Manal und mein Blick musste mitleidig wirken. Doch eines konnte ich vielleicht für sie tun. Ich konnte sie von Idunas Gegenwart befreien.

    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Ja, das war Iduna. Sie war genauso schön und lieblich, wie Manal sie sich vorgestellt hatte. Aber sie verstand Manals Worte nicht recht. Die Syrerin dachte, dass sie sich nicht gut ausgedrückt hatte und sagte: "Entschuldigung, Iduna, dass du mich nicht gut verstehst. Ich meinte, dass man sich doch mit einer Schwester über deren Glück freut. Und will für dich wie deine Schwester sein."

    Sie zögerte, doch sie wollte aufrichtig bleiben:

    "Ich hatte nur ein paar Stunden Glück, und du hast es für dein ganzes Leben.. Alles, was ich deinem Mann hätte geben können, war nichts im Vergleich mit seiner Liebe zu dir."


    Dann bekamen Angus und Iduna ihr Zimmer, und sie verließen die Tischgesellschaft frohgemut. Manal senkte den Kopf. Eine Träne tropfte in ihren Schoß, und Marspet , der neben ihr saß, drückte ihre Hand:

    "Du musst mich für ein Scheusal und eine Sünderin halten.", sagte Manal traurig.

    "Iwo", sagte Marspet: "AngusmacDonal ist ein großer Krieger. Kein Wunder, dass Du dich verliebt hast. Der Löwe ist einer von denen, die im Licht stehen, selkbst wenn er ein Sklave der Rhomäer ist. Aber weißt du, Manal, manchmal gibt es auch noch jemanden am Wegesrand. Und der mag dich auch. Siehst du ihn? Oder findest du ihn abscheulich, weil du weißt, dass er Zahak und seinen Männern so lange Jahre als Lustknabe gedient hat?"

    Manal blickte fast erschrocken auf. Ja, da war Marspet.

    Immer gut, immer um sie besorgt. Was man ihm angetan hatte, hatte seinen sanften Charakter nicht verderben können. Im Gegenteil, er hatte immer versucht, seine Mitsklaven vor Qualen zu bewahren, wenn er sich schon selbst nicht beschützen konnte.

    "Du bist der beste Mann, den ich kenne.", sagte Manal: "An dir ist nichts Abscheuliches, bilde dir das nicht ein, Marspet. Der Abscheuliche war ganz allein dein Herr Zahak, du niemals.

    Ich werde ab heute weniger auf die prächtigen Löwen achten und mehr auf die stillen Lilien am Wegesrand. Wenn sie blühen, sind auch sie wunderschön." Sie drückte Marspet Hand.

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  • Die alexandrinische Sklavin besann sich wieder und entschuldigte sich. Zumindest schrie sie nicht mehr, als habe gerade den Verstand verloren. Doch sie kniete noch immer, als ob sie vor mir Angst oder Phraotes Angst haben musste. Ich konnte mir nicht erklären, weshalb sie das tat.

    "Nun steh endlich auf!" Schließlich hatte sich der -Grieche ja auch nach einer Weile erhoben und angeboten, Phraotes als Übersetzer zu dienen. Er war es dann auch, der endlich etwas Licht ins Dunkel brachte und erklärte, um wen es sich bei dem Blonden handelte und was er alles unternommen hatte, um nun hier zu sein. Es war tatsächlich jene langersehnte Gefährte, von dem Idunah so oft gesprochen hatte. Welch ein Wunder! Natürlich freute ich mich für die rothaarige Sklavin, die im nächsten Moment großmütig von meinem so geliebten Helden freigelassen wurde. Doch Phraotes hatte ganz richtig bemerkt, dass Idunahs Mann immer noch Sklave war, denn darüber hatte weder er noch ich die Gewalt. Er würde zu seinem rhomäischen despotes zurückkehren müssen. Denn hier konnten sie auch nicht bleiben. Wenn Phraotes und ich erst einmal geflohen waren, dann waren die beiden hier auch nicht mehr sicher.

    Ich legte meine Hand sanft auf die meines geliebten Phraotes, denn ich war ihm so dankbar und auch froh, dass auch er wieder zu mir zurückgekehrt war.

    "Liebster, dein Großmut kenn keine Grenzen. Dafür liebe ich dich so sehr! Ich bitte dich, vergiss deinen Gram, den du gegenüber den Rhomäern empfindest und lass uns dorthin fliehen. Weder Athenodoros noch mein Bruder werden uns dort vermuten, da sie sich nicht vorstellen können, wie groß unser Mut ist," sprach ich in parthischer Sprache zu ihm. Denn wer würde ernsthaft Zuflucht bei seinem ärgsten Feind suchen? "Lass und dort unser Leben leben. Auch wenn es ein einfaches Leben sein sollte. Solange du bei mir bist, habe ich alles, was ich brauche!"

    Ich schaute dem blonden Sklaven nach, der mit der rothaarigen Iduna ein Zimmer genommen hatte. Mochten sie sich ihrer Freiheit erfreuen, solange sie noch konnten. Sie dachten beide daran, zu ihrem zweifellos grausamen römischen Herren zurückzukehren. Ich hätte mir etwas anderes für beide gewünscht, doch sie trafen ihre eigenen Entscheidungen:

    Die sanfte Berührung meiner Nilofer ließ mich aufsehen:

    "Möge Ormuzd der Barmherzige die Beiden beschützen.", sagte ich.

    Dann hörte ich Nilofer an, denn wie gesagt, sie war die klügste Frau, die ich je kennen gelernt hatte, und jedes ihrer Worte war es wert, erwogen zu werden.

    Ich antwortete ihr auf Parthisch, etwas schwerfällig, denn wie lange hatte ich es nicht mehr gesprochen:

    "Geliebte Nilofer, meinen Groll auf die Rhomäer kann ich nicht vergessen. Dort, wo sie herrschen, kann nur Eisen wachsen. Und auch Du kennst die Legende des kleinen Prinzen, den sie mitgenommen und bei ihren Orgien zur Belustigung solange in einem Tierkäfig präsentierten, bis er die menschliche Sprache vergessen hatte" Nun, das war nur eine Version; es kursierten mehrere Versionen der Geschichte:

    "Ich bin mein ganzes Leben lang für den Krieg mit ihnen erzogen worden. Auf der anderen Seite hast du Recht: Nicht einmal Mithridates wird glauben, dass wir so tief gesunken sein mögen, uns ausgerechnet zu den Rhomäern zu flüchten. Und die Bene Attar könnten uns in Alexandria verfolgen, aber bis nach Rhome reicht ihr Arm nicht. Und die Rhomäer klagen darüber, dass der Orontes schon lange in den Tiber fließt*, vieles vom Osten in ihre Stadt gekommen ist. Rhome ist groß, und Ausländer können dort leicht untertauchen."

    Ich schaute düster drein:

    "Wir werden dort leben können, Nilofer,m einfach wie du sagst. Vielleicht geht es gut, solange wir mit den Rhomäern selbst nicht allzu viel zu tun haben. Lass es mich eine Nacht überschlafen, ich bitte dich."


  • Ich lächelte, als Phraotes dies sagte. Wer genauer hinsah, konnte den Hauch von Sehnsucht in meinem Lächeln erkennen. Was hätte ich dafür gegeben, wenn es doch Phraotes und ich gewesen wäre, die gerade aufgestanden waren, um auf ein Zimmer zu gehen? Ja, Phraotes war wieder hier bei mir. Doch es würde noch lange dauern, bis wir endlich allein für uns sein konnten. Allein, damit uns niemand beobachten konnte. Doch wie es schien, war uns dies vorerst verwehrt. Drum hoffte ich, meinen Geliebten dazu bewegen zu können, schon bald zu fliehen. Seine unüberwindbaren Resentiments gegenüber den Rhomäern konnte ich ihm nicht verdenken. Denn sie wurden nicht nur ihm über Jahre hinweg eingetrichtert. Wir beide waren mit gewissen Schreckgeschichten aufgewachsen, die auf das ungeklärte Schicksal eines adeligen Jungen zurück gingen, der vor vielen vielen Jahren, lange vor meiner Geburt, von den Rhomäern verschleppt worden sein sollte. Was daran wirklich wahr war, wusste natürlich niemand. Doch diese Geschichten hatten zumindest auf mich stets die gewünschte Wirkung ausgelöst. Nun jedoch war ich erwachsen und hatte endlich die Freiheit gekostet. Nun war es auch an der Zeit, meine eigenen Erfahrungen zu machen, fernab von irgendwelchen Gruselgeschichten.

    "Ja", musste ich zugeben, "ich kenne die Geschichte! Als Kind habe ich immer und immer wieder gehört! Und wenn ich einmal nicht artig war, dann drohte mir meine Mutter, die Rhomäer würden auch mich holen." Doch auch Phraotes musste nun zugeben, dass die Stadt im fernen Westen eine Chance für uns barg, um ein neues Leben zu beginnen. "Oh ja, Liebster! Denk noch einmal darüber nach! Dort in der Ferne liegt unser neues gemeinsames Leben. Dort werden wir glücklich werden und dort werde ich dir deine Söhne schenken!" Bei diesen Worten konnte ich mich nicht mehr zurückhalten. Ich nahm seine Hand und küsste sie. Noch viel mehr hätte ich nun meine Lippen auf seine gedrückt. Doch das hätte doch sicher für Verwunderung gesorgt, zumindest bei Phileas, dem Sklaven der Bene Ma'zin.

  • Alle Liebenden schienen sich gefunden zu haben mit seligem Lächeln, und die göttliche Anahita, die den Sterblichen Liebe schenkte, erfreute sich an ihnen. Der Kelte, der so viele Gefahren um Idunah ausgestanden hatte, war von Sehnsucht geplagt mit ihr verschwunden; gewiss würden sie sich die ganze Nacht mit Küssen und Liebkosungen erfreuen. Das junge Mädchen(oder war es schon eine Frau?) aus Antiochia, hatte den Kopf mit dem ihres jungen freundlich aussehenden Begleiter zusammengesteckt, und einmal griff er ganz scheu nach ihrer Hand. Die sonst so muntere Anippe sah zwar nicht glücklich aus, aber ihre Wangen brannten, und ich dachte mir schon, dass sie mehr für den Bene Ma' zin- Sklaven empfand als sie zugab.

    Nur Nilofer und mir blieb das Glück verwehrt, das sogar Sklaven genießen durften. Ich konnte ihre Hand nicht nehmen, ihr keinen Kuss stehlen, so gar nichts. Palmyra sah uns mit wachsamen Augen zu, und die Augen gehörten Athenodoros, der mittlerweile der Mächtigste der Bene Attar war.

    Bestimmt bewog mich diese Sehnsucht nun dazu, Nilofer nachzugeben. Ich wollte dieses Glück auch haben.:

    "Nilofer, du weißt schon, dass uns ein Leben in Bescheidenheit erwartet...",

    begann ich, und der nächste Satz von ihr ließ mein Herz höher schlagen:

    "Rhome - ein Viertel armer Leute, ein Zimmer, ein Dach über den Kopf...ich bin jung und gesund, ich kann für uns beide arbeiten", ich betrachtete meine Hände, die nur gelernt hatten, ein Schwert oder eine Feder zu führen:

    "Freiheit braucht Mut, Geliebte, ich danke dir, dass du mich daran erinnerst. Wir werden eine Familie sein. Du wirst mir Söhne schenken und auch Töchter, die ich besonders lieben werde, weil sie anmutig und klug wie ihre Mutter sind. Vielleicht reicht es auch für eine nette tüchtige Sklavin, damit du dich nicht alleine abmühen musst mit all der Hausarbeit, wenn du weder Iduna noch Anippe bei dir hast."

    Iduna wollte mit ihrem Mann zu ihrem römischen despotés zurückkehren. Und Anippe war Athenodoros Eigentum; mir kam gar nicht in den Sinn, etwas anderes zu denken, als dass die Alexandrinerin in Palmyra bleiben würde.

  • Phraotes Einwand konnte mich nicht schrecken. Ich musste kein Leben in Luxus führen, wenn ich alles hatte, was mir wichtig war. "Würde ich Wert auf Luxus nehmen, dann wäre ich in Ktesiphon geblieben oder würde nun den Bene Attar heiraten wollen. Doch solange du bei mir bist und wir uns lieben, werde ich die reichste Frau sein. Was sind schon materielle Dinge, wenn wir uns haben und in Freiheit leben können? Und dieses eine Zimmer wird unser Palast sein, mein Liebster! Ich wünschte, wir wären schon dort!" Ein Zimmer für uns allein, das fehlte uns wahrlich! Wir würden uns einfach noch etwas in Geduld üben müssen. Vielleicht war das die Prüfung, die wir noch bestehen mussten.

    "Und übrigens, Anippe wird mit uns kommen! Ich habe es ihr versprochen, dass ich sie mitnehmen werde. Sie muss nicht länger diesem Scheusal dienen! Wenn wir in Rhome sind, werde ich ihr die Freiheit schenken." Auch ihr Leid sollte dann ein Ende haben.

    "Lass uns am besten in den nächsten Tagen schon fliehen. Wir könnten mit Iduna und Angus nach Antiochia reisen. Dann wären wir nicht auf uns alleine gestellt." Je früher wir das Haus der Bene Attar verlassen konnten, umso besser! Doch die Flucht musste gut geplant und vorbereitet werden, wenn sie gelingen sollte! Der Bene Attar würde uns gewiss nicht einfach so gehen lassen, sondern uns seine Leute hinterherschicken.

  • Ich wiegte den Kopf hin- und her. Ich hatte nichts gegen die kleine Anippe, aber sie mit uns zu nehmen, war etwas anderes als einfach so zu gehen. Anippe war Athenodoros Eigentum. Sie mit uns zu nehmen war überall auf der Welt Diebstahl, und auch bei den Rhomäern. Allerdings konnte ich Nilofers bittendem Blick nichts abschlagen:

    "Es ehrt Dich, dass Du an die Benachteiligten denkst, liebste Nilofer.", sprach ich: " Hast du der Sklavin denn dein Wort gegeben?" Das Wort einer Prinzessin war nicht zu brechen, da würde Ormuzd uns bestrafen. Dennoch wurde mir das Herz schwer, als ich daran dachte.

    Allerdings Angus und Iduna als Reisegesellschaft sagten mir zu, ihre Geschichte war herzerwärmend und sprach von wahrer Liebe und Treue. Auch die beiden jungen Syrer, Marspet und Manal, die Angus aus der Sklaverei befreit hatte, machten einen guten Eindruck auf mich, als seien sie sanfte, verträgliche Menschen.

    Als Nilofer von einem kleinen Heim für uns sprach und Kindern, sah auch ich alles in rosigem Licht:

    "Auch ich wünsche mir, dass wir schon dort wären, in Rhome.", sagte ich endlich.


    all' age dä, ksinὰ rὰr ὁdόs, ksina de kaὶ aos -

    Aber wohlan! - ist der Weg doch gemein, und gemeinsam der Morgen.

  • Die Ereigniss der letzten Monate hatten mir eine andere Sicht auf die Dinge verliehen. Ich hatte mir viel Gedanken darum gemacht, was das Wichtigste für mich im Leben sein sollte. Dabei hatte ich festgestellt, dass die Dinge, die man anstrebte, in den seltensten Fällen umsonst waren. Alles hatte seinen Preis! Sei es ein materieller oder ein ideeller Preis.

    Die Freiheit war mir das Wichtigste! Freiheit, um dem Mann zu folgen, den ich liebte. Die Freiheit meiner Gedanken, mein Leben so zu gestalten, wie ich es wollte. Der Preis für all das war der Verzicht auf ein Leben im goldenen Käfig, auf Prunk und Luxus, auf einen Titel, der mir nicht viel bedeutete. Auf dem Weg zur Freiheit wollte ich all jene, die mir freundlich gesonnen waren und die meiner Hilfe bedurften, nicht vergessen. So war es für mich selbstverständlich, Anippe nicht im Stich zu lassen. Ich hatte schon einmal eine gute Freundin im Stich lassen zu müssen. Das würde nicht noch einmal passieren! Auch wenn der Preis dafür sehr hoch war. Zweifellos würde er das sein. Wenn der Bene Attar erst einal realidiert hatte, dass ihm nicht nur die Verlobte, sondern auch seine Sklavin abhanden gekommen war, würde er nichts unversucht lassen, uns beide wieder zurückzubekommen!

    "Ja, ich gab ihr mein Wort!" antwortete ich Phraotes und blickte ihn eindringlich an. Er sollte wissen, dass ich genau wusste, welche Konsequenzen daraus zu erwarten waren. Phraotes wusste sicher, dass ich nicht leichtfertig mein Wort gab und dass ich mich keinen wankelmütigen Gedanken hingeben zu pflegte.

    Umso mehr erfreute es mich dann, als auch er dann seine Vorfreude auf unsere Zukunft in Rhome zum Ausdruck brachte. Wie gerne hätte ich ihn nun geküsst! Doch noch immer war die Zeit des Theater spielens nicht vorbei! "Dann lass uns keine Zeit mehr verlieren, Liebster!" raunte ich ihm mit strahlenden Augen zu.


    "Wir sollten langsam wieder den Heimweg antreten, Anippe! Mein Verlobter erwartet uns sicher schon!" erklärte ich schließlich mit einer lauteren Stimme, so dass es jeder hören konnte. Es gab noch viel zu tun, wenn wir schon bald von hier fliehen wollten!

  • Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Manal hatte so ein bisschen zugehört, und auch mitbekommen, dass die schöne reiche Palmyrenerin, denn dafür hielt sie Nilofer, sich bald verheiraten würde. Also stand sie zum Abschied auf und sagte:

    "Edle Dame, ich wünsche Dir Glück in deinem Leben und Segen für alle guten Menschen. Ich habe gehört, dass du dich vermählen wirst."

    Sie schluckte ein wenig, und dachte an AngusMacDonall, ihren Goldenen Löwen, der nun glücklich mit seiner Idunah war; dann sagte sie:

    "Auch ich bin glücklich, dass man uns aus der Sklaverei befreite. Marspet hier...", sie wies auf den jungen Mann: "Wird mich meinem Vater in Antiochia zurückgeben. Alles wird gut werden."

    Manal lächelte. Aber ja, der HERR hatte es gut mit ihr gemeint. Sie würde ihren lieben Vater wiedersehen.


    Die junge Syrerin wusste natürlich nichts von Nilofer und Phraotes Fluchtplänen. Aber ohne es zu wissen, hatte sie beiden eine wichtige Information gegeben: Sie würde mit einer Gruppe befreiter Sklaven nach Antiochia reisen; sie hatten Reittiere und Geld.

    In einer Gruppe zu reisen war die einzige Möglichkeit, einigermaßen sicher die gefährliche Wüste Syriens zu durchqueren.

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  • Ein Mann auf der Flucht wartet nicht auf der Leier Klang.

    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Manal, Marspet und die anderen hatten sich selbst noch einen Schlafplatz in einem großen Gemeinschaftsraum bei der freundlichen Thomalachis genommen. Am nächsten Morgen warteten sie auf Angus und Iduna, denn sie glaubten, die Reise mit den beiden Iuliersklaven nach Antiochia fortsetzen zu können. Ja, jetzt da Angus seine Iduna wieder hatte, merkte Manal, wie sehr sie ihren alten Vater und das kleine gelbe Haus vermisste.

    Doch der Morgen kam und die Sonne ging auf, und kein Angus und keine Iduna kamen zurück. Während sie anfangs noch geglaubt hatten, beide hätten das Wiedersehen zu ausführlich genossen und schliefen den Schlaf der Erschöpfung, machte sich Manal Sorgen , und sie fragte Thomalachis. Die Wirtin zuckte die Schultern; da Angus das Zimmer im Voraus bezahlt hatte, kontrollierte sie ihre Gäste nicht, doch sie schickte eine Magd nach oben. Die fand das Zimmer leer:

    "Die beiden Rhomäer sind schon weg.", kam sie zurück, und Manal wurde einen Moment lang traurig. Wie ein Dieb in der Nacht hatte sich Angus in ihr Leben hinein und jetzt wieder heraus geschlichen. Aber ihre Trauer hielt nicht an. Sie alle waren in der Hand des HERREN, und wer wusste schon, welches Schicksal der Herr ihnen alle zugedacht hatte?

    Sie beschlossen also, zu essen - sie hatten noch Geld - und dann ihre Kameraden von der Karawane zu suche und aufzubrechen.

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  • Wir eilten durch die Straßen, hin zum parthischen Markt. Dorthin wo wir am Vorabend noch das Wiedersehen Idunas mit ihrem Mann gefeiert hatten und der Gedanke unserer Flucht nach Rhome geboren worden war. Zu meiner Enttäuschung trafen wir aber in der Taberna weder Iduna noch ihren Mann an. Doch Manal, die junge Frau aus Antiochia und ihr Freund fanden wir im Schankraum sitzend. Sie aßen gerade. Dadurch dass wir wie ganz einfache Leute gekleidet waren, erkannte uns die Wirtin nicht. Wir fielen einfach nicht auf, als wir die Taberna betraten. Nun durften wir keine Zeit verlieren." Shlomo", begrüßte ich die beiden fast schon flüsternd. "Sind Iduna und ihr Mann noch hier? Wir drei würden uns euch gerne anschließen, wenn ihr zurück nach Antiochia reitet." Außer uns sollte davon niemand erfahren. Wie Phraotes schon gesagt hatte, auch wenn Thomalachis uns nicht schaden wollte, so war sie doch eine Schankwirtin und in einer Taberna bekamen Gerüchte und Geheimnisse ganz schnell Beine, die schneller die Runde machten, als einem lieb sein konnte.

  • Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Manal riss überrascht die Augen auf: "Aber edle Nilofer, bist du nicht eine...Braut?", fragte sie erstaunt. Sie konnte sich nichts anderes denken, als dass eine Braut ihren Bräutigam aufrichtig und reinen Herzens liebte. Dann zuckte sie bedauernd die Schultern:

    " Ich glaube, dass Angus und Iduna eine andere Möglichkeit gefunden haben, nach Antiochia zu reisen.", erwiderte sie: "Das liegt bestimmt nicht an euch, der Herr...", sie wies auf Phraotes:

    "Hat ja Iduna freigelassen. Doch ich glaube, der Germanin war mein Anblick zuwider.", sie wischte sich über die Augen.

    Sie schämte sich. Nicht wegen Angus - alles was mit ihm geschehen war, war nur aus reiner Liebe geschehen. Aber sie schämte sich dafür, dass sie in Iduna vermutlich das schlechte Gefühl der Eifersucht erweckt hatte. Eine gute Christianerin sollte niemals der Anstoß für böse Gedanken ihrer Mitmenschen sein:

    "Nun sind die Iuliersklaven ohne uns fort. Aber du und deine Begleiter könnt euch uns gerne anschließen. Entweder sofort oder ihr erwartet uns vor dem Stadttor. Das käme darauf an."

    Es kam darauf an, ob die Drei offen oder verdeckt unterwegs waren. Auch Manal war auf ihre Weise schlau.

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  • Ich lächelte Manal zu, sie war so ein freundliches kleines Ding. Und ja, trotz unserer Verkleidung hatte Thomalachis bestimmt ein scharfes Auge und ein gutes Gedächtnis. Spätestens wenn man nach Nilofer fahnden würde, würde sie sich erinnern.

    Ich schaute meine kluge Prinzessin an: "Dann besser vor dem Stadttor, oder?", meinte ich.


    Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.In diesem Moment kam Thomalachis und wedelte mit ihren Händen: "Ksch, schleicht euch!", schimpfte sie und zu Manal: "Haben die dich belästigt, meine Liebe? " Und zu uns: "Bestellt was oder verschwindet! Aber lasst meine Gäste in Ruhe!"


    Wieder einmal musste ich einsehen, dass Kleider Leute machten. Die geschäftstüchtige Griechin hatte uns nur kurz gemustert und dann entschieden, dass wir keine potentiellen Gäste waren. Sie brachte uns in unseren Dienergewändern nicht mit der Dame Nilofer in Verbindung. Gestern noch hatte sie ihr zuliebe ein ganzes Stockwerk räumen lassen, heute verscheuchte sie uns wie Pack.

    Es war also völlig gleich, wo wir warteten, aber um in der Rolle zu bleiben, sagte ich:

    "Verzeih uns, Wirtin. Wir gehen ja gleich. "

  • Anippe hätte am liebsten beinahe, jedoch nur beinahe die Wirtin Thomalachis angeherrscht, was ihr denn einfiele, mit ihrer despoina so zu sprechen. Doch dazu gab es keinen Grund, im Gegenteil. Die Maskerade schien perfekt. Dennoch war die Sklavin sehr unruhig und wäre am liebsten gleich aufgebrochen, bis Meilen zwischen Palmyra und ihr liegen würden. Sie fürchtete Athenodoros.

  • Als Anippe nach draußen trat und den Knaben sah, das kleine Wiesel, wusste sie, dass ihr Bauchgefühl sie nicht getrogen hatte. Man war ihnen vielleicht nicht gefolgt, aber es gab genug Burschen, Müßiggänger und Bettler, die für die Bene Attar Augen und Ohren offenhielten. So ein nützlicher Junge war Suad.

    Er war jedoch kein Bettler, sondern ein ihnen wohlbekannter Exsklave.

    Suad war während eines gemeinsamen Abendessens von Athenodoros freigelassen worden, um der Dame Nilofer durch seine Großzügigkeit zu imponieren.* Er war seinem Gönner dankbar, blieb weiterhin im Hause, denn er hätte auch gar nicht gewusst, wohin. Ihm ergeben war er nun für den Ben Attar doppelt so nützlich.

    Suad schien erst verdattert, die oikonomē, die Hausvorsteherin , so früh am Morgen in "Der Ziege und dem Assyrischen Baum" anzutreffen. Aber als er ihren Gesichtsausdruck sah, stürzte er wie von Furien gehetzt davon.


    In Anippe hatte nur ein einziger Gedanke Platz: Ihm nach! Sie musste Suad einholen und ihn fragen, was er in der Taberna verloren hatte - und so ganz nebenbei herauskriegen, was er mitbekommen und ob er ihnen etwa absichtlich nachgeschlichen war. Vielleicht musste sie dem kleinen Wiesel ja den Hals umdrehen. Vielleicht reichte es aber auch, ihm den Mund mit Drohungen zu stopfen.


    "Dieser Junge ist Suad, Despoina.!", flüsterte sie Nilofer zu: "Den kriege ich! Geht nur schon voraus, ich hole euch am Stadttor ein."


    >>> Prostas Bene Attar


    Sim-Off:

    * Das wird hier berichtet.

  • Eigentlich war es ein gutes Zeichen, dass die Wirtin uns nicht erkannt hatte. Jedoch wollte sie uns nicht hier haben, da ihr unser Äußeres nicht gefiel. Um nicht noch mehr ihren Unmut auf uns zu ziehen, war es sicher am Besten, wenn wir uns etwas später am Stadttor trafen.

    Ich konnte es kaum erwarten, bis wir endlich Palmyra verlassen konnten. Wären wir doch nur schon in Antiochia! Nur weg von hier, dachte ich. Weg von dem Bene Attar! Daher konnte ich auch Anippe sehr gut nachfühlen, was gerade in ihr vorgehen musste. Für sie stand noch viel mehr auf dem Spiel, als für mich und Phraotes.

    Als ihr ein Junge auffiel, den Attenodorus erst vor wenigen Wochen die Freiheit geschenkt hatte, war Vorsicht geboten! So war ich ihr sehr dankbar, als sie meinte, sich un den Jungen kümmern zu wollen. "Gut! Wir treffen uns dann am Stadttor!" Das war das Letzte, was ich ihr sagte.

    Phraotes und ich begaben uns dann zum Stadttor.

  • Ankunft in Palmyra


    Genauso wie angekündigt traf Caesoninus nach knapp vierzehn Tagen in Palmyra ein. Er war zusammen mit zwei Sekretären aus der Regia mit einer Karawane mitgereist, deren Nomaden ihm als Führer dienten, sowohl auf dem Weg durch die Wüste, wie auch jetzt hier in der Stadt. Denn trotz der Tatsache, dass eine römische Hilfstruppeneinheit hier lagerte und zudem Palmyra bereits seit gut eineinhalb Jahrhunderten und mehr Teil der römischen Welt war, so gab es hier immer noch keine fassbare römische Oberschicht und eine wirkliche römische Regierung schon gar nicht. Die Einheimischen regelten ihre Angelegenheiten nach wie vor unter sich und hatten ganz klar das Sagen, egal wieviele Römer und Griechen hier wohnten (auch wenn deren Zahlen sowieso eher marginal waren). Für einen außenstehenden Römer wie ihm war dieses Nest höchst mysteriös, doch Palmyra duldete römisches Militär in seiner Nähe und entrichtete ohne Klagen seinen Tribut und so ließ Rom es gewähren.


    So erklärte sich auch der Umstand, dass er es vorzog, mit seinem Stab und dem Karawanenführer zuerst in einer gewöhnlichen Taverne abzusteigen für ein erstes Quartier in der Stadt, um von hier aus dann in Kontakt mit den Eingeborenen zu treten. Einen Tag vor dem Einzug in die Stadt hatte Caesoninus einen der Nomaden als Kurier vorgeschickt, der der Bule von Palmyra, der obersten Ratsversammlung und somit dem örtlichen Regierungsorgan, seine Ankunft melden sollte und auch, dass er hier in der Taverne zur Ziege und zur Dattelpalme am Parthischen Markt anzutreffen sei. Hier wollte er einkehren und auf Antwort von der Bule warten.

  • Bitte melden Sie sich an, um dieses Bild zu sehen.Die Bene Ma'zin waren eine der vier großen Familien Palmyras, die in der Bule über deren Schicksal entschieden. Mit dem Ableben Yardai Ben Ma'zin hatte sein ältester Sohn Adai auch dessen Sitz in der Ratsversammlung der Stadt geerbt. Dem jungen Bene Ma'zin sagte man nach, er sei gefährlich und unberechenbar. Den Römern gegenüber begegnete er mit Argwohn, obwohl er deren Sprache und Lebensgewohnheiten sehr gut kannte und letztere auch schätzte. Dennoch machte er seinen Standpunkt von vorneherein ganz klar, indem er es vorzog, auf jedliche römische Kleidung zu verzichten und stattdessen pathische Hosen und die dazu passende Oberbekleidung zu tragen.

    Als er von der Ankunft des neuen Quaestor Provincialis unterrichtet worden war, schickte er sofort seinen treuen Sklaven und Maiordomus Phileas zu jener Taberna, um den Römer in sein Haus einzuladen, denn das verlangte die Gastfreundschaft.

    Dem griechischen Sklaven war die Taberna nicht unbekannt. Ebenso die Besitzerin Thomalachis, die vor mehreren Monaten einige seiner guten Freunde beherbergt hatte. Mit Wehmut dachte er an die liebliche Anippe, die er so gerne näher kennengelernt hätte. Dem Gerücht, sie sei aus Palmyra geflohen wollte er keinen Glauben schenken. Sie befand sich gewiss an der Seite ihrer Herrin Nilofer, die zugegebenermaßen dem alten Bene Attar auf schändliche Weise einen Korb gegeben hatte. Darüber amüsierte sich immer noch halb Palmyra. Der große Waballat Ben Attar war von einer kleinen parthischen Kaufmannstochter hereingelegt worden!

    Phileas betrat die Taberna und hoffte, man würde ihn rasch zu dem Römer vorlassen.

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