• Der Besuch von Ezra ben Abraham


    Porta >>>


    Athenodoros war bekannt, dass das hebräische Volk bestimmte Speisevorschriften hatte, und wenn er sie auch nicht gut beschreiben konnte, hatte sich sein Koch bemüht, und der Palmyrener hoffte, dass Ezra wie immer mit ihm nachsichtig sein würde.

    Auf vielen kleinen buntgemusterten Glasschalen waren Mus aus weißen Bohnen und aus Kirchererbsen mit Sesampaste, gekochte Eier, Scheiben von gebratener roter Beete mit Honig, Minzsalat angemacht mit Granatapfelmelasse, Nüsse und kleine Stückchen Rinderrippchen hergerichtet, desweiteren gab es das Fladenbrot, das überall in der Levante verbreitet war und Krüge mit Wein und Wasser. Anippe und ein junger Diener mit langem geflochtenen Haar würden ihnen aufwarten.


    Zwei vergoldete Becher standen auf Beistelltischen, und es duftete nach Mastix, das in Räucherpfannen verbrannt worden war.

    Hierher hatte Athenodoros den Gast gelotst, und er gab ihm die beste Kline mit Blick in den Garten, der winterlich grün war.


    "Wasser ist, was ich vermisse. ", nahm der Syndhiarchos den Faden wieder auf: " Sogar das graue Wintermeer vor Alexandria würde ich gerne vor mir sehen, obwohl ich es früher nicht mochte, es erschien mir wie unedles Blei. Wie seltsam es ist, dass ich hier ständig durstig bin und das Bedürfnis habe, meine Kehle zu befeuchten. "

    Anippe goss Wasser ein; Wasser, das in Palmyra so kostbar war wie anderswo Falerner.

    "Wie lange bist du bereits in der Palmenreichen, Ezra?",fragte Athenodoros: "Ich erinnere mich nicht ganz genau, obwohl du es mir schon einmal berichtet hast. Hast du denn dein neues  Leben lieb gewinnen können?"


    Der junge Diener stand schweigend neben dem Tisch, bereit alle Wünsche zu erfüllen; genauso wie Anippe - ein Blick würde genügen.

  • RE: Der Besuch von Ezra ben Abraham


    Ezra ben Abraham folgte seinem Gastgeber in das Andron des Hauses. Ein wohliger Geruch kitzelte schon kurz nach Eintritt seine Nase. Was war das nur? War das Mastix? Auch für einen Willkommenstrunk hatte Athenodoros augenscheinlich schon gesorgt, als der Jude die beiden vergoldeten Becher entdeckte. "Ich ziehe eine anmutige Wüstenoase den Wellen des Ozeans vor, somit müsste man wohl behaupten, dass Palmyra gegenüber Alexandria eine Verbesserung ist", scherzte Ezra ben Abraham, jedoch in einem solch ernstem Ton, dass nur Vertraute den Witz in seinen Worten erkannten. Für gewöhnlich war er kein Mann des lauten Lachens.


    Er wurde auf eine Kline mit Blick auf den Garten gelotst auf der er sich niederließ und sogleich auch von Anippe den Becher gefüllt bekam. "Hab Dank, du gutes Kind", sprach der Bücherhändler zu ihr. Sobald auch Athenodoros seinen Becher voll hatte, prostete ihm Ezra ben Abraham zu und nahm danach den ersten Schluck. "Auf dein Wohl, mein Freund!" Köstlich, dieses Oasenwasser! Es mochte Einbildung sein, doch für ihn schmeckte es irgendwie klarer und besser als das ägyptische Zeug.


    Nachdem er den Becher wieder abgesetzt hatte, eröffnete Athenodoros auch schon das erste Thema ihres kommenden Gesprächs. Ezra ben Abraham verzog keine Miene, jedoch strich er sich ein paar Mal mit langsamen Bewegungen durch seinen Bart. "Ich denke inzwischen mögen es schon zwei Wochen sein, da ich Palmyra betrat nach meinem Auszug aus Alexandria. Es fühlt sich immer noch etwas fremd an, aber ich komme zurecht. Hab keine Sorge."

    Ach, Alexandria... Ezra ben Abraham vermisste es immer noch schrecklich, aber er hatte nach jahrelangem Zaudern doch gehen müssen. Nur so konnten seine inneren Wunden heilen.

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  • RE: Der Besuch von Ezra ben Abraham


    Ein wenig wunderte sich Athenodoros, wie höflich sein Gast Anippe gegenüber war. Ob sie ihm gefiel? Wie immer war Athenodoros nicht knausrig, und seine Gäste konnten von ihm haben, was sie begehrten. Anderseits schaute Ezra Ben Abraham das Mädchen nicht an wie ein Mann eine Frau ansah, sondern vielmehr...väterlich.


    Ezra Ben Abraham war so etwas wie ein Weiser, vermutlich stand er über den profanen Dingen der Natur. Waballat ben Attar Athenodoros war hingegen stolz auf die Kraft seiner Lenden.


    "Anippe habe ich als einzige Dienerin aus Alexandria mitgebracht.", erklärte Athenodoros trotzdem:

    " Aus Sentimentalität vermutlich, denn sie ist oikogenes, in meinem Haus geboren. Sie ist sanft und fügsam ", er lachte kurz auf:

    " Ich bin gebürtiger Palmyrener, doch es ist seltsam, wie mir Alexanders Stadt zur Heimat wurde. Dabei musste ich mehr als einmal um mein Leben fürchten, und einmal gar die Stadt verlassen. Den raschen alexandrinischen Geist, das Geschwätz in den Gassen, das vermisste ich. Das Unruhige, Rebellische, manchmal sogar mörderische Wesen der Alexandriner vermisse ich jedoch keineswegs – schlecht für Geschäfte. Palmyra ist schön ruhig. Weißt du übrigens, dass die Königin der Wüste in all den Jahren ihres Bestehens keinen Philosophen hervorgebracht hat? Keinen einzigen! "


    Nicht, dass er sich jemals viel aus Philosophen gemacht hätte.

  • RE: Der Besuch von Ezra ben Abraham


    Der Buchhändler kannte Anippe natürlich noch aus Alexandria von seinen gelegentlichen Besuchen bei Athenodoros und auch er freute sich im Stillen, dass er sie hier in Palmyra wieder antraf. Es mochte skurril anmuten, aber Anippes vertrauter Anblick bot auch Ezra ben Abraham ein kleines Stück alexandrinische Heimat. Er lauschte den Ausführungen seines Freundes und dabei breitete sich ein mildes Lächeln auf Ezra ben Abrahams Gesicht aus. "Ja, die Verlockungen dieser besonderen Stadt sind jenen schöner Frauen nicht unähnlich. Beide verstehen sich darauf einen ungefeiten Geist in ihren Bann zu schlagen und ihn erst wieder zu entlassen, wenn ihnen es so gefällt. Dass Palmyra keine Philosophie im klassischen Sinne betreibt verwundert mich nicht weiters, wo dies ja vornehmlich eine Erfindung der Griechen ist. Selbst die ach so großen Römer hätten sie nie kennengelernt und das Stadium der Barbarei ohne die Hilfe der Griechen verlassen können. Aber Palmyra hat seine eigenen Qualitäten. Ich schätze die Offenheit und den Ehrgeiz der hier ansässigen Leute. Hier ist ein Geschäftsmann noch wirklich ein Geschäftsmann, findest du nicht? Wie ergeht es denn deinen Geschäften so seit deinem Umzug? Gab es irgendeine Auswirkung auf sie durch deinen Standortwechsel? "

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  • RE: Der Besuch von Ezra ben Abraham


    „Ich bin bestimmt ein ungefeiter Geist, denn mich schlagen schöne Frauen auf jeden Fall in Bann.“, lächelte Waballat ben Attar:

    " Da du das Thema Schöne Frauen angeschnitten hast : Ich besitze eine neue Sklavin, die nur ihr Idiom spricht, Persisch. Der alte Gauner der Bene Mattabol, Yarhai hat sie mir als persische Prinzessin verkauft – als ob ich diesem Menschen ein Wort glauben würde! Doch sie ist erlesen schön, und da meine Anippe mir ausrichtete, du würdest ihre Sprache kennen, kannst du vielleicht mal mit ihr reden. Yarhai ben Mattabol ist übrigens genau so ein wirklicher Geschäftsmann, wie du es nennst, ehrgeizig und gerissen."


    Ein wenig verzog Athenodoros das Gesicht.

    Und Shanase deutlich machen, wo in Zukunft ihr Platz sein wird, dachte er herrisch. Wenn Shahnaz vernünftig werden würde, könnte sie ein gutes Leben in seinem Haus führen und von den gewöhnlichen Sklavinnentätigkeiten befreit werden.:

    " Später stell ich sie dir vor, wenn du mir diesen Gefallen tun könntest. Jetzt hätte ich Freude, mit dir ernsthaftere Gespräche zu führen. Du fragst nach dem Standortwechsel? Nun, wir Palmyrener haben seit altersher den Vorteil, dass uns sowie Römer als auch Parther vertrauen. Wer sonst als ein Palmyrener hätte gerade in Vologesias bei Ktesiphon einen Augustustempel weihen können?* Die Parther sind am Transport von serischen Produkten in das Imperium genauso interessiert wie wir. Der Machtwechsel in Parthien freilich….“ " ,

    der Synhodiarch setzte eine sorgenvolle Miene auf:

    "Der neue Shahanshah Mithridates scheint einen anderen Weg einschlagen zu wollen als Phraates, sein Bruder es wohl getan hätte. Schlecht für Palmyra, wenn du mich fragst..."

    Ungeduldig streckte er Anippe seinen leeren Becher hin und schlug ihr damit leicht auf ihre Hand, damit sie ihn füllte.


    Sim-Off:

    * Der Synhodiarchos Soadu im parthischen Vologesias( war RL jedoch vermutlich 10 Jahre später )

  • RE: Der Besuch von Ezra ben Abraham


    Ezra ben Abraham nahm zur Kenntnis, dass sie sich wohl schön langsam der Sache näherten, weswegen er in das Haus der Bene Attar gerufen worden war, immerhin hatte Athenodoros bereits jetzt einmal kurz diese mysteriöse neue Sklavin erwähnt. Wieder fuhr er sich durch den Bart, während, er den Worten seines Gastgebers lauschte. Yarhai ben Mattabol hatte also behauptet die neue Sklavin sei eine persische Prinzessin, interessant. "Ich kenne den Sklavenhändler von den Mattabol aus meinem früheren Exil in Palmyra. Er mag ein ungehobelter schimpfender Affe sein, aber normalerweise lügt er nicht was seine Geschäfte angeht, dazu ist er viel zu erfolgreich in dem was er macht. Natürlich kann es aber in diesem speziellen Fall sein, dass er dich einfach nur beeindrucken wollte und wirklich vielleicht die Wahrheit ein wenig geschminkt hat, immerhin sind sich die Bene Attar und die Bene Mattabol nicht besonders grün miteinander. Die ewig gleichen alten Stammesfehden eben. Du hast sie bestimmt schon vermisst, oder?", meinte er in einem leicht schalkhaften Anflug.


    "Aber natürlich sehe ich mir deine neueste Erwerbschaft gerne mal an, mein Persisch mag vielleicht ein klein wenig eingerostet sein, doch es sollte noch allemal für ein Gespräch ausreichen." Es mochte bestimmt gut fünf oder sechs Jahre her sein, seit er geschäftlich das letzte Mal nach Persien gereist war. Damals war Ezra ben Abraham auf der Suche nach einer bestimmten Ausgabe der Avesta gewesen, dem heiligen Buch der persischen Feuerpriester. Natürlich gab es in der östlichen Welt massenhaft Ausgaben der Avesta, doch diese Ausgabe, an der Ezra ben Abraham interessiert gewesen war, war eine, die angeblich aus dem Königspalast in Persepolis zur Zeit von Großkönig Dareios dem Großen stammen sollte, erkennbar an dem königlichen Stempel auf den einzelnen Schriftrollen. Es war ein richtiges kleines Abenteuer gewesen in dem Ezra ben Abraham allerhand erlebt hatte, die gesuchte antike Avesta-Ausgabe hatte er am Ende jedoch nicht bekommen. So war er zwar am Ende ohne das Buch, dafür mit glänzenden Persischkenntnissen nachhause gefahren, denn es gab keinen besseren Lehrmeister als das Leben selbst.


    Athenodoros schwenkte nun um zur Tagespolitik im benachbarten Partherreich. "Das klingt interessant, was weißt du denn über deine Kontakte so an Neuigkeiten? Ich gedenke bald einmal einen alten Bekannten in Hatra wieder aufzusuchen, da sind einige aktuelle Informationen über die momentanen Verhältnisse bestimmt nicht schlecht." Der kleine Stadtstaat Hatra bildete eines der essenziellen Kernelemente des parthischen Großreichs. Parthisch und konservativ bis oben hin und gleichzeitig waren die Haträer trotzdem keine geborenen Parther, sondern eigentlich arabische Nomaden.

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  • RE: Der Besuch von Ezra ben Abraham


    Yarhai ein ungehobelter schimpfender Affe… Athenodoros drehte sich auf der Kline um und nickte, wobei seine Augen vor Vergnügen funkelten:


    "Die Stammesfehden gibt es durchaus , aber sie führen nicht dazu, dass sich Bene Attar und die Mattabol an die Kehle gehen.", gab er zu bedenken:

    " Palmyra ist, wenn man es ausdrückt wie die Römer, befriedet, alle hängen wir an die Vene aus Gold, die den Fernen Osten mit dem Imperium verknüpft. Ich danke dir sehr , wenn du dir später die Zeit nimmst, die Neue zu befragen, Hatra...hmmm.... Mithridates hat Phraates ziemlich schnell entmachtet, allerdings scheint er besonnen zu sein, denn außer ein paar wirklich engen Freunden seines Bruders und der Bruder selbst , versteht sich, musste niemand sterben. Dennoch wird ein neuer Wind wehen – warten wir die ersten Münzen ab."


    Ezra würde wohl verstehen, was Waballat damit sagen wollte; die Arsakiden, die sich in der Nachfolge des großen Alexanders sahen, prägten Münzen ganz ähnlich denen des Makedonenkönigs; diejenigen, die sich von der westlichen Welt distanzierten, prägten Münzen im streng stilisierten parthischen Stil. Mittels der Münzabbildungen aber verkündete ein Herrscher sein Regierungsprogramm; das tat der König der Könige genauso wie der Augustus:


    "Also nun, ich habe nur gehört, dass etwas während des Phönixaufstieges des neuen Shahanshah geschehen sein soll, und wenn ich irgendetwas sage, so heißt das, dass ich tatsächlich nichts Näheres weiß. Das ist seltsam, denn normalerweise sind Handelskarawanen wahre Tratschweiber und Fama, die Göttin des Gerüchtes – merkwürdige Angewohnheit der Römer so etwas wie ein Gerücht zu vergöttlichen übrigens, wenn du mich fragst - ist schnell von Ktesiphon nach Palmyra geflogen. Vielleicht können sie dir in Hatra mehr erzählen"


    Er klopfte Anippe, die beide Herren bediente und sie keinen Moment aus den Augen ließ, auf den Hintern, aber es war eher eine leutselige Geste als anzüglich:

    " Ich habe leider keine Töchter, vielleicht wäre eine sanfte süße Tochter ja das Licht meines Alters geworden. Hast du eigentlich Kinder, Ezra? Ich habe dich das nie gefragt….", sagte er versonnen und wechselte damit einen Moment lang von der Politik des großen Nachbarn ins Private.

  • RE: Der Besuch von Ezra ben Abraham


    So hieß der neue Herr von Parthien also. Mithridates, ein ziehmlich klassischer Name unter den parthischen und früher auch bei den pontischen Herrschern. Es musste wohl immer ein Mithridates aus dem Osten sein, der Rom das Leben schwer machte, dachte sich Ezra ben Abraham still im Scherze bei sich. "War es denn vor der römischen Besatzung etwa so schlimm, dass sich die Stämme tatsächlich so regelmäßig an die Gurgel gingen? Ich mag es kaum glauben, oder unterliege ich hier dem trügerischen Schein einer nicht vorhandenen Oasenromantik über diesen Ort? Jedenfalls werde ich auf meiner Reise einige Erkundigungen einziehen, wenn bis dahin nicht ohnehin schon anderweitig Neuigkeiten Palmyra erreicht haben und gewiss werde ich mein Wissen dann gerne mit dir teilen, alter Freund. Doch, hast du eigentlich Geschäftsfilialen, oder anderweitige berufliche Kontakte nach Parthien? Könnte man vielleicht über diese etwas erfahren?"


    Gewiss mussten Neuigkeiten auch so schon in Palmyra vorhanden sein, immerhin dauerte es ja nicht so lange von der parthischen Hauptstadt Ktesiphon hierher in die Oase. Gerade mal knapp zwanzig Tage, wenn man mit dem Kamel unterwegs war, oder auch nur neun, wenn man es besonders eilig hatte und auf einem Pferd diese Strecke zurücklegte. Jetzt war Ezra ben Abraham um so mehr gespannt auf seinen baldigen Ausflug in das Beduinenreich von Hatra.


    Hernach änderte Athenodoros plötzlich das Thema und erzählte davon, dass er nie eine Tochter gehabt hatte. Ezra ben Abraham hätte den Gedanken interessant gefunden wie er darauf gekommen war, war es wirklich nur der Anblick der lieblichen Sklavin gewesen? Oder spukte seinem Gastgeber immer noch auch dieses ominöse Mädchen im Kopf herum, das angeblich nichts als Persisch sprechen konnte?

    "Nein, auch ich habe keine Tochter, genauso wie ich auch keinen Sohn mein Eigen nennen kann. Mein Erbe wird daher mit mir sterben, so vermute ich."

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  • RE: Der Besuch von Ezra ben Abraham


    "Ich finanziere Karawanen, ich selbst unterhalte keine Handelsniederlassungen. Es sei denn, du besorgst mir das Geheimnis des Hatrenischen Feuers, mit diesem Handel verdiente ich vermutlich mehr Geld als der Augustus selbst. "Das war natürlich als Scherz gemeint, der letzte Ausländer, der solche Spionagetätigkeit versucht hatte, war auf eine der grausigsten Weisen hingerichtet worden, die sich die östliche Welt so ausdenken konnte: scaphismos.

    "Aber auch in Hatra leben Bene Attar, gerne schreibe ich dir einen Brief an Nasri ben Attar, einen Verwandten und empfehle dich ihm als Gastfreund"

    Er gab Anippe einen Wink:

    "Du geh zu Shanase und richte sie etwas her, sie soll vor uns erscheinen", sagte er, und die grazile Alexandrinerin verschwand mit einer tiefen Verneigung.

    "Sobald Einzelheiten bekannt sind über den Phoenixaufstieg pfeifen sie gewiss in spätestens zwei Tagen die Vögel auf dem Parthischen Markt von den Dächern. ", meinte er:

    "Man kann heutzutage kaum noch etwas geheimhalten. "

    "Vor der römischen Besatzung waren die Griechen und Makedonen hier, und wenn Palmyra etwas richtig gemacht hat im Gegensatz zu Alexandria, war es, sich diese Leute nicht ins gemachte Nest setzen zu lassen. Schau doch einmal Alexandria - die ursprünglichen Aegypter leben in Rhakotis, einem recht elendigen Viertel. Hier jedoch haben wir uns das Heft nie aus der Hand nehmen lassen, und in der Boule sitzen nicht etwa Griechen sondern Vertreter der Vier Stämme."

    Man merkte Athenodoros an, dass er auf die Schlauheit der Palmyrener recht stolz war. Zum anderen Thema jedoch privater Natur:

    "Vielleicht hat dich dein Gott sogar gesegnet, da du ohne Nachkommenschaft geblieben bist. Mein Sohn ist eine einzige Enttäuschung. Ich wollte, dass er mir nachfolgt - er hat des Nachts das Haus verlassen. Angeblich wollte er zurück nach Alexandria, doch es fehlt jede Spur. Und was will er dort? Er ist jung, er weiß und kann nichts. Und alles nur, weil ich eine Sklavin für mich wollte, die ich ursprünglich für ihn gekauft habe. Respektlos der Junge! Du wirst das Mädchen gleich kennen lernen, es ist die Perserin, von der ich berichtet habe."

  • RE: Der Besuch von Ezra ben Abraham


    "Ah, Hatrenisches Feuer! Gleich den Flammenzungen schrecklicher Drachen soll es sein, eine fürchterliche Waffe. Ich habe nur Gerüchte gehört, aber manche munkeln, dass die Haträer in grauer Vorzeit mehrere Lindwürmer hoch oben in den Bergen Armeniens gefangennehmen hatten können. Sie schlugen sie in Fesseln und schafften sie zurück nach Hatra. Seither sollen die Könige der Araber* diese Lindwürmer unter ihrem Palast gefangen halten und ihre giftigen Zähne melken und das so gewonnene Sekret in Tontöpfe füllen, wann immer sie Hatrenisches Feuer benötigen!" Ezra ben Abraham lächelte und nahm einen Schluck seines Getränks. "Natürlich werden die Haträer ihr Feuer vermutlich nicht auf diese Art herstellen, jedoch halte ich trotzdem für eine hübsche kleine Geschichte, findest du nicht auch? Ich fürchte auch ich werde dir das Rezept für dieses sagenhafte Feuer nicht besorgen können, jedoch nehme ich mit Freuden dein Angebot an bei deinem Verwandten unterzukommen. Was möchtest du dafür im Gegenzug? Sprich es frei heraus, alter Freund."


    Nachdem das geklärt war, befahl der Gastgeber, dass endlich das besagte Mädchen herbeigeschafft werden sollte und ließ sich auch noch einmal über die kürzlich erfolgte Krönung in Parthien aus. Dabei lobte er auch noch einmal Palmyras bislang so erfolgreich verteidigte Unabhängigkeit. Ezra ben Abrahams Gesicht verdüsterte sich. "Mögen wir nur hoffen, dass es auch in Zukunft so erfolgreich seine Freiheit auf friedlichem Wege verteidigen kann. Andernfalls fürchte ich, dass es dem Juwel der Wüste schnell wie einst Jerusalem vor 60 Jahren ergehen könnte." Auch Jerusalem war lange Zeit relativ eigenständig gewesen, bis die Römer der Stadt letztendlich doch das Genick gebrochen hatten. "Aber ich fühle mit den Ägyptern der Rhakotis. Das Delta war nicht viel besser als das Ägypterviertel und selbst hier in Palmyra sind die Lebensumstände relativ vergleichbar, wobei ich jedoch sagen muss, dass mir das Palmyrener Deltaviertel besser gefällt, als das in Alexandria, da hier mehr Palmenhaine und ein kleiner Wasserlauf die Siedlung durchziehen und man schnell den Eindruck erhält in einem lockeren Wäldchen zu leben. Ein schöner Gedanke."


    Achja, Alexandros. Ein braver und sehr neugieriger Junge. Ezra ben Abraham konnte sich noch gut an seine Kindheit in Alexandria erinnern, als er zusammen mit seinem Sklaven immer zu ihm in den Laden Bücher kaufen gekommen war. Er hatte ihn immer gern bei sich gehabt und ihm immer wieder neue Geschichten, Mythen und Legenden erzählt. Es stimmte Ezra ben Abraham daher traurig, als er hören musste, dass der Junge weggelaufen war. "Ich verstehe deinen Kummer, doch bist du dir ganz sicher, dass er nach Alexandria wollte? Diese Stadt ist immerhin sehr weit weg und was will er dort allein und mittellos, wo doch jetzt seine ganze Familie wieder hier in Palmyra weilt?"


    Sim-Off:

    * = Seit 128 n. Chr. trugen die Könige von Hatra den Titel "König der Araber".

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  • RE: Der Besuch von Ezra ben Abraham


    Nachdem Anippe Waballats neuesten Erwerb gründlich gebürstet und gewaschen hatte, wurde Shahnaz (die einen sehr griesgrämigen Gesichtsausdruck präsentierte) auch schon zur passenden Zeit ins Andron hineingeschubst. Genervt blickte sie sich um. Was sollte das alles jetzt schon wieder? Zuerst behandelte man sie mies, dann wieder wie einen richtigen Gast, dann sperrte man sie schon wieder tagelang weg, nur um sie erneut herauszuputzen und in ein so feines Zimmer wie dieses hier zu stecken. War sie also jetzt Gast oder Gefangene? Dieser grunzende Barbar von Bel Kyrios sollte sich doch endlich einmal entscheiden! Shahnaz wurde gewahr, dass Bel Kyrios nicht alleine war heute. Da saß noch jemand fremdes bei ihm. Sie verdrehte die Augen. "Also, was ist jetzt schon wieder? Kann ich jetzt nachhause?"

  • RE: Der Besuch von Ezra ben Abraham


    Athenodoros lachte dröhnend, machte aber ein nachdenkliches Gesicht: "Mein Preis für meine Empfehlung - bring mir weitere solche Geschichten wie diese dolle Erzählung über die Lindwürmer. Meine Erfahrung ist, dass hinter solchen Geschichten oft eine Wahrheit verborgen ist. Und wenn es keine Drachen sind, so liegt der Ursprung des Zauberfeuers von Hatra vielleicht doch in den Bergen Armeniens, und dort sollte man suchen. Desweiteren interessiert es mich, was während der parthischen Krönung geschehen ist. Wie gesagt, wenn du Augen und Ohren offen hälst, wäre das das Einzige, um was ich dich bitte. "


    Athenodoros wusste natürlich, wen er auf solche Geschichten ansetzte: Ezra war weise und durchaus in der Lage, Märchen und Wahrheit auseinanderzuhalten.


    Das nächste Thema ließ den Synhodiarchos noch ernster werden, denn es ging um das Schicksal all derjenigen, die zwischen Roma und Parthien aufgerieben wurden:

    "Jerusalem war die Heimat deiner Vorväter, nicht wahr?Trauriges Schicksal einer großen Stadt. Uns anderen zur Warnung. ", er schüttelte den Kopf:

    " Judäa selbst kann ich nicht beurteilen, aber mein Haus befand sich ja auch in Delta, eine annehmbarer oikos übrigens, und ich habe oft gebetet: O große Allat, sorge dafür, dass die Griechen sich nicht mehr für die Klügsten und die Juden sich nicht mehr für die Reinsten halten, dann kämen vermutlich beide Völker einmal zur Ruhe"

    Aufstände und Freiheitsbestrebungen schränkten den Warenverkehr ungebührlich und unnötig ein, zumindest war das seine Überzeugung.*


    "Alexandros hat Anippe gesagt, dass er zurück nach Alexandria möchte, ja.", sprach er: "Vielleicht hat er ihr gegenüber gelogen."Nun erschien eine Zornesfalte auf seiner Stirn:"Wenn jedoch Anippe mich belogen haben soll, dann gnaden ihr die Götter, denn dann werde ich sie gebührend bestrafen!"


    Sein Zornausbruch wurde vom Erscheinen von Shahnaz unterbrochen, die zwar etwas bleich, aber sehr lieblich aussah, was war sie doch für ein erlesenes Geschöpf.

    "Aaaaaa.... Anippe bringt meine persische Blume, ist sie nicht eine Schönheit?", sprach er mit breitem Lächeln:

    "Ich bin gespannt, was sie dir erzählen wird, Ezra ben Abraham."


    Anippe deutete mit dem Kopf auf den Juden und flüsterte Shahnaz zu: "Dies ist der Gast, von dem ich dir berichtet habe: Er kann Persisch." und schubste die neue Sklavin etwas nach vorne, damit beide Herren sie sehen und sprechen konnten.




    Sim-Off:

    * Es dauert noch 130 Jahre, bis sich Palmyra gegen das römische Reich erhebt.

  • RE: Der Besuch von Ezra ben Abraham


    Ezra ben Abraham unterhielt sich so lange mit Athenodoros, bis das mysteriöse Mädchen hereingeführt wurde. Ezra blickte auf. Vor ihm stand ein wunderschönes junges Ding von gut und gerne 18-19 Jahren mit einer schlanken Figur und lang wallendem schwarzen Haar. Alleine dieses Anblicks wegen hätte er Yarhai ben Mattabol schon die Geschichte mit der Perserprinzessin abgekauft, doch es gab noch mehr Indizien. Er stand auf, um das Mädchen besser begutachten zu können. Nachdem er sich somit einen genügenden ersten Eindruck verschafft hatte, sprach er sie auf Persisch an: "Ērkaš, ich bin Ezra ben Abraham, wie ist dein Name?"

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  • RE: Der Besuch von Ezra ben Abraham


    Es war natürlich eine rhetorische Frage gewesen, denn wie sollte ihr auch jemand dieser Tonköpfe antworten können, wenn niemand von ihnen sie verstand? Doch zum Ausdruck des eigenen frustrierten Emotionalzustands war es alle Mal gut gewesen. Als der Fremde (sofern sie hier im Haus überhaupt schon jemand als "fremd" identifizieren konnte) dann aufstand und sie wie ein Stück Fleisch auf dem Markt begutachtete, ob es denn noch frisch und kaufenswert war, quittierte ihm Shahnaz das, indem sie ihn böse anblickte. Sie würde sich von diesen Barbaren nicht unterkriegen lassen!


    Doch dann ereignete sich etwas, mit dem sie schon gar nicht mehr gerechnet hatte. Es erklang die ihr vertraute persische Muttersprache wieder in ihren Ohren! Es war wie Milch und Honig zur selben Mahlzeit, einfach das schönste Geräusch, das sie in diesem Moment nur wahrnehmen konnte. Shahnaz schnappte nach Luft und blickte mit unverdeckter Überraschung den Fremden an, der sich ihr jetzt als Ezra ben Abraham vorgestellt hatte. "Du verstehst mich?", fragte sie ihn fast schon mit Bestürzung, doch dann seufzte sie über die Maßen erleichtert auf, hob ihre beiden gefalteten Hände in einer Geste der Erleichterung zuerst an ihren Mund und anschließend gen Himmel. Endlich konnte sie sich jemandem mitteilen. "Ich bin Shahnaz, Tochter von Schah Darayan von Persis. Ich werde hier schon so lange gegen meinen Willen gefangen gehalten, bist du von meinem Vater geschickt worden, um mich zu holen? Ich habe all das hier satt, ich möchte nachhause! Ach, egal ob er dich geschickt hat oder nicht, bring mich zurück nach Parsastaxra und du sollst reich belohnt werden!" Die Prinzessin unterstrich ihre Forderung mit einer forschen Handbewegung in einem befehlendem Ton, damit er auch ja verstand, dass sie ihn nicht bloß gebeten, sondern es ihm geboten hatte!

  • RE: Der Besuch von Ezra ben Abraham


    Sofern ihm seine ersten äußerlichen Indizien nicht schon eine Bestätigung geliefert hatten, so hatten dies jetzt ihr arroganter Blick und ihre Worte getan. Ezra ben Abraham brummte und strich sich über den Bart. Dann sprach er eine kurze Feststellung und zwar auf Griechisch, damit auch Athenodoros sie verstand: "Also ist es wirklich wahr, wir haben hier die Tochter des Königs der Persis vor uns"


    Dann wechselte der Jude wieder ins Persische und wandte sich wieder an Shahnaz: "Seid mir gegrüßt, Prinzessin Shanaz", Ezra ben Abraham deutete mit Kopf und Nacken eine leichte Verbeugung an. Natürlich war es höchst unüblich sich vor den Sklaven anderer Leute zu verneigen, jedoch hatte er dies absichtlich so gemacht in der Hoffnung Shahnaz mit dieser, ihr bekannten Geste etwas gesprächiger zu stimmen. "Ich verstehe Euer Begehr zurück nach Persis zu wollen, jedoch bin ich leider nicht gekommen, um Euch zurück in die Heimat zu holen. Und ich fürchte das könnt Ihr auch gar nicht. Ihr weilt nämlich als Sklavin in diesem Haus. Als Sklavin des Athenodoros." Bei den letzten Worten deutete er auf Waballat ben Attar, damit sie auch ja verstand wer ihr neuer Herr war, wenn sie das nicht ohnehin schon gewusst hatte. Jedoch hatte Ezra ben Abraham extra Waballats griechischen Namen genannt, da dieser kürzer und vermutlich leichter zu merken war.

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  • RE: Der Besuch von Ezra ben Abraham


    Die kleinen Gesten, die Ezra ben Abraham ihr entgegenbrachte, hatten Shahnaz im ersten Moment sogar wirklich gefallen. Früher hätte sie sich bestimmt darüber mokiert, dass die Verbeugung keine echte gewesen und dass ihr seine Stimme nicht unterwürfig genug klang (auch wenn er sie mit jener Höflichkeitsform ansprach, die eben nur Königen und deren Familien zustand), jedoch hatte sie schon so lange auf beides verzichten müssen, dass sie auch mit diesen beiden mehr als lausig ausgeführten Gesten zufrieden war. Hauptsache wieder jemand, dem sie sich mitteilen konnte.


    Doch Shahnazs Freude währte nicht lange angesichts der nächsten Worte des Mannes. Nicht nur, dass er ihre Forderung ausschlug sie zurück nach Persis zu bringen, nein er offenbarte auch noch etwas anderes. Sie, Prinzessin Shahnaz, sollte angeblich jetzt in diesem stinkigen kleinen Haus hier wohnen und zwar als... Sklavin.

    Diese Worte trafen sie wie ein Donnerschlag. Ein zentnerschweres Gewicht, das ihr plötzlich um die Brust gebunden worden war und sie zu Boden zu ziehen drohte. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie Ezra ben Abraham an.


    "Nein", war ihre erste akustische Reaktion auf diese Enthüllung, "Nein, NEIN!"

    Shahnaz setzte sich in Bewegung und versetzte dem Mann einen Schlag mit der Faust gegen die Brust. "Wie kannst du es wagen mich derart zu beleidigen! Ich bin eine Prinzessin!" Wieder und wieder hämmerte sie gegen seine Brust. "Ich bin keine Sklavin! Man wird dich auspeitschen dafür! Ich bin Prinzessin! Ich bin keine Sklavin!", doch das war nur die erste Trotzreaktion auf diese Neuigkeit hin, denn tief, sehr tief in ihrem Wesen begann bereits die Erkenntnis zu wachsen, dass sie durchaus versklavt worden war. Dies würde dazu passen, dass sie aus ihrer Heimat verschleppt und auf diesen Markt gebracht worden war. Dass fremde Männer sie wie eine Ware begutachtet und sogar ihre intimste Stelle (wenn auch nur mit Blicken) entweiht hatten, gefolgt vom Auftauchen dieses Bel Kyrios (oder jetzt Athenodoros, wie ihn der eine Mann eben genannt hatte), der mit dem Mann vom Markt gefeilscht und sie anschließend hierher in dieses Haus gebracht hatte. Die Fakten waren eindeutig.


    "Ich bin keine Sklavin! Dafür wirst du sterben! Ich bin keine Sklavin! Ich bin es nicht!" Doch je stärker sich diese neue Erkenntnis in ihr Geltung verschaffte, desto schwächer wurden ihre Schläge gegen Ezra ben Abrahams Brust und brüchiger ihre Stimme, "Ich bin keine Sklavin, ich bin Prinzessin...", bis schließlich Tränen begannen über ihr Antlitz zu laufen ("Ich bin keine Sklavin..."), bis sie vollends weinend auf der Brust Ezra ben Abrahams zusammensank.

  • RE: Der Besuch von Ezra ben Abraham


    Ezra ben Abraham zeigte keinerlei Reaktion darauf, als Shahnaz sie das erste Mal schlug. Er hatte schon halb damit gerechnet, dass etwas ähnliches passieren würde, aber natürlich musste es ein Schock sein, wenn man erfuhr, dass man nicht länger Prinzessin eines Landes, sondern eine gewöhnliche Sklavin geworden war. So blieb er nur ruhig stehen und ließ Shahnaz ihr Schicksal von selbst erkennen. Weitere Worte wären jetzt ohnehin sinnlos gewesen.


    Schon bald merkte er, dass ihre Schläge zusehends schwächer wurden, bis sie ganz aufhörten und das Mädchen nur noch ein Häufchen Elend war. Er streichelte ihr den Kopf, dann drehte er sich zu Athenodoros um und sprach zu diesem wieder auf Griechisch: "Ich denke, Prinzessin Shahnaz kennt nun ihre Rolle in diesem Haus."

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  • RE: Der Besuch von Ezra ben Abraham


    Alles war ananke oder fatum wie man in Latein sagte, oder hierzulande qisma, das von den Göttern zugeteilte Los, dem man sich nicht entziehen konnte - und schon gar nicht, wenn man den Schutz der phyle, des Stamms oder der Sippe verließ. Selbst sein Sohn Alexandros konnte durch seine unüberlegte Flucht aus dem Vaterhaus Piraten in die Hände fallen und in Sklaverei geraten. (Athenodoros hoffte allerdings, dass er dann so klug wäre, Lösegeld anzubieten.)


    Waballat ben Attar Athenodoros jedoch war kein Pirat und hatte kein Lösegeld nötig. Der Gedanke, eine echte persische Prinzessin zu Diensten zu haben, die ihm Yarhai für doch relativ wenig Geld überlassen hatte, erheiterte ihn ungemein. Die Götter hatten Shahnaz in sein Haus geführt und damit musste sie leben lernen.


    Das Geschrei und Toben der jungen Frau rührte ihn nicht, ärgerlich schnalzte er mit der Zunge; das Weinen störte ihn beim Nachdenken.

    "Ist schon gut, krieg dich ein Shahnaz", sagte er: "Bitte Ezra, frag sie, weshalb sie in Gefangenschaft geriet? Ich hätte vermutet, dass der Shah von Persis seine Töchter besser behütet."

  • RE: Der Besuch von Ezra ben Abraham


    Bestimmt gab es so einige Dinge, die Athenodoros über die junge Frau wissen wollte, jetzt wo er eine Möglichkeit hatte sich mit ihr zu verständigen, dass er als erstes die Umstände ihrer Versklavung wissen wollte war da nur allzu natürlich. Also nickte er und wandte sich dann wieder an Shahnaz: "Kind, höre auf zu weinen, es bringt doch nichts. Erzähle uns lieber wie du hierher gekommen bist, ja? Wer hat dich nach Palmyra gebracht?"

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